Markus 6, 1 – 6 Predig,
Bibelarbeit, Andacht, Evangelium
Jesus wird nicht mit
dem Unglauben fertig
„Ich war in dem Film“ - war das erste was
meine Krankengymnastin mir gestern morgen in der
Praxis sagte. Ich lag noch nicht einmal auf der Liege und da sprudelte es schon
aus ihr heraus. Sie war sichtlich betroffen von dem Film „Die Passion Christi“.
Am letzten Dienstag hatte sie ihn im Kino gesehen und man spürte ihr ab, dass
sie immer noch innerlich davon aufgewühlt war. Sie fand den Film schrecklich
und grausam und sagte mir, dass sie dabei weinen musste und sich nicht alle
Szenen anschauen konnte.
Der Film ist hart, weil er realistisch ist.
Aber er ist kein Horrorstreifen, noch blutlastig oder
verkürzt und einseitig. Ganz im Gegenteil: Es geht sehr zentral um das
Herzstück des christlichen Glaubens, den Erlösungstod unseres Herrn Jesus
Christus für alle Menschen.
Aber das ist eben so schwer zu verstehen und
noch schwerer zu akzeptieren. Auch meine Krankengymnastin tut sich damit
äußerst schwer und dennoch hatten wir gestern morgen
ein ganz zentrales Gespräch über den christlichen Glauben und die Frage, warum
Jesus sterben musste.
Durch den Film werden Menschen nicht
automatisch zu Christen. Genauso wenig wie der Besitz einer Bibel einen
Menschen wie von selbst in einen Christen verwandelt. Es kommt eben alles auf
den Glauben an: Das den Filmbesuchern von uns Christen gesagt wird, dass dieses
grausame und furchtbare Ereignis auf Golgatha für uns und an unserer Stelle
stattfinden musste, damit wir einen Ort haben, wo wir mit unserer Schuld und
Sünde hinkönnen. Auch die Bibel muss man nicht nur lesen, sondern ernst nehmen,
um dem Urheber, dem lebendigen Gott begegnen zu
können.
Es kommt eben alles auf den Glauben an! Das das ein Mensch erkennt und begreift und eben glaubt, dass
das sein Glück ist, dass Jesus stellvertretend für ihn starb! Zu diesem Glauben
können wir aber nur einladen und ihn niemanden – auch ich meiner
Krankengymnastin nicht – einreden oder aufdrängen. Glauben heißt freiwillig und
bewusst Jesus vertrauen, ihm alles zutrauen und dem gekreuzigten,
auferstandenen und gegenwärtigen Herrn das auch sagen: „Ich glaube Dir, Jesus
und ich vertraue Dir mein Leben an.“
Aber heute wie damals wird ihm nicht
geglaubt. Man nimmt ihn nicht ernst. Man hält die Sache für historisch
fragwürdig. Man nimmt den Mann aus Nazareth nicht ganz für voll. Markus 6, 1 – 6 (Hoffnung für alle): Bald darauf verließ
Jesus diese Gegend und kehrte mit den Jüngern in seinen Heimatort Nazareth
zurück.
Am Sabbat ging er in die
Synagoge, um dort zu lehren. Die Leute, die ihm zuhörten, staunten über ihn und
fragten sich: «Wie ist so etwas nur möglich? Woher hat er diese Weisheit? Wer
gibt ihm die Macht für solche Taten? Er ist doch der Zimmermann, Marias Sohn.
Wir kennen seine Brüder Jakobus, Joses, Judas und Simon. Und auch seine
Schwestern wohnen bei uns. Alle sind Leute wie wir.» Sie ärgerten sich über
ihn.
Da sagte Jesus: «Nirgendwo
gilt ein Prophet weniger als in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in
seiner eigenen Familie.»
Weil die Menschen in Nazareth
nicht an Jesus glaubten, konnte er dort nur wenigen Kranken helfen. Ihnen legte
er die Hände auf, und sie wurden gesund. Er wunderte sich, daß
ihn die meisten in ihrem Unglauben ablehnten. Darum ging er in andere Dörfer
und sprach dort überall zu den Menschen.
Mit allem wird Jesus fertig: Mit Sturm und
Wellen, mit Dämonen und dem Teufel, mit Krankheit und dem Tod.
Nur mit eins wird Jesus nicht fertig, mit
dem Unglauben der Menschen von damals und heute! Der Wille des Menschen ist
sein Himmelreich, sagt man. Der Wille des Menschen ist die Grenze Gottes, auf
die er sich freiwillig festgelegt hat. Niemand wird gegen seinen Willen zum
Glauben gezwungen. Innerhalb der Kirchengeschichte gab es die furchtbarsten und
sogar mit Waffengewalt erzwungenen Christianisierungsversuche ganzer Völker.
Aber Jesus zwingt sich niemanden auf. Der Glaube ist eine freiwillige Sache.
Markus 6, Verse 1 bis 6
(Einheitsübersetzung): Von dort brach Jesus auf und kam in seine
Heimatstadt; seine Jünger begleiteten ihn.
Am Sabbat lehrte er in der
Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, staunten und sagten: Woher
hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was
sind das für Wunder, die durch ihn geschehen! Ist das
nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses,
Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen
Anstoß an ihm und lehnten ihn ab.
Da sagte Jesus zu ihnen:
Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen
Verwandten und in seiner Familie.
Und er konnte dort kein Wunder
tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte
sich über ihren Unglauben.
Mit allem wird Jesus fertig. Sie erinnern
sich: Da war die stürmische Seefahrt, die Befreiung dieses von einer Legion
Dämonen besessenen Mannes, die Heilung einer unheilbaren Frau und sogar ein
totes 12jähriges Mädchen wird von Jesus zurück ins Leben gerufen.
Mit allem wird Jesus fertig, nur nicht mit
unserem Unglauben!
Jetzt wird in Nazareth kein Film gezeigt,
sondern Jesus predigt live in der Synagoge. Damit sorgt er für einen Eklat. Er
erregt nicht öffentliches Aufsehen durch das was er sagt, oder wie er es sagt,
sondern dadurch das er überhaupt etwas sagt, dass er es als stadtbekannter Sohn
eines Zimmermanns wagt, die Heilige Schrift auszulegen, Menschen zu heilen,
vollmächtig, mit Weisheit und Einsicht zu predigen.
Das passt für die Zuhörer nicht zusammen.
Das kriegen sie nicht in ihr kleines Spatzengehirn unter, dass einer, den sie
seit Jahrzehnten kennen, der unter ihnen spielte, aufwuchs, Tische und Stühle
herstellte, jetzt und hier als Prediger vor ihnen steht. Das man sich über
diesen Mann die tollsten Wundergeschichten erzählt, wie er Kranke heilt und
Menschen befreit. Das können sie nicht begreifen. Das wollen sie nicht
wahrhaben. Burkhard Theis, der Beauftragte unseres Bundes für GBS und Hauskreise
merkt dazu im Heft „Treffpunkt Bibel“ an: So hat man
sich einen Gesandten Gottes auf keinen Fall vorgestellt. Wie kann der Messias
aus einem kleinen Nest kommen, dessen Familie und seine mehr als bescheidene
Herkunft allen bekannt war? Wieso soll Jesus, der Bauhandwerker mit
zweifelhaften Geburtsumständen, göttliche Kraft haben, mit der er solche
Wundertaten tun kann? Für die Dorfbewohner steht Jesu göttlicher Anspruch im
Widerspruch zu seiner irdischen Biografie. Jesus ist ihnen doch so bekannt! Wie
kann er denn jetzt mehr sein als das, was sie von ihm kennen? Der vertraute
Umgang steht neuem Vertrauen im Weg. Hatte man dem Bauhandwerker beim Hausbau
vertraut, so misstraut man nun derselben Person, die im Namen Gottes auftritt
und einen Anspruch vertritt, der Umkehr, Glaube und Lebensveränderung
einschließt.
Verständlich. Gilt doch der
Prophet nichts in seiner Heimat. Diese allgemein gültige Erfahrung jüdischer
Reiseprediger, die Jesus zitiert, erklärt die Reaktion der Beobachter, ohne sie
zu entschuldigen. Denn die Verwunderung Jesu über das Misstrauen seines
Heimatdorfes bleibt bestehen: Und er konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken
legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren
Unglauben.
Und die Jünger? Sie begleiten
Jesus und bekommen die Ablehnung mit. Sie lernen: Auch die weiseste Predigt,
die in Staunen und Verwunderung versetzt, löst das Misstrauen bei denen nicht
auf, die Jesus nur eine irdische Rolle und Bedeutung zuweisen wollen. Sie
lernen: Zur Nachfolge gehört auch die Ablehnung! Die Front der Ablehnung
verhindert den Durchbruch der Machttaten Gottes durch Jesus. Das Heil in Wort
und Wunder kommt nicht durch.
Und was lernen wir? Gestatten
wir dem uns doch so bekannten Jesus, aus der Rolle zu fallen? Darf er denen,
die ihn von Sonntagsschulbeinen an kennen, als Herr begegnen, der Anspruch auf
Gehorsam fordert? Darf der vertraute „liebe“ Jesus nur der Bauhandwerker oder
darf er auch der Architekt meines Lebenshauses sein, dem ich voll und ganz
vertraue?
Burkhard Theis in Treffpunkt Bibel, Nr. 1/2004,
Seite 24
An Jesus scheiden sich die Geister! Damals
wie heute. Nach einer Predigt in der Synagoge von Nazareth oder beim Film „Die
Passion Christi“. Denn er fordert zur Stellungnahme heraus. Er belässt uns
nicht in der Rolle des passiven Zuschauers. Er erwartet eine Reaktion: Glauben
oder Unglauben, ja oder nein, ganz oder gar nicht!
Auf unserer kleinen Reise rund um den See
Genezareth, ging es ständig und für die unterschiedlichsten Leute immer nur um
diese eine Frage: Glaube ich ihm. Vertraue ich ihm und folge ich ihm, auch wenn
ich längst nicht alles verstehe und begreife, was geschieht?
Jesus fordert uns heraus. Nach der
Sturmstillung waren die Jünger zutiefst erschüttert und Jesus fragte nach ihrem
Glauben. Nach der Dämonenaustreibung sind die Einwohner der gesamten Gegend in
der das geschah, erschüttert und bitten Jesus sie zu verlassen. Nach der
Heilung bestätigt Jesus der Frau, dass ihr Glaube ihr geholfen hat. Und auf die
Nachricht vom Tod der Tochter antwortet Jesus dem Jairus: Glaube nur und die
Leute im Totenhaus lachen Jesus aus. In Nazareth konnte er kein Wunder tun und
nur wenige Kranke heilen, weil die Einwohner ihn ablehnten und nicht an ihn
glaubten.
Mit allem wird Jesus fertig, nur nicht mit
unserem Unglauben!
Angst, Entsetzen, Glauben, Betroffenheit,
Hoffnung, Gelächter, Ablehnung und Unglauben sind die unterschiedlichsten
Reaktionen verschiedenster Menschen auf Jesus und auf das was er tut. Auch der
Film „Die Passion Christi“ löst ähnlich unterschiedliche Reaktionen aus.
Alles konzentriert sich auf die eine Frage:
Glaube ich ihm – nicht theoretisch, nicht abstrakt - konkret und jetzt hier?
Wenn er mich als Christen und seinen
Nachfolger als sein Sprachrohr gebrauchen will, damit ich einem anderen Menschen
von ihm erzähle, von meiner Hoffnung, von meinem Halt, von Jesus?
Man kann zu dem Film stehen wie man will.
Aber er ist eine wirkliche Gelegenheit mit Menschen ins Gespräch über den
Glauben zu kommen. Durch ein Inserat im Internet wurde ich auf ihn aufmerksam.
Er bot aus einem Nachlass preiswert Sachen an. So kamen wir in Kontakt und mailten uns, wurden uns über manches handelseinig und über
anderes nicht. Vorgestern hatte ich den Impuls, ihn einfach mal zu fragen, ob
er schon in diesem Film war und er mailte mir zurück,
dass er solche gewalttätigen Filme ablehnt und ihn sich nicht ansehen wird. Und
trotzdem waren und sind wir mitten drin in einem elektronischen Briefverkehr
über das Zentrum des christlichen Glaubens, der 49jährige Wolfgang vom Bodensee
und ein Pastor aus Krefeld.
Was ist, wenn Jesus uns als Christen
tatsächlich rund um diesen Film herausfordert, glaubensvoll die Gunst der
Stunde zu nutzen um mit Menschen ins Gespräch über ihn zu kommen?
Nun ist das Reden und Schreiben über den
Glauben nicht jedes Christen Sache, aber glaubensvoll für die Filmbesucher und
die Aktionen rund um den Film zu beten, könnte doch jeder von uns, oder?
Was trauen wir Jesus eigentlich noch zu?
Oder müsste die Frage anders lauten: Was traut uns Jesus zu, wenn wir ihm
glauben könnten, dass er durch uns in dieser Zeit und Welt zum Zuge kommen
will?
Traue ich es Jesus zu, dass er meine
verfahrene Ehe noch retten kann? Und was werde ich im Namen Jesu dafür glaubend
tun?
Trauen wir es als Gemeinde Jesus zu, dass
unsere Finanzen in diesem Jahr ausreichen werden? Und was werde ich als
Einzelner im Namen Jesu dafür glaubend tun?
Traue ich es als Arbeitsloser Jesus zu, dass
es für mich noch eine berufliche Perspektive gibt? Und was werde ich im Namen
Jesu dafür glaubend tun?
Verstehen wir? Der Glaube an Jesus belässt
uns niemals in der passiven Zuschauerrolle, sondern er fordert uns immer aktiv
heraus, einen Glaubensschritt zu wagen.
Dabei ist Jesus nicht der Weihnachtsmann,
der für die Erfüllung unserer Wünsche zuständig ist, sondern der für uns
gekreuzigte und auferstandene Herr, dessen Macht und Wirklichkeit sich gerade
dort zeigt, wo wieder einmal alles ganz anders kommt, als wir es uns gedacht
oder gewünscht haben.
Jesus ist nicht dafür zuständig, dass unser
Leben so läuft, wie wir es wollen; sondern er ist daran interessiert, unser
Leben nach seinen guten Plänen zu gestalten und zu formen. Und die Frage ist,
ob wir ihm glauben, dass er es gut meint und gut macht mit uns?