Predigt über Matthäus 21, 33ff
gehalten von Michael
Strauch
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Einleitung:
Seine Hände sind rissig und verbraucht. Er klagt über Rückenschmerzen und
Verspannungen. Abends ist er eher still, weil er müde ist. Aber wenn er mir am
Ende der Sitzung eine Papiertasche überreicht, mit einem lieben „Grüßle" an meine Frau, dann passiert e s. Für einen Moment
scheint er hell wach. Seine Augen zwinkern mir zu und sein Mund lächelt. In der
Tüte liegen Trauben und der Geber ist Weingärtner. Er liebt diese knorrigen
Bäume, diese dünnen, schlangenartigen Äste und das mühselige Schneiden, Prüfen
und Steigen an Bergeshängen. Vor allem liebt er aber die Früchte. Die Trauben
und besonders das, was Udo Jürgens als das Blut der Erde bezeichnet: den Wein.
Der Beruf des Weinbauern ist tausende von Jahren alt. In Israel gibt es den berühmten
Karmelwein, dort, wo das Blut der Baalspriester durch die Hand des Propheten Elias in die Erde
sickerte. Sonne pur, guter Boden, ein Berghang. Mit viel Mühe wird um das
Grundstück eine Mauer gezogen. Wildschweine und Schakale zerstören sonst alle
Arbeit. Der Weingärtner will nicht abgrenzen, vielmehr beschützen. Einen Felsen
läßt er halbkreisförmig aushöhlen mit einem Abfluss,
eine sogenannte Kelter. Dort soll unter fröhlichem Gesang die Frucht dieses
herrlichen Weinberges zertreten werden, damit das Blut der Trauben rubinrot oder
golden im Becher schimmert: zur Freude und zum Genuss vieler. (Weinglas heben!).
Der Weingärtner liebt seinen Weinberg. Darum baut er auch einen Turm, dass neben
den Tieren dieser Weinberg auch beschützt bleibe vor der Gier und Bosheit der
Menschen. Doch der Besitzer des Weinberges, ein mächtiger und einflussreicher
Mann, wird bald im Ausland gebraucht. Seine Liebe zum Weinberg aber führt dazu,
dass er ihn in die Hände erfahrener Weingärtner gibt. Denn nur erfahrene Hände
sollen pflegen und gedeihen l assen, was er mit soviel
Mühe aufgebaut.
Hauptteil:
1. Gewollt
Jesus erzählt in diesem Gleichnis einerseits die Geschichte Israels. Denn der
Weinberg ist schon zur Zeit Jesu ein uraltes Bild für
Israel. Der Eigentümer dieses Weinberges ist Gott selbst. Doch dieses Bild geht
noch weiter. Der Weinberg steht für alles, was Gott mit viel Mühe, Sachkenntnis
und vor allem - Liebe - gemacht hat. Und die größte Liebe, die größte
Aufmerksamkeit, die größe Sachkenntnis verwandte Gott
in der Bildung und Erschaffung des Menschen. Ihn bezeichnet er als die Krone der
Schöpfung. Sein e Liebe gilt dem Menschen, seine Liebe gilt damit auch Dir! Gott
hat Dich, Dein Wesen, Deine Fähigkeiten schon auf dem göttlichen Reissbrett gehabt, als noch kein Stern am Himmel blinkte. Du
bist geplant, gewollt und geliebt seit Anbeginn der Zeiten. Und: Du bist sein
Eigentum! Sein geliebtes Eigentum! Gott hat einen Zaun und einen Turm um dich
gebaut, damit er Gefahren von Dir abhielte. Wie oft hättest Du als kleines Kind
verunglücken können, wie oft auf dem Weg in den Beruf in einen Nebelwand und in
den sicheren Tod rasen können. Wie oft hat Dich die Mauer Gottes geschützt? Hast
Du ihm je dafür gedankt? Warum solltest Du? Den Hausherrn sieht man nie, nur
seine Vertreter huschen geschäftig durch die Welt. Und diese Vertreter sind
nicht immer symphatisch. Un
d wenn man den Chef nie sieht, fühlt man sich irgendwann selbst als Chef. Soweit
möglich, tut und läßt man, was man will.
2. Erinnert
Die Sacharbeiter im Weinberg wurden bald ihre eigenen Chefs. Zwar tat man
äußerlich seine Arbeit, aber innerlich pfiff man auf den Chef. Zurück blieb die
Hülle einer leeren Erinnerung, die sich in Ritus, Kultus und mächtigen
Kirchbauten manifestierte. Der Mensch war fest integriert in diese christlichen
Traditionen. Taufe, Konfirmation, Hochzeit und Beerdigung sind wichtige
Eckdaten.
Doch viele wußten nicht mehr, warum man es tat.
Eines Tages kommt ein Wirtschaftsprüfer. Er will die Bücher sehen, die
Buchhaltung überprüfen, schauen, ob alles im Sinne des Hausherrn verläuft. Er
wird schlichtweg betrogen. Ja, man bringt nach Mafioso-Mani er den Unbequemen Schnüffler um die Ecke. Es
kann äußerst unangenehm sein, wenn man einer Predigt zuhört und den Eindruck
nicht losbekommt: was ist, wenn das stimmt, was der da oben sagt! Der Redner mag
einem symphatisch erscheinen oder nicht, man mag Fehl
er in seiner Rede finden oder nicht. Die Frage bleibt: was passiert mit mir,
wenn es Gott gibt? Wenn es Gott gibt, dann kann ich davon ausgehen, dass es
stimmt, was in der Bibel steht. Das würde aber bedeuten, dass ich sein Eigentum
bin. Nun: die gute Nach richt wäre: Gott hat mich lieb. Und zwar von ganzem
Herzen. Die unangenehme Nachricht: ich muss den Chefsessel räumen und an den
Platz gehen, wo ich hingehöre. Oder ich töte - nicht gerade oder hoffentlich
nicht den Pastor, aber mein Gewissen. Ich kann es ersticken. Ich kann
fernbleiben. Gott nicht zu Wort kommen lassen.
3. Gesucht
Israel entschied sich für das Letztere. Gott beiseite schieben. Gott zwar
loben, aber sein eigenes Leben leben. Ein kleiner,
aber entscheidender Unterschied. Doch das läßt Gott
nicht mit sich machen. Er schickt eine weitere Person. Die Autorität direkt nach
ihm: seinen Sohn! Jesus Christus! Er kommt und schaut in die Lebensbücher vieler
Menschen. Das Resultat: bankrott. Die Bücher künden von einer Vielzahl korrupter
Taten und Gedanken. Das Aus für die Arbeitsstelle und der Beginn der
Gefängnishaft.
Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: ohne Gott führe ich mein Leben in den
sicheren Untergang. Ich kann ein Leben lang ohne Gott leben, auf dem Chefsessel
meines Daseins Gott spielen, und geschickt mir von niemanden in die Karten schauen lassen. Am Ende erwartet
jeden der Tod. Spätestens dann wird in die Bücher geschaut, nach Nutzen und
Erfüllung des Auftrages gefragt. Ich mag viel geleistet haben in meinem Leben.
Wenn ich nicht das getan habe, was meine Bestimmung war, nützt es mir nichts.
Ich mag noch s o tüchtig gewesen sein, wenn ich korrupt gehandelt habe und es
auffliegt, bin ich dran. Wer Gott ablehnt, hat schon jetzt verloren. Nur da ist
ein Problem...
4. Geliebt
Du bist von Gott geliebt. Zwar kann man Gott nicht bestechen. Auch Betteln
und Flehen ändern nichts an den falschen Zahlen. Einer muss für all die
Skandale, Bosheiten, Lügen und Schandtaten den Kopf hinhalten. Es ist der Sohn.
Er läßt es zu, dass man ihn g reift. Das man meint,
wenn man ihn ausradiert, dann bleibt der Hausherr fern. Ohne Jesus bleibt Gott
eine beliebige Größe. Eine Größe, nach der jeder nach seiner Facon selig werden
kann. Aber mit Jesus bekommt das Ganze etwas endgültiges. In Jesus und sein em
Tod am Kreuz verliert die Frage nach der Wahrheit alle Beliebigkeit. Die
Wahrheit, die eine Wahrheit hat einen Namen: Jesus Christus. Er gibt sein Leben
für mich. Er löscht die falschen Konten meines Lebens. Die Vergangenheit ist
vorbei. Der Konkurs auf gehoben. Es geht weiter... Ja, wie geht es weiter?
Schluss:
So weiter wie bisher? Das Opfer des Sohnes war einmalig. Es kann nicht wiederholt werden. Wenn ich jetzt so weiter lebe wie vorher, dann bin ich leichtfertig und geradezu lebensmüde. Soll ich dann beginnen, gute Werke zu tun? Auch das wird mir nicht geling en. Und wenn, dann nicht im genügenden Maße. Ich muss eigentlich nur eines tun: mich erheben. Mich erheben vom Chefsessel und Jesus darauf sitzen lassen. Er ist nämlich vom Vater von den Toten auferweckt und ist zum Erben eingesetzt. Dieser Erbe liebt Dich . Er will Dir helfen, dein Leben sinnvoll zu gestalten. Du darfst Du zu ihm sagen. Und Bruder, Heiland und Freund. Und: zum Hausherrn darfst Du Vater sagen. Mehr noch. Du bist Teilhaber des Erbes. Und wenn die große Abrechnung kommt, dann wird dein Chef ei n gutes Wort für Dich einlegen, das wird dich retten. Doch eines bleibt: lass Jesus auf dem Chefsessel deines Lebens sitzen.