Offenbarung Einleitung
Bibelarbeit
Rolf Häberle
Hinführung:
Die Offenbarung des Johannes
ist ein schon in der frühen Christenheit ein umstrittenes Buch. Zwingli meinte,
dass dieses Buch nicht in die Bibel gehört und nichts vom Heiligen Geist zu
spüren ist. Auch Luther ging es so. Für ihn war es ein unverständliches Buch
und da man dadurch nichts damit anfangen kann, gehört es eigentlich nicht in
die Bibel. Deshalb stellte er es im NT an den Schluss. Ein anderer verzweifelter
Ausleger kommt zu dem Schluss, dass nur Verrückte von diesem Buch angezogen
werden oder spätestens beim Versuch des Auslegens verrückt werden.
Sind wir nun Verrückte oder
werden wir demnächst verrückt sein? Die Offenbarung hat schon vielen in ihrem
Glauben weitergeholfen und darauf wollen auch wir vertrauen.
Bitte noch nicht mit
dem Studium der Offenbarung anfangen!
Manche Erfahrung kann man nur
einmal machen. Lassen Sie sich die Chance nicht entgehen.
Wenn Sie noch nie intensiv
mit der Offenbarung gearbeitet haben, empfehlen viele Ausleger (und es ist auch
meine Erfahrung): Nehmen Sie sich die Zeit und lesen Sie die Offenbarung am
Stück durch. Es dauert ca 2 bis 3 Std. Die
Offenbarung wurde als Brief geschrieben und auch so in den Gemeinden verlesen. Und
nur so entfaltet sich ihr Inhalt. Auf mehrere Tage verteilt passiert das nicht.
Wer verteilt liest, hat sich die Chance vertan. Später am Stück lesen, bewirkt
nicht mehr die Erfahrung.
Was ist beim Auslegen
der Offenbarung zu beachten
Haben Sie die Offenbarung
inzwischen am Stück gelesen? Wenn nicht, lesen Sie bitte nicht weiter, sondern
holen Sie die Empfehlung nach.
Wurden Sie auch in die
Situation der damaligen Gemeinden mit hineingenommen?
Die Visionen die dann kamen, sagten Entsetzliches voraus, aber immer war klar,
einer ist Regiment. Und dann das herrliche Ende, mit Jesus als Sieger, vereint
mit den Seinen, ohne Leid, einfach Freude über Freude!
Diese Linie muss über jeder
Auslegung und über jedem behandelten Text und Kapitel liegen. Wenn dieser
Zusammenhang nicht klar zum Ausdruck kommt, selbst in den schlimmsten Kapiteln,
geht unsere Auslegung am Sinn der Offenbarung vorbei und kann dann nur noch als
Irrlehre bezeichnet werden. Und wie sagt die Offenbarung: Wehe dem! Wer aber
recht auslegt, der darf Glauben stärken und sich freuen.
Dass immer dieser Gesamtzusammenhang
zu beachten ist, möchte ich an einem Beispiel aufzeigen. Schon jeder hat einmal
eine Bildbeschreibung anfertigen müssen. Sind Sie da hergegangen und haben
Detail um Detail beschrieben. Nein! Zuerst musste der Gesamteindruck
wiedergegeben werden. Detailbetrachtungen können dann Nuancen aufleuchten
lassen; aber eben immer im Gesamtbild. Und die Offenbarung ist ein Gemälde.
Hierzu noch ein didaktischer
Hinweis. Um das zu demonstrieren, kann man ein Bild nehmen. Dieses Bild deckt
man mit einem Karton ab, der ein Loch hat. Durch dieses Loch sieht man nur
Details des Ganzen. So gehen wir vor, wenn wir einzelne Kapitel der Offenbarung
behandeln.
Und damit können Sie nun in üblicher Weise die
Offenbarung erforschen, wie andere Bibelbücher auch. Das, was ich nun anschließend zusammengestellt habe,
ist eher für Leute, die sich auch um Dinge drumrum interessieren.
Zum Verständnis der Offenbarung ist es maximal hilfreich.
Bleiben Sie dabei aber immer
demütig. Die Offenbarung wurde unter Tränen für Leute geschrieben, die Tränen
in den Augen hatten. Ihnen schloss sich die Offenbarung auf. Ohne diesen
Schlüssel wird unsere Auslegung wirklich nur Stückwerk sein.
Apokalyptische
Literatur
Allgemein
Im Judentum (und auch in
anderen Religionen) gab es viel Apokalyptische Literatur. Besonders in
Unterdrückungszeiten blühte diese Literatur. Zur Zeit
Jesu waren die Juden in einer erbärmlichen Situation und so blühte die
Apokalyptische Literatur.
Im Prinzip war sie
folgendermaßen aufgebaut:
Diese Welt hört nicht auf
Gott
Mit dieser Welt wird es immer
schlimmer.
Alle Versuche der Menschen
und alle Warnungen Gottes nützen nichts
Gott hält ein schauriges
Gericht über die Menschheit/Erde.
Gott vernichtet alles Böse
Gott schafft eine neue Welt,
ein neues Jerusalem und setzt Israel zu dem ein, zu was es schon immer bestimmt
war. Israel wird über die ganze Welt regieren.
Die Apokalypse des Johannes
Die Christen hatten das AT
und einige Aussagen Jesu zur Endzeit. Vieles passte mit der jüdischen
Apokalypse überein. Stimmte sie gar komplett?
Jesus rückte viele alttestamentlichen Stellen in ein neues Licht. Und so
kam durch die Offenbarung des Johannes Klärung in viele offene Fragen. Der Stil
dieser Offenbarung entspricht der damaligen Literaturgattung (so wie Psalmen
oft bestimmte Formen hatten), aber wichtige Inhalte werden mit neuem Licht
beleuchtet. Übrigens gab es mehrere christliche Apokalypsen. Aber nur die von
Johannes fand Eingang in die Bibel.
(Zahlen)Symbolik
Vieles wird in Symbolen und
Bildern ausgedrückt. Dies war notwendig, damit, wenn die Unterdrücker diese
Schriften fanden, keine Anklage abgeleitet werden konnte. Eingeweihte
verstanden die Symbole. Fremde und Feinde normalerweise nicht. Das ist auch der
wesentliche Grund, warum wir uns heute so schwer tun. Wir leben nicht mehr in
der Zeit damals und verstehen daher nur bruchstückhaft.
Um die Zahlensymbolik der
Offenbarung besser zu verstehen, kaufte ich mir ein Buch über die
Zahlensymbolik. Beim Studieren der Offenbarung fühlte ich mich aber mehrmals
durch dieses Buch in die Irre geführt und ich habe es weggeworfen.
Ein paar Hinweise scheinen
aber doch allgemeingültig zu sein.
3: die Dreieinigkeit
4: alle Himmelsrichtungen
(also weltumspannend, überall)
7: die göttliche Zahl (kommt
in der Offb ganz oft vor. Zeigt, es kommt von Gott)
6: die Zahl des Feindes. Er
möchte hoch hinaus, aber erreich nicht die 7
Verfasser und
Entstehungszeit
Viele lesen in dem Verfasser
Johannes automatisch den Apostel. Dies ist nicht ganz sicher. Der Schriftstiel
passt nicht eindeutig zum Johannesevangelium und den Johannesbriefen. Trotzdem
ging schon die frühe Kirche von dem Apostel aus. Jedenfalls war es ein „wichtiger
Johannes aus Ephesus“. Aus Aufzeichnungen weiß man, dass man ein führendes
Mitglied der Gemeinde aus Ephesus namens Johannes nach Rom holen ließ, ihn
folterte und dann nach Patmos verbannte, wo die Offenbarung entstand. Klingt
sehr nach dem Apostel. Aber sicher ist es nicht. Aus diesem Verhör in Rom und
der Verbannung weiß man, dass es zur Zeit Domitians
war, also etwa um 90 n. Chr.
Empfänger
Kleinasien war zu dieser Zeit
die kulturelle Hochburg der damaligen Zeit. Die Gemeinden lebten in der intellektuell, kulturell und wirtschaftlichen Hochburg des
römischen Reichs. Gleichzeitig musste der Kaiser als Gottheit angebetet werden.
Eine Situation die für die Christen lebensgefährlich war.
7 Gemeinden. Die 7 dürfen wir
auch hier als göttliche Zahl anschauen und als umfassend für die Christen in
der ganzen Gegend, ja in der ganzen Welt. Wenn dem so ist, dürfen wir da die
Offenbarung ignorieren?
Auslegungsvarianten:
Zeitgeschichtliche Auslegung:
Ein typischer Vertreter ist
Bengel. Die Ereignisse der Offenbarung werden mit zeitgeschichtlichen
Geschehnissen verglichen (Personen, Reiche, )
Immer wieder taucht hier auch
die Annahme auf, dass die Offenbarung direkt für die Gemeinden galt und
innerhalb von etwa 10 Jahren, mit dem Sturz des Kaisers, erfüllt wurde.
Endzeitliche Auslegung:
Hier geht man davon aus, dass
die Geschehnisse ab Kap4 nach der Entrückung stattfinden.
Christologische Auslegung
Die Offenbarung möchte uns
Jesus groß machen. Wir lesen heraus, was uns die Texte für unser Leben zu sagen
haben.
Welche Form ist nun richtig?
Ich selbst war schon mehrmals schwankend. Jede Variante ist nicht sauber
durchzuhalten. Bilden Sie sich selbst ihre Meinung. Vertrauen Sie auf den
Heiligen Geist. Er wird ihren Glauben stärken!
Überblick:
Hier finden Sie eine guten
Überblick: http://www.aadorf-net.ch/schneider/christbibel/studien/Offenbarung/Einleitung.htm#Strukturierung
Und nun wünsche ich ihnen
Weisheit und Gottes Segen!