Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Kolosser 3
erstellt von Gerhard Schmid
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DER BRIEF DES PAULUS AN DIE KOLOSSER - 3. Kapitel Der alte und der neue Mensch 3,1 Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. 3,2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. 3,3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. 3,4 Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit. |
Wie gut, dass mein Leben
eine Ich möchte nochmals auf das "Weil Gott / Christus,
darum ich" von gestern zurückkommen. Darum wird es heute nochmals
verstärkt gehen. |
Eins haben wir in diesen Tagen schon mehrfach miteinander
entdeckt: Dass für uns als Menschen des Glaubens eben alles an Christus
"hängt". – Weil dem so ist, deshalb ist es nötig, dass auch unser ganzes
Denken und Trachten auf Christus ausgerichtet ist. – Darum ist es auch so
wichtig, dass wir uns nach ihm, nach Christus, richten und uns mühen, ihm zu
gefallen. – Wir haben doch außer ihm nichts anderes als Grundlage für unser
Vertrauen und unsere Hoffnung. – Woher gewinnen wir denn Kraft für unser Leben
und Zuversicht im Blick auf all das, was uns das Leben und die Zukunft bringen
wird, wenn nicht in Christus?! – Er ist doch die Quelle, aus der wir
leben.
Weil dem so ist, darum fragen wir nicht so sehr nach dem, was
diese Welt und das Leben hier auf Erden uns bieten kann – auch wenn wir das
alles nicht gering achten, sondern vielmehr schätzen, uns daran freuen und es
fröhlich und dankbar gebrauchen – aber es ist nicht mehr unser alleiniger
Lebensinhalt; nicht darauf sind wir konzentriert; nicht danach trachten wir. –
Was in dieser Welt zählt und gilt, was die Menschen um uns herum tun und
vielleicht auch von uns erwarten, ist eben nicht mehr der Maßstab für unser
Denken und Handeln; nicht die Instanz, nach der wir uns richten und der wir
entsprechen wollen. – Wir haben einen anderen Maßstab; wir haben eine neue
Instanz, und das ist Christus. – Mit ihm wollen wir leben; nach ihm wollen wir
uns richten. – Und das ist nun nicht eine Last, die uns damit auferlegt wäre,
sondern zuerst und vor allen Dingen eine Befreiung von all den Maßstäben und
Instanzen, die sich vor uns auftun und erwarten, dass wir uns nach ihnen
richten und an sie halten.
Es ist gut für uns, dass unser Leben eine
neue Richtung bekommen hat; und es ist gut für uns, wenn wir all unser
Vertrauen allein auf Jesus setzen; und es ist gut für uns, wenn wir uns allein
nach Jesus richten und danach fragen, was er will und ihm gefällt.
1. Richtung Jesus – ich gehöre zu ihm
Mein Leben ist unauflöslich mit Christus verbunden. –
Nicht weil ich das so will, das liegt überhaupt nicht an mir, sondern weil
Gott das so wollte und durch seine Menschwerdung in Jesus, seinen Sühnetod am
Kreuz und die Auferstehung zu einem neuen Leben die Voraussetzungen dazu
geschaffen hat. – Denken wir nochmals zurück an gestern: Die Voraussetzungen
liegen nicht bei uns und sind von uns zu erfüllen; sie sind von Gott erbracht
und erfüllt worden und sie haben unauflösliche Gültigkeit für uns. – Wir sind
mit Jesus "eins", vollkommen mit ihm vereinigt. – Luther hat es einmal
wunderbar bildhaft ausgedrückt: "Ihr seid mit Christus ein Kuchen." – Da ist
nicht mehr Mehl, Zucker, Eier, Backpulver... auszu-machen, sondern alles in
miteinander vermengt; so sind auch wir mit Christus vermengt und nicht mehr
von ihm zu trennen. – So dürfen wir uns verstehen.
Das heißt auf der
andern Seite dann aber auch: »Euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.«
Jetzt schon ist unser Leben mit Christus verbunden in und bei Gott.
Das ist natürlich weder für uns noch für andere Menschen sichtbar. Wir können
es auch nicht sichtbar machen. – Und das führt nun ganz selbstverständlich
auch dazu, dass wir das nicht immer so empfinden; uns nicht immer so bewusst
ist; wir unter diesem Zustand des "Schon" aber "Noch nicht" auch gelegentlich
leiden. – Auch an der Verborgenheit von Christus leiden wir.
Christus
ist in dieser Zeit der göttlichen Geschichte für uns Menschen verborgen,
unsichtbar; man kann ihn deshalb herabstufen, für tot erklären, missdeuten.
Auch wir als Christen kommen uns als unscheinbar vor; man kann uns verkennen,
gering schätzen, verhöhnen. – Und darunter leiden wir. Wir tun uns schwer,
damit zu leben. – Und es tut uns weh, wenn wir dann lesen müssen: »Keineswegs
seid ihr das Licht der Welt, allenfalls das Schlusslicht der Welt.«
Und so sehen uns viele Menschen als ein armseliges Überbleibsel einer
hoff-nungslos überholten Zeit an – und wir können uns nicht so einfach dagegen
wehren. Auch nicht, wenn wir als "Nichts" betrachtet werden und viele meinen,
auf uns könnte man ohne Verlust verzichten. – Und all zu oft empfinden wir uns
ja selber so und meinen, uns in den Winkel unserer Gruppen und Kreise
ver-kriechen zu müssen. Und so verstecken wir uns oft, obwohl wir das gar
nicht nötig hätten.
Wir sind nicht in irgendeinem Winkel dieser Welt
verborgen und müssen uns verstecken, sondern wir sind »in Gott« verborgen, wo
wir auch "geborgen" sind mit unserem ganzen Leben – auch gegen alle Anläufe
dieser Welt und Zeit – und wo wir die Quelle unserer Kraft finden und aus der
Fülle Gottes leben können.
Und wir sind dabei in allerbester
»Gesellschaft« verborgen, »mit Christus«, der sich »zur Rechten Gottes
gesetzt« hat und uns dort an der entscheidenden Stelle aufs Allerwirksamste
»vertritt«. Wir haben im Christus den zum Bundesgenossen, der über alle
Mächte, alle menschlichen und übermenschlichen, triumphiert hat und
triumphiert; wir haben den zum Bundesgenossen, dem alle Gewalt und Macht
gegeben ist im Himmel und auf Erden (Kol. 2, 15; vgl. Eph. 6, 12). -
Was ist das doch etwas großes, so zu Jesus zu gehören; so unauflöslich
mit ihm verbunden zu sein!
»Die Welt und die Menschen dieser Welt kennt
Christus nicht, und sie verkennen auch uns als Christen. Und dabei kennen sie
sich oft auch selbst nicht recht«
(J. A. Bengel). Aber unser Herr gibt uns
seinen Schutz, Rückhalt, Kraft und Vollmacht. Und das »schlägt auch heute
immer wieder durch«, trotz aller Unvollkommenheit von uns Christen, trotz
fehlendem Glanz von den christlichen Gruppen und Kreisen. Immer wieder wird
doch deutlich, was das eigentliche Wesen unseres Christseins ausmacht: Dass
wir nämlich zu Christus gehören und er unser Leben in seiner Hand hat und auf
wunderbare Weise gestaltet; und dass er wirklich der Herr ist, der uns in
schwierigen Lebenssituationen zu begleiten weiß und auch anderen Menschen –
auch solchen, die ihn noch nicht kennen – beizustehen weiß.
2. Richtung Jesus – ich hoffe auf ihn
Nicht auf mich selbst, nicht auf das, was diese
Welt mir zu bieten weiß, hoffe ich, sondern auf Christus, dem ich gehöre und
der mein Leben in seiner Hand hat. – Auch im Blick auf die Zukunft erwarte ich
nicht von weiß was ich woher irgend etwas, sondern einzig und allein von
Christus. Er ist es, der diese Welt in seiner Hand hat; er ist es, der
regiert; und er ist es, der diese Welt zu seinem Ziel führen wird. – Und dann,
wenn das geschieht, dann wird für uns und alle Welt sichtbar werden, dass wir
nicht umsonst auf Christus unsere Hoffnung gesetzt haben.
Jesus
wird sich enthüllen »in Herrlichkeit«, d. h. in Macht, in Hoheit und im
Lichtglanz Gottes, als die Sonne aller Sonnen. Dass wir uns das nicht recht
vorstellen können, beweist nichts. Das die Masse der Menschen das nicht für
möglich hält, gewirkt noch lange nicht das Gegenteil und wird nicht verhindern
können, dass sich Jesus in Macht und Herrlichkeit offenbart. Wenn im Herbst
die Menschen in manchen Gegenden wochenlang im Nebel sitzen und keine Sonne
sehen, so wissen sie doch, dass die Sonne dennoch scheint, und eines Tages
auch wieder durch den Nebel durchbrechen wird. – Im Augenblick ist die
Herrlich-keit Jesu gleichsam wie durch einen dichten Nebel verhüllt; aber sie
ist trotzdem da und eines Tages wird sie für alle Menschen strahlend sichtbar
werden.
Und auch dann, wenn Jesus so enthüllt hervortritt, sind
wir als Glaubende mit unserem Leben und Weg an Jesus »angekoppelt« sein: Wir
»werden mit ihm offenbar in Herrlichkeit«. Das bedeutet nicht, dass wir dann
kleine Götter wären, aber dass wir Gottes Kinder sind – und zwar nicht nur dem
Namen nach, sondern auch in Tat und Wahrheit, also auch dem Wesen nach, dass
wird dann für alle Menschen sichtbar werden. Dann wird ganz an den Tag kommen,
was Gott in Jesus Christus aus seinen "schwachen" Leuten gemacht hat (Mt 13,
43; 1 Joh 3, 2). Und das alles geschieht einzig und allein durch »Christus,
unser Leben«, durch ihn, der für uns das Leben bedeutet – jetzt und in
Ewigkeit, durch ihn allein. Darum dürfen wir uns von ihm auf keinen Fall
absetzen und uns anderem, noch so Faszinierendem zuwenden, auch wenn alle Welt
diesem anderen nachläuft und uns dazu drängt, es genauso zu machen.
Es
gibt für uns keine andere Hoffnung – und das eben nicht nur für uns, sondern
für alle Menschen gibt es keine andere Hoffnung. – Darum ist Jesus für uns
unaufgebbar und für andere Menschen sollte es nicht erstrebenswerteres geben,
als auch zu diesem Christus zu gehören.
3. Richtung Jesus – ich lebe mit ihm / für ihn
Er ist der Herr unseres Lebens und also solcher auch unser
Vorbild. Er hat uns voran die Spur getreten – in dieser Spur können und sollen
wir unser Leben führen. Und das nicht als ein "Muss", sondern als ein
Vorrecht, als ein Geschenk. Es kann uns nicht besseres passieren, als in
dieser Spur zu gehen!
Und nun möchte er sich mit uns auch auf den Weg
an die Arbeit machen. – Er lebt und mit ihm lebe auch ich – oder anders
gesagt: "Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir". Er will sich
in mir entfalten. In meinem Leben soll er zum Zuge kommen. – Darum sollte es
auch nicht mehr so sehr nach uns und unseren Wünschen und Vorstellungen gehen.
Sondern nach ihm. Was Christus wichtig ist, sollte auch uns wichtig sein. Nach
ihm sollten wir uns richten wenn wir uns fragen, wie wir unser Leben gestalten
wollen, was wir machen sollen. –
Er, »sitzend zur Rechten Gottes«,
sollte für uns höchste Instanz und Autorität sein. Nach ihm sollten wir uns
richten; wir sollten alles daran setzten, ihn zu suchen, und danach trachten,
ihm zu gefallen. – Ihm, der »droben« ist, was auch immer die Menschen auch tun
und von uns erwarten.
Wenn wir »in Christus« sind und so mit ihm gestorben
und auferstanden sind, dann sind die anderen Menschen für uns nicht mehr die
maßgebliche Instanz. In ihre »Marschkolonnen« lassen wir uns nicht mehr
einordnen; nach ihrem Kommando marschieren wir nicht mehr. Nach ihrem »Model«
lassen wir uns nicht mehr formen.
Wir brauchen das nicht mehr, und
darum müssen wir uns auch nicht mehr von den Menschen und unserer heutigen
Zeit bestimmen lassen. Ja, wir sollten und nicht mehr davon bestimmen lassen.
Die Lebensgemeinschaft mit Jesus schließt nämlich den Glaubensgehorsam
mit ein (Röm. 1,5; 16,26). Dieser Gehorsam ist für uns außerordentlich wichtig
und darum sollten wir uns darin auch üben – nicht damit wir von Gott
angenommen werden – angenommen sind wir, wir sind seine Kinder und gehören
ihm; sondern aus Liebe und Dank dafür, dass wir durch Gottes Gnade bereits
angenommen sind, darum sollten wir uns mühen, diesem unserem guten Gott und
Vater und Jesus als unserem Heiland und Herrn auch gehorsam zu sein.
Dieser Gehorsam ist darum nicht weniger ernsthaft; täglich und in
jeder Lage: in der Familie und am Arbeitsplatz, im Privatleben und in der
Öffentlichkeit. Überall gilt es, sich auszurichten auf das, was Jesusgemäß
ist. Das gilt es durchzuhalten gegen alles Bemühen der Welt und ihres Geistes,
uns auf ihre Seite zu ziehen.
Wenn wir der Welt und den Menschen folgen, dann werden wir
Jesus verlieren und haben unserer Umwelt auch nichts mehr zu geben. Paul Le
Seur sagt: »Eine Gemeinde, die sich der Welt anpasst, kommt leicht durch in
der Welt, aber die Welt nimmt großen Einfluss auf sie. Eine Gemeinde dagegen,
die sich der Welt nicht anpasst, kommt schwer durch in der Welt, aber sie
nimmt großen Einfluss auf die Welt.«
Der beste, höchste, wichtigste und
schönste Dienst, den wir andern Menschen tun können, ist der, dass wir sie
unaufdringlich aber dringlich, mit Wort, Tat und Wesen, für Zeit und Ewigkeit
auf die Seite des Siegers, unseres Herrn Jesus Christus, zu bringen trachten.
– Das ist, was Jesus will – und er lebt in uns.
Amen