Themenpredigt über Apg 2, 36-41: Umkehr
von Michael Strauch
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Bitte geht jetzt nicht zum alltäglichen Trott
über. Haben wir nicht in den vergangenen Wochen und Monaten den Messias
begleitet? Angefangen mit Karfreitag. Wir dachten an die siegreichste Tragödie
aller Zeiten: dem Kreuzestod Jesu. Sein Hinscheiden hatte damals den Jüngern
alle Zuversicht genommen. Ihr Glaube verkümmerte zur Sparflamme.
Wir denken an Ostern. Wir erinnern uns, wie der
von den Toten Auferstandene den Emmausjüngern begegnete. Wie er ihnen anhand
des AT bewies: alles war von Anbeginn von Gott geplant und fest beschlossen,
dass der Messias die Sünde der Welt auf sich nehmen sollte. Und unsere Sünde
hat den Sündlosen gequält und unendlich beschwert. Diese Schuld, die einer
Kriegerklärung an den Himmel gleichkommt, ist nun begraben. Und Jesus lebt.
Und wir erinnern uns an Himmelfahrt. Wie
Christus gesetzt wurde auf die höchste Chefetage des Universums: zur Rechten
Gottes. Christus ist aber uns dadurch nicht fern, im Gegenteil. Durch seinen
Heiligen Geist unendlich nah.
Pfingsten: Gott hat Jesus Christus zum HERRN
gemacht über Himmel und Erde und allem, was existiert. Am Zenit dieses
Geschehens, als Petrus zu Tausenden von Menschen in der jüdischen Metropole
Jerusalem das Evangelium verkündigte, ist die Frage der Leute berechtigt. Eine
Frage, wie sie sich jeder Verkündiger wünschen würde: Ihr Männer, liebe Brüder,
was sollen wir denn tun?
1. Tut Buße
Das ist die knappe Antwort des Petrus. Tut
Buße, ein jeder lasse sich taufen auf den Namen dieses Herrn Jesu Christi zur
Vergebung der Sünden und ihr werdet empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.
Tut Buße. Was aber bedeutet das? Als ich einmal
in Rom war, sah ich im Petersdom alte Frauen und Männer auf Knie die Treppen
hochrutschen und dabei unablässig das Pater noster beten. Ist das Buße? Ich
werde an Martin Luther erinnert, wie er als Mönch im augustinischen
Eremitenkloster sich selbst mit Ruten schlug, damit er sein sündiges Fleisch
züchtigen konnte. Ist das Buße? Oder ich denke an den berühmten "Gang nach
Canossa!" Damals, als der hochtrabende Salierkönig Heinrich IV. gegen den
einstigen Mönch Hildebrandt opponierte. Hildebrandt, der gegen Ende des
11.Jahrhunderts zum Papst emporgestiegen ist, verhängte über Heinrich IV.kurzerhand
den Bannfluch. Als der öffentliche Druck auf dem König immer stärker lastete,
geschah etwas, was heute viele Menschen mit Buße verbinden: Heinrich zog sich
ein sackartiges Büßergewand über, ging über die Alpen zur berühmten Burgfestung
Canossa, wo er drei Tage lang an der Tür des Papstes anklopfen mußte. Nach
dieser Demütigung erteilte der nun benannte Papst Gregor VII die Loslösung des
Bannfluchs. Ist das unter Buße zu verstehen? Die öffentliche Demütigung seiner
selbst? Nein. Buße tun hat nichts damit zu tun, dass ein Mensch sein verletztes
Ehrgefühl wieder befriedigt bekommt zu Lasten eines anderen. Buße tun hat
nichts mit scheinbar ach so frommen Handlungen zu tun wie in Rom. Der
Kirchenhistoriker und einstige Professor an der Universität Münster, Kurt Aland,
sagte in seiner zweibändigen Kirchengeschichte: Dort, wo fromme Handlungen
allzu sehr ins Auge stechen, muss man sich fragen, inwieweit hier nicht die
eigene Ehre gesucht wird. Was heißt nun Buße tun? Im griechischen Neuen
Testament steht für Buße das Wort: Metaneua. Es kann übersetzt werden mit
"Sinnesänderung" oder auch mit "Umkehr". Im AT rufen die
Propheten "shubu" - Kehr um! Es ist ein Verb der Bewegung. Was
bedeutet das nun für mein Leben?
2. Buße tun heißt: umkehren und neu anfangen
Was Buße bedeutet, macht vielleicht ein kleines
Erlebnis deutlich, dass ich mit meinem Sohn hatte. Es war vielleicht vor
ungefär einem Jahr, als ich mit meinem Sohn Joel in ein kleines Waldstück
spazieren ging. Wir wollten einen Trimm-Dich-Weg durchmachen, als uns bald die
schöne Waldgegend lockte und wir immer tiefer hineindrangen. Als es Abend
wurde, erkannten wir zu spät, dass wir eine völlig falsche Richtung
eingeschlagen hatten. Wir hatten uns verlaufen und die Sonne sank immer tiefer.
Ich muss zugeben, dass ich etwas Panik verspürte. Also besannen wir uns und
versuchten, genau den Weg zurückzugehen, den wir gekommen waren. Das war
umständlich, ab so fanden wir unseren Ausgangspunkt wieder.
Buße tun heißt: zurückkehren zum Ursprung.
Zurückkehren zu dem Weg, den Gott für mich seit Anbeginn der Welt geplant hat.
Doch dieses Bild muss noch verfeinert werden. Buße tun meint: nicht nur
zurückzukehren zum Willen Gottes und seinen Geboten, sondern auch heimzugehen,
zum himmlischen Vater.
Metaneua, sagt der Grieche. Ändere deine
Gesinnung. Ändere deine Ansicht über diesen Jesus. Vielleicht hat er bisher nur
eine Nebenrolle gespielt. Vielleicht war er Mittel zum Zweck, denn ein wenig
Frömmigkeit kann nützlich sein. Doch Gott sagt: metaneua. Ändere deinen Sinn.
Gott hat Jesus zum König und Herrn gemacht. Ohne Jesus gibt es keinen Weg zu
Gott. Die Frage der Schuld bleibt offen. Ohne Jesus kein Friede mit Gott.
Die Frage steht nun immer noch im Raum: Ihr
Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Die Antwort könnte lauten: Ein jeder
gehe nach Hause und frage sich vor Gott, welchen Stellenwert Jesus wirklich in
meinem Leben einnimmt. Bin ich mir sicher, dass meine Sünden vergeben sind?
Weiß ich, dass ich ein Kind Gottes bin oder habe ich große Zweifel? Wenn
Unsicherheit besteht, dann entsteht eine ganz große Chance. Wir dürfen Jesus
bitten, in unser Leben zu treten, es in die Hand zu nehmen und in Zukunft
unsere Mitte zu sein.
Was heißt Buße? Erkenne, dass Jesus der Herr
ist in deinem Leben und kehre zu ihm zurück und lebe fortan mit ihm.
Schluss.
Ich frage Dich: was wirst Du tun? Jesus ist für
Dich den Weg zum Canossa deines Herzens gegangen und klopft unaufhörlich bei
Dir an. Er ist den steilen, eisigen Pass deines Stolzes emporgeklettert und hat
die Schluchten deiner Gottlosigkeit bezwungen und steht nun vor der Tür. Er
sagt selbst: "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand
meine Stimme hören und die Tür auftun, mit dem werde ich das Abendmahl halten
und er mit mir. (Offb.3,20).