"Über Liebe, BRAVO, Sex und Küsschen"

 

Sexualethik in Jungschargruppen

„Das Thema ist in der Jungschar doch noch gar nicht aktuell. Das kommt erst später!", so höre ich manche von euch sagen. Doch meine Erfahrungen auf Kinder- und Jungscharfreizeiten sehen anders aus:

Deswegen bin ich je länger je mehr der Meinung: Wir müssen das Thema aufgreifen, und zwar schon relativ früh! Bloß wie? Hier einige Impulse:

Grundsätzliches: Wie denke und rede ich als Mitarbeiterin über das Thema? Wie lebe ich in diesem Bereich? Mein Vorbild wirkt - mehr als ich denke!


2. Mose 20, Vers 14: „Du sollst nicht ehebrechen“ und
2.Samuel 11+12: David bricht die Ehe

Hier wird deutlich:

v Gott schützt die Ehe. Er weiß, dass Menschen Geborgenheit brauchen, auch für ihre Sexualität.
> Neuste Umfragen zeigen: Ehe ist bei Jugendlichen wieder im Trend, Viele äußern
Sehnsucht nach lebenslanger Beziehung.

v Ehebruch hat Folgen,

v Gott schützt die Ehe auch um der Kinder willen, weil er weiß, wie gerade Kinder unter einer Trennung ihrer Eltern leiden (häufigste Angst von Kindern).

Exkurs: Wie geht man an dieser Stelle mit „Scheidungskindern“ um?

> Eltern nicht schlechtmachen!
> Deutlich machen: Zusammenhalten in der Ehe ist manchmal ganz schön schwer. Es gibt Streit und Ärger~ Manchmal würde man am liebsten davonlaufen. Alleine schafft man‘s fast nicht Gott bietet Hilfe an, auch dann noch, wenn Menschen versagt haben.

> Es ist nicht die Schuld der Kinder, wenn Eltern sich trennen! (Viele Kinder leiden hier unter Schuldgefühlen.)

> Impuls: Man kann heute schon für später üben! (s. u.)

v Bei dieser Geschichte kann auch das Thema Abtreibung angesprochen werden. Wäre dies für David und Batseba eine Lösung gewesen??

v Dass Gott vergibt und einen Neuanfang ermöglicht, wird auch in folgenden Geschichten deutlich: Joh.4: Jesus und die Samariterin (die schon 4 Männer hatte) und Joh. 81 -11: Jesus und die Ehebrecherin

1. Mose 39: Josef und Potifars Frau

Hier wird deutlich:

v Wer keine Regeln hat, an die er sich hält, kippt in der
entsprechenden Situation leicht um.
Deshalb: Ich muss vorher wissen, was ich will und
was nicht.

v Manchmal handelt man sich Probleme ein, wenn man nicht tut, was andere „normal‘ finden.
Man kann Gott bitten, einem den richtigen Partner zu zeigen

v Vielleicht hätte Josef kurzzeitig „Liebe“ (bzw. Sex) erlebt, aber immer heimlich, und die Probleme mit Potifar wären auch vorprogrammiert gewesen.

1. Mose 24: Isaak und Rebekka

Hier wird deutlich:

Man kann Gott bitten, einem den richtigen Partner zu zeigen.

Für Abraham war klar: Es kann nur jemand sein, der auch an Gott glaubt.

Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind gute Grundlagen einer Partnerschaft. (Impuls: Dies kann man schon vor einer Freundschaft bei sich und anderen prüfen!)

Dass Rebekka auch noch hübsch war, ist zusätzliches Geschenk.

Die Ehe von Isaak und Rebekka begann (wie zu der Zeit üblich) damit, dass der Mann seine Frau offiziell (nicht heimlich) ins Zelt seiner Mutter führte. Ab da gehörten sie verbindlich zusammen.


Exkurs: Ehe / Zusammenleben ohne Trauschein

In unserer Kultur beginnt die Ehe offiziell mit dem Standesamt. Viele ziehen heute aber vorher schon zusammen oder haben längst miteinander geschlafen, meist mit der Begründung des Testens, ob man zusammenpasst. Dagegen spricht jedoch:

 

 

 

 

Eine Hochzeit nachfeiern mit Essen, Spielen und einem Ehepaar, möglichst in Hochzeitskleidung. Die beiden erzählen (oder werden interviewt) wie sie sich kennengelernt haben, wie sie ihre Freundschaft oder Verlobungszeit erlebten, wie sie mit Spannungen

machen würden, was sie an der Ehe schön und schwierig finden usw. Da es hier natürlich ganz stark um Wertevermittlung geht, muss man gut überlegen, wer sich für diese Aufgabe eignet!

Fragebogen zum Ankreuzen

Im Anschluss an eine entsprechende biblische Geschichte könnte ein Fragebogen ausgegeben werden zum Thema 'Wie ich mir meine Frau 1 meinen Mann vorstelle'. Jeder soll 5 Punkte ankreuzen, bzw. der Wichtigkeit nach nummerieren:

O

humorvoll

O

hilfsbereit

O

mollig

O

schlank

O

fleißig

O

treu

O

gescheit

O

sexy

O

gut aussehend

O

soll an Gott glauben

O

soll schon mehrere FreundeInnen gehabt haben

O

reich

O

ehrlich

O

höflich

 

 

 

 



Anschließend (oder nächstes Mal) kann dann darüber gesprochen werden.

Persönliche Erfahrung auf einer Freizeit mit Acht- bis Elfjährigen: Fast alle hatten „treu" angekreuzt, einige Jungs 'sexy», niemand 'soll schon mehrere Freunde / Freundinnen gehabt haben».

Im Gespräch fragte ich, warum niemand den Punkt mit den Freund/innen angekreuzt hätte, Antwort- «Ha, do muss mer jo immer Angscht han, sie hot glei wieder en andere!»

An der Stelle konnte nahtlos ein Gespräch über die Zeitschrift BRAVO angefügt werden.

Gespräch über BRAVO u.ä. Zeitschriften:

Zur Info: Jedes BRAVO-Heft enthält die Rubrik “So war's bei mir beim ersten Mal“ . Dort schreiben 15-, 14-, 13-jährige über ihren 1. Liebesakt!
Übrigens: Laut SPIEGEL-Umfrage haben nur 43% der unter 15-jährigen noch mit niemand geschlafen, während es im christlichen Bereich (laut Umfrage der Zeitschrift 'komm") rund 90% sind.

Ich möchte Kindern deutlich machen:

Liebe ist viel mehr als Sex. Gott gönnt uns mehr als die BRAVO. Er hat doch die Liebe erfunden. Deshalb will er uns nicht nur ein bisschen Sex geben, sondern das Geschenk echter Liebe. Was man jedoch ständig liest, das beeinflusst einen. Deshalb: Willst du dir wirklich von solchen Zeitschriften einreden lassen, du wärst nicht normal, wenn du noch keinen Freund 1 keine Freundin hast, bzw, noch mit niemandem geschlafen hast?

Die Bilder (v.a. der Mädchen) in BRAVO u.ä. Zeitschriften suggerieren ein bestimmtes Frauenbild, dem in Wirklichkeit die meisten nicht entsprechen. Das gibt manchmal dicke Probleme.

Bilder von (halb)nackten Mädchen heizen Wünsche an. Dem muss man nicht Vorschub leisten.

Hierzu passt ein Zitat, erstaunlicherweise aus der Zeitschrift 'Stern»: 'Das wichtigste Sexualorgan sitzt zwischen den Ohren!' Das heißt: Keiner ist seinem Sexualtrieb hilflos ausgeliefert und muss ihn ausleben. Menschen unterscheiden sich von Tieren! Deshalb: Gehirn einschalten. Bestimmte Situationen, Bilder, Filme ... meiden.

Jeder wünscht sich Treue vom Partner, aber durch BRAVO wird genau das Gegenteil gefördert, u.a. weil sehr frühe Freundschaften eben meist viel Wechsel beinhalten.

Deshalb müsste man eher fragen:

Wie kann man Treue einüben? Kann man sich schon als Jungscharler auf Partnerschaft und spätere Ehe vorbereiten?

- In gleichgeschlechtlichen Freundschaften Zusammenhalt + Versöhnung lernen. Nicht gleich sagen: Du bist nicht mehr meine Freundin!

- 'Normalen" Umgang mit dem anderen Geschlecht einüben; nicht alles 'versexen',

- Sich Zeit lassen mit der Sexualität d. h. mit Freundschaft inklusive Zärdichkeit. Sie ist wie eine schöne Knospe. Wer sie zu früh aufbricht, zerstört sie.

- Sich Zeit lassen, um erst selber Persönlichkeit zu werden, sonst läuft man Gefahr, zu stark vom Anderen geprägt zu werden.

- Sich genügend Zeit zum Kennenlernen gönnen, z.B. in einer Gruppe, mit anderen zusammen


Bilder für Liebe + Partnerschaft

"Die Beziehungstreppe"

'Befreundet sein und heiraten sind wie eine Treppe zu einem ganz besonderen Zimmer, das am Ende liegt. Dieses Zimmer ist eine Kostbarkeit, die ein Mann und eine Frau in der Ehe miteinander teilen. Die Stufen zu dem Zimmer sind die Schritte, die ein Mensch auf dem Weg zur Ehe geht.» Diese Schritte könnten z.B. so aussehen (grafisch darstellen):
1) Etwas mit andern zusammen unternehmen; sich unverbindlich kennenlernen
2) vielleicht ein Blick oder ein Lächeln
3) eine Unterhaltung

4) das Mitteilen von Gedanken und Gefühlen
5) eine Berührung
6) Händehalten

7) eine Umarmung
8) ein Kuss ...

 

„Die höheren Stufen wie intensives Küssen und Liebkosen dienen dazu, einander zu erregen und auf die körperliche Liebe vorzubereiten.'

 

Die letzte Stufe, das miteinander Schlafen, hat Gott für die Ehe reserviert. Wenn man die Treppe zu schnell hochstürmt, ist es sehr schwierig, vor der letzten Stufe zu warten.

 

Weiter unten geht das viel leichter. Es ist auch viel leichter, die Stufen zu erklimmen als Weder hinunterzusteigen. Das schafft man fast nicht.

 

Deshalb: Jede Stufe genießen! Sex nicht zu schnell ausweiten, sonst überdeckt er leicht alles andere. Versuchen, mehr miteinander zu reden, gemeinsame Hobbies entdecken, Glauben leben usw. Zärtlichkeit kann man übrigens auch anders als durch Streicheln ausdrücken: z.B. durch einen Brief, den man schreibt, einen selbstgebastelten Adventskalender, indem man rausfindet, was den anderen besonders freut usw.

 

Solche Dinge machen eine Beziehung romantisch und lassen sie auf unterschiedlichen Ebenen wachsen.


"Der Waldsee"

Stell dir vor, es gibt irgendwo einen wunderschönen See, geheimnisvoll und versteckt im
Wald, mit seltenen Blumen, Schmetterlingen und Tieren, blaugrün-schimmernden Wasser

und herrlicher Wiese. Der Weg dorthin ist allerdings nicht ganz einfach, manchen dauert er zu lange, die bleiben dann unterwegs irgendwo hängen und geben sich mit irgendeinem

Tümpel zufrieden. Aber wer am See ankommt, der weiß: alle Mühe hat sich gelohnt!

Aber jetzt stell dir vor: Eines Tages ist dort alles schmutzig und verdreckt, viele Leute müssen dort gewesen sein, sie haben Abfall liegen gelassen, den Grund aufgewühlt; das Wasser ist nicht mehr klar und sauber, sondern dreckig und schlammig, Was würdest du dazu sagen? Findest du nicht auch: Den See muss man sauber halten; man muss aufpassen,

dass nicht jeder dort seinen Dreck hineinwirft und damit das Stückchen Paradies vollends kaputt macht!? Der See soll sauber bleiben, damit man sich so richtig an ihm freuen kann!


(Nach einer Idee von Martin Kuhn)

Impuls:

Dieser See ist ein Bild für etwas vom Schönsten, das Gott den Menschen anvertraut hat: die Sexualität, die zur Liebe gehört. Hüte sie, beschmutze sie nicht und gestatte das auch anderen nicht!


Wie kann man darauf aufpassen?:

* sich vornehmen, keine dreckigen Witze zu erzählen oder darüber zu lachen.
* Wenn man drüber redet, soll man ruhig spüren, dass Liebe etwas ganz Tolles und Besonderes ist. Deshalb: überlegen, welche Worte man dafür gebraucht.
* Sich bewusst machen: So, wie man drüber redet, zeigt man den andern (auch einer eventuellen Freundin), wie man über Liebe denkt.
> Willst du mal so ein Mädchen, das einen Kerl toll findet, der lauter dreckige Sprüche macht?

Sexuellen Missbrauch ansprechen

Missbrauch passiert öfter als wir denken. Problem: Man redet meist nicht drüber, weil man sich schämt.


Wir sollten Kindern deutlich sagen:

Manchmal verlangen Erwachsene von Kindern Dinge, die sie nicht verlangen dürfen und die Kinder gar nicht wollen - z.B. spezielle Küsse, Streicheln an bestimmten Körperzonen, Kuscheln und Schmusen, das gar nicht mehr schön ist. Wichtig: Ihr bestimmt über euren Körper! Ihr dürft laut und deutlich sagen: 'Nein! Lass das! Ich will das nicht!' (Gilt übrigens auch für Pfand- u.ä. Spiele, bei denen man sich von jemand abknutschen lassen muss.)
Wenn ein Missbrauch schon im Gange ist, könnte dieser Punkt bei Kindern allerdings Schuldgefühle, die meist sowieso da sind, verstärken. Deshalb sollte deutlich werden: Erwachsene haben die Verantwortung für das was hier geschieht, nicht Kinder!

Manchmal sagt der Erwachsene: „Du darfst es niemand erzählen. Das ist unser Geheimnis!“ Es gibt aber gute und schlechte Geheimnisse. Gute Geheimnisse, über die man sich freut, muss man geheim halten. Aber schlechte Geheimnisse darf man jemandem anvertrauen!

Oft hilft Kindern schon das Gefühl, dass es hier jemanden gibt, der offensichtlich Bescheid weiß.

Wenn ihr den konkreten Verdacht auf sexuellen Missbrauch habt, reagiert nicht vorschnell, Es gibt örtliche Beratungsstellen, bei denen ihr Hilfe erbitten könnt. Oder ihr wendet euch an: Weißes Kreuz e.V., Weißes-Kreuz-Straße 1-4, 34292 Ahnatal/Kassel.

Zum Schluss noch mal eine persönliche Erfahrung:

Vor einiger Zeit sprach mich eine 20-jährige Mitarbeiterin an: "Kannst du dich noch an die Freizeit vor 8 Jahren erinnern, auf der ich als Teilnehmerin dabei war?» Ich konnte. Damals ging es auch um BRAVO u. ä. Ich war hinterher ziemlich frustriert gewesen, weit ich das Gefühl hafte, das ganze Gespräch hätte nichts gebracht. Nun erklärte sie: 'Das, was du uns damals gesagt hast, war die einzige Sexualerziehung, die ich jemals genoss, als andere (in der Schule und zu Hause) war nur rein funktionale Aufklärung. ' Dann zitierte sie wörtlich Sätze, die ich damals gesagt hätte und erklärte mir, wie die bis heute ihre Einstellung zum Thema prägten! Dabei kommt sie aus einem total nicht-christlichen Elternhaus...

Deshalb: Ich wünsche euch den Mut, dieses Thema anzupacken und dabei klare Aussagen zu machen! Gott will uns nicht die Freude am Sex verderben, sondern uns das Beste gönnen!

Marianne Gruhler, Leonberg