Markus 5, 1 – 20 Predigt, Bibelarbeit, Andacht

 

Jesus wird mit den Dämonen fertig



Sie war nicht schuld an dieser Entwicklung. Es war die Verkettung von verschiedenen furchtbaren Umständen. Sicherlich war da auch Sünde im Spiel. Ihr Vater war arm und sie war alles was er hatte. Eines Tages traf er einen einflussreichen Menschen und in seiner Not griff er zu einer Lüge und erzählte diesem Mann von den ungewöhnlichen Fähigkeiten seiner Tochter, die aus Stroh Gold machen konnte.

Der Teufel musste ihn geritten haben.

Sein Gesprächspartner – bekannt für seine Habsucht und Gier ließ das Mädchen zu sich kommen, führte sie in einen Raum voller Stroh, verschloss die Tür und drohte ihr den Tod für den Fall an, wenn sie das Stroh nicht bis zum nächsten Tag zu Gold verarbeiten würde.

Bei diesem Irrsinn blieben ihr nur Angst und Tränen und das Zittern um ihr Leben. Doch ihre stummen Schreie wurden gehört. Ein unscheinbarer kleiner Knirps erschien und bot freundschaftlich seine Hilfe an. Für eine kleine Gegenleistung versteht sich. In dieser Nacht gab sie ihm ihr Halsband. Und weil Mächtige, die gierig sind, immer mehr wollen, musste sie auch in der nächsten Nacht Stroh zu Gold verarbeiten und gab dem Knirps als Dank ihren Ring und in der dritten Nacht das Versprechen, ihm für seine Dienste das erste Kind zu geben.

Der mächtige Gierschlund nahm sie zur Frau. Sie wurde schwanger und brachte ein Kind zur Welt. Die Zeit heilt manchmal Wunden und sie vergaß diese drei furchtbaren Nächte und auch ihr folgenschweres Versprechen. Doch er vergaß es nicht und er kam als sie schon längst nicht mehr an ihn dachte. Er forderte das Kind. Sie bot ihm alles an, was sie hatte: Geld, Macht - die kostbarsten Schätze. Doch er wollte das Kind: „Drei Tage gebe ich Dir Zeit“, sagte er, „nur wenn Du bis dahin meinen Namen kennst – kannst Du das Kind behalten.“

Durch ihre Heirat war sie jetzt selbst einflussreich und mächtig. Für teures Geld engagierte sie Berater, Fachleute, Wissenschaftler und Experten. Doch alle Namen, die sie nannten, waren es nicht. Sie ließ weltweit die Bibliotheken und Standesämter durchforsten, ohne Erfolg. Der dritte und letzte Tag brach an und einer ihrer Berater sagte: „Neue Namen habe ich keine mehr gefunden. Aber ich traf auf ein völlig entlegenes Haus, von Gott und aller Welt verlassen und davor sprang ein Knirps auf einem Bein herum und schrie:

„heute back ich, morgen brau ich,

übermorgen hol ich der Königin ihr Kind,

ach, wie gut, dass niemand weiß,

dass ich Rumpelstilzchen heiß!“

So geht das Märchen der Gebrüder Grimm letztlich doch noch gut aus. In seinem Zorn reißt es Rumpelstilzchen am Ende buchstäblich auseinander.

Manchmal ist es wichtig, den Namen seines Feindes zu kennen! So heißt auch das höchst bemerkenswerte Buch der Christin und Psychologin Hanne Baar: „Die Namen meiner Feinde – Haltungssünden unter der psychologischen Lupe.“ Schonungslos benennt sie in diesem Buch ihre Feinde: Stolz, Neid und Dominanz.

Manchmal ist es lebenswichtig, die Namen seiner Feinde zu kennen. Sie tauchen oft in ausweglosen Situationen auf und bieten uns scheinbar selbstlos ihre freundschaftliche Hilfe an. Ehe man sich versieht, ist man ihnen heillos ausgeliefert. Irgendwann lässt der scheinbare Freund die Maske fallen und man sieht in das Gesicht seines Feindes. Dabei kann es sich um Alkohol, einen „so genannten“ Kredithai oder auch um Gedanken, die uns festlegen, handeln. Die Liste hat kein Ende. Die Auswirkung ist aber jedes Mal erschreckend ähnlich. Man ist gefangen, außengesteuert, wie besessen. Nicht nur Drogen auch die eigene Angst kann einen beherrschen.

Markus 5, 1 – 20 (Hoffnung für alle): Als sie auf der anderen Seite des Sees die Gegend um Gadara erreichten und Jesus aus dem Boot stieg, lief ihnen ein Mann entgegen. Dieser Mensch wurde von Dämonen beherrscht und lebte in Grabhöhlen. Er war so wild, daß er nicht einmal mit Ketten gebändigt werden konnte. Sooft man ihn auch fesselte und in Ketten legte, jedesmal riß er sich wieder los. Niemand wagte sich in seine Nähe. Tag und Nacht hielt er sich in den Grabhöhlen auf oder irrte in den Bergen umher. Dabei tobte er und schlug mit Steinen auf sich ein.

Kaum hatte er Jesus gesehen, warf er sich vor ihm nieder, und es schrie laut aus ihm: «Was willst du von mir, Jesus, du Sohn Gottes? Ich beschwöre dich beim Allerhöchsten, quäle mich nicht!» Jesus hatte nämlich dem Dämon befohlen: «Verlaß dein Opfer, du teuflischer Geist!» Da fragte ihn Jesus: «Wie heißt du?» Der Dämon antwortete: «Mein Name ist Legion, denn nicht nur ich, sondern viele von uns beherrschen diesen Menschen.» Immer wieder bat er Jesus: «Vertreibe uns nicht aus dieser Gegend!» Nicht weit entfernt an einem Abhang wurde gerade eine große Herde Schweine gehütet. «Laß uns in diese Schweine fahren», bettelten die Dämonen. Jesus erlaubte es ihnen. Jetzt ließen die bösen Geister den Mann frei und bemächtigten sich der Schweine, die den Abhang hinunter in den See stürzten. Und alle zweitausend Tiere ertranken.

Verstört liefen die Hirten in die Stadt und berichteten überall, was geschehen war. Viele kamen nun am See zusammen, um sich selbst zu überzeugen. Sie sahen den Mann, den die vielen Dämonen gequält hatten. Er war gekleidet wie jeder andere und saß ganz ruhig neben Jesus. Da wurde ihnen unheimlich zumute. Die Leute aber, die alles mitangesehen hatten, erzählten, wie der Besessene geheilt wurde und was mit den Schweinen geschehen war. Daraufhin baten die Leute Jesus, er möge ihre Gegend wieder verlassen.

Jesus wollte gerade in das Boot steigen, als ihn der Geheilte bat: «Ich möchte gern bei dir bleiben.» Aber Jesus erlaubte es ihm nicht. Er sagte: «Geh nach Hause zu deiner Familie und berichte, welch großes Wunder Gott an dir getan hat und wie barmherzig er zu dir gewesen ist!» Da wanderte der Mann durch das Gebiet der Zehn Städte und erzählte jedem, was für ein Wunder Jesus an ihm getan hatte. Und alle staunten.

Nachdem die Jünger den Sturm überstanden hatten und mit ihrem Boot und vor allem ihrer Haut heil aus dieser höchstwahrscheinlich lebenslang unvergessenen Schiffsfahrt ans Ufer kommen, beginnt gleich das nächste Abenteuer.

Wir befinden uns an der Ostseite des Sees Genezareth. Das Kapernaum gegenüberliegende andere Ufer des Meeres gehörte zur Dekapolis, dem lockeren 10-Städte-Verband, das von den Römern nicht dem Herrschaftsgebiet des Herodes zugeschlagen wurde. Wir befinden uns also auf „heidnischem Gebiet“. Die große Schweineherde unterstreicht diese Tatsache. Kein Jude würde freiwillig Schweine hüten!

Nur im ersten Vers lesen wir noch etwas von den 12 Jüngern. Die ganze weitere Geschichte ist einzig und allein auf Jesus Christus konzentriert. Da ist sicherlich dieser bedauernswerte Mann, da sind die Dämonen und die Schweineherde, die Hirten und die Menschen aus den Städten und Dörfern. Aber der Fokus liegt bei Jesus! Er betritt das nichtjüdische Ufer, das heidnische Land und die Geschichte nimmt seinen Lauf. Im Zentrum steht einzig und allein die Macht Jesu, die sich gezeigt hat über die Naturgewalten bei der stürmischen Seefahrt, die sich zeigen wird im Umgang mit den Dämonen und später mit unheilbarer Krankheit und sogar dem Tod selbst.

Alles spielt sich auf und rund um den See Genezareth ab. Anders als der Evangelist Johannes, der in zeitlich chronologischer Reihenfolge berichtete, beschreibt uns Markus, der Vetter des Barnabas das Leben Jesu eher nach geographischen Gesichtspunkten:

- 1, 14 – 8, 26: Ereignisse in Galiläa

- 8, 27 – 10, 52: Ereignisse auf dem Weg nach Jerusalem

- 11, 1 – 16, 20 Ereignisse in Jerusalem

Bis zum 26. Vers des 8. Kapitels bleiben wir mit Markus in Galiläa und dabei spielt dieser See eine nicht unbedeutende Rolle.

1. Das Elend

Markus 5, Verse 2 bis 5 (Einheitsübersetzung): Als er aus dem Boot stieg, lief ihm ein Mann entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war. Er kam von den Grabhöhlen, in denen er lebte. Man konnte ihn nicht bändigen, nicht einmal mit Fesseln. Schon oft hatte man ihn an Händen und Füßen gefesselt, aber er hatte die Ketten gesprengt und die Fesseln zerrissen; niemand konnte ihn bezwingen. Bei Tag und Nacht schrie er unaufhörlich in den Grabhöhlen und auf den Bergen und schlug sich mit Steinen.

Zwei Dinge fallen sofort auf:

Es wird uns nichts von der Vorgeschichte berichtet. Wir erfahren weder etwas über das Alter des Mannes noch etwas über die Hintergründe und Ursachen, die zu seiner Besessenheit geführt haben.

Markus beschreibt uns einen hoffnungslos heillosen Menschen, der buchstäblich am Ende aller Möglichkeiten angekommen ist.

Er lebt nicht mehr. Er wird gelebt. Er ist besessen, außengesteuert, nicht mehr Herr seiner eigenen Entscheidungen. Er lebt nicht mehr. Er wird gelebt. Er tut niemanden etwas zu Leide – außer sich selbst. Er bricht nicht in die Gemeinschaft der Menschen ein – er lebt mit den Toten. Er raubt und rafft nicht – selbst die Kleider reißt er sich vom Leibe. Er treibt sein Unwesen weder als Ausbeuter noch als Sittenstrolch, weder als Mörder noch als Ehebrecher. Er würde unter uns als Geisteskranker leben. Wir steckten ihn ins Irrenhaus.

Walter Schmithals, Das Evangelium nach Markus, Seite 268

Er ist besessen, außen- und fremdgesteuert.

Sicherlich müssen wir biblisch festhalten, dass man sich einen Dämon nicht wie eine Grippe einfängt. Genauso wenig wie man unbeteiligt Christ werden kann – man muss sich dazu schon aktiv und willentlich entscheiden – gerät man auch nicht teilnahmslos und passiv in eine dämonische Besessenheit.

Wir haben es hier mit einem Menschen und einem Sünder zu tun. Die Absage an den lebendigen Gott ist der Einstieg in den Abstieg! Die Autonomie des Menschen lässt sich nicht verwirklichen. Der Mensch, der mit Gott nichts zu schaffen haben will, hat mit dämonischen Mächten zu tun. Wer nicht dem Ursprung seines Lebens gehört, gehört den Verderbern des Lebens. Ein drittes gibt es nicht. Auf dem Grat zwischen Gott und Teufel, zwischen Leben und Tod, zwischen Heil und Verderben kann man nicht wohnen; man kann ihn nur überschreiten. Der autonome, aller Fremdbestimmung entnommene Mensch gehört in Wahrheit den Dämonen.

Walter Schmithals, Das Evangelium nach Markus, Seite 268

Oder griffiger und einfacher mit Emanuel Geibel (1815 – 1884): „Glaube, dem die Tür versagt, steigt als Aberglaub ins Fenster. Wenn die Gottheit ihr verjagt kommen die Gespenster!“

Wer Gott als die Quelle seines Lebens ablehnt, verfällt der Herrschaft des Todes. So lebt unser Mann bei den Gräbern. Er ist lebendig tot, und was immer er tut, gibt ihm das Leben nicht zurück. Er schreit unaufhörlich, Tag und Nacht. Er schlägt sich selbst mit Steinen. Er will sich selbst zerstören. Ein hoffnungsloser Versuch, sich selbst zu befreien. Auch andere können ihm nicht mehr helfen. Jeder Versuch ihn mit Fesseln und Stricken zu zähmen, um ihn so wieder in die menschliche Gemeinschaft zurückführen, sind gescheitert. Ihm ist nicht mehr zu helfen. Niemand kann ihn bändigen.

Man kann diese ersten 5 Verse mit dem Pauluswort aus Römer 7, Vers 24 (Luther) zusammenfassen: Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?

2. Die Rettung

Markus 5, Verse 6 bis 13 (Einheitsübersetzung): Als er Jesus von weitem sah, lief er zu ihm hin, warf sich vor ihm nieder und schrie laut: Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht! Jesus hatte nämlich zu ihm gesagt: Verlaß diesen Mann, du unreiner Geist! Jesus fragte ihn: Wie heißt du? Er antwortete: Mein Name ist Legion; denn wir sind viele. Und er flehte Jesus an, sie nicht aus dieser Gegend zu verbannen. Nun weidete dort an einem Berghang gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Laß uns doch in die Schweine hineinfahren! Jesus erlaubte es ihnen. Darauf verließen die unreinen Geister den Menschen und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See. Es waren etwa zweitausend Tiere, und alle ertranken.

Jesus kommt ungebeten. Er hilft, weil er will. Erlösung ist stets ein unverfügbares Wunder. Aber wo Jesus ist, da ist auch Hilfe und Heilung.

Kaum das Jesus seinen Fuß auf das Ufer setzt, kommt der Besessene auch schon angerannt, wirft sich Jesus zu Füßen und bekennt: „Wir haben nichts miteinander zu schaffen!“

Wer redet hier eigentlich? Der Dämon oder der Mensch? Es lässt sich fast nicht unterscheiden. Der Dämon und der Mensch sind nicht identisch und dennoch erscheinen sie fast unzertrennbar zu sein. Die Macht des Dämons hängt davon ab, ob er im Menschen wohnt oder aus ihm ausfahren muss.

So nimmt die Wende seinen Lauf. Und eine Überraschung jagt die Nächste. Bereits dieses erste Bekenntnis kommt schon einer Kapitulation gleich. Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht! Nach dieser Aussage hätten wir eher eine Flucht von Jesus weg und nicht einen Dauerlauf zu Jesus hin erwartet. Durch das bloße Erscheinen Jesu wird der Dämon bereits buchstäblich in die Knie gezwungen und auf die Matte gestreckt.

Keiner konnte den Besessenen bändigen. Alle menschlichen Möglichkeiten waren erschöpft. Alle Fesseln zerriss er. Und Jesus setzt nur einen Fuß auf das Ufer und der Dämon muss schon niederfallen! Bevor Jesus auch nur ein einziges Wort gesagt hat, ergibt sich der Teufel kampflos.

Die zweite Überraschung ist, dass nicht Jesus mit einer mächtigen „Beschwörungsformel“ auftritt, sondern der Teufel hier Jesus beschwört. Und er macht sich vollends zum Gespött, als er dann auch noch Gott bemüht, ihn bei der Abwehr Jesu zur Seite zu stehen.

Jesus geht mit keinem Wort auf die Beschwörung und Verteidigung ein. Die Frage lautet nämlich nicht, ob der Dämon weicht, sondern höchstens noch wie der Dämon weicht. Das der Dämon den Menschen verlassen muss, ist keine Frage. Das steht unabänderlich fest.

So kommt Jesus direkt zur Sache und fragt den Dämon nach seinem Namen. Es ist wichtig den Namen seines Feindes zu kennen! Namen sind nicht nur Schall und Rauch. Für antikes Denken sind Name und Person identisch.

Nichts muss der Dämon also mehr fürchten, als seinen Namen preiszugeben und hier kommt die dritte Überraschung, dass er seinen Namen ohne Gegenwehr prompt und ohne Täuschungsmanöver preisgeben muss. Besser können die Macht Jesu und die Ohnmacht des Dämons nicht dargestellt werden. Er, der sich von keinem Menschen imponieren und sich auch von der ganzen Gesellschaft nicht bändigen ließ, wird zum machtlosen Nichts, das den eigenen Untergang vollenden muss, sobald Jesus auftritt.

Walter Schmithals, Das Evangelium nach Markus, Seite 275

Und dann erfahren wir zu unserer großen Überraschung, dass hier nicht nur ein Dämon, sondern ein ganzes Regiment von Dämonen vor Jesus kapituliert. Mein Name ist Legion; denn wir sind viele. Eine Legion war damals die größte römische Heereseinheit von 6.000 Mann.

Jesus steht hier also nicht einem einzigen Dämon gegenüber, sondern der geballten Macht des Dämonischen überhaupt. Bei vielen anderen Befreiungen hat Jesus niemals nach dem Namen des Dämons gefragt, sondern ihm einfach so den Garaus gemacht.

Dieser Fall ist anders. Hier geht es sich nicht nur um ein Duell, sondern um eine Schlacht! Jesus steht einem Riesenheer von Dämonen gegenüber. Doch ob einer oder die ganze Hölle. In der Gegenwart Jesu müssen alle Mächte bekennen, dass ihm allein die Macht gebührt, zur Ehre Gottes des Vaters, und wo Jesus in das Leben eines Menschen eintritt, gibt es für Dämonen keinen Platz mehr.

Das dämonische Heer kämpft nicht mit Jesus, sondern bittet ihn eindringlich, sie nicht aus der Gegend zu vertreiben. Noch hat Jesus keinen Befehl gegeben und doch geben die Dämonen sich schon geschlagen und verlegen sich aufs Bitten. Lukas informiert uns in seinem Bericht über den Hintergrund dieser Bitte, Lukas 8, Vers 31 (Einheitsübersetzung): Und die Dämonen baten Jesus, sie nicht zur Hölle zu schicken.

Die Spannung steigert sich als die Dämonen einen teuflischen Kompromiss vorschlagen: Laß uns doch in die Schweine hineinfahren!

Sie halten die Schweine für eine bessere Alternative als die Hölle. Außerdem können sie so in der Gegend bleiben und wenn Jesus weitergezogen ist, werden sie sich wieder menschliche Wohnungen suchen. Nicht umsonst wird die Schlauheit des Teufels gerühmt; hier zeigt sie sich am Werk. Die Bitte der Dämonen erscheint als gelungener Schachzug. Die vollständige Unterwürfigkeit unter die Macht Jesu soll ihnen später neue Chancen eröffnen. Und Jesus erlaubte es ihnen. Erkennt er denn nicht den Pferdefuß? Beweist sich das Böse zwar nicht als stärker, aber letztlich doch als schlauer?

Die Dämonen fahren, des Erfolgs ihrer List sicher, in die Schweine; diese aber, solcher Bewohner ungewohnt, stürzen in jagender Flucht den Abhang zu und ersaufen im Meer, zweitausend an der Zahl.

Walter Schmithals, Das Evangelium nach Markus, Seite 277

So sind sie letzten Endes genau dort gelandet, wo sie nicht hinwollten: Mitten im Abgrund und in der Hölle!

Und der Mensch ist wieder der „Alte“, weil er durch Jesus „ein neuer Mensch“ wurde. Er sitzt bekleidet, ruhig und besonnen bei Jesus.

Auch wenn unsere Verse nichts als Ironie und beißenden Spott für die Dämonen übrig haben, dürfen wir ihre Macht und Gefährlichkeit nicht unterschätzen. Im Vaterunser lehrt Jesus uns beten: „Erlöse uns von dem Bösen!“ Als Christen glauben wir an Jesus Christus und nicht an den Teufel. Aber wir tun gut daran, ganz realistisch mit ihm zu rechnen. Bleibt besonnen und wachsam, schreibt Petrus, 1. Petrus 5, Vers 8 (Hoffnung für alle): Denn der Teufel, euer Todfeind, schleicht wie ein hungriger Löwe um euch herum. Er wartet nur auf ein Opfer, das er verschlingen kann.

Konnte man die ersten Verse mit dem Pauluswort aus Römer 7, Vers 24 (Luther) begreifen: Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe? so kann man diese Verse mit Römer 7, Vers 25 (Luther): Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn! zusammenfassen!

3. Drei Reaktionen

Markus 5, Verse 14 bis 20: (Einheitsübersetzung): Die Hirten flohen und erzählten alles in der Stadt und in den Dörfern. Darauf eilten die Leute herbei, um zu sehen, was geschehen war.

Sie kamen zu Jesus und sahen bei ihm den Mann, der von der Legion Dämonen besessen gewesen war. Er saß ordentlich gekleidet da und war wieder bei Verstand. Da fürchteten sie sich. Die, die alles gesehen hatten, berichteten ihnen, was mit dem Besessenen und mit den Schweinen geschehen war. Darauf baten die Leute Jesus, ihr Gebiet zu verlassen.

Als er ins Boot stieg, bat ihn der Mann, der zuvor von den Dämonen besessen war, bei ihm bleiben zu dürfen. Aber Jesus erlaubte es ihm nicht, sondern sagte: Geh nach Hause, und berichte deiner Familie alles, was der Herr für dich getan und wie er Erbarmen mit dir gehabt hat. Da ging der Mann weg und verkündete in der ganzen Dekapolis, was Jesus für ihn getan hatte, und alle staunten.

Nachdem die Hirten als Augenzeugen sich als Nachrichtensprecher betätigen, läuft das ganze Volk bei Jesus zusammen und es kommt zu ganz erstaunlichen Reaktionen auf diese Machtdemonstration Jesu. Die Bewohner reagieren fast so wie Petrus nach dem wundersamen Fischfang, Lukas 5, Verse 8 bis 9: Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten.

Sie sind erschrocken und entsetzt über die Macht dieses Mannes. Im Gegensatz zum Volk bittet der Geheilte bei Jesus bleiben zu dürfen, was ihm aber von Jesus verwehrt wird. Nicht weil er den Befreiten nicht gebrauchen kann, sondern gerade deshalb weil er ihn gebrauchen will. Er wird von Jesus zum Zeugendienst gerufen. Der Christ hat nicht anderswohin zu gehen, sondern als ein anderer dahin, wo er auch vorher lebte.

Walter Schmithals, Das Evangelium nach Markus, Seite 280

So verlässt Jesus wunschgemäß wieder die Gegend und bleibt in seinem Zeugen dennoch gegenwärtig. Unsere Geschichte wird in Markus 7 (Verse 31 bis 37) noch ein Nachspiel erfahren. Das ganze ist ein Vorgriff auf den späteren Missionsbefehl. Jesus sammelt seine Gemeinde aus Menschen aller Nationen, aus Juden und Heiden.

Jesus wird nicht nur mit den Stürmen unseres Lebens fertig. Er wird auch mit den Dämonen fertig. Für ihn gibt es keine hoffnungslosen Fälle.

Und wer die befreiende Macht Jesu erlebt, soll nicht Zuschauer, sondern Bote und Zeuge für die uneingeschränkte Herrschaft Jesu sein. Amen.

http://home.t-online.de/home/SiegiOchs/hom_1.htm