Jakobus 5, 1 – 12 Predigt, Bibelarbeit, Andacht, Brief

 

Reichtum, Geduld und Schwören

Wir nähern uns dem Ende!

Im doppelten Sinne des Wortes: Zum einen ist dies die vorletzte Predigt über den Jakobusbrief und zum anderen geht es in den ersten 12 Versen des letzten Kapitels tatsächlich um das Ende der Welt.

Im Angesicht der Wiederkunft Jesu geht es Jakobus um drei große Themen: Reichtum, Geduld und Schwören. Angesichts des Weltendes geht es um falsche und richtige Sicherheiten.

 

1. Reichtum

Jakobus 5, Verse 1 bis 6: Nun zu euch, ihr Reichen! Ihr werdet noch weinen und klagen über all das Elend, das über euch hereinbricht. Euer Reichtum verkommt, und die Motten zerfressen eure kostbaren Kleider. Euer Gold und Silber ist so wertlos wie verrostetes Eisen. All das wird euch anklagen. Ihr selbst werdet vergehen wie euer Reichtum. Warum habt ihr euch - so kurz vor dem Ende dieser Welt - nur darum gekümmert, euern Reichtum zu vermehren?

Aber Gott hat den Schrei der Arbeiter gehört, die ihr um ihren verdienten Lohn betrogen habt.

Euch dagegen ist es auf dieser Erde gut ergangen, ihr habt in Saus und Braus gelebt und euch doch nur für den Schlachttag gemästet. Alle, die euch dabei im Wege waren, habt ihr verurteilt und umgebracht, weil sie sich nicht gegen euch wehren konnten.

Knallhart rechnet Jakobus in diesen Versen mit den Reichen ab. Und er beschreibt sie uns als hartherzige, geizige Ausbeuter, die dem Gericht schon verfallen sind. Er sieht ihren Reichtum schon verfault, von Motten zerfressen und verrostet vor sich liegen. Für sie wird es kein Entrinnen geben. Auf Kosten der Armen haben sie sich ihren Luxus zusammengerafft. Sie haben ausgebeutet und betrogen. Sie haben Reichtümer gescheffelt. Sie haben ausschweifend und in Luxus gelebt. Sie haben die Armen ausgebeutet und umgebracht.

Jakobus droht in diesen Versen den Reichen das Gericht Gottes an. Und so beschreibt er sie uns, vom Ende her und mit prophetischem Blick. Er sieht ihren Reichtum schon als verfault und verrostet vor sich liegen. Und ihr vergammeltes Geld wird sie anklagen und im Gericht als Zeuge der Anklage gegen sie auftreten.

Wir haben es hier also mit Menschen zu tun, die ihren Reichtum durch Ausbeutung vermehrt haben. Jakobus kann von diesen Reichen nichts Gutes berichten. Er stellt ihnen auch nicht die Möglichkeit zur Umkehr in Aussicht. Diese 6 Verse sind eine einzige Gerichtspredigt, mehr noch sie sind prophetische Rede. Jakobus sieht ihr Ende und ihren Untergang schon als besiegelt und beschlossene Sache an.

Was Jakobus hier in radikaler Härte schreibt, ist nichts anders als die Fortführung von Kapitel 2, Vers 5: Hat Gott nicht gerade die erwählt, die in den Augen dieser Welt arm sind, um sie aufgrund ihres Glaubens reich zu machen? Sie sollen in Gottes neue Welt kommen, die er denen versprochen hat, die ihn lieben.

In Kapitel 2 bezeichnet er die Armen als von Gott auserwählt und bevorzugt behandelt. In Kapitel 5 prophezeit er den Reichen unbarmherzig das Gericht Gottes.

Starke Worte und ein Schlag ins Gesicht unserer Bürgerlichkeit. Ein einseitiges Wort gegen unsere Anpassung an die Gesellschaft, an Leistung und Wohlstand, an Materialismus und Konsumverhalten.

Jakobus hält der Geringschätzung der Armen, deren besondere Wertschätzung durch Gott entgegen. Er tut dies in Formulierungen, die den Eindruck nahelegen, als ob vor Gott die Armen grundsätzlich und generell bevorzugt wären. Die Reichen erscheinen dagegen als Gewalttätige und Gotteslästerer, denen nur noch das Gericht anzudrohen ist.

Gott ist seit Christus einseitig auf der Seite der Armen! Anders kann man Jakobus nicht auslegen! Von den Reichen und Mächtigen kann Jakobus nichts Gutes sagen. Im Gegenteil: Ihnen droht er das unbarmherzige Gericht Gottes an. Und in Kapitel 2, Verse 6 bis 7 kritisiert er sie und sagt: Sind es nicht die Reichen, die euch unterdrücken und euch vor die Gerichte schleppen? Sind nicht sie es, die den hohen Namen lästern, der über euch ausgerufen worden ist?

Nun übt Jakobus hier keine Gesellschaftskritik, sondern er fordert uns Christen zur Besinnung auf. Indem er uns das Ende der Reichen so drastisch und plastisch vor Augen führt, will er uns davor warnen nach denselben Denkmustern zu leben. Jakobus ist tatsächlich einseitig, so einseitig wie Jesus, der gesagt hat: Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird zu dem einen halten und den anderen verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon (Matthäus 6, Vers 24).

Was Jakobus hier schreibt ist nichts weiter als eine konkrete Anmerkung zu diesem SatzJesu. Wer dem Mammon, dem Geldgott dient wird dem Geld verfallen und sich so letztlich um das Leben bringen.

Das ernst nehmen dieser Verse bedeutet nicht, daß wir uns radikal aus der Gesellschaft zurückziehen, den Beruf aufgeben, alle Güter verkaufen und von der Hand in den Mund leben. Weder Jakobus noch Jesus fordern uns zu solchen Schritten auf.

Dennoch wird unser gesamtes Leben und konkret unser Lebensstil von Jakobus hinterfragt. Wofür leben wir eigentlich? Wie heißen die Ziele unseres Lebens? Welchen Stellenwert nimmt das Geldverdienen in unserem Leben ein? Dienen wir wirklich Jesus, oder vielleicht doch dem Mammon, dem Anhäufen von Geld und Besitz, dem Streben nach immer mehr und dem Mithalten bei dem was man sich heute leisten kann und laut Werbung leisten muß, um in und aktuell zu sein.

Nicht nur Jakobus malt schwarzweiß, droht den Reichen das Gericht an und nennt die Armen von Gott erwählt, auch Jesus fordert uns heraus, wenn er deutlich macht, entweder oder: Entweder ein Leben für das Geld, oder ein Leben für mich.

 

2. Geduld

Jakobus 5, Verse 7 bis 11: Meine Brüder, laßt euch nicht entmutigen, und wartet geduldig auf den Tag, an dem der Herr kommt. Muß nicht auch der Bauer mit viel Geduld Sonne und Regen abwarten, bis er im Herbst die Ernte einfahren kann? Auch ihr müßt geduldig sein und dürft nicht mutlos werden, denn der Herr kommt bald. Macht euch mit eurer Ungeduld nicht das Leben schwer, liebe Brüder. Sonst wird Gott euch verurteilen. Bedenkt: Der Tag des Gerichts ist nahe, und der Richter steht schon vor der Tür.

Nehmt euch ein Beispiel an den Propheten, die im Auftrag Gottes gesprochen haben. Wie vorbildlich und mit welcher Geduld haben sie alle Leiden ertragen! Solche Menschen sind wirklich glücklich zu nennen, die so standhaft waren und Gott treu geblieben sind! Denkt doch nur an Hiob! Ihr habt alle schon gehört, wie geduldig er sein Leiden ertragen hat. Und ihr wißt, daß Gott in seiner Barmherzigkeit und Liebe alles zu einem guten Ende führte.

Sechsmal ist in diesen Versen von Geduld und Ausdauer, von Warten und Abwarten die Rede. Nun sollen wir hier nicht auf einen Menschen warten, sondern auf die Wiederkunft Jesu. Hier wird kein bestimmtes Datum und kein fester Termin genannt, sondern einfach gesagt: Die Wiederkunft des Herrn steht nahe bevor.

Jakobus beginnt diesen Abschnitt über die Wiederkunft Jesu mit dem Satz: Haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn! Diese Verse lassen vermuten, daß der Glaube an die Wiederkunft Jesu ins Wanken geraten war. In diese Situation hinein mahnt er die Christen zur Geduld und zum Warten.

Christen, die nicht mehr wirklich mit der Wiederkunft Jesu rechnen, verlieren in ihrer Gegenwart den Blick für die Wirklichkeit Gottes. Ein christlicher Glaube ohne Zukunftshoffnung wird saft- und kraftlos und verkommt zu einer reinen Moralvorstellung, zur Lehre vom guten Menschen.

Der Brief des Jakobus wird wahrscheinlich um 62 nach Christus geschrieben worden sein, also knapp 30 Jahre nach Tod, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu. Die Aussage ihres Herrn: Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis alles eintrifft (Lukas 21, Vers 32) werden sie buchstäblich noch im Ohr gehabt haben. Ihre Realität sah allerdings anders aus. Von der Wiederkunft Jesu war nichts zu sehen und zu spüren. Dafür wurden die Reichen immer reicher und die Mächtigen immer mächtiger. Der Glaube an die Wiederkunft Jesu und damit der Glaube an Jesus selbst als den Herrn aller Herrn gerät ins Wanken und so mahnt Jakobus die Christen von damals zum geduldigen Warten.

Wir haben es heute - fast 2000 Jahre später - noch erheblich schwerer mit dem Glauben an die Wiederkunft Jesu. In dem Aufsatz des Theologen Wolfgang Schweitzer "...und Jesus kam nicht wieder" zeigt er, wie in der Theologie des 19.Jhd. die Lehre von der Wiederkunft Jesu praktisch aufgegeben wurde. Ein christlicher Glaube ohne Zukunftserwartung wird aber saft- und kraftlos!

Wenn sich Besuch angemeldet hat, stellt man sich normalerweise darauf ein. Man räumt die Wohnung auf, kocht Kaffee und stellt vielleicht Kuchen auf den Tisch. Auf jedem Fall soll der Gast wissen und spüren, daß er erwartet wird und willkommen ist. Wenn der Besuch sich um einige Minuten verspätet, ist das nicht weiter tragisch. Schlimm wird es nur, wenn aus Minuten Stunden werden und man telefonisch nicht nachfragen kann, weshalb der Eingeladene nicht kommt.

Wenn der erwartete Besuch nach mehreren Stunden immer noch nicht erschienen ist, wird kein vernünftiger Mensch noch mit dem Gast rechnen. Man wird den Kuchen selber essen, den Kaffee von der Herdplatte nehmen und sich anderen Dingen zuwenden.

Und genau das ist als Christen unser Dilemma mit der Wiederkunft Jesu. Seit 2000 Jahren wird die Wiederkunft Jesu geglaubt und verkündigt. Aber bisher ist in dieser Welt noch alles beim Alten und Jesus nicht wiedergekommen. Statt der wohltuenden Macht und herrlichen Größe Jesu, erleben wir Christen Tag für Tag etwas von der grausamen Macht der Mächtigen und von der Selbstherrlichkeit größenwahnsinniger Menschen.

Und Jakobus schreibt: Haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn!

Jakobus erklärt nicht, weshalb die Wiederkunft Jesu auf sich warten läßt. Er kann auch keine Gründe dafür nennen, denn Jesus selbst hat gesagt: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat (Apostelgeschichte 1, Vers 7).

Jakobus geht von der Tatsache aus, daß Jesus wiederkommt. Er stellt diese Tatsache hier nicht in Frage, im Gegenteil. Jakobus rechnet mit der Wiederkunft Jesu wie mit einem festen Datum, auch wenn er uns keinen genauen Termin mitteilt. Wie sollte er auch?

Christlicher Glaube ohne Zukunftserwartung ist Glaube ohne Leben. Wenn Jesus nicht mehr der Kommende für uns ist, dann wird er über kurz oder lang auch nicht mehr der Gegenwärtige für uns sein können.

Das Wissen um die Tatsache, daß Jesus wiederkommt, daß Gott allein das letzte Wort spricht, läßt mich im Hier und heute anders und als Christ leben.

So fordert Jakobus uns hier nicht dazu auf, wie Münchhausen zu leben, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Verzweiflung zu ziehen, sondern im Angesicht der Zukunft und der Wiederkunft Jesu als Christen im Hier und Heute zu leben!

Er nimmt den Bauern und stellt ihn uns als Beispiel und Vorbild hin. So wie der Landwirt nichts weiter tun kann, nachdem er gesät und gedüngt hat, als auf die Ernte zu warten, so sollen auch wir auf Jesus und seine neue Welt warten! Der Bauer kann zwar Tag für Tag aufs Feld gehen, um das Gras wachsen zu hören, aber damit bringt er die Halme keinen Millimeter mehr aus der Erde. Er kann sie auch nicht mit irgendwelchen Tricks oder einschmeichelnden Worten zum schnelleren Wachsen überreden. Der Bauer muß tatsächlich geduldig abwarten bis es Zeit zur Ernte ist. Genauso sollen wir als Christen leben!

Wir sollen geduldig auf die Wiederkunft unseres Herrn warten. Geduldig warten - abwarten - das ist etwas womit wir so unsere Mühe haben. Wir sind es gewohnt nicht zu warten, wir wollen alles und am besten sofort. Wir leben eher nach dem Motto: "Herr schenke mir Geduld, aber sofort!" Geduld gehört nicht zu den gefragten Eigenschaften unserer technisierten Welt, in der alles machbar und möglich ist. Im Sprechzimmer eines Arztes war zu lesen: Wunder dauern etwas länger, Unmögliches wird sofort erledigt!

Wir wollen alles und sofort. In unserer schnellebigen Zeit zählt nicht mehr der Augenblick der Gegenwart, das Erreichte, sondern nur das Unerreichte und unsere Vorstellungen und Gedanken von der eigenen Zukunft. So lebt der Schüler auf den letzten Schultag hin, der Jugendliche auf den 18 Geburtstag, der Ledige auf die Hochzeit, die jungen Eltern auf den Tag, an dem ihre Kinder endlich erwachsen und selbstständig sind, die Liste kennt kein Ende. So lebt man von einer Anschaffung zur nächsten. Von Urlaub zu Urlaub und der Augenblick der Gegenwart wird völlig unwichtig. So kann und will man heute nicht mehr warten. Man will alles und sofort. Geduld ist zum Fremdwort geworden.

So will man nicht mehr bis zur Ehe warten und überfordert damit sich selbst und die Beziehung heillos. So will man nicht mehr warten, bis man das Geld für die neue Anschaffung hat und übernimmt sich deshalb finanziell heillos.

Wenn Jakobus uns zum geduldigen Warten auf die Wiederkunft Jesu auffordert, dann sagt er damit auch, daß wir bewußt im Heute und Hier als Christen leben lernen sollen. Jakobus macht uns hier Mut dazu, den Augenblick der Gegenwart bewußt zu erleben und sich nicht mit Gedanken an Morgen um das eigene Heute zu bringen!

Damit redet Jakobus nicht der Resignation das Wort. Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man hier von dem Hinweis auf das Leben der Propheten und von der Ausdauer des Hiob hört.

An dieser Stelle fallen wir Christen auf zwei Seiten vom Pferd. Einerseits lehnen wir uns auf, wenn die Krankheit in unserem Leben Einzug hält, wenn Dinge anders laufen, als wir es uns wünschen und erhofften. Und wir klagen und jammern über unser Leben, über all das, was wir an schwerem durchzumachen haben.

Andererseits ergeben wir uns kampflos, resignieren und sprechen davon, daß wir so schwach und erbärmlich sind.

Friedrich Christoph Oetinger hat Jakobus verstanden, wenn er sagt: Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden!

Einerseits fordert Jakobus uns tatsächlich dazu auf, Dinge hinzunehmen und zu akzeptieren, die wir nicht ändern können, andererseits redet er aber gerade nicht der Resignation das Wort.

Wenn Jakobus uns im Angesicht der Wiederkunft Jesu zur Geduld ermahnt, dann sagt er damit nicht: Legt die Hände in den Schoß, steckt den Kopf in den Sand, ihr könnt ja doch nichts machen, sondern er schreibt: Macht euer Herz stark (Vers 8). Im Angesicht der Wiederkunft Jesu sind wir als Christen aufgefordert unseren Glauben zu leben, um so zeichenhaft deutlich zu machen, daß Christus der Herr der Welt ist, daß er der gegenwärtige und auch der kommende Herr ist. Weil Christen Menschen der Zukunft sind, sollen sie in dieser hoffnungslosen Welt Zeichen der Zukunft setzen.

Konkret nennt er hier zwei Bereiche, wo sich unsere Zukunftserwartung im Alltag des Lebens bewähren kann und soll: Vers 9: Klagt nicht übereinander! und Vers 12: Euer Ja soll ein Ja und euer Nein ein Nein sein!

Jakobus läßt es in diesem Abschnitt über die Wiederkunft Jesu also nicht zu, daß wir sein Wort über das geduldige Warten auf das Kommen Jesu als Nichtstun mißverstehen. Er fordert uns zum Handeln auf und heraus! Dabei läßt er jeden von uns in den eigenen Spiegel schauen. Er hört nicht zu, wenn wir über die eigene Schwachheit lamentieren, uns über den anderen beschweren, über die böse und ungerechte Welt auslassen, sondern er nimmt seinen Spiegel und fordert uns zur christusgemäßen Nachfolge im Angesicht der Wiederkunft Jesu heraus!

Klagt nicht übereinander, sagt er! Und wieder verweist Jakobus unausgesprochen auf den Bergprediger, auf Matthäus 7, Vers 1: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Bei Jesus in Matthäus 7 ist beides zu finden, weshalb wir so schnell und leicht den anderen verurteilen. Wir wollen den eigenen Balken, den wir im Auge haben, nicht wahrnehmen. Schließlich sehen wir klar und deutlich den Splitter beim anderen. Wenn jemand mit dem Finger auf den anderen zeigt, weisen drei Finger auf ihn selbst! Wenn wir über andere klagen, lenken wir damit bewußt oder unbewußt von uns selbst ab. Wenn wir andere kritisieren und verurteilen, uns zum Richter über andere erheben, werden wir dadurch selbst gerichtet!

Unsere Kritik - sagt Jesus - fällt auf uns selbst zurück. So wie wir andere beurteilen und verurteilen, mit Vorurteilen belegen und kritisieren, so werden wir selbst beurteilt und verurteilt werden. Wie ein Bumerang kommen unsere kritischen Worte über unseren Nächsten auf uns selbst zurück.

Es ist so leicht über andere zu klagen und zu reden, andere zu kritisieren und schlecht zu machen. Je mehr ich an einem anderen auszusetzen habe, desto besser stehe ich selbst da. Je mehr Negatives ich über einen anderen sagen kann, desto besser und wertvoller muß ich selbst erscheinen.

Nach Jakobus soll man Christen daran erkennen, daß sie nichts schlechtes übereinander sagen! Nach dem, dessen Namen wir tragen - Christus - soll man uns daran erkennen, daß wir uns nicht gegenseitig kritisieren und verurteilen. Wozu Jakobus uns hier in einem einzigen Vers herausfordert, hat er sich im dritten Kapitel lang und breit ausgelassen.

 

3. Schwören

Jakobus 5, Vers 12: Um eines möchte ich euch vor allem noch bitten, meine Brüder: Schwört nicht; weder beim Himmel noch bei der Erde, noch bei sonst etwas! Wenn ihr «Ja» sagt, dann muß man sich darauf verlassen können. Und wenn ihr «Nein» sagt, dann steht auch dazu. Sonst ist euch Gottes Urteil sicher.

Laut Jakobus soll man Christen daran erkennen, daß man sich auf ihr Wort verlassen kann. Wir könnten jetzt lang und breit und sicherlich auch sehr kontrovers darüber diskutieren, wie das denn mit dem Schwören ist. Doch damit hätten wir den 12. Vers gründlich mißverstanden! Jakobus geht es mit dem Bergprediger vor allen Dingen darum, daß man sich auf uns und unsere Worte verlassen kann, daß unser JA auch wirklich ein JA und unser NEIN auch ein NEIN ist. Christen sollen also Menschen sein, auf deren Wort man sich verlassen kann und die nicht nach dem Motto leben: Was interessiert mich mein Geschwätz von Gestern!

 

Zusammenfassung

Christen, die mit dem Kommen Jesu rechnen sind Menschen, die geduldig auf den Herrn der Welt warten, und sich deshalb allein auf Jesus verlassen. Christen, die mit dem Kommen Jesu rechnen sind Menschen, die geduldig auf den Herrn der Welt warten, und sich deshalb nicht vom Geld blenden lassen.

Christen, die mit dem Kommen Jesu rechnen sind Menschen, die geduldig auf den Herrn der Welt warten, und deshalb den Augenblick der Gegenwart bewußt erleben und sich nicht mit Gedanken an Morgen um das eigene Heute bringen. Christen, die mit dem Kommen Jesu rechnen sind Menschen, die geduldig auf den Herrn der Welt warten, und deshalb Dinge hinnehmen, die sie nicht ändern könden, aber deshalb nicht resignieren, sondern den Mut haben, Dinge zu ändern, die sie ändern können.

Christen, die mit dem Kommen Jesu rechnen sind Menschen, die geduldig auf den Herrn der Welt warten, und deshalb nichts schlechtes übereinander sagen, auf ihre Worte kann man bauen und sich verlassen.

Sind wir solche Menschen? Rechnen wir tatsächlich mit dem Kommen Jesu und leben in dem Bewußtsein seiner Wiederkunft?

Und worauf verlassen wir uns eigentlich:

- auf unser Geld?

- oder auf Jesus?

Und:

- kann man sich auf uns und unsere Worte verlassen?

Im Gebet der unbekannten Äbtissin heißt es unter anderem: Herr, du weißt, daß ich altere und bald alt sein werde. Bewahre mich davor, schwatzhaft zu werden, und besonders vor der fatalen Gewohnheit, bei jeder Gelegenheit und über jedes Thema mitreden zu wollen. Befreie mich von der Einbildung, ich müßte anderer Leute Angelegenheiten in Ordnung bringen. Bei meinem ungeheuren Schatz an Erfahrung und Weisheit ist's freilich ein Jammer, nicht jedermann daran teilnehmen zu lassen.

Aber du weißt, Herr, daß ich am Ende ein paar Freunde brauche. Ich wage nicht, dich um die Fähigkeit zu bitten, die Klagen meiner Mitmenschen über ihre Leiden mit nie versagender Teilnahme anzuhören. Hilf mir nur, sie mit Geduld zu ertragen, und versiegle meinen Mund, wenn es sich um meine eigenen Kümmernisse und Gebrechen handelt. Sie nehmen zu mit den Jahren, und meine Neigung, sie aufzuzählen wächst mit ihnen.

Ich will dich auch nicht um ein besseres Gedächtnis bitten, nur um etwas mehr Demut und weniger Selbstsicherheit, wenn meine Erinnerung nicht mit der anderer übereinstimmt. Schenk mir die wichtige Einsicht, daß ich mich gelegentlich irren kann. Hilf mir, einigermaßen milde zu bleiben.

Ich habe nicht den Ehrgeiz, eine waschechte Heilige zu werden (mit manchen von ihnen ist so schwer auszukommen), aber ein scharfes, altes Weib ist eins der Meisterwerke des Teufels. Mach mich teilnehmend, aber nicht sentimental, hilfsbereit aber nicht aufdringlich. Gewähre mir, daß ich Gutes finde, wo ich es nicht vermutet habe, und Talente bei Leuten, denen ich sie nicht zugetraut hätte, und schenke mir, Herr, die Liebenswürdigkeit, es ihnen zu sagen.

http://home.t-online.de/home/SiegiOchs/hom_1.htm