Markus 5, 1 – 20 Predigt,
Bibelarbeit, Andacht
Jesus wird mit den
Dämonen fertig
Sie war nicht schuld an dieser Entwicklung.
Es war die Verkettung von verschiedenen furchtbaren Umständen. Sicherlich war
da auch Sünde im Spiel. Ihr Vater war arm und sie war alles was er hatte. Eines
Tages traf er einen einflussreichen Menschen und in seiner Not griff er zu
einer Lüge und erzählte diesem Mann von den ungewöhnlichen Fähigkeiten seiner
Tochter, die aus Stroh Gold machen konnte.
Der Teufel musste ihn geritten haben.
Sein Gesprächspartner – bekannt für seine
Habsucht und Gier ließ das Mädchen zu sich kommen, führte sie in einen Raum
voller Stroh, verschloss die Tür und drohte ihr den Tod für den Fall an, wenn
sie das Stroh nicht bis zum nächsten Tag zu Gold verarbeiten würde.
Bei diesem Irrsinn blieben ihr nur Angst und
Tränen und das Zittern um ihr Leben. Doch ihre stummen Schreie wurden gehört.
Ein unscheinbarer kleiner Knirps erschien und bot freundschaftlich seine Hilfe
an. Für eine kleine Gegenleistung versteht sich. In dieser Nacht gab sie ihm
ihr Halsband. Und weil Mächtige, die gierig sind, immer mehr wollen, musste sie
auch in der nächsten Nacht Stroh zu Gold verarbeiten und gab dem Knirps als
Dank ihren Ring und in der dritten Nacht das Versprechen, ihm für seine Dienste
das erste Kind zu geben.
Der mächtige Gierschlund nahm sie zur Frau.
Sie wurde schwanger und brachte ein Kind zur Welt. Die Zeit heilt manchmal
Wunden und sie vergaß diese drei furchtbaren Nächte und auch ihr folgenschweres
Versprechen. Doch er vergaß es nicht und er kam als sie schon längst nicht mehr
an ihn dachte. Er forderte das Kind. Sie bot ihm alles an, was sie hatte: Geld,
Macht - die kostbarsten Schätze. Doch er wollte das Kind: „Drei Tage gebe ich
Dir Zeit“, sagte er, „nur wenn Du bis dahin meinen Namen kennst – kannst Du das
Kind behalten.“
Durch ihre Heirat war sie jetzt selbst
einflussreich und mächtig. Für teures Geld engagierte sie Berater, Fachleute,
Wissenschaftler und Experten. Doch alle Namen, die sie nannten, waren es nicht.
Sie ließ weltweit die Bibliotheken und Standesämter durchforsten, ohne Erfolg.
Der dritte und letzte Tag brach an und einer ihrer Berater sagte: „Neue Namen
habe ich keine mehr gefunden. Aber ich traf auf ein völlig entlegenes Haus, von
Gott und aller Welt verlassen und davor sprang ein Knirps auf einem Bein herum
und schrie:
„heute
back ich, morgen brau ich,
übermorgen
hol ich der Königin ihr Kind,
ach,
wie gut, dass niemand weiß,
dass
ich Rumpelstilzchen heiß!“
So geht das Märchen
der Gebrüder Grimm letztlich doch noch gut aus. In seinem Zorn reißt es
Rumpelstilzchen am Ende buchstäblich auseinander.
Manchmal ist es wichtig, den Namen seines
Feindes zu kennen! So heißt auch das höchst bemerkenswerte Buch der Christin
und Psychologin Hanne Baar: „Die Namen meiner Feinde
– Haltungssünden unter der psychologischen Lupe.“ Schonungslos benennt sie in
diesem Buch
ihre Feinde: Stolz, Neid und Dominanz.
Manchmal ist es lebenswichtig, die Namen
seiner Feinde zu kennen. Sie tauchen oft in ausweglosen Situationen auf und
bieten uns scheinbar selbstlos ihre freundschaftliche Hilfe an. Ehe man sich
versieht, ist man ihnen heillos ausgeliefert. Irgendwann lässt der scheinbare
Freund die Maske fallen und man sieht in das Gesicht seines Feindes. Dabei kann
es sich um Alkohol, einen „so genannten“ Kredithai oder auch um Gedanken, die
uns festlegen, handeln. Die Liste hat kein Ende. Die Auswirkung ist aber jedes
Mal erschreckend ähnlich. Man ist gefangen, außengesteuert,
wie besessen. Nicht nur Drogen auch die eigene Angst kann einen beherrschen.
Markus 5, 1 – 20 (Hoffnung für
alle): Als sie auf der anderen Seite des Sees die Gegend um Gadara erreichten und Jesus aus
dem Boot stieg, lief ihnen ein Mann entgegen. Dieser Mensch wurde von Dämonen
beherrscht und lebte in Grabhöhlen. Er war so wild, daß
er nicht einmal mit Ketten gebändigt werden konnte. Sooft man ihn auch fesselte
und in Ketten legte, jedesmal riß
er sich wieder los. Niemand wagte sich in seine Nähe. Tag und Nacht hielt er
sich in den Grabhöhlen auf oder irrte in den Bergen umher. Dabei tobte er und
schlug mit Steinen auf sich ein.
Kaum hatte er Jesus gesehen,
warf er sich vor ihm nieder, und es schrie laut aus ihm: «Was willst du von
mir, Jesus, du Sohn Gottes? Ich beschwöre dich beim Allerhöchsten, quäle mich
nicht!» Jesus hatte nämlich dem Dämon befohlen: «Verlaß
dein Opfer, du teuflischer Geist!» Da fragte ihn Jesus: «Wie heißt du?» Der
Dämon antwortete: «Mein Name ist Legion, denn nicht nur ich, sondern viele von
uns beherrschen diesen Menschen.» Immer wieder bat er Jesus: «Vertreibe uns
nicht aus dieser Gegend!» Nicht weit entfernt an einem Abhang wurde gerade eine
große Herde Schweine gehütet. «Laß uns in diese
Schweine fahren», bettelten die Dämonen. Jesus erlaubte es ihnen. Jetzt ließen
die bösen Geister den Mann frei und bemächtigten sich der Schweine, die den
Abhang hinunter in den See stürzten. Und alle zweitausend Tiere ertranken.
Verstört liefen die Hirten in
die Stadt und berichteten überall, was geschehen war. Viele kamen nun am See
zusammen, um sich selbst zu überzeugen. Sie sahen den Mann, den die vielen
Dämonen gequält hatten. Er war gekleidet wie jeder andere und saß ganz ruhig
neben Jesus. Da wurde ihnen unheimlich zumute. Die Leute aber, die alles mitangesehen hatten, erzählten, wie der Besessene geheilt
wurde und was mit den Schweinen geschehen war. Daraufhin baten die Leute Jesus,
er möge ihre Gegend wieder verlassen.
Jesus wollte gerade in das
Boot steigen, als ihn der Geheilte bat: «Ich möchte gern bei dir bleiben.» Aber
Jesus erlaubte es ihm nicht. Er sagte: «Geh nach Hause zu deiner Familie und
berichte, welch großes Wunder Gott an dir getan hat und wie barmherzig er zu
dir gewesen ist!» Da wanderte der Mann durch das Gebiet der Zehn Städte und
erzählte jedem, was für ein Wunder Jesus an ihm getan hatte. Und alle staunten.
Nachdem die Jünger den Sturm überstanden
hatten und mit ihrem Boot und vor allem ihrer Haut heil aus dieser
höchstwahrscheinlich lebenslang unvergessenen Schiffsfahrt ans Ufer kommen,
beginnt gleich das nächste Abenteuer.
Wir befinden uns an der Ostseite des Sees
Genezareth. Das Kapernaum gegenüberliegende andere
Ufer des Meeres gehörte zur Dekapolis, dem lockeren
10-Städte-Verband, das von den Römern nicht dem Herrschaftsgebiet des Herodes
zugeschlagen wurde. Wir befinden uns also auf „heidnischem Gebiet“. Die große
Schweineherde unterstreicht diese Tatsache. Kein Jude würde freiwillig Schweine
hüten!
Nur im ersten Vers lesen wir noch etwas von
den 12 Jüngern. Die ganze weitere Geschichte ist einzig und allein auf Jesus
Christus konzentriert. Da ist sicherlich dieser bedauernswerte Mann, da sind
die Dämonen und die Schweineherde, die Hirten und die Menschen aus den Städten
und Dörfern. Aber der Fokus liegt bei Jesus! Er betritt das nichtjüdische Ufer,
das heidnische Land und die Geschichte nimmt seinen Lauf. Im Zentrum steht
einzig und allein die Macht Jesu, die sich gezeigt hat über die Naturgewalten
bei der stürmischen Seefahrt, die sich zeigen wird im Umgang mit den Dämonen
und später mit unheilbarer Krankheit und sogar dem Tod selbst.
Alles spielt sich auf und rund um den See
Genezareth ab. Anders als der Evangelist Johannes, der in zeitlich
chronologischer Reihenfolge berichtete, beschreibt uns Markus, der Vetter des Barnabas das Leben Jesu eher nach geographischen
Gesichtspunkten:
-
1, 14 – 8, 26: Ereignisse in Galiläa
-
8, 27 – 10, 52: Ereignisse auf dem Weg nach Jerusalem
-
11, 1 – 16, 20 Ereignisse in Jerusalem
Bis zum 26. Vers des 8. Kapitels bleiben wir
mit Markus in Galiläa und dabei spielt dieser See eine nicht unbedeutende
Rolle.
1. Das Elend
Markus 5, Verse 2 bis 5
(Einheitsübersetzung): Als er aus dem Boot stieg, lief ihm ein Mann
entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war. Er kam von den Grabhöhlen,
in denen er lebte. Man konnte ihn nicht bändigen, nicht einmal mit Fesseln.
Schon oft hatte man ihn an Händen und Füßen gefesselt, aber er hatte die Ketten
gesprengt und die Fesseln zerrissen; niemand konnte ihn bezwingen. Bei Tag und
Nacht schrie er unaufhörlich in den Grabhöhlen und auf den Bergen und schlug
sich mit Steinen.
Zwei Dinge fallen sofort auf:
Es wird uns nichts von der Vorgeschichte
berichtet. Wir erfahren weder etwas über das Alter des Mannes noch etwas über
die Hintergründe und Ursachen, die zu seiner Besessenheit geführt haben.
Markus beschreibt uns einen hoffnungslos
heillosen Menschen, der buchstäblich am Ende aller Möglichkeiten angekommen
ist.
Er lebt nicht mehr. Er wird gelebt. Er ist
besessen, außengesteuert, nicht mehr Herr seiner
eigenen Entscheidungen. Er lebt nicht mehr. Er wird gelebt. Er tut niemanden etwas zu Leide – außer sich selbst. Er
bricht nicht in die Gemeinschaft der Menschen ein – er lebt mit den Toten. Er
raubt und rafft nicht – selbst die Kleider reißt er sich vom Leibe. Er treibt
sein Unwesen weder als Ausbeuter noch als Sittenstrolch, weder als Mörder noch
als Ehebrecher. Er würde unter uns als Geisteskranker leben. Wir steckten ihn
ins Irrenhaus.
Walter Schmithals, Das
Evangelium nach Markus, Seite 268
Er ist besessen, außen- und fremdgesteuert.
Sicherlich müssen wir biblisch festhalten,
dass man sich einen Dämon nicht wie eine Grippe einfängt. Genauso wenig wie man
unbeteiligt Christ werden kann – man muss sich dazu schon aktiv und willentlich
entscheiden – gerät man auch nicht teilnahmslos und passiv in eine dämonische
Besessenheit.
Wir haben es hier mit einem Menschen und
einem Sünder zu tun. Die Absage an den lebendigen Gott ist der Einstieg in den
Abstieg! Die Autonomie des Menschen lässt sich nicht
verwirklichen. Der Mensch, der mit Gott nichts zu schaffen haben will, hat mit
dämonischen Mächten zu tun. Wer nicht dem Ursprung seines Lebens gehört, gehört
den Verderbern des Lebens. Ein drittes gibt es nicht. Auf dem Grat zwischen
Gott und Teufel, zwischen Leben und Tod, zwischen Heil und Verderben kann man
nicht wohnen; man kann ihn nur überschreiten. Der autonome, aller
Fremdbestimmung entnommene Mensch gehört in Wahrheit den Dämonen.
Walter Schmithals, Das
Evangelium nach Markus, Seite 268
Oder griffiger und einfacher mit Emanuel
Geibel (1815 – 1884): „Glaube, dem die Tür versagt, steigt als Aberglaub ins Fenster. Wenn die Gottheit ihr verjagt kommen
die Gespenster!“
Wer Gott als die Quelle seines Lebens
ablehnt, verfällt der Herrschaft des Todes. So lebt unser Mann bei den Gräbern.
Er ist lebendig tot, und was immer er tut, gibt ihm das Leben nicht zurück. Er
schreit unaufhörlich, Tag und Nacht. Er schlägt sich selbst mit Steinen. Er
will sich selbst zerstören. Ein hoffnungsloser Versuch, sich selbst zu
befreien. Auch andere können ihm nicht mehr helfen. Jeder Versuch ihn mit
Fesseln und Stricken zu zähmen, um ihn so wieder in die menschliche
Gemeinschaft zurückführen, sind gescheitert. Ihm ist nicht mehr zu helfen.
Niemand kann ihn bändigen.
Man kann diese ersten 5 Verse mit dem
Pauluswort aus Römer 7, Vers 24 (Luther) zusammenfassen: Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?
2. Die Rettung
Markus 5, Verse 6 bis 13
(Einheitsübersetzung): Als er Jesus von weitem sah, lief er zu ihm hin, warf
sich vor ihm nieder und schrie laut: Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn
des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht! Jesus hatte
nämlich zu ihm gesagt: Verlaß diesen Mann, du
unreiner Geist! Jesus fragte ihn: Wie heißt du? Er antwortete: Mein Name ist
Legion; denn wir sind viele. Und er flehte Jesus an, sie nicht aus dieser
Gegend zu verbannen. Nun weidete dort an einem Berghang gerade eine große
Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Laß uns doch
in die Schweine hineinfahren! Jesus erlaubte es ihnen. Darauf verließen die
unreinen Geister den Menschen und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte
sich den Abhang hinab in den See. Es waren etwa zweitausend Tiere, und alle
ertranken.
Jesus kommt ungebeten. Er hilft, weil er
will. Erlösung ist stets ein unverfügbares Wunder. Aber wo Jesus ist, da ist
auch Hilfe und Heilung.
Kaum das Jesus seinen Fuß auf das Ufer
setzt, kommt der Besessene auch schon angerannt, wirft sich Jesus zu Füßen und
bekennt: „Wir haben nichts miteinander zu schaffen!“
Wer redet hier eigentlich? Der Dämon oder
der Mensch? Es lässt sich fast nicht unterscheiden. Der Dämon und der Mensch
sind nicht identisch und dennoch erscheinen sie fast unzertrennbar zu sein. Die
Macht des Dämons hängt davon ab, ob er im Menschen wohnt oder aus ihm ausfahren
muss.
So nimmt die Wende seinen Lauf. Und eine
Überraschung jagt die Nächste. Bereits dieses erste Bekenntnis kommt schon
einer Kapitulation gleich. Was habe ich mit dir zu
tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich
nicht! Nach dieser Aussage hätten wir eher eine Flucht von Jesus weg
und nicht einen Dauerlauf zu Jesus hin erwartet. Durch das bloße Erscheinen
Jesu wird der Dämon bereits buchstäblich in die Knie gezwungen und auf die
Matte gestreckt.
Keiner konnte den Besessenen bändigen. Alle
menschlichen Möglichkeiten waren erschöpft. Alle Fesseln zerriss er. Und Jesus
setzt nur einen Fuß auf das Ufer und der Dämon muss schon niederfallen! Bevor
Jesus auch nur ein einziges Wort gesagt hat, ergibt sich der Teufel kampflos.
Die zweite Überraschung ist, dass nicht
Jesus mit einer mächtigen „Beschwörungsformel“ auftritt, sondern der Teufel
hier Jesus beschwört. Und er macht sich vollends zum Gespött, als er dann auch
noch Gott bemüht, ihn bei der Abwehr Jesu zur Seite zu stehen.
Jesus geht mit keinem Wort auf die
Beschwörung und Verteidigung ein. Die Frage lautet nämlich nicht, ob der
Dämon weicht, sondern höchstens noch wie der Dämon weicht. Das der Dämon
den Menschen verlassen muss, ist keine Frage. Das steht unabänderlich fest.
So kommt Jesus direkt zur Sache und fragt
den Dämon nach seinem Namen. Es ist wichtig den Namen seines Feindes zu kennen!
Namen sind nicht nur Schall und Rauch. Für antikes Denken sind Name und Person
identisch.
Nichts muss der Dämon also mehr fürchten,
als seinen Namen preiszugeben und hier kommt die dritte Überraschung, dass er
seinen Namen ohne Gegenwehr prompt und ohne Täuschungsmanöver preisgeben muss. Besser können die Macht Jesu und die Ohnmacht des Dämons
nicht dargestellt werden. Er, der sich von keinem Menschen imponieren und sich
auch von der ganzen Gesellschaft nicht bändigen ließ, wird zum machtlosen
Nichts, das den eigenen Untergang vollenden muss, sobald Jesus auftritt.
Walter Schmithals, Das
Evangelium nach Markus, Seite 275
Und dann erfahren wir zu unserer großen
Überraschung, dass hier nicht nur ein Dämon, sondern ein ganzes Regiment von
Dämonen vor Jesus kapituliert. Mein Name ist
Legion; denn wir sind viele. Eine Legion war damals die größte
römische Heereseinheit von 6.000 Mann.
Jesus steht hier also nicht einem einzigen
Dämon gegenüber, sondern der geballten Macht des Dämonischen überhaupt. Bei
vielen anderen Befreiungen hat Jesus niemals nach dem Namen des Dämons gefragt,
sondern ihm einfach so den Garaus gemacht.
Dieser Fall ist anders. Hier geht es sich
nicht nur um ein Duell, sondern um eine Schlacht! Jesus steht einem Riesenheer
von Dämonen gegenüber. Doch ob einer oder die ganze Hölle. In der Gegenwart
Jesu müssen alle Mächte bekennen, dass ihm allein die Macht gebührt, zur Ehre Gottes
des Vaters, und wo Jesus in das Leben eines Menschen eintritt, gibt es für
Dämonen keinen Platz mehr.
Das dämonische Heer kämpft nicht mit Jesus,
sondern bittet ihn eindringlich, sie nicht aus der Gegend zu vertreiben. Noch
hat Jesus keinen Befehl gegeben und doch geben die Dämonen sich schon
geschlagen und verlegen sich aufs Bitten. Lukas informiert uns in seinem
Bericht über den Hintergrund dieser Bitte, Lukas 8,
Vers 31 (Einheitsübersetzung): Und die Dämonen baten Jesus, sie nicht zur
Hölle zu schicken.
Die Spannung steigert sich als die Dämonen
einen teuflischen Kompromiss vorschlagen: Laß uns doch
in die Schweine hineinfahren!
Sie halten die Schweine für eine bessere
Alternative als die Hölle. Außerdem können sie so in der Gegend bleiben und
wenn Jesus weitergezogen ist, werden sie sich wieder
menschliche Wohnungen suchen. Nicht umsonst wird die Schlauheit des Teufels
gerühmt; hier zeigt sie sich am Werk. Die Bitte der Dämonen erscheint als
gelungener Schachzug. Die vollständige Unterwürfigkeit unter die Macht Jesu
soll ihnen später neue Chancen eröffnen. Und Jesus erlaubte
es ihnen. Erkennt er denn nicht den Pferdefuß? Beweist sich das Böse
zwar nicht als stärker, aber letztlich doch als schlauer?
Die Dämonen fahren, des Erfolgs
ihrer List sicher, in die Schweine; diese aber, solcher Bewohner ungewohnt,
stürzen in jagender Flucht den Abhang zu und ersaufen im Meer, zweitausend an
der Zahl.
Walter Schmithals, Das
Evangelium nach Markus, Seite 277
So sind sie letzten Endes genau dort
gelandet, wo sie nicht hinwollten: Mitten im Abgrund und in der Hölle!
Und der Mensch ist wieder der „Alte“, weil
er durch Jesus „ein neuer Mensch“ wurde. Er sitzt bekleidet, ruhig und besonnen
bei Jesus.
Auch wenn unsere Verse nichts als Ironie und
beißenden Spott für die Dämonen übrig haben, dürfen wir ihre Macht und
Gefährlichkeit nicht unterschätzen. Im Vaterunser lehrt Jesus uns beten:
„Erlöse uns von dem Bösen!“ Als Christen glauben wir an Jesus Christus und
nicht an den Teufel. Aber wir tun gut daran, ganz realistisch mit ihm zu
rechnen. Bleibt besonnen und wachsam,
schreibt Petrus, 1. Petrus 5, Vers 8 (Hoffnung für
alle): Denn der Teufel, euer Todfeind, schleicht wie ein hungriger Löwe um
euch herum. Er wartet nur auf ein Opfer, das er verschlingen kann.
Konnte man die ersten Verse mit dem
Pauluswort aus Römer 7, Vers 24 (Luther) begreifen: Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe? so kann man diese Verse
mit Römer 7, Vers 25 (Luther): Dank sei Gott durch
Jesus Christus, unsern Herrn! zusammenfassen!
3. Drei
Reaktionen
Markus 5, Verse 14 bis 20:
(Einheitsübersetzung): Die Hirten flohen und erzählten alles in der Stadt
und in den Dörfern. Darauf eilten die Leute herbei, um zu sehen, was geschehen
war.
Sie kamen zu Jesus und sahen
bei ihm den Mann, der von der Legion Dämonen besessen gewesen war. Er saß
ordentlich gekleidet da und war wieder bei Verstand. Da fürchteten sie sich.
Die, die alles gesehen hatten, berichteten ihnen, was mit dem Besessenen und
mit den Schweinen geschehen war. Darauf baten die Leute Jesus, ihr Gebiet zu
verlassen.
Als er ins Boot stieg, bat ihn
der Mann, der zuvor von den Dämonen besessen war, bei ihm bleiben zu dürfen.
Aber Jesus erlaubte es ihm nicht, sondern sagte: Geh nach Hause, und berichte
deiner Familie alles, was der Herr für dich getan und wie er Erbarmen mit dir
gehabt hat. Da ging der Mann weg und verkündete in der ganzen Dekapolis, was Jesus für ihn getan hatte, und alle
staunten.
Nachdem die Hirten als Augenzeugen sich als
Nachrichtensprecher betätigen, läuft das ganze Volk bei Jesus zusammen und es
kommt zu ganz erstaunlichen Reaktionen auf diese Machtdemonstration Jesu. Die
Bewohner reagieren fast so wie Petrus nach dem wundersamen Fischfang, Lukas 5, Verse 8 bis 9: Als Simon Petrus das sah, fiel er
Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er
und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele
Fische gefangen hatten.
Sie sind erschrocken und entsetzt über die
Macht dieses Mannes. Im Gegensatz zum Volk bittet der Geheilte bei Jesus
bleiben zu dürfen, was ihm aber von Jesus verwehrt wird. Nicht weil er den
Befreiten nicht gebrauchen kann, sondern gerade deshalb weil er ihn gebrauchen
will. Er wird von Jesus zum Zeugendienst gerufen. Der
Christ hat nicht anderswohin zu gehen, sondern als ein anderer dahin, wo er
auch vorher lebte.
Walter Schmithals, Das
Evangelium nach Markus, Seite 280
So verlässt Jesus wunschgemäß wieder die
Gegend und bleibt in seinem Zeugen dennoch gegenwärtig. Unsere Geschichte wird
in Markus 7 (Verse 31 bis 37) noch ein Nachspiel erfahren. Das ganze ist
ein Vorgriff auf den späteren Missionsbefehl. Jesus sammelt seine Gemeinde aus
Menschen aller Nationen, aus Juden und Heiden.
Jesus wird nicht nur mit den Stürmen unseres
Lebens fertig. Er wird auch mit den Dämonen fertig. Für ihn gibt es keine
hoffnungslosen Fälle.
Und wer die befreiende Macht Jesu erlebt,
soll nicht Zuschauer, sondern Bote und Zeuge für die uneingeschränkte
Herrschaft Jesu sein. Amen.