Johannes 10, 11-18 (27-30)

 

 

Politisches und religioeses Zentralthema

Joh 10 besteht aus mehreren Teilstücken mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Alle Teilstücke haben Verbindung mit der Hauptfrage in Joh 10,24, ob Jesus der Christus ist. Es geht also um das politische und religioese Zentralthema. Hes. 34 und 37 (der eine Hirte von Gott und die Herde) stehen im Hintergrund.

 

Hirt und Herde – nicht in erster Linie Thema persoenlicher Froemmigkeit

Das sich vor der Predigt bewusst zu machen, ist wichtig, damit das Thema „Hirt und Herde“ nicht zu einem Thema persoenlicher Froemmigkeit (was es natürlich auch ist) verkümmert. Es geht in Joh 10 um Leben und Tod, um Führung und Verführung, um Legitimitaet und Illegitimitaet, um Gewalttat und Bewahrung, um Liebe und Feigheit, um nationale Interessen und weltweite Gemeinschaft. Es geht in Joh 10 um eine Gemeinde, die sich finden soll und um Menschen, die aus gutem Grund zu ihr finden sollen.

 

Erfahrungen aus dem jüd.-roem. Krieg im Hintergrund

Im Hintergrund stehen die Erfahrungen des jüd.-roem. Krieges von 66-73 mit seinen Dieben und Raeubern (Joh 10,8 und als Bezeichnung bei Josephus für die Aufrührer, die schliesslich bei der Verfolgung durch die Roemer ihr eignes Leben nur noch in Sicherheit bringen wollen). Im Hintergrund stehen Steinigung (10,31) und Verhaftung (10,39) und der Vorwurf der Gotteslaesterung.

 

Das grosse Friedensbild

In diesen Bereich ist der Predigttext eingebettet mit dem grossen Friedensbild (10,27-30) am Ende und dem Weg dahin in 10,11-16. Unbedingt müssten die Verse 17f dazugenommen werden: Jesus wird nicht von Gott geopfert, sondern es ist seine ureigenste (10,18) Entscheidung, sein Leben hinzugeben. In der Liebe ist Jesus immer mit dem Vater verbunden, aber die Entscheidung, sein Leben einzusetzen für die Menschen und so beglaubigter Hirte zu werden, ist seine eigene Sache. Er haette sich nicht vom Vater senden lassen müssen, sondern hat nach johanneischer Auffassung mit Jes 6,8 gesprochen: „Hier bin ich, sende mich.“ Also nicht: Wie konnte Gott die Kreuzigung zulassen? Oder: Wie konnte Gott seinen Sohn opfern? Nein, Gott hat Jesus den Weg gehen lassen, den er aus Liebe zum Vater und zu den Schafen in eigener Entscheidung gegangen ist.

 

Jesus als Gegenbild aller, die ihre Verantwortung nicht wahrnehmen

Damit ist Jesus das Gegenbild aller derer, die ihre Verantwortung gegenüber Gott und Menschen nicht wahrnehmen. Zu diesem Jesus hat sich Gott in der Kreuzigung bekannt und hat sie als Erhoehung und Verherrlichung in der Gemeinde verkündigen lassen. Es ist das die Gemeinde, deren Gegner ihr mit dem Wort der Bibel entgegengetreten sind: „Verflucht ist jeder, der am Holze haengt.“

 

Verantwortlichkeit in der Nachfolge Jesu

Die Predigt wird die Verantwortlichkeit und den Einsatz der Zuhoerenden in der Nachfolge Jesu in einer Zeit ansprechen, in der Mietlinge, Interessenvertreter, Verführer sich für unseren Lebensweg anbieten.

Die Geschichte seit Jesu Worten ist voll von weggelaufenen Mietlingen. Der Hirte bleibt und wird bleiben.

 

Diese Abhandlung ist hier entnommen:

http://www.erlangen-evangelisch.de/johannesevangelium/index.htm