Apg
2,1 A.Christlieb Eine dreifache
Doppelwirkung des Heiligen Geistes in der Pfingstgeschichte Apostelgeschichte 2
Wenn wir das Wirken des Heiligen Geistes in der Pfingstgeschichte beobachten,
so sehen wir eine dreifache Doppelwirkung.
1. Der Geist verwundet und heilt
Zuerst verwundete er. Die vom Geist eingegebene Predigt des Petrus ging den
Hörern »wie ein Stich durchs Herz« (V. 37 in wörtlicher Übersetzung). Sie
wurden wie von einem Schwert durchbohrt. Also nicht etwa süße, angenehme,
wohltuende Gefühle durchfluteten ihr Herz bei dem Zeugnis der Apostel, sondern
ein Schmerz zerriß sie. Das konnte nicht anders sein.
Zweimal hieß es in der Petrusrede: »Ihr habt diesen Jesus erwürgt« (V. 23) -
»Ihr habt ihn gekreuzigt« (V. 36). Solche Worte mußten
wie ein zweischneidiges Schwert durch das Herz der Hörer dringen. Der Heilige
Geist schaffte Klarheit über ihre Sünde, ihre Verblendung, ihre Auflehnung
gegen Gott. Jetzt empfanden sie, was sie in jener Stunde, da sie riefen:
»Kreuzige ihn!« getan hatten. So ging eine verwundende
Wirkung vom Pfingstgeist aus.
Neben dieser machte sich aber auch eine heilende Wirkung des Geistes bemerkbar.
Dieselbe Pfingstpredigt, welche die Zuhörer auf ihr schreckliches Unrecht
hinwies, zeigte ihnen auch den Weg zur Vergebung in Jesus (V. 38) und machte
ihnen Mut, die Verheißungen anzunehmen: »Denn euer und eurer Kinder ist diese
Verheißung« (V. 39). Da zeigte sich, daß der Heilige
Geist nicht nur ein verwundendes Schwert war, sondern auch ein heilender
Balsam.
Auch heute noch beweist der Heilige Geist im Wort diese Doppelwirkung. Wie
kommt es, daß bei einem lebendigen Zeugnis von Jesus
sich Wut und Haß einstellen! Das kommt von der
verwundenden Wirkung des Geistes Gottes. Wie kommt es andererseits, daß durch dasselbe Zeugnis belastete Menschen zum Frieden
gelangen? Das bringt die heilende Wirkung des Geistes mit sich. Wenn es nur
eine verletzende Wirkung des Geistes gäbe, so könnte kein Mensch sein Werk
aushalten und niemand von uns würde ein wahrer Christ werden können. Nun es
aber neben der verwundenden auch eine heilende Arbeit des Pfingstgeistes gibt,
dürfen wir Mut fassen und uns seiner Behandlung anvertrauen.
2. Der Geist trennt und einigt
Am Pfingsttag gab es einen großen Riß durch die
Reihen der Festbesucher in Jerusalem hindurch. Von einem Teil hieß es: die nun
sein Wort gern annahmen« (V. 41). Der andere Teil lehnte ab. Bis dahin waren
die großen Massen der zusammengeströmten Festpilger völlig einig. Alle wollten
gut kirchliche Leute sein, die das Gesetz erfüllten und der Vorschrift gemäß
sich an hohen Festtagen beim Tempel einfanden. Nun aber kam
die Ausgießung des Heiligen Geistes und die gewaltige Pfingstpredigt. Jetzt
merkte man auf einmal, daß zwei Lager entstanden. Der
Geist Gottes trieb zu einer Entscheidung. Es galt für oder wider Jesus Stellung
zu nehmen. So gab es eine Trennung.
Von dieser trennenden Wirkung des Heiligen Geistes haben viele Menschen die
allergrößte Angst. Es soll nach ihrer Meinung alles im Rahmen der gewohnten
religiösen Sitte schön vereinigt und verbunden bleiben. Sie scheuen das
Hervorheben des Unterschiedes zwischen schmalem und breitem Weg, zwischen
klugen und törichten Jungfrauen. Wir wollen gern zugeben, daß
es viel falsches Trennen gibt durch eigenen Geist, worunter wir uns beugen und
demütigen wollen. Aber andererseits müssen wir sagen: Es gibt eine echte
trennende Wirkung des Heiligen Geistes, die kein aufmerksamer Bibelleser hinweg
leugnen kann.
Wir werben nicht für eine Partei in der Christenheit. Aber wir rufen so laut,
wie wir können: »Gesellt euch zu dem verachteten Haufen derer, die Gottes Wort
annehmen und gläubig werden an Jesus!« Mitten in der
großen Namenchristenheit muß es durch alle
Verkündigung hindurch klingen: »Lasset euch erretten aus diesem verkehrten
Geschlecht!« (V. 40). Dann gibt es Scheidung und
Entscheidung. Wenn man solcher Predigtweise den Vorwurf der Förderung von
Spaltung und Trennung in der Christenheit macht, so antworten wir: Der Heilige
Geist trennt ja ganz klar und deutlich. Wir wollen gar nichts tun, als seinen
Linien nachgehen.
Aber neben dieser trennenden sehen wir auch eine einigende Wirkung des Geistes
in der Pfingstgeschichte. Derselbe Geist, der von Welt und Unglaube schied,
vereinigte die, welche an Jesus glaubten, auf das festeste. Schau doch die
Schar derer an, die am Pfingsttag gläubig wurden, wie »sie täglich und stets
beieinander waren einmütig im Tempel und brachen das Brot hin und her in den
Häusern« (V. 46)! Wo ist auf der Erde eine Verbindung so stark wie die, welche
der Heilige Geist dort zustande brachte? Er goß Liebe
in die Herzen, er vertrieb die Selbstsucht und den Hochmut, diese Quelle
ständigen Zwiespalts. Wer sein Herz der scheidenden Wirkung des Heiligen
Geistes öffnet, der wird auch seine mit allen Gläubigen verbindende Macht
spüren dürfen, die über alle trennenden Unterschiede hinüber hebt.
3. Der Heilige Geist führt in die Stille und treibt zur Arbeit
Man kann die vom Geist Gottes erfüllte Pfingstgemeinde von zwei Seiten her
ansehen. Wenn man gewisse Ausdrücke der Schrift ohne Rücksicht auf den
Zusammenhang betrachtet (V. 42 u. 46), so könnte man den Eindruck bekommen:
Diese erste Christengemeinde beschränkte sich immer nur auf ihren kleinen
Kreis, wo man sich untereinander erbaute und stärkte. Um die verlorene Welt
draußen kümmerte man sich nicht, sondern überließ sie ihrem Verderben. (Solcher
Vorwurf wird ja bis auf den heutigen Tag manchen lebendigen Christenkreisen von
andern gemacht.)
Ist dieser Vorwurf im Blick auf die erste Christengemeinde berechtigt? Niemals!
Ganz gewiß füllte die innere Stärkung und Erbauung
der Christen untereinander einen großen Teil ihres Lebens aus. Der Heilige
Geist trieb sie in die Stille des einsamen und gemeinsamen Gebetes. Das sehen
wir klar und deutlich. Wollte aber jemand behaupten, daß
sie über dieser Liebe zur Stille und zur inneren Vertiefung ihre Aufgabe an der
verlorenen Welt draußen vernachlässigt hätten, der würde unverständig und
ungerecht urteilen. Wer tat lauter den Mund auf zum Zeugnis für Jesus als jene
Pfingstzeugen, die sich so gern im Kreis der Gläubigen zum Gebet vereinigten?
Wer hielt fester am Tempel, wo die ganze Volksgemeinde zusammenkam, als jene
ersten Christen (Kap. 3, 1)? Wer blieb trotz aller Anfeindung durch die Oberen
des Volkes fest auf dem von Gott befohlenen Platz stehen, um alles Volk zu dem
Heil in Christus einzuladen? Derselbe Geist, der die Gläubigen zu stillem Gebet
und zu fester Gemeinschaft untereinander zusammenschloß,
trieb sie auch an die Hecken und Zäune, um die Armen, Lahmen und Blinden ihres
Volkes einzuladen zum Hochzeitsmahl des Königs.
Nur wenn die Gemeinde heute in diesen beiden Linien der inneren geistlichen
Sammlung und Zurüstung und des Zeugnisses und Dienstes in der Welt bleibt, dann
ist sie geistlich gesund.
W.Nee Sie waren alle an einem Ort beisammen.
Apostelgeschichte 2,1
Als Gott bei der Menschwerdung zu seinem Volk kam, erwartete nur eine kleine
Schar Israels Erlösung. Sie glaubten daran, daß Gott
handeln werde, und durch sie und ihretwegen handelte er. Dann, als Jesus
umherzog, folgten ihm große Volksmengen, aber wieder war es nur eine kleine
Gruppe, die sagte: »Zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des Lebens.« Und wiederum, vor seiner Himmelfahrt gebot er den Seinen,
in Jerusalem die Verheißung des Vaters abzuwarten. Die Weisung hätte leicht
mehr als fünfhundert Brüder erreichen können, die ihn alle nach seinem Leiden
lebend gesehen hatten; trotzdem waren am Pfingsttage nur hundertzwanzig
versammelt, um zu beten und mit Gott bei seinem neuen Handeln mitzuwirken. Wo
waren die übrigen dreihundertachtzig? Gewiß, später
kamen sie sicherlich alle hinzu. Aber jetzt ...?
Praktisch scheint es immer darauf hinauszulaufen, daß
Gott stets durch einen getreuen Rest handeln muß,
durch eine kleine Schar, die - damit Gottes Plan für das Ganze verwirklicht
werden kann - ihm heute bis ins letzte gehorcht.
D.Rappard Als der Tag der Pfingsten erfüllet war,
waren sie alle einmütig beieinander. Und wurden alle des heiligen Geistes voll.
Apost. 2,1.4.
Als Jesus einst am Laubhüttenfest in Jerusalem von den Strömen lebendigen
Wassers sprach, die er denen geben wolle, die an ihn glauben, fügt der Apostel
Johannes hinzu: ,,Das sagte er aber von dem Geist. Denn der Heilige Geist w a r
n o c h n i c h t d a; denn Jesus war noch nicht verklärt (Joh.
7, 39)." Diese Worte bedürfen einer Erklärung. Im Alten Testament haben
wir viele Spuren von dem Wirken des Heiligen Geistes. Er schwebte über den
Wassern (1. Mos. 1, 2). Er strafte die Menschen (1. Mos. 6, 3). Er sprach durch die Propheten und gab ihnen die
heiligen Schriften ein (2. Petr. 1, 21). Er zog seine Knechte an mit Macht
(Richt. 6, 34). In diesem Sinne war er da von Ewigkeit her. - Aber als
innewohnende Lebenskraft für die Menschen war er ,,noch nicht da". Um das
durch die Sünde zerrissene Band der Gemeinschaft mit Gott wieder herzustellen,
bedurfte es des allumfassenden Versöhnungswerkes Jesu.
Nun war dies Werk vollbracht. Christus war in die tiefste Tiefe hinab gestiegen
und hatte in seiner Person die unterbrochene Verbindung mit dem Throne Gottes
wieder angeknüpft. Der verklärte Herr konnte nun sich selbst mitteilen durch
seinen Geist. - Darin liegt die große Bedeutung des Pfingsttages. Jetzt darf
der Glaube rühmen: D e r H e i l i g e G e i s t i s t d a!
Ja, Du bist da, heiliger Geist, Lehrer und Tröster, Helfer und Ratgeber. Du
bist da für die Ärmsten und Schwächsten. Du bist da auch für mich. Hallelujah!
Apg
2,3 A.Christlieb Feuer - ein
Bild für Gottes Geist Apostelgeschichte 2, 3
»Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt, wie vom Feuer.«
Die Heilige Schrift stellt uns in ihrem Pfingstbericht den Heiligen Geist im
Bild feuriger Flammen dar. Aus drei Gründen ist das Bild des Feuers besonders
passend, um über das Wirken des göttlichen Geistes auszusagen.
1. Feuer verzehrt
Wo Feuer sich ausbreitet, wird vieles verzehrt. Als Aaron sein erstes Opfer
darbrachte, lesen wir: »Und ein Feuer ging aus von dem Herrn und verzehrte auf
dem Altar das Brandopfer und das Fett« (3. Mose 9,
24). Ähnlich heißt es von dem Feuer, das Elia auf dem Karmel
vom Himmel herab flehte: »Da fiel das Feuer des Herrn herab und fraß
Brandopfer, Holz, Steine und Erde« (1. Kön. 18, 38).
Auch das Feuer des Heiligen Geistes will vieles inwendig in uns vernichten. Es
tötet Eigenliebe, Selbstsucht, Gier nach Mammon, sinnliche Lust, Neid und viele
andere Dinge in den Herzen der Gläubigen. Möchte es doch noch viel wirksamer
alles Ungöttliche und Unheilige verzehren und vertilgen!
2. Feuer wärmt
Weshalb zündeten die Knechte und Diener im Vorhof des hohenpriesterlichen
Palastes ein Feuer an (Joh. 18, 18)? Weshalb saß der
König Jojakim an einem Kohlenfeuer, als er dem
Verlesen der Reden Jeremias zuhörte (Jer. 36, 22 f.)?
Es war kalt, und man wollte sich wärmen.
Solche Wirkung des Wärmens geht vom Pfingstgeist aus. Sie erfaßt
nicht den Leib, sondern das Innere des Menschen. Wie kalt und liebeleer ist ein
Mensch, der fern vom Geist Gottes ist! Es gibt Tausende von kalten Herzen,
kalten Häusern, kalten Predigten. Warum? Weil die Wärme des heiligen Feuers von
oben her fehlt. Wenn aber »die Liebe Gottes ausgegossen ist in unser Herz durch
den Heiligen Geist« (Röm. 5, 5), dann weicht die
Kälte unseres natürlichen ichhaften Wesens, und andere frieren nicht mehr,
sondern erwärmen sich in unserer Nähe.
3. Feuer leuchtet
Weshalb zündet die Frau, die den verlorenen Groschen sucht, ein Licht an (Luk. 15, 8)? Weshalb nehmen die Männer Gideons Fackeln in
ihre linke Hand bei ihrem nächtlichen Überfall (Richt. 7, 20)? Weshalb werden
auf den Leuchttürmen am Ufer des Meeres jeden Abend die Leuchtfeuer angezündet?
Weil Feuer Klarheit verbreitet und besser sehen läßt.
So ist es auch mit dem Feuer des Heiligen Geistes. Es bringt Licht in unser
durch die Sünde verfinstertes Herz. Wie blind sind wir in unserm natürlichen
Sinn und Wesen! Wie ist es möglich, daß der Pharisäer
im Tempel sich für rechtschaffen vor Gott hält und sich in seiner eigenen
Frömmigkeit bespiegelt (Luk. 18, 9 ff.)? Wie ist es
möglich, daß Menschen die Jünger des Heilandes töten
und glauben, sie täten Gott einen Dienst damit (Job. 16, 2)? Weil das Licht des
Heiligen Geistes ihnen fern ist und sie darum geistlich blind sind.
Wo aber der göttliche Geist in ein Herz dringt, da bekommen wir einen
erschreckenden Aufschluß über unser Elend und
Verderben. Da bekommen wir aber auch Klarheit über die göttliche Rettungshand,
die sich uns in Jesus Christus entgegenstreckt. Da wird es wahr, was Jesus vom
Heiligen Geist sagt: »Derselbe wird mich verklären« (Job. 16, 14). Der Heilige
Geist ist wie ein Scheinwerfer, der seine gesammelten Strahlen auf das Kreuz
Jesu als auf den Ort der göttlichen Errettung und Vergebung wirft.
Wir wollen es zu einem wichtigen Gebet machen, daß
der Pfingstgeist in seiner verzehrenden, erwärmenden und erleuchtenden Kraft
unsere Herzen durchdringt und erfüllt.
Apg
2,4 C.H.Spurgeon ,,Und wurden
alle voll des Heiligen Geistes." Apg. 2, 4.
Wie reich wären doch die Segnungen des heutigen Tages, wenn wir alle erfüllt
würden mit dem Heiligen Geist. Es wäre ganz unmöglich, die unendliche Fülle von
Früchten solcher Heiligung der Seele zu überschätzen. Leben, Trost, Licht,
Reinheit, Kraft, Friede und noch so viele andre teure Gnadenschätze sind ganz
unzertrennlich von der seligen Gegenwart des Heiligen Geistes. Gleich dem
heiligen Öl salbt Er das Haupt des Gläubigen, sondert ihn aus zum Priestertum
der Heiligen und schenkt ihm Gnade, sein Amt recht zu verwalten. Als das
einzige wahrhaft reinigende Wasser macht Er uns frei von der Gewalt der Sünde
und heiligt uns zu einem göttlichen Leben und wirket in uns das Wollen und das
Vollbringen nach des Herrn Wohlgefallen. Als das Licht
offenbarte Er uns zuerst unser Verderben, und jetzt offenbart Er an uns und in
uns den Herrn Jesum und leitet uns auf den Weg der Gerechtigkeit. Erleuchtet
von seinen reinen himmlischen Strahlen sind wir nun nicht mehr Finsternis,
sondern Licht in dem Herrn. Als ein Feuer reinigt Er uns von allen Schlacken
und läßt zugleich unser geläutertes Wesen in hellem
Glanze strahlen. Er ist die Opferflamme, durch welche wir imstande sind, unsre
Seelen Gott völlig darzubringen zum lebendigen, wohlgefälligen Opfer. Als Tau
vom Himmel steuert Er unsrer Dürre und befruchtet
unser Leben. O, daß Er doch in dieser Morgenstunde
recht reichlich auf uns herabkäme! Solcher Morgentau
wäre ein lieblicher Anfang des Tages. Als die Taube schwebt Er mit Fittichen
sanfter Liebe über seiner Arche und über den Seelen der Gläubigen, und als der
Tröster zerstreut Er die Sorgen und Zweifel, die den Frieden seiner geliebten
Kinder stören. Er steigt auf die Auserwählten herab, wie auf den Herrn im
Jordan, und gibt Zeugnis für ihre Kindschaft, indem Er in ihnen einen
kindlichen Geist erweckt, durch welchen sie rufen: Abba, lieber Vater! Als der
Wind bringt Er den Lebensodem in die Menschen; Er wehet,
wohin Er will, und äußert die belebenden Wirkungen, durch welche die geistliche
Schöpfung bewegt und erhalten wird. Der Herr gebe, daß
wir die Gegenwart seines Heiligen Geistes jetzt und jederzeit fühlen! ,,O Gott!
Verwirf mich nicht von Deinem Angesicht, und nimm Deinen Heiligen Geist nicht
von mir!"
A.Christlieb Sie wurden alle voll des Heiligen
Geistes. Apg. 2, 4
An Petrus können wir drei herrliche Wirkungen des Heiligen Geistes wahrnehmen.
Er blieb in der Kraft des Geistes r u h i g gegenüber den Schmähungen der
Feinde Christi. Die spöttische Bemerkung, die Apostel seien ,,voll süßen
Weines", war eine grobe, öffentliche Beleidigung. Den Petrus aber erfüllte
eine solche Freude, daß er den Menschen nicht mit
gleicher Münze heimzahlte, sondern sie herzlich und dringlich bitten konnte,
auf ihre ewige Rettung bedacht zu sein. Und wie m u t i g hat der Heilige Geist
den Petrus gemacht. Vor kurzem hatte er noch gezittert vor einer Magd. Jetzt
steht er vor einer vieltausendköpfigen Menge, die
kurz zuvor in fanatischem Haß ihr
,,Kreuzige! Kreuzige!" geschrien hatte.
Und denen hält Petrus nun ihr Verbrechen vor und nennt sie Verräter und Mörder
des Sohnes Gottes. Wie leicht hätte da die Volkswut neu aufflammen und ihm das
gleiche Schicksal bereiten können. Doch nicht Petrus erschrickt, sondern das
Volk wird durch die Kraft des Heiligen Geistes ergriffen von dem Schrecken
Gottes. Das Wichtigste ist, daß Petrus b e s o n n e n bleibt in stürmischer Stunde. Seine Worte treffen die
Massen bis ins Innerste. Tausende wachen auf. Ein großes Fragen hebt an: ,,Was
sollen wir tun?" In solchen Lagen kann Unbesonnenheit, Selbstgefälligkeit
und Oberflächlichkeit schwersten Schaden anrichten. Petrus aber dringt auf g r
ü n d l i c h e Erneuerung. Er fordert Buße, Änderung der Herzensstellung dem
Herrn gegenüber und Beugung unter die schwere Schuld. Zugleich aber macht er
den Seelen Mut und lockt sie, sich dem Wirken des Heiligen Geistes innerlich zu
öffnen. Wie mancher Arbeiter im Reich Gottes ist den Gefahren der
Unbesonnenheit und des Hochmuts erlegen, wenn ,,große Gelegenheiten'' im Reich
Gottes sich vor ihm auftaten. Möchte Gott uns in solchen Lagen wie Petrus
erfüllen mit dem Geist der Kraft und der Besonnenheit.
S.Keller Apostelgesch. 2,
4: «Und wurden alle voll des Heiligen Geistes und fingen an zu predigen mit
andern Zungen, nach dem der Geist ihnen gab auszusprechen.»
In der dunklen Felsenschlucht des Hochgebirges entspringt ein Quell. Das Wasser
muß durch einen engen Spalt gepreßt
mit ungeheurer Wucht herausgeschleudert werden; denn es donnert und kracht
tagaus tagein mit solchem Ungestüm, daß man sein eigen Wort nicht hören kann. Zehn Kilometer weiter bildet
dieses selbe Wasser noch einen rauschenden Wasserfall ins Tal hinab, und dann
wird es ein stiller, starker Fluß. So ist es mit der
Pfingsttatsache auch gegangen. Der Anfang des Geiststromes war eine
erschütternde Explosion. Nicht nur der Geist der Jünger ward mit Heiligem Geist
gefüllt, sondern auch ihr Leib und ihre Seele zitterten und bebten. Sie
sprachen mit fremden Sprachen, die sie vor- und nachher nicht verstanden; über
ihren Häuptern flammten Feuerzungen und die Stätte ward unter lautem
Windsbrausen bewegt wie vom Erdbeben. Nachher brauchen sich die Quell-Erscheinungen nicht zu wiederholen. Wenn nur der
Strom derselbe ist - wenn sein Wasser nur unsere Pflanzungen tränkt und unsere
Seele davon lebt! Lebst du von diesem Strom? Ist die Wirkung des Geistes in
deinem Leben heute zu spüren, daß deine Worte und
dein Wandel von ihm durchtränkt sind? Das weißt du daran, ob du Jesus wirklich
liebst und in ihm deine Freude hast!
Herr Jesu, sende Tropfen auch auf mich! Laß mich
nicht am Wüstenrand des Welttreibens zugrunde gehen, sondern schaffe eine
heimliche Seelenerquickung durch deinen Geist, damit mein Leben davon Zeugnis
ablege! Amen.
J.Kroeker Vom Geheimnis seiner Gemeinde.
"Und sie wurden alle voll des heiligen Geistes und fingen an in andern
Zungen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen." Apostelgesch. 2,4.
Die Kirche Jesu Christi ist der Tempel des Geistes, daher berufen, sich jedem
fremden Geist zu verschließen, der nicht Christus bezeugt. Denn beim
Pfingsterleben der Jünger handelte es sich dem Heiligen Geist um einen neuen
Organismus, durch welchen er das Leben Christi in der Welt auswirken konnte. Er
musste eine Verkörperung erleben, und diese Verkörperung des Heiligen Geistes
ist die Gemeinde, angefangen von jener Jüngerschar, für die endlich der
Pfingsttag kam und den sie erlebte als eine wunderbare Gottestat.
Beschränkt sich aber diese Gottestat nur auf das damalige Erlebnis der Jünger?
Ganz gewiss nicht. Sonst würde unser ganzes Christentum weiter nichts sein als
ein Leben von der Tradition, von der Überlieferung. Wir müssten uns dann mit
der Kraft begnügen, die andere erlebt haben.
Wenn wir nun dieses erste Pfingsterlebnis vergleichen mit den göttlichen
Offenbarungen überhaupt, dann werden wir finden, dass in der Regel die erste
Gottesoffenbarung stets an etwas stark Grobsinnliches gebunden war. Feuer,
Wind, Zungen: alles nur Gleichnisse, alles nur Bilder aus unserer Zeit. Ist
denn der Heilige Geist nicht unendlich mehr als Feuer? Ist denn der Heilige
Geist nur ein Brausen, ein Wind, ein Sturm? Ist er denn nur eine Zunge? Oder
nur eine Sprache? Ist er nicht eine weltüberwindende,
eine schöpferische Gotteskraft?
Was will uns das sagen? Es sagt uns, dass wir Form und Wesen immer zu
unterscheiden haben. Der Herr bindet sich in seiner Offenbarung nicht an die einmal
von Ihm angewandte Form. Sonst gäbe es ja kein Pfingsterleben mehr, ohne dass
die Zungen auf uns sichtbar würden, ohne dass es rauschen würde auch durch
unseren Saal, ohne dass auch wir von einem Sturm erfasst werden würden.
Wir verstehen, was uns damit gesagt werden soll. Wenn Gott auch uns sein
Pfingsten erleben lassen will, dann ist Er nicht gebunden an die Form des
ersten Pfingsterlebnisses. Vielmehr will Er wiederum in unserer Art, in unserer
Zeit, in unserer Sprache mit uns verkehren, um uns Anteil nehmen zu lassen an
dem, was Er zu geben hat.
Das Ergebnis einer solchen Anteilnahme wird aber immer das sein, was auch hier
offenbar wurde. So verschieden die Sprache und die Geschlechter auch waren, die
Jünger hatten alle nur ein Evangelium. Und der Inhalt dieses Evangeliums war:
dass sie die großen Taten Gottes verkündigten. Sie waren hinfort Zeugen von
dem, was Gott zu wirken vermag.
Apg
2,11 J.Kroeker "Wir hören
sie mit unsern Zungen die großen Taten Gottes reden." Apostelg.
2,11.
Einst sagte ein alter väterlicher Freund zu mir: "Lieber Bruder, es
handelt sich nicht darum, dass wir den heiligen Geist haben, sondern es handelt
sich darum, dass der heilige Geist uns hat!" Das war das Geheimnis auch in
dem Leben der alttestamentlichen Gottesknechte. Warum unterscheiden sie sich in
ihrem Dienst, in ihrer Hoffnung und in ihrer Botschaft vielfach so wesentlich
von ihren Volksgenossen? Es war jene Stunde in ihrem Leben gekommen, wo sie
nicht nur heiligen Geist hatten, sondern wo der heilige Geist sie hatte. Denn
sobald der heilige Geist uns hat, dann erfüllt der heilige Geist auch uns, dann
durchdringt er uns, dann leitet er uns, dann trägt er uns in unserer
Schwachheit. Wir singen dann nicht unsere eigenen Psalmen, wir singen dann, wie
am ersten Pfingsttag, das große Lob des lebendigen Gottes.
Vor einiger Zeit wurde ich auf ein, wie mir scheint, sehr treffendes Bild
geführt, was es bedeutet, ob wir den heiligen Geist haben oder ob der heilige
Geist uns hat. Wir kennen eine Orgel, wie wir sie in unseren Kirchen haben. Wir
kennen aber auch einen Leierkasten, eine Drehorgel. Solch eine Drehorgel trägt
die Musik in sich. Sie braucht nur durch eine Kurbel angedreht zu werden. Ob
Künstler, ob Bettler sie dreht, sie singt nur ihr eigenes Lied.
Eine Orgel hat keine Musik. Sobald jedoch der Künstler sich an die Orgel setzt
und als Meister über ihre vielen Stimmen verfügen kann, nicht wahr, was trägt
sie dann alles in sich! Sie kann weinen, sie kann Schluchzen, sie kann
triumphieren, sie kann in ein mächtiges Halleluja ihre Stimmen ausklingen lassen.
Es lebt in ihr alles, was in dem Meister lebt an Weh, an Schmerz, an Leben, an
Hoffnung. Was bedeutet es mithin, wenn der heilige Geist so uns hat! Wenn er wirken kann in unserem Leben, was können dann nicht einzelne
Menschen an Hoffnung, Freude, Dienst, Zuversicht, an priesterlichem Weh und
heiligem Schmerz als Frucht seiner Aktivität aus sich herausgeben. Alles wurde
in ihnen gewirkt durch die Kraft des heiligen Geistes, durch den großen
Schöpfer eines neuen Psalms innerhalb der Menschheit.
Wie geistesarm waren jedoch jene Zeiten, denen hingegebene Gottesmänner
fehlten. Wir dürfen uns nur erinnern an die Tage eines Eli.
Damals verstand ein alt gewordener Gottesknecht Gott nicht mehr. Samuel, den
seine Mutter zum Propheten geweiht hatte, verstand Gott noch nicht. Daher war
es eine so dunkle Zeit in Israel. Das ist heute noch nicht anders geworden.
Verstehen unsere Propheten wie ein Eli Gott nicht
mehr, dann bleiben die Gemeinden ohne Erleuchtung und geistliche Führung.
Verstehen die Jungen, wie ein Samuel den Herrn noch nicht, dann bleibt die
Kirche Christi auch in der Gegenwart unendlich arm an lebendigem Wort von Gott.
Apg
2,13 A.Christlieb Wirkungen des
Geistes auf Petrus Apostelgeschichte 2, 13 - 18
Wenn wir den Petrus als Zeugen Christi am Pfingsttage beobachten, so erkennen
wir an ihm drei herrliche Wirkungen des Geistes Gottes, die für alle Christen
begehrenswert sind.
1. Petrus bleibt ruhig bei Schmähungen
Als die gewaltigen Wirkungen des Pfingstgeistes damals an den Aposteln sichtbar
wurden, hörte man von Spöttern die frechen Hohnworte: »Sie sind voll süßen
Weins« (Apg. 2, 13). Dieser Ausdruck stellte eine
grobe Beleidigung der Apostel dar. Dieser Kränkung gegenüber galt es, in Gottes
Kraft wahre Frömmigkeit zu beweisen. Wäre Petrus in bitteren Zorn geraten und
hätte er mit gleicher Münze den Spöttern heimgezahlt, so hätten die Scharen der
Zuhörer wohl wenig Achtung vor der neuen Gotteskraft bekommen. Sie hätten
gedacht: »Der Pfingstgeist mag sein, was er will - den gekränkten Ehrgeiz läßt er ruhig weiterleben. Laßt
uns auch nicht die Zahl der Christen vermehren, die lieb und fromm bleiben,
solange man sie in Ruhe läßt, die aber aufbrausen und
in Wut geraten, wenn man ihnen zu nahe tritt! Laßt
uns in der Kraft des Heiligen Geistes stille bleiben auch bei den rohesten
Vorwürfen!
Hanna wurde nicht böse, als Eh sie bei ihrem anhaltenden Gebet für eine
betrunkene Frau hielt (1. Sam. 1, 12-16).David blieb still, als sein Bruder Eliab ihm ohne Grund Vermessenheit und Bosheit vorwarf (1.
Sam. 17, 28). So ließ sich auch Petrus durch die Schmähungen der Gegner nicht
aufregen, er begegnete ihnen mit ruhiger Entschiedenheit und bezeugte den
wahren Sachverhalt: »Diese sind nicht trunken, wie ihr wähnet, sondern das
ist's, was durch den Propheten Joel gesagt ist: Und es soll geschehen in den
letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgießen von meinem Geist auf alles
Fleisch« (V. 15-17).
2. Petrus ist mutig in größter Gefahr
Wir sehen den Petrus voll Mut in Augenblicken größter Gefahr. Vor ihm stand
eine große Menge. Unter ihr waren viele, die vor kurzer Zeit Jesus ans Kreuz
gebracht hatten. Wie gefährlich war es, diesen Massen öffentlich zu sagen:
»Jesum von Nazareth, den Mann, von Gott unter euch mit Taten und Wundern und
Zeichen erwiesen ..., habt ihr genommen ... und ihn angeheftet und erwürgt« (V.
22 f.)! Wie leicht konnte die Volkswut, die Jesus ans Kreuz gebracht hatte,
sich gegen seinen Jünger wenden und ihm ein gleiches Schicksal bereiten! Petrus
machte mit seinen Worten die Menschen zu »Sündern«. Und das ist gefährlich! Es
hätte ihn das Leben kosten können.
Ohne den Pfingstgeist hatte Petrus in der Stunde der Verleugnung vor einer Magd
ängstlich und schmählich versagt. Nun aber stand er in der Kraft des
Gottesgeistes da als ein Bekenner, der Todesgefahr verachtete. Der Pfingstgeist
macht mutig!
Schön war Jonathans Mut, als er mit seinem Waffenträger allein den Berg
hinaufkletterte zum Streit gegen die Philister (1. Sam. 14, 13). Lieblich war
der Mut jener Helden Davids, die mitten aus der Philister Lager Wasser holten
(1. Chron. 11, 18). Doch herrlicher ist der Mut der
Pfingstzeugen, die einer feindlichen Welt ihre Sünde gegen Jesus aufweisen,
dann aber die Einladung zum vollen Heil Gottes in Jesus Christus folgen lassen.
Gott gebe uns durch seinen Geist heiligen Mut, der wie Stephanus
Zeugnis ablegen (Apg. 7) und wie Daniels Freunde auch
dann fest bleiben kann (Dan. 3), wenn eigene, natürliche Kühnheit nicht mehr
ausreicht!
3. Petrus bleibt göttlich besonnen
Eine dritte Wirkung des Heiligen Geistes erkennen wir in dem Umstand, daß Petrus in stürmischen Ereignissen volle Besonnenheit
bewahrte.
Wie aufregend war diese gewaltige Stunde! Von allen Seiten strömten Scharen von
Menschen zusammen, Einheimische und Auswärtige (V. 5 f.). Alle lauschten dem
Wort des Petrus. Die Augen und Ohren von Tausenden waren gespannt auf ihn
gerichtet. Er war der Wortführer in großer, denkwürdiger Stunde. Diese
Situation hatte ihre eigentümlichen Gefahren. Wie leicht hätte Petrus sich in
dieser wichtigen Rolle gefallen und sich etwas einbilden können! Wie nahe lag
die Gefahr, sich selbst zu bespiegeln und groß zu machen! Petrus tat das nicht.
Vielmehr sehen wir, wie er jene einzigartige Gelegenheit ausschließlich dazu
benutzt, Jesus seinen Zuhörern groß zu machen und ihre Aufmerksamkeit auf
Gottes Wege und Verheißungen in der Heiligen Schrift zu richten.
Und wie besonnen bleibt Petrus in der Seelsorge, als Tausende plötzlich erweckt
werden und das große Fragen anhebt: »Was sollen wir tun?«
(V. 37). Ist da die Antwort einfach: »Glaubt nur, daß
Jesus euch vergeben hat und alles ist gut?« Nein, die
Antwort lautet: »Tut Buße!« (V. 38). D. h.: »Ändert
euern Sinn!« Petrus und die andern Apostel reden nicht
der Oberflächlichkeit das Wort. Sie arbeiten vielmehr auf gründliche Erneuerung
hin. Es ist ihnen nicht genug, zu merken, daß ihre
Hörer innerlich vom Wort Gottes getroffen sind. Sie fordern unentwegt eine
gründliche, echte Sinnesänderung. Zugleich aber machen sie auch wieder Mut und
locken die Menschen, in der Taufe der Vergebung der Sünden gewiß
zu werden und die köstliche Gabe des Heiligen Geistes zu suchen.
Wie mancher Arbeiter im Reich Gottes ist den Gefahren der Unbesonnenheit, der
Oberflächlichkeit und des Hochmuts verfallen, wenn große Gelegenheiten sich vor
ihm auftun! Der Pfingstgeist bewahrte Petrus, daß er
weder empfindlich noch zornig, weder ängstlich noch unbesonnen wurde. Er wolle
uns mit der gleichen Kraft und Bewahrungsgnade erfüllen!
Apg
2,14 A.Christlieb Da trat Petrus
auf und redete zu den Juden. Apg. 2, 14
Wenn wir Petrus beobachten bei seiner Rede am Pfingsttag, so erkennen wir an
ihm drei herrliche Wirkungen des Geistes Gottes. - Er machte Petrus zunächst
ruhig gegenüber den Schmähungen. Der Anfang seiner Predigt war die Antwort auf
die frechen Hohnworte: ,,Sie sind voll süßen Weines". Das war eine grobe
Beleidigung. Nun galt es für Petrus, sich dieser Kränkung gegenüber richtig zu
verhalten. Hätte er mit zornigen Worten den Spöttern mit ähnlichen Schmähworten
heimgezahlt, würde die versammelte Menge wenig Achtung bekommen haben vor der
neuen Gotteskraft. Sie hätte gedacht: Den Ehrgeiz kann der Pfingstgeist nicht
überwinden. - Freunde! Laßt uns der Welt nie Anlaß geben, so zu denken! Wir wollen auch bei den
ungerechtesten Vorwürfen kein übelnehmendes,
aufbrausendes und nachtragendes Wesen aufkommen lassen. - Sodann sehen wir den
Petrus in der Kraft des Heiligen Geistes voll Mut inmitten großer Gefahr. Vor
ihm steht die Menge, die kurz zuvor Jesus ans Kreuz gebracht hat. Ihr ruft
Petrus zu: ,,Den Mann, von Gott unter euch erwiesen durch Taten, Wunder und
Zeichen, habt ihr angeheftet und erwürgt." Wie leicht konnte die Volkswut neu
aufflammen, sich gegen Petrus wenden und ihm das gleiche Geschick bereiten.
Seine Worte hätten den Petrus das Leben kosten können. - Und diesen Mut zeigt
der Mann, der ohne Pfingstgeist vor einer Magd verleugnete! - Die dritte
Wirkung des Pfingstgeistes zeigte sich darin, daß
Petrus besonnen blieb. Er war Wortführer in großer Stunde. Tausende umlagerten
ihn. Die Fluten seelischer Erregung bei den erweckten Massen gingen hoch.
Petrus aber blieb besonnen. Er kündete die Gnade der Vergebung der Sünden, forderte
aber auch gründliche Wandlung der Herzensstellung zu Jesus. Er mied die Klippen
der Unbesonnenheit und Oberflächlichkeit und zeigte den Weg zum gottgewirkten Glauben. - Gottes Geist mache auch uns ruhig,
mutig und besonnen.
Apg
2,21 W.Nee Jeder, der den Namen
des Herrn anruft, wird gerettet werden. Apostelgeschichte 2,21
Wie ist das möglich? Weil Gott jene andere Prophezeiung erfüllt hat, die wir
bei Joel finden: »Ich will meinen Geist ausgießen auf alles Fleisch.« Weil der heilige Geist auf die ganze Menschheit
ausgegossen worden ist, genügt Gott auch der leiseste Ruf des Sünders.
Ein Verkündiger, der hieran nicht glaubt, ist nicht viel nütze. Für unser
Predigen ist es von wesentlicher Bedeutung, daß der
heilige Geist stets gegenwärtig und dem Sünder nah ist. Gott im Himmel ist zu
weit entfernt; er ist praktisch außerhalb der menschlichen Reichweite. Aber
»sprich nicht in deinem Herzen: >Wer wird in den Himmel hinaufsteigen?< - nämlich um Christus herabzuholen - :
Nahe ist dir das Wort.« Wenn ich jemand das Evangelium verkündige, tue ich es
immer in dem festen Glauben, daß der heilige Geist
auf ihm ist, wie er bei der Schöpfung über den Wassern schwebte. Er wartet
darauf, Christus in das Herz des Hörers hineinbringen zu können. Der heilige
Geist ist wie das Licht. Wenn du deinen Fensterladen auch nur ein wenig
öffnest, strömt es herein und erhellt dein Zimmer. Laß
nur einen einzigen Ruf zu Gott aus deinem Herzen hervorgehen, und im gleichen
Augenblick dringt der Geist in dich hinein und beginnt, dich zu verwandeln und
Sündenerkenntnis, Reue und Glauben zu wirken - das Wunder der Wiedergeburt.
Apg
2,23 W.Nee Nachdem er nun zur
Rechten Gottes erhöht worden ist, hat er das ausgegossen. Apostelgeschichte
2,23
Wie kann ich für meinen Dienst die Kraft des heiligen Geistes empfangen? Muß ich mich dafür abmühen? Muß
ich meine Seele mit Fasten und Selbstverleugnung quälen, um ihn mir zu
verdienen? Niemals! Die Schrift lehrt etwas anderes. Denken wir nach: Wie
empfingen wir die Sündenvergebung? Paulus sagt uns: gemäß dem Reichtum seiner
Gnade, und daß diese uns »umsonst geschenkt wurde in
dem Geliebten«. Wir haben nichts getan, weswegen wir sie verdient hätten.
Unsere Erlösung haben wir durch sein Blut, d. h. aufgrund dessen, was er getan
hat. Was ist nun der Schrift nach der Grund für die Ausgießung des Heiligen
Geistes? Es ist die Erhöhung des Herrn Jesus. Weil Jesus am Kreuze starb, sind
meine Sünden vergeben; weil er zum Throne erhöht ist, ist mir Kraft aus der
Höhe verliehen worden.
Apg
2,37 A.Christlieb Ihr Männer,
liebe Brüder, was sollen wir tun? Apg. 2, 37
Wenn wir das Wirken des Heiligen Geistes am Pfingstfest beobachten, erkennen
wir eine dreifache Doppelwirkung. - Der Heilige Geist verwundete und heilte. -
Die Worte des Petrus gingen den Hörern wie Stiche durchs Herz. Das Schwert des
Geistes und Wortes Gottes durchbohrte sie. Der Pfingstgeist bewirkte also
zunächst nicht süße, angenehme, wohltuende Gefühle, sondern einen schneidenden
Schmerz. Das konnte ja auch nicht anders sein beim Hören der Worte: ,,Ihr habt
diesen Jesus ermordet! Ihr habt ihn gekreuzigt!" Diese Worte trafen wie
ein zweischneidiges Schwert. Der Heilige Geist schaffte den Israeliten volle
Klarheit über ihre schwere Schuld. Ihr seid Mörder des Sohnes Gottes!
Entsetzliche Erkenntnis! - Neben der verwundenden Wirkung hatte der
Pfingstgeist aber auch heilende Kraft. Petrus zeigte ihnen den Weg zur
Vergebung der Sünden und machte ihnen Mut, die Verheißungen Gottes anzunehmen.
Tausende kamen zum wahren Glauben. - Bis heute flammt bei geistvoller
Verkündigung der Worte Gottes Wut und Haß auf; bis
heute kommen aber auch betrübte und belastete Seelen zum Frieden. Beide
Wirkungen, die verwundende und die heilende, sind geblieben bis heute. - Eine
zweite Doppelwirkung des Geistes besteht darin, daß
er trennt und einigt. Es gab zu Pfingsten einen tiefen Riß
zwischen den Hörern. Die einen nahmen das Wort an, die anderen verstockten
sich. Der Geist trieb zur Entscheidung für oder wider Christus. Vor der
trennenden Wirkung des Heiligen Geistes haben viele Menschen tiefe Angst. Sie
möchten, daß alles im Rahmen der gewohnten, frommen
Sitte verlaufen soll. Die Unterscheidung zwischen Menschen auf dem breiten und
dem schmalen Weg, zwischen Unkraut und Weizen, zwischen törichten und klugen
Jungfrauen ist ihnen peinlich. Worte wie: ,,Wer nicht mit mir ist, der ist
wider mich", sind ihnen unbequem. Doch Gottes Geist kann niemanden mit
Gott verbinden, der sich nicht als von ihm getrennt erkannt hat.
Apg
2,44 A.Christlieb Die gläubig
geworden waren, hielten alle Dinge gemein. Apg. 2, 44
Der Herr Jesus hat denen, die am ersten nach dem Reich Gottes trachten, die
Verheißung gegeben, das übrige sollte ihnen noch hinzugelegt werden. Das haben
die ersten Christen, und unter ihnen besonders die allerärmsten,
dankbar erleben dürfen. Die Glieder der ersten Gemeinde legten alle ihre Habe
zusammen. Jeder durfte so viel davon nehmen, wie die Rücksicht der Liebe auf
die anderen es zuließ. Niemand litt Mangel. Der Glaube brachte den ersten
Christen weder Leckerbissen noch Goldhaufen. Aber Gott bescherte ihnen, was die
meisten Reichen nicht haben: ,,Sie nahmen ihr tägliches Brot m i t F r e u d e
n." Das erleben bis heute alle wahrhaft gläubigen Herzen. Eine zweite Gabe
war die Anerkennung bei den Menschen. ,,Sie hatten Gnade bei dem ganzen
Volk." Wie viele Menschen lechzen nach Ehre und Anerkennung vor den Leuten
und finden sie nicht. Diese Christen verzichten auf alle Ehre, treten auf die
Seite des verachteten Jesus und - empfangen, was sie verschmäht. Das Volk
bekommt in wachsendem Maß Hochachtung vor ihnen. Im tiefsten Grunde respektiert
man allezeit die wirkliche Nachfolge Jesu. Endlich bescherte Gott ihnen auch
zahlenmäßiges Wachstum. ,,Der Herr tat täglich hinzu, die da selig wurden, zu
der Gemeinde." Wie mancher müht sich um das Wachstum seiner Partei. Diese
Christenschar hing einfältig am Herrn, blieb schlicht an Gottes Wort und Gebet,
und Gott sorgte dafür, daß täglich neue Glieder zur
Gemeinde hinzukamen. Was für eine Freude muß das
gewesen sein, täglich neu solches Wirken Gottes zu erleben. Welche Wonne, wenn
Bekannte oder Verwandte hinzukamen. Echtes Christentum hat durch Gottes
Barmherzigkeit auch Werbekraft. ,,Wer aus der Wahrheit ist, der hört Gottes
Stimme." So hat Gott den ersten Christen, die treu an ihm hingen, äußere
Versorgung, Anerkennung bei Menschen und frohes Wachstum beschert. Möchten auch
wir so treulich an ihm hangen, daß er uns die gleiche
,,Zulage" schenken könne.
Apg
2,47 Ch.Spurgeon "Der Herr
aber tat täglich solche, die gerettet wurden, zur Gemeinde hinzu."
Apostelgeschichte 2,47
Die Gläubigen in jenen Tagen versuchten nicht, allein zum Himmel zu gehen. Die
in unserem Text erwähnten verbanden sich sogleich mit der Gemeinde Gottes in
Jerusalem. Ich darf wohl sagen, daß sie -- selbst in
jenen Tagen --, wenn sie die Gemeinde hätten kritisieren wollen, Fehler an ihr
gefunden hätten. Aber diese Neubekehrten fühlten, daß
diese Gemeinschaft der Gläubigen in Jerusalem die Gemeinde Gottes war; und
deshalb schlossen sie sich ihr an. Wenn du auf eine vollkommene Gemeinde
wartest, mußt du warten, bis du in den Himmel kommst;
und wenn du doch eine vollkommene Gemeinschaft auf der Erde finden könntest,
würde sie dich sicherlich nicht in ihrer Mitte aufnehmen, denn du selbst bist
nicht vollkommen. Finde diejenigen Gläubigen heraus, die der Schrift am
nächsten stehen, die in Lehren und Gebräuchen an der Wahrheit festhalten und
der neutestamentlichen Gemeinde am meisten gleichen.
Schließe dich ihnen an, und du wirst gesegnet werden. Wenn du den Meister
liebst, so liebe die Diener; wenn du den Feldherrn liebst, so tritt ins Heer
ein und in das Regiment, das sich nach deiner Meinung am genauesten an des
Meisters Wort hält.
Es wird berichtet, daß der Herr hinzutat. Ich habe
Sorge, daß wohl die Namen gewisser Personen zu der
Gemeinde hinzugefügt werden, aber sie selbst nicht. Sie vergrößern unsere Zahl;
sie werden hinzugetan wie Ziffern auf einer Tafel, aber sie vermehren nicht
unsere Kraft. Die Gemeinde gleicht einem Baum. Wenn ihr zu einem Baum etwas
hinzu tun wollt, könnt ihr nicht einen toten Zweig nehmen und ihn daran
festbinden; sondern ein lebendiger Zweig muß mit dem
lebendigen Stamm durch ein lebendiges Band verknüpft werden. Die wahre Gemeinde
ist ein lebendiger Organismus; und nur solche Männer und Frauen, die durch den
Geist Gottes lebendig gemacht worden sind, taugen zum Einpfropfen. Wenn ich die
Uneinigkeit und Zwietracht unter manchen christlichen Bekennern sehe, kann ich
wohl verstehen, daß nicht der Herr hinzugetan hat.
Und es würde eine große Gnade für die Gemeinde sein, wenn er sie hinwegnehmen würde.
Ch.Spurgeon "Der Herr aber tat täglich solche,
die gerettet wurden, zur Gemeinde hinzu." Apostelgeschichte 2,47
Ich möchte darauf hinweisen, daß der Herr täglich
Seelen der Gemeinde zuführte. Einige Gemeinden machen, wenn einmal im Jahr
einer zum Glauben kommt, ebensoviel Lärm über diesen einen wie eine Henne, wenn
sie ein Ei gelegt hat. Nun, in der Urgemeinde wären sie nicht mit einem so
geringen Zuwachs zufrieden gewesen. Sie wären weinend und trauernd durch ganz
Jerusalem gegangen, wenn nur einmal im Jahr Menschen hinzugetan worden wären.
"Aber", ruft einer, "wenn jeden Monat einer hinzugetan wird, ist
das nicht genug?"
Nun, es ist für einige Leute genug. Aber wenn unsere Herzen warm und voll Liebe
zu Christus sind, dann sehnen wir uns danach, daß
täglich Menschen der Gemeinde hinzugefügt werden. Wenn alle Christen täglich
von Haus zu Haus gingen, um das Evangelium zu verkündigen, würde ein tägliches
Säen eine tägliche Ernte bringen. Warum sehen wir dies nicht in unseren
Gemeinden? Nun, weil viele Gemeinden nicht daran glauben. Wenn einige Gemeinden
einen großen Zuwachs hätten, gäbe es Brüder, die dies nicht für echte
Bekehrungen halten und so "die Kleinen verachten" würden. Gott möchte
nicht, daß man über seine Lämmer knurrt, als wären es
junge Wölfe, und sie monatelang draußen in der Kälte hält, um zu sehen, ob sie
heulen oder blöken werden. Er liebt es, wenn die Seinen nach Neubekehrten
Ausschau halten und sich um sie kümmern. Der gute Hirte möchte, daß wir die Lämmer weiden, sie von dem kalten Feld der Welt
hereinbringen und sie an einen warmen, geschützten Platz tragen, um sie dort
für ihn großzuziehen. Wenn er eine Gemeinde bereit sieht, dies zu tun, dann
wird er ihr seine Lämmer senden, aber niemals, wenn niemand da ist, um sie zu
pflegen.