Predigt zu Markus 8, 31-37 von Michael Strauch

Thema: Das Kreuz mit dem Kreuz


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Einleitung:

Eine Jüdin schrieb einmal in einem Buch ihre Lebensgeschichte nieder. Dieser Frau litt unter einem geistigen Gespaltensein, genannt Shizophrenie. Diese Krankheit wurde ausgelöst durch ein Lüge im Krankenhaus. Bei einer Behandlung wurde ihr gesagt, dass sie keine Schmerzen haben würde. Doch das war gelogen und die Ärzte wußten es. Man wollte das Kind beruhigen und nicht schon vorher in Panik versetzen. Doch die Behandlung tat sehr weh. Für das jüdische Kind wurde der Aufenthalt im Krankenhaus zum Alptraum. S ie flüchtete in eine Scheinwelt. Solange, bis die Scheinwelt realistischer wurde als die Wirklichkeit. Ihre Therapie bestand darin, dass sie die Wirklichkeit annehmen mußte. Ungeschminkt, ohne Schnörkel und ohne Wattebausch. Die Autorin fragte ihre Therape utin, ob es besser sei für sie, die Wirklichkeit anzunehmen. Die Therapeutin antwortete mit dem Satz, der auch Titel des Buches wurde: I`ve never promise you a rosegarden! Ich habe dir nie einen Rosen- garten versprochen. Auch Jesus hat seinen Jüngern kein en Rosengarten versprochen. Es heißt: er redet frei und offen. Er redet frei und offen vom Kreuz mit dem Kreuz.

Lesen des Textes:

Hauptteil:

1. Gekreuzte Pläne

Bei Jesus war es anders. Er verheimlichte seinen Jüngern nichts. Auch wenn Jesus über 2 Jahre wartete, bis er frei und offen über seinen Kreuzesweg sprach. Er sagte es klar und deutlich: der Weg des Christen ist nicht ständig vom Sonnenschein beschienen. Der Weg des Christen ist der Weg des Kreuzes und somit oft genug eine Via Dolorosa, ein Schmerzensweg. Bischoff Gerhard Meier sagt über Mk 8: manche Probleme kommen erst mit dem Christsein.

Petrus ist meines Erachtens nicht leidensscheu. Er hat alles um Jesu willen verlassen: seinen Beruf, Karriere, finanzielle Sicherheiten ist Jesus nachgefolgt. Er hat oft genug festgestellt, dass Jesus nicht überall der Star ist. Trotzdem ist er ihm treu ge blieben. Für ihn ist er fischen gegangen, hat Haus zu Haus Einsätze gemacht, hat seinen Predigten gelauscht. Das alles hat er gerne auf sich genommen, weil er beseelt war von einer Gewissheit: es kommt der Tag, da kommt Jesus ganz groß raus. Und mit ihm au ch er. Alles fängt klein an, zuerst gibt es Widerstände, Mißverständnisse und Ablehnung. Als Unternehmer kennt er die Probleme. Doch wer sein Ziel vor Augen hat, erreicht es auch. Jesus wird zum Superstar und man wird Petrus sagen: Du hast doch Recht behal ten.

Doch Jesus durchkreuzt seine Gedanken und es beginnt eine geistliches Gespaltensein, das kurz vor dem Kreuz in heißen Tränen sich Bahn bricht, dann in müde Letargie übergeht und nach Jesu Auferstehung in beschämter Weise alles vor ihm fallen läßt. Am Ende weiß er nicht mehr, wie und ob er Jesus liebt. Er traut sic selber nicht mehr. Und am Ende seines Lebens wird das Kreuz der Ort, wo er sein irdisches Leben beendet. Und das Kreuz wurde ihm so zur Ehre, dass er auf dem Kopf sterben wollte, nicht aufrecht wi e sein Herr.

 

2. Kreuzeswege

Ich glaube, im Bezug auf das Kreuz gibt es drei Möglichkeiten. Entweder ich lehne das Kreuz ab und den Mann, der dort für mich starb. Für die meisten Menschen ist Jesus ein Lehrer, der aufgrund seiner Ideale hingerichtet wurde. Das Kreuz hat nichts Schönes , ist nur Folter und Mordwerkzeug aus Holz und Balken. Für die anderen ist das Kreuz tiefster Lebensinhalt. Sie erkennen im Kreuz die zwei Seiten: die eine Seite ist Elend und Mühsal, die das Bekenntnis in Wort und Tat zum Gekreuzigten mit sich bringt. Sie sind bereit und nehmen dieses Kreuz auf sich. Sie stellen ihr Leben in den Hintergrund und folgen Jesus nach. Aber das Kreuz ist auch das Siegespanier. Die Gewissheit, dass das Kreuz ihnen das ewige Leben zusichert. Sie können das Lied singen: Oh, Haupt v oll Blut und Wunden und genauso Feiert Jesus.

Und dann gibt es noch eine dritte Möglichkeit. Der Weg dazwischen. Diesen Weg hat kein Geringerer gewählt als Petrus selbst. Zumindest zu dem Zeitpunkt seiner Zurechtweisung. Wie das aussehen kann, haben wir in unserem Stück versucht, darzustellen. Ein Gla ube, der im Kreuz nur die Herrlichkeit sieht. Ein Kreuz, mit Rosen umrangt, die keine Dornen tragen. Ein Kreuzesweg, der einer Party gleicht. Ein Christsein, wo man Heiliges und Profanes mischt zu einem attraktiven Cocktail, der interessanterweise vielen s chmeckt. Ein Kreuzesweg, der beide Seite begehbar macht. Ein Weg, wo der eigene Wille mit dem Willen Gottes in der Form zu verschmelzen scheint, als das ich das tue, von dem ich glaube, dass es Gott will. Auf diesem Weg hat der Kreuzesschmerz ein anderen T itel: man nennt ihn Stress. Auf diesem Wege kommt Jesus ganz groß raus und mit ihm auch ich. Auf diesem Wege kann ich mir aussuchen, was ich tun will und wieviel ich mir aufbürde. Auf diesem Wege ist Jesus und bin ich gefragt. Auf diesem Wege kann ich wähl en, wie ich Gott loben will, wie ich Gott dienen will und wie ich mein Christsein erleben will. So wie Jenny kann ich mich dabei voll im Willen Gottes wähnen. Auf diesem Wege suche ich mir aus, wer Gottes Wort redet und wer nicht. Auf diesem Wege höre ich hier zu und woanders nicht. Es ist ein Kreuzesweg mit eigener Theologie. Und weil so viele das ähnlich sehen, kann ich nicht falsch liegen.

Und doch kann es passieren, dass ich - vielleicht oft erst nach einer Unterbrechung meines Stresses - Jesus sagen höre: Martha, Martha, Du bist viel beschäftigt. Maria aber hat das gute Teil erwählt, und das soll ihr nicht genommen werden.

Ein Bild soll es verdeutlichen: Ein verzweifelter Ehemann schreit bei der Scheidung seine Frau an und: "habe ich nicht genug verdient? Habe ich nicht alles getan, um es Dir recht zu machen? Was willst Du eigentlich noch, dass ich tun soll?" Und die Frau an twortet: "das ist es ja. Du hast mich nie gefragt, was ich wil!"

Ihr Lieben, ich möchte frei und offen reden: Diese Art des Christseins ist ein gefährliches Spiel. Ein Christsein, dass Jesus sucht, doch nicht ganz, ein Chrsistsein, dass der Christ selber gestalten will, ist nicht der Weg des Christus. Es ist eine verkap pte Form der Eigensucht. Eine fromme Art, sein eigenes Leben zu gestalten und zu bewahren. Wer das tut, spielt ein gefährliches Spiel.

Schluss:

Ob das Kreuz glücklich oder unglücklich macht. Ob das Kreuz das Leben mit Freude erfüllt oder mit Leid. Ob ein Leben mit Jesus happy macht oder nur busy - all das sind Fragen, die nicht wirklicht wichtig sind. Wichtig ist allein Jesu und der Wille des Vate rs für Dein Leben. Ob Du als Christ fröhlich oder traurig bist, ob Du viel beschäftigt bist oder mit dem scheinbar wenigem voll auf ausgelastet bist, all das ist nicht wirklich wichtig. Wichtig ist, ob Du im Willen des Vaters lebst. So kann ich tatsächlich unglaublich viel christliches tun. Es ist unchristlich, wenn es nicht den Plänen Gottes für mein Leben entspricht. In dem Sinne gibt es nichts, was man christlich nennen könnte. Es gibt nur Christus. Und was er für mich will, ist christlich. Darin liegt e ine ungeheuer Freiheit, Weite und Gelassenheit. Darin liegt aber auch, dass ich lernen muss, ganz mit Gott zu leben, auf ihn zu hören. Nicht Aktivismus ist gefragt, sondern aktiv Gottes Willen tun. Nicht Reden, sondern hören. Frei und offen. Amen.