Johannes 8, 3-11
7,53-8,11 als Text verlesen
Der
Text sollte ganz verlesen werden, also 7,53-8,11, damit er nicht ohne
Einleitung dasteht.
Der Text ist spaeterer Einschub
In das
abgeschlossene und im roemischen Reich im Umlauf
befindliche Johannesevangelium ist von irgendjemandem dieses einzelne umlaufende
Evangelium eingefügt worden, aber nicht in alle Handschriften übernommen
worden. Dass man es an dieser Stelle des Evangeliums eingefügt hat, hat moeglicherweise seinen Grund in der Stellungnahme des
Nikodemus gegenüber Pharisaeern in 7,51: „Richtet
unser Gesetz auch einen Menschen, ehe man ihn verhoert
hat und erkannt, was er tut?“
An das
Nikodemus-Wort koennte man anknüpfen: Sich einsetzen
für
Wenn
man will, kann man an dieses Nikodemus-Wort in der Predigt anknüpfen: Wie sich
jemand für Jesus einsetzt, der nach der Auslegung des Alten Testamentes durch Pharisaeer nicht aus Nazareth kommen darf, wenn er „der
Prophet“ sein soll, so setzt sich Jesus für eine Frau ein, die gemaess dem Wortlaut des Gesetzes gesteinigt werden sollte.
Weitere
Schwerpunkte
Aber
die Geschichte hat noch weitere Schwerpunkte:
Die Versuchungsgeschichte der Synoptiker,
in der der Versucher die Schrift zitiert, um Jesus zu Fall zu bringen,
wird hier von einer Gruppe von Schriftgelehrten und Pharisaeern
mit demselben Ziel fortgeführt.
Der naechste Schwerpunkt liegt in der
Aufforderung Jesu, den ersten Stein zu werfen, wenn man ohne Sünde ist. Das Gesetz bleibt auf diese Weise in Geltung, kann aber von niemandem ausgeführt werden. Das ist auch in unserer
Zeit wichtig, wo einerseits Ehebruch von vielen nicht mehr als Sünde angesehen
wird und andererseits in manchen islamischen Laendern
die Scharia mit Steinigung durchgeführt wird oder
wieder eingeführt werden soll.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der indirekten Aussage über die Sündlosigkeit Jesu, der den ersten
Stein werfen koennte, aber es nicht tut, weil er das
Gesetz als Gesetz zum Leben und zur Heilung des Menschen (vgl. Joh 5 und Joh 9) versteht. Da von
der Sündlosigkeit Jesu in Joh 8,45f die Rede ist,
gibt es hier einen zweiten Grund, weshalb man die synoptikeraehnliche
Geschichte von der Ehebrecherin und ihren ehebrecherischen Anklaegern
(Sünde als Bruch der Ehe, die die Anklaeger mit Gott
führen) zwischen Joh 7,52 und 8,12 eingeschoben hat.
An Joh
7,52 schliesst sich Joh
8,12 an. Das darf nicht übersehen werden
(Für
die Intention des Evangelisten, einen grossen
Schwerpunkt mit Jesus am Laubhüttenfest in Joh
7-10,21 darzustellen, muss man dann die Geschichte von Joh
7,53-8,11 wieder ausklammern. An Joh 7,52 schliesst sich also Joh 8,12 an.)
Diese Abhandlung ist hier entnommen:
http://www.erlangen-evangelisch.de/johannesevangelium/index.htm