Apostelgeschichte 18,23-19,22 (Bibelarbeit, Predigt)
Was wir von Geschichten lernen können!
Eine aussendende Gemeinde (18,23)
Paulus ist von seiner zweiten Missionsreise nach Antioachia
zurückgekommen. Nun lässt er sich Zeit. Wozu? Sicher nicht, um sich auszuruhen!
Seine Arbeit liegt sicher mehr in der Ermutigung seiner aussendenden Gemeinde.
Wer zu Hause bleibt, droht oft vom Alltag zugedeckt zu werden. Dass man Gelder
für Jerusalem zu sammeln versprochen hatte, war vielleicht in den Hintergrund
getreten. Jetzt wird die Gemeinde informiert, motiviert und ermutigt, den
Dienst des Apostels Paulus zu unterstützen.
Wen Gottes Ruf erreicht, der kann nicht stehen bleiben! (18,23)
Dann aber kommt die Zeit zum Aufbruch. Er zieht durch die Gemeinden, die er
gegründet hat. Gottes Auftrag, die Gemeinden zu stärken, lässt ihm keine Ruhe.
Schon früh, so vermutet man (R. Riesner), mag ihm
bewusst geworden sein, dass er zum Propheten nach Jes
66,19ff berufen ist. Sein Weg ist die Mission bis zu den fernen Inseln.
Fast getroffen ist auch daneben! (18,24-28)
Nun aber kommt eine Unterbrechung der Geschichte. Fast scheint es, als ob Lukas
den roten Faden verloren hat. Wo kommt plötzlich dieser Apollos her? Doch wir
werden merken, diese Einschubgeschichte ist nötig, um den weiteren Verlauf der
Geschichte des Paulus zu verstehen. Apollos kommt aus
Alexandrien. Im Norden Ägyptens gelegen, war sie eine der Hochburgen
hellenistisch-jüdischer Gelehrsamkeit. Diese Herkunft scheint sich in seiner
Person auch widerzuspiegeln. Er muss beredt gewesen sein. Er konnte die Schrift
auslegen und hatte es geschafft, seinen jüdischen Glauben mit der Lehre Jesu
Christi zu verbinden. Nun war er als Missionar in Sachen christliches Juden-
oder jüdisches Christentum unterwegs. Er scheint angesehen gewesen zu sein,
sonst hätten ihn die Brüder sicher nicht weiterempfohlen. Auch hat er –
menschlich gesprochen – Erfolg gehabt: Menschen kamen zum Glauben; seine
Predigten waren kraftvoll, und er öffnete die Herzen der Juden, die ihm
zuhörten, für Jesus. Trotzdem war er nicht Teil der Missionsbewegung des
Apostels Paulus – ein Konkurrent in Sachen Gemeindegründung, so könnte man es
nennen.
Eigentlich hört sich dies doch sehr gut an, aber etwas fehlte ihm: Er kennt nur
eine jüdische Taufe, die Taufe des Johannes des Täufers. Sie war eine Taufe,
bei der der Mensch seine Schuld bekannte, um so nach außen deutlich zu machen,
dass er sich bewusst ist, ein Sünder zu sein. Bei Jesus gab es aber mehr: Er
hat die Vergebung ins Zentrum seines Lebens gestellt.
Mit Gespür dem Nächsten begegnen! (18,26)
Voller Begeisterung sprach Apollos zu Juden, wollte sie auf den Weg zur Buße
führen, benützte dabei auch die Lehre Jesu. Priszilla
aber und Aquila (ursprünglich diese Reihenfolge, erst
im Laufe der Kirchengeschichte wurde Aquila zuerst
genannt!) hören seine Predigt. Irgendetwas muss sie bewegt haben, zu erkennen,
dass Apollos auf halbem Weg stehen geblieben war.
Statt eines strengen Verweises „Du lehrst falsch!“ nehmen sie Apollos mit sich
nach Hause. Nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Schutze der privaten
Atmosphäre besprechen sie mit ihm das theologische Problem. Wie viel leichter
fällt es uns, uns Dinge sagen zu lassen, wenn sie uns nicht in der Öffentlichkeit
vorgehalten werden.
Nach diesem kurzen Ausflug kehrt Lukas zu Paulus zurück. Nun erst verstehen
wir, warum diese Erzählung eingefügt wurde: Paulus stößt bei seiner
Missionsreise auf Menschen, die wohl von diesem Apollos geprägt worden waren. Sie
glaubten an Jesus Christus, hielten seine Lehre für wahr, aber hatten von dem
großen Geschenk der Taufe auf den Namen (Gottes des Vaters und) des Sohnes (und
des Heiligen Geistes) noch nichts gehört.
Die Taufe ist mehr als Buße! (19,1-7)
Paulus lässt die Menschen nicht links liegen! Er macht sich die Mühe, mit ihnen
ins Gespräch zu kommen. Seine Frage trifft ins Mark: „Habt ihr den Heiligen
Geist empfangen!“ Er stellt den Besitz des Geistes nicht in Frage. Es scheint
nicht so gewesen zu sein, dass er die Geistesgabe mit besonderen äußeren
Merkmalen (wie z.B. Zungenrede) in Verbindung gebracht hätte. Er merkte, dass
diesen „Jüngern“ (V. 1) etwas fehlte. Was ist der große Unterschied zwischen
der Johannestaufe und der Taufe auf den Namen Jesu? Die Johannestaufe stellt
die Sünde des Menschen und seine bewusste Abkehr von ihr in den Mittelpunkt.
Christliche Taufe ist mehr. In ihr wird der Mensch in Beziehung zu Jesus
Christus gestellt. Er wird in den Herrschaftsbereich Gottes versetzt. Wie bei
der Beschneidung kann der Mensch sich gegen diese Herrschaft stellen: Das
Angebot Jesu Christi jedoch besteht. Mit der Taufe bekommt ein Mensch Gottes
tiefe, bedingungslose Liebe zu spüren. Mit seinem „Ja“ nimmt der Mensch diese
Liebe in Anspruch.
Geduld statt aufgeben! (19,8-12)
Drei Monate lang wird die Predigt von Paulus zugelassen. Dann aber steigt der
Zorn der jüdischen Zuhörer, und sie beginnen gegen ihn zu kämpfen. Paulus aber
gibt nicht auf. Er weicht aus in eine der Schulen. Vielleicht hat eine alte
Abschrift der Apostelgeschichte Recht, wenn sie die Zeit nennt: von 11-16 Uhr
habe er gelehrt. Dies könnte gut sein, da der eigentliche Besitzer der Schule
in dieser Zeit sicher, wie in der heißen Gegend üblich, Mittagspause hatte.
Paulus aber konnte nun zwei Jahre lang Jesus Christus den Menschen nahe
bringen.
Gewinnstreben statt Beziehung! (19,13-17)
Juden, die sich mit dem Dämonenglauben beschäftigten, erkannten, dass der Name
Jesu für sie auch ein Gewinn sein könnte. Und so setzten sie ihn ein. Jesus
aber lässt sich nicht vor den Karren spannen; und der Teufel durchschaut die
fehlende Beziehung zu Jesus. Wer Jesus benützen möchte, wer Gewinn daraus
schlagen möchte, der wird erkennen müssen, dass es nicht um Worthülsen, sondern
um eine lebendige Beziehung zu Jesus selbst geht. Vielleicht ist Jesus für
manchen Menschen auch zu einer „Beschwörungsformel“ geworden. „Hauptsache, man
glaubt an irgendetwas!“, so sagen manche. Jesus will aber nicht ein Lückenbüßer
für irgendeine Religiosität sein. Er will Beziehung mit uns haben. Deshalb lädt
er uns ein. Deshalb kommt er uns immer wieder nahe, damit wir ihn erkennen,
lieben können.
Jesus verändert Leben (Apg.19,18-22)
Was Paulus selbst erfahren hat, das erlebt er jetzt bei den Menschen, die in
Ephesus und Umgebung zum Glauben kommen. Es beginnt sich das Leben zu ändern.
Alfred Pfeiffer, der erste Missionar der Gnadauer
Brasilienmission soll seinen Zuhörern in Brasilien immer wieder zugerufen
haben: „Wenn ihr zum Glauben gekommen seid und eure Kuh merkt dies nicht, dann
ist etwas an eurem Glauben nicht in Ordnung!“ Die Menschen dort ließen sich den
Glauben etwas kosten: Was sie von Jesus hätte wegführen können, das verbannten
sie aus ihrem Leben; ja, sie verbrannten es. Immer wieder wird heute behauptet,
dass die Mission Kultur zerstöre. Hier zeigt sich deutlich: Es ist nicht die
Mission, es ist nicht der Missionar, sondern Christen haben andere Werte.
Deshalb ändert sich ihr Leben – zum Guten!
Fragen zum Gespräch:
Gottfried Holland, Freudenstadt
Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
(aus dem Gemeinschaftsblatt der Apis http://www.agv-apis.de/main.jsp?navid=720 )
Anspiel zu Apg. 19 / Paulus in Ephesus
Eine Schulhof-Szene (drei Schüler/innen unterhalten sich):
A:
Puh, jetzt geht´s gleich los! Wenn bloß die
Mathearbeit schon vorbei wäre. Mir fällt nachher bestimmt überhaupt nichts mehr
ein …
B:
Also, ich habe sicherheitshalber mein Maskottchen mitgenommen (zeigt irgend ein kleines Plüschtierchen). Das bringt nämlich
Glück, wenn man es berührt! Dann wird´s schon
klappen.
A:
Naja, ich habe heute Nacht ja auch mein Mathebuch
unters Kopfkissen gelegt, weil das helfen soll, aber ich weiß auch nicht …
B:
Pah – in meinem Horoskop für diese Woche steht „Pech in der Liebe, aber Erfolg
im Beruf“! Also – alles klar.
A:
Ach ja, meine Sternzeichenkette hab ich auch um - und gebetet habe ich auch
noch ein bisschen. Irgendwas muss doch helfen, oder??
B:(zu C)
Und was ist mit dir? Du bist so schweigsam! (etwas ironisch:) Was sagt dir
deine Jungschar zum Thema „Mathearbeit“??
C:
Äähh, ja – also … Oh jetzt klingelt´s!
Wir müssen rein …!
(alle ab)
Anschließendes Gespräch:
Wie hätten wir reagiert? Was hätte C sagen können?
Was hilft wirklich? (z.B. Lernen und Beten!)
Passt das zusammen: Horoskop und Gebet??
--> In der heutigen Geschichte merken manche auch erst mit der Zeit, dass
nicht alles zusammenpasst und man sich entscheiden muss, worauf man vertrauen
will!