Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Kolosser 3 Vers 5f
erstellt von Gerhard Schmid
home |
DER BRIEF DES PAULUS AN DIE KOLOSSER - 3. Kapitel 3,5 So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leiden-schaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist. 3,6 Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes (über die Kinder des Ungehorsams). 3,7 In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet. 3,8 Nun aber legt alles ab von euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; 3,9 belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen 3,10 und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkennt-nis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat. 3,11 Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus. |
Wie gut, dass ich alles
Belastende Heute geht es wieder um das "Weil ihr in Christus gestorben seid". Vorgestern haben wir gesehen, wie sich das auswirkt auf unser Verhältnis zu den Mächten und Menschen, die ihren Einfluss auf uns geltend machen wollen: Wie gut, dass wir uns nicht nach ihnen richten müssen! – Sie haben ihren Einfluss auf uns verloren, weil Jesus unser Herr geworden ist; und wir können uns ihnen gegenüber wie gestorben verstehen: Was diese Mächte und Menschen wollen, braucht uns nicht mehr zu kümmern. Wie sich das "Weil ihr in Christus gestorben seid" nun auf uns selbst auswirkt, darum soll es nun im einzelnen gehen: |
Und da wollen wir uns zu aller erst deutlich machen, dass dieses "Mit Christus gestorben sein" eine riesen große Befreiung für uns bedeutet. Alles Belastende spielt nämlich für einen Verstorbenen von einem Moment auf den anderen keine Rolle mehr. Er kann es einfach hinter sich lassen. – Und nun möchte ich dieses "Alles" ganz dick unterstreichen.
Es gibt doch so viel, was uns in unserem Leben auch immer wieder belasten will. Da sind sicherlich die Sorgen um uns selbst und andere Menschen; aber ist es nicht viel mehr noch die Auseinandersetzung mit sich selbst?! – Mit den eigenen Grenzen, mit seinem Versagen und Versäumen; einfach damit, dass wir uns eben nicht als perfekt und vollkommen erleben, sondern immer wieder an uns selbst scheitern. – Wer von uns hat das nicht schon schmerzlich erlebt und ist immer wieder damit konfrontiert – und wir leiden darunter.
Wie sehr haben wir uns alle schon darum bemüht, dass da in
unserem Leben manches anders und besser wird; aber nicht jeder Bemühen – um es
großzügig auszudrücken – ist von Erfolgt gekrönt gewesen. All zu oft war es
doch auch vergeblich Liebesmühe – auf jeden Fall auf lange Sicht. – Eine
zeitlang sind wir ja in der Lage, uns zu beherrschen und in den Griff zu
bekommen, aber auf Dauer gelingt es uns in den seltensten Fällen.
Können wir da nicht nur mit Paulus ausrufen: "Ich elender Mensch, wer
wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?" (Röm. 7,24) – Wir wollten
doch auch gerne das Gute tun und uns danach richten – nur: es gelingt uns
nicht immer. – Dafür stehen wir immer wieder vor unserem eigenen
Scherbenhaufen, weil wir das Böse, das wir eigentlich nicht tun wollen und von
dem wir uns fern halten wollen, sich auf einmal wieder in unser Leben
eingeschlichen hat und unser Verhalten bestimmen konnte.
Wie sollen wir hier nur mit uns fertig werden?!
Eins ist uns in unserem Leben hoffentlich schon klar geworden – wir schaffen es nicht! – Wir können uns weder zu besseren noch zu anderen Menschen machen. Und jeder Versuch, den wir da gestartet haben und den die Menschen dieser Welt oder verschiedene Gesellschaftssysteme hier unternommen haben, hat letztlich nicht den erwarteten Erfolg gebracht. Zum Schluss standen wir doch immer wieder vor uns selbst und unserem eigenen Unvermögen, uns zu ändern.
Mit Änderung ist es auch nicht getan – das müssen wir einsehen! – In unserer heutigen Zeit ist es zwar aktuell, aus "alt" "neu" zu machen. Und da kann man viele schöne Beispiele bewundern, wie aus alten Hütten wunderschöne neue Gebäude entstanden sind. Aber aus meiner "alten Hütte" kann ich eben nicht "ein neues schmuckes Gebäude" zaubern. – Mit Farbe kann man zwar auch da manches vertuschen, aber neu werden wir dadurch noch lange nicht.
Und das gilt eben nicht nur für unseren äußeren Menschen, sondern für uns als Mensch grundsätzlich. –
Aber wie kommen wir nun mit diesem unserem menschlichen Dilemma zurecht? – Nun, wir kommen überhaupt nicht zurecht, aber Gott hat in Christus eine Lösung – eine Erlösung – geschaffen; und nun geht es darum, das diese Erlösung in unserem Leben Wirklichkeit wird, zur Geltung kommt. – Wie geschieht das nun?
Hier ist als erstes ganz deutlich zu sagen, dass das nicht
erst geschieht, sondern bereits geschehen ist – in Christus. – Wir sind mit
ihm gestorben. – Und nun geht es darum, dass wir dies schlicht und ergreifend
so stehen lassen, gelten lassen und annehmen! – Es geht darum, dass wir "uns
dafür halten, dass wir mit Christus gestorben sind."
Darum sagt hier
Paulus auch nicht "Darum tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht,
Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die
Götzendienst ist." – wie wenn wir jetzt aktiv werden müssten; sondern: "Darum
habt getötet" – sicherlich eine merkwürdige Formulierung. – Sie will sagen:
Ihr seid gestorben, darum schließt in diesen grundsätzlich erfolgten Tod nun
all das mit ein, was euch belastet: die Glieder, die auf Erden sind. – Und nun
nennt Paulus eben nicht irgend welche Glieder des Leibes – es geht also nicht
um Askese – , sondern er nennt so manches, was aus unserem Herzen kommt:
"Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Begierde."
Mit dem allem sind wir sicherlich immer wieder konfrontiert; und nun geht es eben darum, dass wir sagen: dem allem bin ich gestorben! – Das darf mich nicht mehr beeinflussen. – und dann geht es darum, dass wir das alles ganz bewusst in den Tod Jesu mit hineingeben und auch in diesem Tod lassen und nicht wieder hervorholen und in uns "auferstehen lassen".
Weil Christus das, das aus unserem Herzen immer wieder aufsteigt an bösen Gedanken, mit in seinen Tod hineingenommen hat, darum muss uns das alles nicht mehr bestimmen. Wir können uns davon frei machen; es hinter uns lassen. – Das geschieht aber nicht so, dass wir dagegen ankämpfen, sondern dass wir den vollbrachten Sieg Jesu über all das, war uns letztlich bedrücken möchte, in Anspruch nehmen. – Es ist in den Tod Jesu versengt. – Und dort sollten wir es auch lassen.
Richtig verstanden heißt das, dass wir all das, was uns Not machen möchte, was uns im Blick auf unser eigenes Leben bedrückt – diese bösen Gedanken aus dem eigenen Herzen – wieder dahin verweisen, wo sie hingehören: in den Tod Jesu. – So, und nur so werden wir von ihnen loskommen, werden wir sie hinter uns lassen können und werden sie ihre zerstörerische Macht in unserem Leben nicht entfalten können. –
Und hier kommt es nun von unserer Seite nur auf eins an: Dass wir uns auf das "Mit Christus gestorben" berufen; und mit uns ist auch all das, was unser Leben gefährden und kaputtmachen will in den Tod gegeben. Und dort soll es bleiben. Darum gilt es, all das, was uns bedrücken will, ganz entschlossen immer wieder in diesen Tod zu geben. – Da werden wir von allem eigenen kämpfen müssen befreit! – Nicht ich muss mich überwinden, sondern "in Christus" ist schon alles überwunden. – Und weil dem so ist, kann ich nun alles hinter mir lassen.
Und es ist auch wichtig – um mein eigen Leben willen – , dass ich all das, was mich beeinflussen und gefangen nehmen will auch meinem eigenen Herzen, ganz bewusst in den Tod Jesu gebe. Denn "Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes (über die Kinder des Ungehorsams). In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet."
Und jetzt muss uns hier ganz klar sein, dass hier die Rede von uns ist – von uns, die wir uns Christen nennen und mit Jesus leben wollen. – Wir sind die Kinder des Ungehorsams, wenn wir uns dem öffnen, das aus unserem Herzen kommt; all dem, was früher ganz selbstverständlich zu unserem Leben dazu gehört hat. Und wir sind es, die dann dem Zorn Gottes ausgesetzt sind. – Paulus mahnt uns, dass wir nicht leichtfertig mit unserem eigenen Leben umgehen. – Gott ist nicht ein Gott, der bei den Seinen "alle Neune gerade sein lässt". Ganz im Gegenteil: gerade uns beurteilt er nach anderen Maßstäben; denn wir wissen doch um die Kraft der Erlösung; wir können uns doch auf den Sieg Jesu über all das berufen, was über uns Gewalt gewinnen will. – Wir müssen doch nicht vor den "Gliedern dieser Welt und der Sünde kapitulieren. Auch nicht vor dem Teufel und seinen Versuchen, uns in das alte Leben zurückzuziehen. – Wir haben in Jesus den Sieger an unserer Seite und wir können uns auf seinen Sieg berufen. – Und darum sollten wir das auch tun. – Sagen: Ab in den Tod Jesu – ich leb nun mit Christus in einem neuen Leben, wo ich mich von all dem nicht mehr beeinflussen lassen muss. – Ich bin davon befreit und stehe unter dem Einfluss von Christus; und von ihm möchte ich mich beeinflussen und bestimmen lassen – und sonst von nicht und niemand!
Und das gilt nun auch für all das, was Paulus als zweites noch nennt: Auch dass kommt aus unserem Herzen – dort hat es seine Wurzeln: der Zorn und Grimm, die Bosheit und Lästerung, die schandbaren Worte.
Und nun steht hier eigentlich wieder diese seltsame Formulierung: "Nun aber habet abgelegt auch ihr das alles". – Das heißt, in Christus haben wir uns von dem allen getrennt. – Er hat uns davon getrennt. Und weil wir dies abgelegt haben, weil wir so davon getrennt sind, sollen wir es auch abgelegt lassen.
Natürlich steigen diese Gefühle, die dann auch oftmals zu entsprechendem Verhalten führen, immer wieder in uns auf. Da können wir uns auch nicht dagegen wehren; wir werden das nicht verhindern können. – Aber nun geht es eben um die Frage, was diese Gefühle mit uns anstellen können?! – Und schon diese Formulierung zeigt in eine ganz entscheidende Richtung: Wir sollen nicht zu einem Spielball dieser Gefühle uns machen lassen, sondern – wie wir es auf den ersten Seiten der Bibel lesen – über sie herrschen. – Auch diese Gefühle mit ihrem Entfaltungswillen gehört dahin gewiesen, wohin sie gehören: in den Tod Jesu. – Sie sollen nicht über uns herrschen können! – Und nun geht es eben darum, dass wir all das, was sich in uns mächtig zu Wort melden möchte, immer wieder ganz bewusst in den Tod Jesu geben. –
So, und nur so werden wir davon frei werden und nicht doch zu einem Spielball dieser Gefühle werden. – Wir werden sie nicht unterdrücken und von uns aus beherrschen können. Sie gehören dem ausgeliefert, der auch Macht über unsere zerstörerischen Gefühle hat – Christus – und dort können wir sie immer wieder ablegen, hinter uns lassen.
Und dann spricht Paulus noch einen Punkt an, den wir ganz entschlossen und bewusst immer wieder in den Tod Jesu geben sollten: "belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen."
Und hier sind wir nun doch gefordert, denn lügen ist immer eine bewusste Tat. Es hat noch nie ein Mensch unbewusst gelogen. Es mag wohl vorkommen, dass wir mal etwas nicht richtig wissen und dann auch mal etwas falsches sagen; aber lügen ist etwas anderes: Da führe ich bewusst einen anderen Menschen hinter das Licht. – Das soll es aber in unserem Leben nicht mehr geben. – Das gehört zum alten Leben, zum Leben ohne Christus. Aber dieses alte Leben haben wir ja da, wo wir unser Leben in die Hand Jesu gelegt haben und mit ihm gestorben sind und begraben wurden, gleichsam ausgezogen. – Die alten Kleider sind abgelegt – und wir sollen sie auch nicht wieder anziehen!
Müssen wir doch auch nicht – wir haben doch den "neuen Menschen" angezogen – Christus – der in uns Wohnung gemacht hat durch seinen Geist, der in uns lebt, der sich in uns mit seinem Wesen und Willen entfalten will. – Und dieser "neue Mensch" veraltet nicht, sondern wird beständig "erneuert zu der Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat." –
Das heißt, wir werden mehr und mehr in das Wesen und in den Willen Gottes erneuert. – Und nun eben nicht der "alte Mensch", sondern der "neue Mensch". – Bei Gott geht es eben nicht nach der Methode "aus alt mach neu", sondern er hat das "Alte" beseitigt – "das Alte ist vergangen" – und etwas ganz "Neues" ge-schaffen – "Neues ist geworden" – ein neues Leben in und aus Christus. Und in diesem neuen Leben sind die Unterschiede, die es in dieser Welt gibt, aufge-hoben; sie spielen keine Rolle mehr. Alle und alles ist in Christus zusammen-gefasst. – In diesem "neuen Leben" dürfen auch wir unser Leben führen! – Und darum kann, darf und soll ich auch alles Belastende aus dem "alten Leben" hinter mir lassen – in den Tod Jesu geben – und dann kann ich im "neuen Leben" – aus dem Leben, das ich aus Christus habe – fröhlich und befreit mein Leben führen – voll Dankbarkeit, dass ich in Christus zu einem neuen Menschen geworden bin und mit Christus unter seiner guten Leitung mein Leben führen kann. Amen