bibelarbeit:
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Einleitung
zum Jakobusbrief
von Michael
Strauch
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1. Verfasser:
Unter den im N.T. mit Namen "Jakobus erwähnten Männern
kommt nur Jakobus, der Bruder (Haltbruder) Jesu, als Verfasser in Frage.
Zu Jakobus vgl. Mt. 13,55; Mk. 6,3; Gal. 1,19; 2,9;
Apg. 12,17; 15,13 ff; 21,18; 1. Kor. 15,7; sowie Mk. 3,21;
Jh. 7,5; Apg. 1~14, 1. Kor. 9,5.
Jakobus, der Bruder des Johannes, kann nicht der Verfasser
sein, weil er 44 r.. Chr. von Herodes Agrippa I
hingerichtet wurde (Apg. 12, 1-2) und der Brief wohl kaum vor 44 n. Chr.
geschrieben war.
Folgende Feststellungen verweisen auf Jakobus, den Bruder
des Herrn;
- Die alte Kirche hat ihn als Verfasser genannt.
- Der Verfasser muss jüdischer Abstammung gewesen sein.
Vgl. 2,21; 2,2 ; 5,4 (Herr Zebaoth).
- Der Verfasser war in weitem Umkreis unter dem Namen
Jakobus bekannt, vgl. 1,1. Jakobus, der Bruder des Herrn, hatte in Jerusalem
und über Palästina hinaus einen grossen Einfluss.
Der Verfasser hatte persönliche Verbindungen zum
Empfängerkreis und war als Autorität angenommen.
Der Brief könnte ein Zirkularschreiben sein.
- Der Brief hat an manchen Stellen Ähnlichkeiten mit der
Bergpredigt Jesu. Vgl. 1,5; 4,11-12; 5,2 ff u.a.
- Gutes Griechisch war für einen begabten Galiläer durchaus
zu erlernen. Die Bevölkerung Galiläas war zum Teil zweisprachig. Die
Gedankengänge sind von hebräischen Denken geprägt. An
vielen Stellen bestehen Verbindungen zum A.T. Der Brief erinnert an das Buch
der Sprüche.
Jakobus (der Gerechte) wurde 61/62 n. Chr. von den Juden
getötet. Eusebius KG Ir 23; Josephus, jüdische Altertümer 20/9,1.
.
2. Empfänger
- Juden, die an Jesus Christus gläubig geworden waren, vgl.
2,1.7; 5,7-8; auch 1,18; 1,12 u.a. Sie hatten aber, wie in den Jahren nach
Pfingsten, Verbindungen zum Judentum aufrechterhalten, z.B. Beobachtung des
Gesetzes, der Gebetszeiten u.a.
Der Brief gilt ohne weiteres auch den Glaubenden aus den
Nationen.
Die Empfänger finden sich in örtlichen Gemeinden zusammen,
vgl. 5,14.
- Anrede: "an die zwölf Stämme in der Zerstreuung
(Diaspora)'!. Durch die Verfolgungen, die nach dem Tod des Stephanus in
Jerusalem und Judäa ausbrachen, wurden christusgläubige Juden in die
umliegenden Gebiete und Ränder zerstreut (Apg. 8,4; 11,19). Zur Bedeutung des
Ausdrucks vgl. Apg. 26,7; Mt. 19,28.
- Die Empfänger sind dem Verfasser bekannt, vgl. die Anrede
"Brüder!' in 1,2.16.19; 2,1.5 usw.
- Bemerkung: Trotz der griechischen Form des Briefanfangs
findet sich kein eigentlicher Briefschluss.
3. Zeit und Ort der Abfassung
Ort: wohl Palästina, vgl. 5,7; 3,12.
Zeit: früh, evt. noch vor der Apostelversammlung in
Jerusalem, denn es bestanden noch Verbindungen zum Judentum: ca. 44-49 n. Chr.
Oder als Auseinandersetzung mit Paulus. Über "Glaube und Werke" ca.
60 n. Chr.
4. Veranlassung
Der Verfasser will den Empfängern in ihrer Lage
seelsorgerlich helfen:
- warnen vor Gefahren, z.B. Sünde (4,1.11) - Weisung geben
für das Verhalten der einzelnen, (Gefahren des Reichtums, Verantwortung der
Reichen, Kontrolle Über die Zunge, innere Haltung beim Beten usw.) -
Unterweisen, damit sich der Glaube im Alltag, vor allem im Tun bewährt. Die
Echtheit des Glaubens erweist sich in den Werken, nicht in blossen Formeln und
Worten.
- ermuntern zum Ausharren und Durchhalten in Bedrängnissen
und Anfechtungen, 2,6.
5. Eigenart
Der Brief hat sein Gepräge durch die starke
Verfasserpersönlichkeit.
Der Brief erinnert an die alttestamentliche Spruchweisheit
und enthält viele Bezugnahmen auf das A.T. (z.B. Abraham, Isaak, Rahab, Hiob,
Elia, die Propheten und viele direkte Zitate)
- Es sind keine durchgehenden Gedankenzusammenhänge
vorhanden, vgl. das Buch der Sprüche.
Der Brief hat viele Ähnlichkeiten mit der Bergpredigt Jesu.
Die praktischen Auswirkungen des Evangeliums im Leben des
Glaubenden werden herausgestellt.
Gewisse Begriffe kommen wiederholt vor, z.B. Weisheit,
Glaube, Versuchung, Geduld u.a.
Die Sprache ist poetisch;
die hebräische Form des Parallelismus klingt an, z.B. 3,3-13; 2,2-4; 4,13-5,6.