Apostelgeschichte 19, 23-40 Bibelarbeiten und Andachten zu den einzelnen Versen von A. Christlieb und Anderen
Aus: http://www.life-is-more.at/life/predigten/bibel_ap.php
Apg
19,23 A.Christlieb Der Aufruhr
des Demetrius. Apostelgeschichte 19, 23 - 28.
Von einem Ausbruch wütender Feindschaft gegen die Arbeit des Paulus erzählt uns
der hier beginnende neue Abschnitt. Sein erster Vers gibt uns zusammenfassend
Zeit, Umfang und Ziel dieser Bewegung an.
1. Die Zeit des Aufruhrs.
Der Ausdruck ,,um dieselbe Zeit" weist uns darauf hin, daß
jener Aufruhr im Anschluß an die herrlichen Siege des
Evangeliums (Vers 8 - 20) entstand und gerade dann losbrach, als Paulus seine
Pläne zur Weiterreise machte (V. 21 und 22).
Beides hat uns etwas zu sagen. Wenn Gott seine himmlischen Winde durch eine
Gegend wehen läßt, wenn viele Seelen zum lebendigen
Glauben an Christus kommen, wenn ,,das Wort des Herrn wächst und überhand
nimmt", dann wird gewiß der Teufel nicht still
bleiben. Gerade in solcher Zeit macht er sich auf und setzt neben die
himmlische eine höllische Bewegung. Die Geschichte des Reiches Gottes bietet
dafür viele Belege. Deshalb gilt es, sich in den herrlichsten Gnaden- und
Erweckungszeiten zu freuen - ,,mit Zittern" - (Psalm 2, 11) und über dem
Jubel nicht die Wachsamkeit und innere Wappnung für die hereinbrechenden Gefahren
zu vergessen (Lukas 10, 17 - 20; Johannes 11, 45. 53; 1. Korinther 16, 9).
Die Tatsache, daß der Ausbruch dieser furchtbaren
Gefahr gerade während der Ausarbeitung neuer Reisepläne für Paulus erfolgte,
ruft uns zu: Laßt uns bei allem Plänemachen daran denken,
daß leicht unerwartete Umstände und Schwierigkeiten
eintreten können, die all unser Vorhaben in Frage stellen. Alle Pläne des
Paulus hätten durch diesen Aufruhr des Demetrius für immer vernichtet werden
können. Deshalb wollen wir den Rat des Jakobus befolgen und bei allen
Zukunftsplänen beifügen: ,,So der Herr will und wir leben, wollen wir dies oder
das tun" (Jakobus 4, 15).
2. Der Umfang des Aufruhrs.
Der Umfang wird uns mit den Worten ,,eine nicht kleine Bewegung" gezeigt.
In der Tat beschränkte sich dieselbe nicht etwa auf einen Kreis der in ihren
Interessen geschädigten Arbeiter, sondern zog die ganze Stadt in
Mitleidenschaft (V. 29) und veranlaßte die höchsten
Beamten zum Eingreifen (Vers 31 und 35).
Dieser große Umfang der christentumsfeindlichen Bewegung kann uns vor
leichtfertiger Überschätzung der Erfolge in einer Erweckungszeit bewahren. Gewiß war auf alle Einwohner der Stadt eine heilige Furcht
gefallen (Vers 17). Gewiß war der Name Jesu zu hoher
Anerkennung gelangt (Vers 17 c). Trotzdem war aber noch eine g r o ß e
Feindschaft in der Stadt vorhanden.
Es gehört zur geistlichen Nüchternheit, daß man in
besonderen Erweckungszeiten bei aller berechtigten Freude über die göttlichen
Siege doch die noch vorhandenen Widerstände nicht aus den Augen verliert oder
unterschätzt. Wie wir in Zeiten geistlichen Tiefstandes nicht zu schwarz sehen
wollen, sondern vielmehr an die ,,7000" glauben, die ihre Knie vor Baal nicht gebeugt haben (1. Könige 19, 18), so wollen wir
umgekehrt in herrlichen Erweckungszeiten nicht vergessen, daß
noch 7000 vorhanden sein können, die treu zu B a a l
halten, wenn es darauf ankommt (1. Petrus 5, 8).
3. Die Zielscheibe des Aufruhrs.
Gegen die von Paulus gepredigte Lehre (,,über diesem Weg") erhob sich die
ganze Woge des Aufruhrs. Sicherlich gab es damals in Ephesus mancherlei
Verhältnisse, die Grund zu Klagen boten. Gegen keine derselben wandte sich
dieser schreckliche Tumult, sondern nur gegen ,,diesen Weg" der Religion
des Paulus.
Das ist ,,der Weg", den Satan haßt. Wer ,,diesen
Weg" geht, muß sich auf die Wut der Hölle gefaßt machen (Johannes 16, 1 - 4; Matthäus 10, 17). Gegen
,,diesen Weg" wird einst noch in der letzten Trübsal alles sich aufmachen
(Matthäus 24, 9).
Schon Stilling sagte, daß
Zeiten kommen würden, wo man gegen alles duldsam sein würde, nur nicht gegen
das wahre biblische Christentum. Dieser Weg, den die Welt haßt,
der seinen Anhängern Schmach und Verfolgung einbringt, soll unser Weg sein und
bleiben (2. Korinther 4, 9 - 11; Galater 6, 17).
Apg
19,24 A.Christlieb Der Träger
der Bewegung. Apostelgeschichte 19, 24.
Der ganze Aufruhr wurde von einem einzigen Menschen verursacht.
Wieviel unheilvollen Einfluß
kann doch ein einzelner Mensch in ganzen Städten und Ländern verbreiten! Wie
von dem einen Paulus das Wort des Herrn Jesu zu allen, die in Asien wohnten, hindurchdrang (Vers 10), so erfüllte dieser eine Demetrius
die ganze Stadt mit Wut und Haß gegen diesen Weg. Von
der Zunge dieses Mannes gilt das Jakobuswort: ,,Siehe, ein klein Ding, welch
einen Wald zündet's an" (Jakobus 3, 5).
Von einem einzelnen kann viel abhängen. Auf dem Karmel
wendet sich ein ganzes Volk von Baal zum lebendigen
Gott. Aber das ganze Gotteswerk gerät ins Stocken, denn e i n Mensch, die
gottlose Isebel, wütet dagegen (1. Könige 19, 2).
Ganz Israel kann in den Bann geraten, wenn e i n einzelner Achan
sich am Verbannten vergreift (Josua 5, 1). E i n unzufriedener Mensch kann
seine ganze Umgebung anstecken (vergleiche Johannes 12, 4 und Matthäus 14, 4).
Wie viele Tausende von Menschen kann e i n Zeitungsschreiber oder der Verfasser
e i n e s Buches innerlich verführen und vergiften! Es ist in manchen Kriegen vorgekommen,
daß wichtige Schlachten verloren und Tausende
vergeblich geopfert wurden, d e n n - e i n e r hatte
dem Feind die Stellung verraten.
Ja, Demetrius beweist, daß ein einzelner viel Schaden
anrichten kann. Gott bewahre uns, daß niemand von uns
dieser ,,eine" ist.
Apg
19,25 A.Christlieb Die äußere
und innere Stellung des Demetrius.
Die äußere Stellung des Demetrius war eine glänzende. Man würde heute sagen: Er
war ein Großindustrieller. Er stand an der Spitze eines sehr gut gehenden
Unternehmens. Viele Angestellte beschäftigte er. In der kaufmännischen Welt
jener Zeit spielte er ohne Zweifel eine große Rolle, denn wer anderen ,,nicht
geringen Gewinn zuwendet", hat auch selbst keine schlechten Einnahmen. Das
war der Mann, der die ,,nicht kleine Bewegung" gegen ,,diesen Weg"
des Paulus herbeiführte.
Wir haben hier aufs neue das Bild eines Menschen vor uns, der es im Irdischen
weit gebracht hat, der reich geworden ist an Besitz, aber arm ist in Gott
(Lukas 12, 31; Sprüche 13, 7). Dieser Mann blieb von der herrlichen
Erweckungszeit seiner Stadt völlig unberührt. Während viele seiner Mitbürger
ewigen Ruhm erlangten, indem sie an Christus gläubig wurden, hatte er nichts
als seinen Handel im Auge. Das Geschäft und die Mammonsliebe hatten ihn so
eingenommen, daß er alles, auch die religiösen
Bewegungen seiner Zeit nur von dem Standpunkt des Nutzens aus beurteilte. Welch
ein armer Mann trotz all seines Reichtums!
Laßt uns nie nach Demetriusstellungen trachten, die
Gefahr bieten für unsere unsterbliche Seele (1. Timotheus 6, 6 - 10; Sprüche
23, 4; Matthäus 13, 22).
Apg
19,26 A.Christlieb Die Ansprache
des Demetrius. Apostelgeschichte 19, 25 - 28.
Wir leihen jetzt unser Ohr nicht einer erbaulichen Ansprache, sondern der
wüsten Rede eines Volksverführers. Wir werden dabei merken, daß
viele ähnliche Reden unserer heutigen Zeit genau auf den gleichen Ton gestimmt
sind. Drei Kennzeichen eines Volksverführers können wir in jener Rede mit ihren
Wirkungen erkennen:
1. Der Redner knüpft an die niedrigsten Instinkte des gemeinen Mannes an,
nämlich an die Habsucht. Gleich im ersten Satz spielt das Wort ,,Gewinn"
die Hauptrolle (,,Liebe Männer, ihr wisset, daß wir
großen Gewinn von diesem Gewerbe haben".) Die Volksverführer aller Zeiten
verstehen die Kunst, das Ohr der Massen zu gewinnen. Wer sich an die
Gewinnsucht der Menge wendet, dem wird es an Aufmerksamkeit nicht fehlen. Er
wird leicht fesseln und Beifall erreichen. Wer aber die natürlichen Triebe der
Habsucht und Selbstsucht stärkt, statt davon frei zu machen, ist Verführer der
Leute.
2. Ein weiteres Kennzeichen ist die Unlauterkeit dieses Redners. Demetrius
fühlt ganz klar, daß er vor der Öffentlichkeit nicht
den geschäftlichen Nutzen als Beweggrund des Kampfes gegen Paulus angeben darf.
Das würde vor den Mitbürgern schlecht aussehen und ein ungünstiges Licht auf
sein Tun werfen. Also muß ein anderer Grund als
Vorwand dienen: die althergebrachte Religion der Väter, der berühmte
Dianadienst in Ephesus, wird als gefährdet hingestellt. Damit wird der
religiöse Fanatismus und die nationale Leidenschaft der Epheser entfesselt. Der
Redner sucht in Wirklichkeit seinen persönlichen Nutzen und kämpft für seinen
eigenen Vorteil. Dabei gibt er sich aber den Anschein, als ob er für das
gemeinsame Interesse des ganzen Volkes und seiner Religion eifere.
Solch unlauteres Spiel ist das Kennzeichen eines Verführers. Von Gott gesandte
Redner sind lauter und wahr. Sie haben keine selbstsüchtigen Hintergedanken bei
ihren Reden (1. Könige 12, 26 - 28; 1. Thessalonicher 2, 3 - 5).
Das dritte Kennzeichen sehen wir in der Wirkung der Rede: Die Gemüter werden
mit Haß erfüllt (,,Als sie das hörten, wurden sie
voll Zorn"). Wilde Leidenschaft erfaßte die
Zuhörer. Wenn ein Volksredner das unreine Feuer des Hasses in den Herzen
entzündet, so ist er ein Verführer.
Gott gebe uns Wachsamkeit, wenn die Töne jener Hetzrede von Ephesus auch in
unsere Häuser und Herzen dringen wollen.
Apg
19,27 A.Christlieb Was können
gläubige Christen von Demetrius lernen? Apostelgeschichte 19, 24 - 28.
Nach Lukas 16, 8 können die Jünger Jesu sogar von einem Betrüger noch etwas
Gutes lernen. So darf uns auch der habsüchtige und gehässige Demetrius nach
drei Seiten vorbildlich sein.
1. Die Aufmerksamkeit für entstehende Gefahren und die Bekämpfung der Ursachen
eines Rückganges.
Dem Auge des Demetrius, der ganz für sein Geschäft lebte, entging es nicht, daß für seinen Handel durch die Wirksamkeit des Paulus eine
Gefahr entstand. Er beobachtete die stetig abnehmenden Einnahmen und die
sinkende Zahl der Bestellungen seiner silbernen Tempelmodelle. Bald wußte er: In jenen Versammlungen in der Tyrannusschule
lag die Ursache für den Niedergang seiner Industrie. Diese Versammlungen
bekämpfte er nun mit aller Macht. Das war von dem Standpunkt eines irdisch
gesinnten Menschen aus richtig und klug.
Hier wollen wir lernen. Gott hat unsere Herzen mit einem höheren Interesse
erfüllt. Wie Demetrius ganz für seine irdische Sache war, so wollen wir ganz
für unsere himmlische sein. Uns kann es nicht
gleichgültig lassen, wenn wir die Quelle eines Schadens für seine Reichssache
irgendwo erkennen, sei es im Auftauchen einer unbiblischen Lehre oder im
falschen Erheben einer menschlichen Person oder in der Anbahnung einer
ungöttlichen Trennung oder worin es immer sein mag. Wenn ein Jünger Jesu im
eigenen Leben oder im Leben der Gemeinschaft die Ursache eines inneren
Rückganges erkennt. so wird er dem nicht ruhig und untätig gegenüber bleiben,
vielmehr solcher Gefahr zu begegnen und sie zu bekämpfen suchen
(Apostelgeschichte 15. 2: Galater 2, 14; 5, 7 - 12;
Philipper 3, 2; 2. Thessalonicher 3, 6).
2. Die Herbeiführung eines Zusammenschlusses derer, die denselben Feind
bekämpfen.
Demetrius ging in seinem Kampf gegen Paulus nicht allein vor. Er versammelte
alle Mitinteressenten seines Geschäftes und führte eine geschlossene Front zur
Bekämpfung des Gegners herbei.
So ganz einfach war dies nicht. Unter den Teilhabern jenes Industriezweiges gab
es ohne Zweifel, wie überall, allerlei Meinungsverschiedenheiten, auch wohl
Neid, Eifersüchteleien und dergleichen. Trotzdem brachte Demetrius es fertig,
diese verschiedenartigen Menschen um ein Panier zu sammeln und zu einer
Kampfeslinie zu vereinigen. Alle waren einig darin, daß
die Schädigung ihres Geschäfts bekämpft und beseitigt werden müßte.
Beschämt nicht die Einigkeit dieser Schar, welche Demetrius gegen Gottes Werk zustande bringt, die Zerrissenheit vieler
Christenhäuflein, welche doch gegen Einen Feind gemeinsam kämpfen sollten? Wenn
das äußere geschäftliche Interesse für den eigenen Erwerbszweig auf Scharen von
Menschen eine verbindende Macht ausüben kann, sollte dann das gemeinsame
Interesse für Gottes Reich und die gemeinsame Sehnsucht nach Fortschritten der
Sache Jesu nicht auch eine vereinigende Kraft auf die Jünger Jesu in den
verschiedensten Lagern haben? (Philipper 2, 1 - 3; 1. Korinther 1, 10 - 13; 3,
3. 4; Galater 5, 15).
3. Die Übertragung des eigenen Eifers auf andere.
Demetrius hat es verstanden, das Feuer, welches in seinem Herzen brannte, auf
Tausende seiner Mitbürger zu übertragen. Bei ihm war es ein falsches Feuer. Mit
welcher Wut mag er die Worte: ,,dieser Paulus" (Vers 26) ausgesprochen
haben! Mit diesem falschen Feuer entflammt er alle seine Mitarbeiter und
schließlich die ganze Stadt Ephesus.
Nun hat Gott in unseren Herzen ein anderes Feuer angezündet. Er hat uns die
Liebe zu Jesus und zu den Verlorenen geschenkt. Sollen wir dieses Feuer für uns
behalten? Laßt uns dies göttliche Feuer in die kalte,
verlorene Welt hineintragen. Laßt uns wie jener
Goldschmied unsere Kollegen und Arbeitsgenossen, unsere Ortschaften und
Gemeinden mit unserem Feuer zu entzünden suchen, damit Jesu Wunsch erfüllt
werde: Was wollte ich lieber, denn es brennte schon! (Lukas 12, 40;
Apostelgeschichte 8, 4; Matthäus 5, 14 - 16; 1. Petrus 2, 9 b).
In diesen Stücken wollen wir nicht anstehen, von Demetrius etwas zu lernen.
Apg
19,27 A.Christlieb Was können gläubige Christen
von Demetrius lernen? Apostelgeschichte 19, 24 - 28.
Nach Lukas 16, 8 können die Jünger Jesu sogar von einem Betrüger noch etwas
Gutes lernen. So darf uns auch der habsüchtige und gehässige Demetrius nach
drei Seiten vorbildlich sein.
1. Die Aufmerksamkeit für entstehende Gefahren und die Bekämpfung der Ursachen
eines Rückganges.
Dem Auge des Demetrius, der ganz für sein Geschäft lebte, entging es nicht, daß für seinen Handel durch die Wirksamkeit des Paulus eine
Gefahr entstand. Er beobachtete die stetig abnehmenden Einnahmen und die
sinkende Zahl der Bestellungen seiner silbernen Tempelmodelle. Bald wußte er: In jenen Versammlungen in der Tyrannusschule
lag die Ursache für den Niedergang seiner Industrie. Diese Versammlungen
bekämpfte er nun mit aller Macht. Das war von dem Standpunkt eines irdisch
gesinnten Menschen aus richtig und klug.
Hier wollen wir lernen. Gott hat unsere Herzen mit einem höheren Interesse
erfüllt. Wie Demetrius ganz für seine irdische Sache war, so wollen wir ganz
für unsere himmlische sein. Uns kann es nicht
gleichgültig lassen, wenn wir die Quelle eines Schadens für seine Reichssache
irgendwo erkennen, sei es im Auftauchen einer unbiblischen Lehre oder im
falschen Erheben einer menschlichen Person oder in der Anbahnung einer
ungöttlichen Trennung oder worin es immer sein mag. Wenn ein Jünger Jesu im
eigenen Leben oder im Leben der Gemeinschaft die Ursache eines inneren
Rückganges erkennt. so wird er dem nicht ruhig und untätig gegenüber bleiben,
vielmehr solcher Gefahr zu begegnen und sie zu bekämpfen suchen
(Apostelgeschichte 15. 2: Galater 2, 14; 5, 7 - 12;
Philipper 3, 2; 2. Thessalonicher 3, 6).
2. Die Herbeiführung eines Zusammenschlusses derer, die denselben Feind
bekämpfen.
Demetrius ging in seinem Kampf gegen Paulus nicht allein vor. Er versammelte
alle Mitinteressenten seines Geschäftes und führte eine geschlossene Front zur
Bekämpfung des Gegners herbei.
So ganz einfach war dies nicht. Unter den Teilhabern jenes Industriezweiges gab
es ohne Zweifel, wie überall, allerlei Meinungsverschiedenheiten, auch wohl
Neid, Eifersüchteleien und dergleichen. Trotzdem brachte Demetrius es fertig,
diese verschiedenartigen Menschen um ein Panier zu sammeln und zu einer
Kampfeslinie zu vereinigen. Alle waren einig darin, daß
die Schädigung ihres Geschäfts bekämpft und beseitigt werden müßte.
Beschämt nicht die Einigkeit dieser Schar, welche Demetrius gegen Gottes Werk zustande bringt, die Zerrissenheit vieler
Christenhäuflein, welche doch gegen Einen Feind gemeinsam kämpfen sollten? Wenn
das äußere geschäftliche Interesse für den eigenen Erwerbszweig auf Scharen von
Menschen eine verbindende Macht ausüben kann, sollte dann das gemeinsame
Interesse für Gottes Reich und die gemeinsame Sehnsucht nach Fortschritten der
Sache Jesu nicht auch eine vereinigende Kraft auf die Jünger Jesu in den
verschiedensten Lagern haben? (Philipper 2, 1 - 3; 1. Korinther 1, 10 - 13; 3,
3. 4; Galater 5, 15).
3. Die Übertragung des eigenen Eifers auf andere.
Demetrius hat es verstanden, das Feuer, welches in seinem Herzen brannte, auf
Tausende seiner Mitbürger zu übertragen. Bei ihm war es ein falsches Feuer. Mit
welcher Wut mag er die Worte: ,,dieser Paulus" (Vers 26) ausgesprochen
haben! Mit diesem falschen Feuer entflammt er alle seine Mitarbeiter und
schließlich die ganze Stadt Ephesus.
Nun hat Gott in unseren Herzen ein anderes Feuer angezündet. Er hat uns die
Liebe zu Jesus und zu den Verlorenen geschenkt. Sollen wir dieses Feuer für uns
behalten? Laßt uns dies göttliche Feuer in die kalte,
verlorene Welt hineintragen. Laßt uns wie jener
Goldschmied unsere Kollegen und Arbeitsgenossen, unsere Ortschaften und
Gemeinden mit unserem Feuer zu entzünden suchen, damit Jesu Wunsch erfüllt
werde: Was wollte ich lieber, denn es brennte schon! (Lukas 12, 40;
Apostelgeschichte 8, 4; Matthäus 5, 14 - 16; 1. Petrus 2, 9 b).
In diesen Stücken wollen wir nicht anstehen, von Demetrius etwas zu lernen.
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19,28 A.Christlieb Was lernen
wir aus dem Anblick des Aufruhrs in Ephesus? Apostelgeschichte 19, 28. 29.
Die Hetzrede des Demetrius hatte den gewünschten Erfolg. Die Arbeitermassen
jenes Erwerbszweiges entbrannten vor Zorn. Mit lautem Geschrei rühmten sie ihre
durch Paulus gefährdete Religion. Damit gewannen sie leicht alle diejenigen,
welchen die Predigt des Paulus unbequem war, oder die sie aus irgendeinem Grund
ablehnten. Die Bewegung verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die ganze
Stadt. Es war, als ob höllische Mächte losgelassen wären, die ihr Spiel
trieben. Man stürmte zu dem Platz, auf dem die Volksversammlungen stattzufinden
pflegten. Da Paulus nicht zur Hand war, warf sich die Wut der Heiden auf zwei
seiner Genossen, die mitgeschleppt wurden.
Was sagt uns der Anblick dieser wüsten Szene? Er läßt
uns unter anderem eine dreifache Gewalt erkennen, die heute noch Scharen mit
sich fortreißt und sich gern bis in unser Christenhäuflein hineindrängen will.
1. Die Gewalt des Hasses.
Der ganze Tumult ist durch eine haßerfüllte Rede
hervorgerufen worden. Durch dieselbe ,,wurden sie voll Zorns". Die
Ansteckungskraft des Hasses ist groß. Laßt uns vor
diesem Gifthauch uns hüten.
2. Die Gewalt des natürlichen Herdentriebes.
Wir Menschen sind auf Gemeinschaft angelegt. Wir haben Bedürfnis, uns
anzuschließen. Dieser Trieb ist gut, wenn er richtig geleitet wird. Aber wenn
dieser natürliche Trieb ohne jede Geisteszucht und -prüfung die Herrschaft
bekommt, so kann er Entsetzliches anrichten. Durch den Herdentrieb kann man in
Absaloms Aufruhr (2. Samuel 15, 11) und in Korahs
Höllenfahrt (4. Mose 16, 2. 32) hineingezogen werden.
Seien wir vorsichtig. Wir bemitleiden eine Schafherde, die durch den
Herdentrieb vor einen Eisenbahnzug läuft, weil einzelne Schafe vorangehen. Wir
bedenken nicht, daß wir in der Gefahr stehen, diesen
armen Tieren ähnlich zu werden. (Epheser 5, 11; 1. Korinther 10, 20. 21; Psalm
1, 1; 26, 4).
3. Die Gewalt des Schlagwortes.
Der Ruf ,,Groß ist die Diana der Epheser!" war für jene Scharen ein gut
gewähltes, dem einfachsten Mann leicht verständliches Schlagwort. Es knüpfte an
die seit Jahrhunderten in Ephesus bestehende Dianaverehrung an und konnte darum
an diesem Ort leicht Boden fassen. Die Menge griff es auf und verbreitete es
weiter. Dies Schlagwort trug mit dazu bei, daß sich
der Aufruhr so schnell durch die ganze Stadt ausbreiten konnte.
Wie hat doch das Schlagwort eine Gewalt bei der Masse derjenigen, denen
selbständiges, tieferes Nachdenken unbequem ist. Laßt
uns niemals von der Gewalt menschlicher Schlagworte uns fortreißen lassen.
Schon oft haben suchende Seelen sich von der engen Pforte und dem schmalen Pfad
zurückschrecken lassen, wenn die Welt ihnen diesen Pfad durch ein Schlagwort
(,,unnüchtern", ,,überspannt", ,,pietistisch",
,,methodistisch" und dergleichen) verdächtigte. Auch auf dem Lebensweg
wollen wir uns nie durch irgendein herrschendes Schlagwort auf einseitige
unbiblische Linie drängen lassen (Psalm 119, 133; Matthäus 24, 23 - 26). Laßt uns selbständig werden, indem wir uns täglich unter
den Einfluß des göttlichen Wortes und Geistes
stellen. Da empfangen wir Widerstandskraft gegen die drei Gewalten, welche den
Volkshaufen in Ephesus fortrissen.
Apg
19,30 A.Christlieb Paulus bleibt
auf Anraten der Jünger dem Aufruhr fern. Apostelgeschichte 19, 30.
1. Auch gute Pläne großer Gottesmänner müssen bisweilen unterbleiben.
Unser Text führt uns aus der lärmenden, tobenden Volksversammlung in die stille
Friedensluft des Jüngerkreises. Dort zeigt sich uns ein scheinbar unwichtiges
aber doch sehr lehrreiches Bild. Paulus will hinaus in die Volksversammlung,
fügt sich aber dem gemeinsamen Widerstand der Jünger und gibt sein Vorhaben
auf.
Dieses Zurückbleiben des Paulus auf das Anraten der Jünger soll uns
beschäftigen. Der Mann, welcher hier einen Entschluß faßt, ist der gesegnetste Zeuge
und Apostel Jesu, ein Mann von lauterster Gesinnung. Sein Plan, unter das Volk
zu gehen, war durchaus edel. Er entsprang aus Liebe. Seine beiden Gefährten Gajus und Aristarchus waren vom
Volkshaufen ergriffen und mitgeschleppt worden (Vers 29). Die gegen ihn selbst
gerichtete Wut hatte sich auf diese zwei geworfen. Lag es da nicht für den
Apostel nahe, sich zur Verfügung zu stellen, damit diesen zweien Erleichterung
und Hilfe zuteil würde? Ihm lag nur das Beste am Herzen. Liebe zu den Brüdern
und Sorge um die Sache des Evangeliums trieben ihn zu seinem Entschluß. Er hatte die Absicht, der verführten Volksmenge
Klarheit und der in Unruhe geratenen Stadt wieder Ruhe
und Frieden zu verschaffen. Und doch zeigte es sich, daß
dieser gute Plan besser unterblieb. Er selbst gestand dies durch die Tat ein.
Wenn ein Mann von solcher Nüchternheit und Klarheit, von so tiefer Erkenntnis
der Wege und des Willens Gottes, von solcher Aufrichtigkeit und Selbstlosigkeit
einen Plan aufgeben mußte, wieviel
Ursache haben wir dann, gegen unsere eigenen Pläne und Entschlüsse mißtrauisch zu sein, die wir doch alle an innerer
Erleuchtung und göttlicher Erkenntnis unendlich tief unter Paulus stehen.
(Römer 12, 17 a; 1. Samuel 25, 13)
2. Es liegt in der Gemeinschaft der Jünger Jesu eine bewahrende Macht.
Paulus stand den Christen in Ephesus als Hirte und Lehrer gegenüber. Er war ihr
Führer. Seine Überlegenheit in geistlichen Dingen schloß
aber nicht aus, daß die eingeborenen Gemeindeglieder
ihn an praktischem Blick für die Gefahr, an richtiger Einschätzung der
Volksleidenschaft übertrafen. Mit dieser ihrer Erkenntnis hielten sie nicht
zurück. Sie stimmten nicht etwa in falscher Ehrfurcht dem großen Apostel in
jedem Stück ohne weiteres zu. Vielmehr blieben sie in ihrem Urteil ihm
gegenüber trotz aller Ehrerbietung durchaus selbständig. Sie wagten es, seinen
Plan nicht gut zu heißen, sondern abzulehnen. Sie setzten seiner Meinung ihre
berechtigte Überzeugung entgegen.
Auch ein Paulus mußte sich dies gefallen lassen. Er mußte sich durch Brüder aufmerksam machen, warnen und
berichtigen lassen.
Eine rechte Gemeinschaft duldet nie, daß der einzelne
ein unnahbarer Papst wird. Einer tritt dem andern, wo es nötig ist, entgegen,
warnt ihn und hält ihn von gefährlichen Wegen zurück. So ergänzen, erziehen und
bewahren sich die Gläubigen untereinander.
Die Ewigkeit wird einmal all den Segen offenbaren, den Gott uns durch Brüder,
besonders durch selbständige, anders urteilende Christen gegeben hat. Laßt uns diesen Segen recht schätzen und ihm nie aus dem
Wege gehen. (1. Korinther 12, 21 - 26; 1. Samuel 25, 26; 1. Thessalonicher 5,
11)
3. Das echte Kennzeichen eines Gottesmannes ist die Demut, die sich raten läßt.
Es gibt Menschen, die es nicht vertragen können, wenn Brüder anderer Meinung
sind als sie selbst. Zu solchen gehörte Paulus nicht. Die Verschiedenheit der
Meinungen hat in jenen Augenblicken auch nicht den leisesten Schatten auf das
schöne Verhältnis zwischen beiden Teilen geworfen. Paulus wurde nicht
verstimmt, gekränkt und beleidigt. Er wollte nicht recht
behalten. Er verlangte nicht, das letzte Wort zu sagen und den Ausschlag geben
zu müssen. Vielmehr war Paulus demütig genug, sich dem Rat der Brüder zu fügen.
Diese Demut zeigt uns den echten Gottesmann. Sein apostolisches Ansehen litt durch
dieses Nachgeben keinerlei Schaden. Im Gegenteil! Seine Demut läßt ihn im Urteil jedes biblisch denkenden Menschen nur
noch höher steigen. Diothrephes würde nicht so
gehandelt haben (3. Johannes 9. 10). Paulus war das Gegenteil jenes stolzen und
herrschsüchtigen Mannes. Laßt uns der Demut des
Paulus, die sich von Brüdern sagen ließ, nachfolgen (Jakobus 3, 17; Sprüche 11,
2 b; Zephanja 2, 3)
Apg
19,31 A.Christlieb Das
Wohlwollen der ,,Obersten in Asien" gegen Paulus. Apostelgeschichte 19,
31.
Gottes Kinder sind meist nicht gewohnt, unter den Hohen dieser Welt gute
Freunde zu haben. Sie erleben es viel häufiger, daß
sie von derartigen Personen geringschätzig behandelt und verächtlich angesehen
werden. Um so auffallender ist die außerordentlich
freundliche Stellung, welche hier einige der höchsten Persönlichkeiten der
Stadt zu Paulus einnehmen.
In dem Wohlwollen dieser sogenannten ,,Asiarchen" dürfen wir ein treffliches Zeugnis für die
Person und Arbeit des Paulus erkennen. Diese hochgestellten Männer müssen aus
allem, was sie über Paulus zu hören und von ihm zu sehen bekamen,
einen günstigen Eindruck gewonnen haben. Nur so konnten sie derart für ihn
eingenommen werden und solches Interesse für die Erhaltung seines Lebens
bekunden. Wenn ein Christ mit Takt und Weisheit, mit selbstloser Liebe und
Treue seine Arbeit treibt, so wird er Vertrauen auch bei der Obrigkeit erlangen
können. Lautere und echte Christen wurden meist von den Obersten des Landes
geschätzt (Markus 6, 20).
Jene Würdenträger hatten aber noch einen besonderen Grund, für Paulus
einzutreten. Eine aufmerksame Beobachtung und gerechte Beurteilung des Paulus mußte sie erkennen lassen: Paulus stärkt das Ansehen und
unterstützt die Arbeit der Obrigkeit. Er lehrt die Leute, derselben untertan zu
sein um des Herrn willen (Römer 13, 1 - 7). Sein Einfluß
ist gut. Er bekämpft das Schlechte und befördert das Gute, besonders die
Nächstenliebe. Der Wohlstand des ganzen Gemeinwesens hebt sich durch die
Verbreitung des wahren Christentums.
Machthaber, welche die gläubigen Christen nicht schätzen, sondern gar
bekämpfen, schneiden sich in ihr eigenes Fleisch und werden früher oder später
die Folgen solchen Verhaltens zu schmecken bekommen. Dagegen wird jede
Regierung, welche Gottes Kinder deckt und fördert, selbst den Segen und Gewinn
davon haben. Wohl allen Obersten im Lande, die sich zu wahren Gottesknechten
freundlich stellen! (Psalm 101.)
Allgemeine Verwirrung.
Dem Unternehmen des Demetrius ging es ähnlich wie dem Turmbau zu Babel (1. Mose 11, 1 - 9). Es endet in Verwirrung. Ist nicht das
wilde Durcheinander von Stimmen in unserem Text ein Abbild von dem
Durcheinander unserer Welt? Schreien nicht da auch ,,etliche so, etliche etwas
anderes"? Geht es nicht in den verschiedensten Gebieten der Politik, des
Wirtschaftslebens, ja, auch bei mancher äußeren Baugerüstarbeit im Reich Gottes
oft ähnlich zu? Wo Seelen sich nicht von Christi Geist regieren lassen und
unter Gott stehen, kommt derartiges oft vor. In dieser Verwirrung wußten nun die meisten gar nicht, worum es sich eigentlich
hier handele. Diese Unklarheit der Menge kann uns eine doppelte Lehre geben.
1. Sie mahnt uns zur Vorsicht bei der Beteiligung an öffentlichen
Versammlungen, deren Ziel wir nicht genau kennen. - Hier haben viele Leute ohne
ihr Wissen eine gute Sache bekämpft und eine schlechte gefördert. Hätte man sie
gefragt, ob sie denn wirklich die gesegnete Arbeit des Paulus unterdrücken und
dem geldgierigen Demetrius behilflich sein wollten, so würden viele dies
sicherlich verneint haben. Aber durch ihr Kommen und Mitlaufen stärkten sie die
Protestversammlungen gegen Paulus und mehrten die gegen seine Arbeit gerichtete
Unruhe (2. Samuel 15, 11).
2. Sodann laßt uns vorsichtig sein im Urteil über die
irregeleiteten Volksmassen! Nicht alle Mitbeteiligten an diesem Aufruhr waren im
innersten Herzen Feinde des Evangeliums. Der größte Teil bestand aus unklaren
Mitläufern. Diese dürfen wir nicht den bewußten
Feinden Christi gleichstellen. Wir würden ihnen unrecht tun. Laßt uns also Vorsicht im Beteiligen und im Urteil über den
Beteiligten üben! (Matthäus 7, 1 - 3; Lukas 23, 34).
Apg
19,33 A.Christlieb Die
Unterdrückung der Ansprache des Alexander. Apostelgeschichte 19, 33. 34.
Hier sehen wir - ein glaubenstärkender Anblick -
mitten in dem wüsten Tumult die waltende Hand Gottes, der sein Volk zu schützen
weiß. Zwei Feinde bedrohen die Christengemeinde, jüdischer Haß
und heidnischer Eifer. Es scheint schlimm um die Sache Jesu zu stehen. Aber
siehe da, Gott lenkt alles so, daß ein Feind den
anderen niederschreien muß, so daß
Jesu Jünger keinen Schaden erdulden dürfen.
Zuerst machen die Juden einen Vorstoß. Sie versuchen, einem gewissen Alexander
zu Wort zu verhelfen. Ob es jener Alexander war, der dem Paulus auch sonst als
gefährlicher Gegner viel widerstand (2. Timotheus 4, 14), wissen wir nicht
bestimmt. Viele glauben es. Gewiß aber ist, daß die Juden durch ihn ihre christentumsfeindlichen
Absichten verfolgten. Alexander wollte sich als Vertreter des jüdischen Volkes verantworten
und verteidigen, d. h. dem Volk klarmachen, daß sie
(die Juden) keinerlei Schuld an allen diesen Vorkommnissen trügen. Die Juden
wollten also die Wut des Volkes von sich weg auf Paulus hinlenken. Die
leidenschaftlich erregte Volksmenge merkte aber, daß
Alexander ein Jude war. Die Abneigung gegen dieses Volk genügte, um jenes
Geschrei hervorzurufen, das Alexander am Reden hinderte. Es wiederholt sich
also hier im Grunde das, was bei Gideons Kampf mit den Midianitern
geschah: ,,Der Herr schaffte, daß eines jeglichen
Schwert wider den anderen war" (Richter 7, 22).
Laßt uns die göttliche Treue rühmen, die auch heute
noch die Feinde seines Volkes blind machen und entzweien kann, damit kein
Schaden auf die Seinigen komme (Psalm 124).
Apg
19,34 A.Christlieb Fanatismus
und Glaube. Apostelgeschichte 19, 34 (1. Könige 18, 39).
Es gibt im Reich Gottes Erscheinungen, die beim ersten Anblick recht ähnlich zu
sein scheinen. Aber bei genauerem Vergleich bemerkt man ihre
Grundverschiedenheit. Dazu gehören Fanatismus, d. h. blinder, wütender,
religiöser Eifer (etwa für eine Lehre, Einrichtung und dergleichen) und Glaube,
d. h. von Gott gewirkte Überzeugung. Daß beide eine gewisse Ähnlichkeit nach außen haben können, zeigt sich
schon aus dem Vorwurf der Welt, welche gläubige Christen oft als Fanatiker zu
bezeichnen pflegt. Umso vorsichtiger wollen wir beides nach der Schrift
unterscheiden lernen, denn eine Verwechslung kann sehr gefährlich sein.
In obigen Versen sehen wir beide Erscheinungen nebeneinander. Beide Bilder
haben manches gemeinsam. Hier wie dort preist ein großes Volk begeistert seine
Gottheit. In Ephesus ruft eine Volksmenge: ,,Groß ist die Diana!" Auf dem
K a r m e l ertönt das Wort: ,,Der Herr ist Gott". Woran erkennen wir nun,
daß der Ruf in Ephesus Fanatismus und das Bekenntnis
auf dem Karmel Glaube ist?
Beide Äußerungen unterscheiden sich zunächst ihrer Entstehung nach. In Ephesus
war die Masse jener Heiden durch Menschen in Erregung gebracht worden.
Demetrius hatte ihren Eifer künstlich erregt. Auf dem Karmel
aber beruhte jenes Glaubenswort auf einer klaren, unwiderleglichen, gewissen
Tatsache, auf dem Anblick des herabgefallenen Feuers,
welches das Opfer verzehrt hatte. Hier ruhte der Glaube nicht auf menschlicher
Überredung, sondern auf einer göttlichen Offenbarung, nämlich auf der Erhörung
des Elias-Gebetes.
Schon diese verschiedene Entstehung gibt uns einen Hinweis. Sie sagt uns: Wenn
wir vor schwärmerischem Eifer bewahrt und mit gesunder Glaubenskraft erfüllt
werden wollen, so wollen wir unsere Erkenntnis da holen und nähren, wo klare,
gewisse Offenbarung Gottes zu finden ist, nämlich in der Heiligen Schrift.
Täglicher gründlicher Umgang mit dem Wort Gottes bewahrt vor Fanatismus und
stärkt den Glauben.
Nicht nur in ihrer Entstehung, sondern auch in ihrem äußeren sittlichen V e r h
a l t e n zeigt sich ein bedeutsamer Unterschied zwischen beiden Erscheinungen.
Die fanatische Volksmasse in Ephesus will niemand außer sich selbst zu Wort
kommen lassen. Sie schreit Alexander nieder. Ihre Meinungsäußerung geschieht in
einer jeden Anstandes baren Form. Sie wird keinem
anderen gerecht. Nicht mit innerer Überzeugung, sondern mit äußerer Gewalt
wollen sie ihre Meinung durchsetzen und ihr Geltung
verschaffen.
Ganz anders ist das sittliche Verhalten Israels auf dem Karmel.
Dort sehen wir keine Gesichter voll leidenschaftlichen Zorns, sondern ein in
Ehrfurcht niedersinkendes und anbetendes Volk (,,Sie fielen auf ihr Angesicht").
Auch ,,schrieen" sie nicht wie jene Epheser, sondern sie ,,sprachen":
,,Der Herr ist Gott".
Wie völlig verschieden ist doch das Benehmen des Glaubens von dem des
schwärmerischen Eifers! Ersteres wirkt erbaulich, letzteres abstoßend. Laßt uns achthaben, daß wir bei der Verteidigung eigener Meinung und
christlicher Wahrheiten niemals in das Fahrwasser jener Epheser geraten,
sondern im Geist jener Bekenner auf dem Karmel
stehen. (1. Petrus 3, 15. 16.)
A.Christlieb Das Losungswort der Welt und das
Losungswort des Volkes Gottes.
I. Das Losungswort der Welt. Apostelgeschichte 19, 34.
In der großen Erweckungszeit zu Ephesus sehen wir gleichsam zwei Heerlager
einander gegenüberstehen. Das eine ist ein christusfeindliches. Es schart sich
um den Goldschmied Demetrius und möchten am liebsten
die Sache Jesu ganz vernichten. Das andere besteht aus allen, die an Jesus
gläubig geworden sind. Sie halten es mit Paulus.
Beide Heerlager haben ihr besonderes Losungswort. Eine nähere Betrachtung wird
uns zeigen, wie heute noch diese zwei Lager allenthalben bestehen und jeder
entweder die eine oder die andere Losung zur Seinigen machen muß.
Den Losungsruf der Welt vernehmen wir in dem zweistündigen Schreien der
Volksmenge. Er lautet: ,,Groß ist die Diana der Epheser". Viele denken gewiß: ,,Hätten wir in jenen Tagen gelebt, so würden wir
sicher nicht bei diesen Schreiern gewesen sein. Es ist aber zu befürchten, daß mancher, der so denkt, sich mitten in den Reihen dieser
Leute befindet, ohne es zu wissen. Laßt uns einmal
diesem Wort auf den Grund gehen. Was bedeutet es denn? Ausgegangen war der Ruf
von Geschäftsinteressenten. Die Hersteller der silbernen Abbilder des
Dianatempels waren erzürnt, weil die Ausbreitung des Christentums ihre
Einnahmen beeinträchtigten. Sie wünschten eine Neubelebung der Dianaverehrung,
weil sie sich dadurch mehr bereichern konnten. Mithin bedeutete ihr Ruf: ,,Groß
ist die Diana" nichts anderes als: Groß ist das, was uns viel Geld
einbringt. Groß ist unsere Liebe zum Besitz und Gier nach Mammon.
Wenn wir so diesen Ruf nach seinem Ursprung ansehen, müssen wir bekennen: die
Welt schreit heute noch ganz genau so wie damals, wenn auch äußerlich mit
anderen Worten. Hüten wir uns, daß wir nicht in
dieses Geschrei mit hineingezogen werden! Hüten wir uns vor den Ketten der
Mammonsliebe, die auch Jesu Jünger bestricken will (Sprüche 28, 20. 22;
Prediger 5, 9; Jakobus 5, 1 - 3).
Der Ruf ,,Groß ist die Diana der Epheser" blieb aber nicht auf jene
Geschäftsinteressenten beschränkt. Große Massen eigneten sich diese Losung an,
die an dem Gewinn jener Silberarbeiter ganz unbeteiligt waren. Alle die
Menschen, welche am alten Heidentum festhielten und das Wort vom Kreuz
ablehnten, sammelten sich um die Fahne des Demetrius und nahmen die Losung: ,,Groß
ist die Diana" als die ihrige an. Für sie bedeutete jener Ruf: Groß ist
unser Haß gegen das Christentum. Groß ist unsere
Liebe zu der Religion, welche uns ungestört im alten Wandel nach väterlicher
Weise bleiben läßt. Wir wollen nichts von der Lehre
des Paulus wissen.
Nun fragen wir: Ruft nicht die Welt heute noch ebenso? Sie will nichts von
einer Religion wissen, bei der das Fleisch mit seinen Lüsten und Begierden
gekreuzigt werden soll. Sie verlangt eine Religion der Fleischesfreiheit.
Solche fand die Welt damals im Dianakultus, bei dessen Feiern man der
Sinnenlust die Zügel schießen ließ. Ähnliches möchten sie heute auch.
Jeder, der diesen Sinn mit ihr teilt, den biblischen schmalen Weg verachtet und
sein altes natürliches Wesen beibehalten und anerkannt wissen will, ruft im
tiefsten Grunde auch: ,,Groß ist die Diana der Epheser!" (Galater 5, 16 - 24; 1. Petrus 4, 4).
Zuletzt hören wir aus jenem Schrei eine A n g s t v o r w e i t e r e m V o r d
r i n g e n d e s W o r t e s G o t t e s heraus. Weshalb
sammeln sich denn die Heiden in solchen Scharen und rufen stundenlang so? Weil
sie voller Besorgnis sind, daß die Lehre des Paulus
immer weitere Fortschritte macht und schließlich das Heidentum ganz überwindet.
Sie spüren, daß der Stern ihrer Diana am Sinken ist.
Sie wehren sich verzweifelt gegen den Siegeswagen des Evangeliums und können
ihn doch nicht aufhalten.
Äußerlich sah diese Protestversammlung gegen die Arbeit des Paulus so mächtig
und gewaltig aus, daß man wohl hätte Angst bekommen
können. Und doch war diese ganze Machtentfaltung nur Schein und Dunst. Der
Glaube lächelt darüber, daß Menschen durch ihr
Geschrei Gottes Werk aufhalten wollen.
Auch heute noch sieht der Glaube in allem Toben der Welt gegen das Christentum
eine geheime Angst vor dem Sieg desselben. Es ist oft, als ahne die Welt trotz
ihrer Verblendung etwas davon, daß Jesus noch einmal
den letzten großen Sieg und Triumph davontragen werde (Psalm 118, 15. 16). Weil
ihr davor graut, und sie dies fürchtet, deshalb schreit sie, es sei nichts mit
dem Christentum. Diese Angst der Welt stärkt den Glauben der Kinder Gottes und
gibt ihm neue Nahrung, wie einst Gideon aus der Furcht der Midianiter
neuen Glaubensmut gewann (Richter 7, 9 - 15).
Wohl allen, die nicht mit der Welt schreien, sondern sich zu einer besseren
Losung wenden.
siehe auch II. Das Losungswort des Volkes Gottes. -> Apostelgeschichte 19,
17 c.
Apg
19,35 A.Christlieb Der Eifer für
die Göttin Diana, eine Beschämung für Christen. Apostelgeschichte 19, 35.
Der Prophet Jeremia hat einmal sein Volk zu einem lehrreichen Vergleich
aufgefordert. Israel sollte den Götzendienst fremder Völker aufmerksam
beobachten und dann die Treue der Heiden gegen ihre Götter mit seiner eigenen
Untreue gegen den lebendigen Gott vergleichen (Jeremia 2, 10 - 12). Diese
Zusammenstellung war für Israel erschütternd und beschämend.
Eine ähnliche Vergleichung könnte unserem Christenvolk durch obige Worte des
Kanzlers nahegelegt werden. Die Stadt Ephesus war,
wie wir hier vernehmen, allenthalben als eifrige Pflegerin der Diana
wohlbekannt. Sie hielt ihr nach alter Sage vom Himmel gefallenes Bild hoch in
Ehren. Wenn nun Israel sich durch den heidnischen Götzendienst beschämen lassen
sollte, so dürfen wir sicherlich beim Anblick dieses eifrigen Dianakultus auch
einen Ansporn empfangen.
Der Dianadienst der Epheser war weit und breit bekannt. Nicht immer kann man
dies von unserem Christentum sagen. Wie selten empfängt eine Gemeinde das
Zeugnis: ,,Von euch ist erschollen das Wort des
Herrn; ... an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden" (1.
Thessalonicher 1, 8). Die Epheser gerieten in Eifer, wenn ihrer Göttin Abbruch
geschah. Sollten wir nicht entbrennen, wo die Ehre des Herrn angetastet wird!
Und wenn ein häßliches, nur der Sage nach vom Himmel
gefallenes Götzenbild so ehrfurchtsvoll dort gepflegt wurde, wie sollten wir
das in Wahrheit vom Himmel gekommene ,,Ebenbild des unsichtbaren Gottes"
(Kolosser 1, 15), unsern hochgelobten Heiland, mit
ganz anderer Liebe verehren.
Die eifrigen Pfleger der Göttin Diana mögen uns zum Ansporn in rechtem
christlichem Eifer werden.
Apg
19,36 A.Christlieb Die Weisheit
des Kanzlers in der Behandlung der erregten Menge. Apostelgeschichte 19, 35 -
40.
Wir lauschen hier der Ansprache eines Weltmenschen, eines hohen Beamten der
Stadt Ephesus. Auch von solchen können Christen etwas lernen. Die Lage des
Kanzlers war nicht ganz einfach. Es galt, die erregte Volksmasse wieder in
ruhige Bahnen zurückzuführen. Ein einziges, unweises Wort hätte die
Volksleidenschaft neu entfesseln und unberechenbaren Schaden anrichten können.
Auf der einen Seite mußte er jede unnötige Schärfe
vermeiden, auf der anderen die nötige Festigkeit zeigen. Es gelang ihm, seine
Aufgabe zu erfüllen. Die weise Ansprache des Kanzlers kann allen, welche andere
von einem falschen Weg zurückbringen möchten, drei Hinweise geben.
1. Bevor er tadelt, lobt er.
Ehe er das unrichtige Verhalten des Volkes rügte, sprach er zuerst einige
anerkennende Worte. Er lobt ihren religiösen Eifer in der Dianaverehrung. Im
Sinne jenes Heiden war dies etwas Gutes. Damit verschaffte er sich Eingang und
machte die Herzen williger, nachher ein tadelndes Wort anzunehmen.
Hier wollen wir etwas lernen. Selbstredend verwerfen wir jedes unwahrhaftige
Schmeicheln und Buhlen um die Gunst der Zuhörer. Aber bei aller Wahrhaftigkeit
gilt es auch zart vorzugehen im Behandeln von irregeleiteten Seelen. Wir dürfen
sie fühlen lassen, daß wir gern alles
Anerkennenswerte bei ihnen gelten lassen. Auch Jesus hat in den Sendschreiben
erst gelobt, bevor er tadelte (Offenbarung 2, 2. 3. 13. 19).
2. Er spricht seinen Tadel in der mildesten Form aus.
Die Worte des Kanzlers enthielten einen scharfen Tadel für die versammelten
Epheser. Er setzte ihnen klar auseinander:
1. Euer Verhalten ist u n v e r n ü n f t i g .
Jedermann weiß ja längst, daß die hiesige Bevölkerung
die Göttin Diana eifrig verehrt, also ist diese Kundgebung ganz zwecklos.
2. Dies Benehmen ist u n g e r e c h t , denn die
gewaltsam hergebrachten Anhänger der christlichen Religion sind Leute, denen
man nichts Schlimmes zur Last legen kann.
3. Endlich ist eure Handlungsweise u n g e s e t z l i c h ,
weil ihr nicht den vorgeschriebenen Beschwerdegang bei den geordneten Behörden
eingeschlagen habt. So seid ihr in strafbarem Gegensatz zu den römischen
Gesetzen. Diese Vorwürfe warf aber der Redner der Menge nicht einfach an den
Kopf. Er sprach sie gar nicht direkt aus. Sie liegen nur in seiner sachlichen
Darlegung des ganzen Vorkommnisses enthalten.
Man sieht: Der vorsichtige Kanzler hüllt die bittere Pille, die er eingeben muß, so ein, daß sie leichter
angenommen wird. Würde er die Leute spöttisch und scharf behandelt haben, so
hätte er ihre Empfindlichkeit und ihren Nationalstolz wachgerufen, sie gekränkt
und nichts erreicht. Nun aber bringt er mit dieser Milde und Zartheit in der
Form seiner Rüge die Volksmenge zur Erkenntnis ihres Irrtums. Sie lassen sich
diese Worte gefallen und gehen bereitwillig auseinander.
Laßt uns beim Strafen behutsam werden in der Form und
hierin gern von dem Kanzler lernen. Wenn die menschliche Bildung eines Heiden
solche Weisheit verleihen kann, sollte die Schule des Geistes Gottes dieses nicht
auch vermögen? (Matthäus 7, 3 - 5; Galater 6, 1;
Psalm 141, 5).
3. Der Kanzler schließt sich selbst mit ein bei seinen Worten.
Ein Wörtlein des Kanzlers kann uns - wenn wir es in der rechten Weise brauchen
- den Eingang in viele Herzen öffnen.
Es ist das Wörtlein ,,Wir" (,,Wir stehen in Gefahr" der Anklage). Der
Kanzler schließt sich durch dieses Wort ganz mit dem fehlenden Volk zusammen.
Er hebt die Gemeinsamkeit im Tragen der entstehenden Schwierigkeiten hervor. Er
hätte ja sagen können: ,,E u c h wird es schlecht gehen, wenn der römische
Statthalter eine Untersuchung einleitet. I h r werdet sehen, was dann für
Freiheitseinschränkungen über euch verfügt werden" und dergleichen. Das
tat er nicht. Vielmehr ließ er als Stadtoberhaupt, obgleich er selbst
unschuldig war, die Leute fühlen: Wir gehören zusammen. Etwaige Folgen treffen
uns gemeinsam. Er stellte sich also nicht hoch über die Zuhörer und weit
abseits von ihnen, sondern mitten unter sie.
Damit gibt er allen denen, die Sünder vom Irrweg bekehren möchten, einen recht
schönen Hinweis. Laßt uns doch (nicht aus
diplomatischer Schlauheit, um etwas zu erreichen, sondern) aus wahrer
Herzensdemut die Kunst lernen, uns mit den allerverirrtesten
Menschen zusammenzuschließen. Dann wird Gott unseren Dienst segnen können. In
dieser Hinsicht nehmen wir auch den heidnischen Kanzler von Ephesus gern als
unseren Lehrmeister an (Epheser 4, 15; Römer 14, 19; Galater
6, 10).
Apg
19,37 A.Christlieb Die Vorsicht
des Paulus und seiner Schüler im Kampf gegen das Heidentum. Apostelgeschichte
19, 37.
In dem Urteil, welches der Kanzler über die Gefährten des Paulus ausspricht,
liegt ein Hinweis, den wir nicht übersehen wollen. Er nennt sie ,,Menschen, die
weder Tempelräuber, noch Lästerer der Göttin sind".
In diesen Worten liegt zunächst eine Anerkennung ihrer Ehrlichkeit. Nicht immer
gibt weltliche Behörde den gläubigen Christen solches Zeugnis. Wohl uns, wenn
sie mit jedem andersartigen Urteil uns unrecht tun! Dies Gutachten sagt aber
noch mehr. Es spricht die Christen von dem Vorwurf einer verächtlichen Äußerung
gegen den Dianakultus frei.
Das hat uns etwas zu sagen. Wie nahe lag doch für die Gläubigen die Gefahr,
sich zu spöttischen Worten gegen die abergläubische Dianaverehrung hinreißen zu
lassen. Sie hatten ja durch den Glauben volles Licht über die Torheit dieses
Götzendienstes bekommen. Sie durchschauten die Zwecklosigkeit all der
Zeremonien und Gebräuche, die man dort sah. Und doch hielten sie an sich und
vermieden jede aufreizende Polemik, mit der sie die Heiden nur geärgert und der
Missionsarbeit die Türen verschlossen hätten. In diesem Maßhalten lag eine
große Weisheit.
Laßt uns auch gegen den Unglauben und das Heidentum
unserer Zeit nie mit den fleischlichen Waffen des Hohnes und Spottes kämpfen,
sondern durch Verkündigung eines besseren Weges (Epheser 5, 15; Sprüche 12, 18;
13, 3; 21, 23).
Apg
19,40 A.Christlieb Der Schluß des großen Aufruhrs. Apostelgeschichte 19, 40.
Der Schlußsatz dieses Kapitels zeigt uns das Bild
einer auseinandergehenden Volksmenge. Die besonnene
Ansprache des Kanzlers hatte den gewünschten Erfolg. Die Richtigkeit seiner
Worte wurde eingesehen. Das Volk leistete seiner Aufforderung Folge, nahm von
jeder weiteren Kundgebung Abstand und ging wieder auseinander. Der Anblick
dieses sich zerstreuenden Haufens kann uns drei Lehren geben:
1. Wir wollen die Furcht vor allen großen Bewegungen gegen die Sache Jesu
ablegen. Mit diesem Auseinandergehen verlief die ganze Bewegung gegen Paulus im
Sand. Großmächtig hatte sie angefangen. Anfangs schien es, als ob sie die ganze
Stadt mit sich fortreißen wollte. Eine Zeitlang schien sie zu triumphieren und
das Werk Gottes zu verschlingen. Aber nach kurzer Zeit war von der ganzen
Sache, die so viel von sich reden gemacht hatte, nichts mehr zu sehen. So
gefährlich sie anfangs aussah, so ungefährlich war der
Verlauf und das wirkliche Endergebnis. Dies stärkt uns den Mut und den Glauben.
Die Hölle sperrt oft ihr Maul auf wie der Drache nach dem Kindlein (Offenbarung
12, 4). Aber verschlingen kann sie es doch nicht. Demetrius kann wohl alle
Silberarbeiter von Ephesus mit Zorn erfüllen. Aber zuletzt muß
er beschämt abziehen und noch einen Tadel von seiner Behörde mitnehmen. Gott
deckt sein Volk gegen die Armeen des Satans. Er schützt seinen Weinstock, den
seine Rechte gepflanzt hat, und den er sich fest erwählt hat (Psalm 80, 16;
Psalm 76, 11).
2. Sodann lehrt uns dieser Anblick den Wert einer geordneten Obrigkeit
schätzen. Gott hat hier das Leben und die Arbeit des Paulus durch einen
heidnischen Kanzler geschützt, der dem wütenden Treiben des Demetrius und
seines Anhangs Einhalt gebot. Ohne dieses Eingreifen hätten die Feinde den
Jüngern Jesu noch manchen Schaden zufügen können. So aber durften diese im
Frieden Gott dienen.
Laßt uns für jede Obrigkeit dankbar sein, welche die
Guten schützt und dem Bösen wehrt, und laßt uns
betende Hände für sie aufheben (1. Timotheus 2, 1 - 4).
3. Durch den Mißerfolg des Demetrius tritt der Erfolg
des Paulus in um so helleres Licht. Als alles Geschrei
zum Ruhm der Diana verstummen mußte, ging die Predigt
von Christus weiter.
Die Bewegungen, welche von unten stammen, müssen einmal ein Ende nehmen. Aber
das vom Geist Gottes entzündete Feuer geht weiter (Psalm 118, 15. 16). Wohl
allen, die sich der göttlichen und nicht der widergöttlichen Bewegung
anschließen.