Apostelgeschichte 17, 1-15 Bibelarbeiten und Andachten von A. Christlieb
Aus: http://www.life-is-more.at/life/predigten/bibel_ap.php
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17,1 A.Christlieb Paulus in Thessalonich.
Drei Sünden der Feinde des Paulus in Thessalonich.
Apostelgeschichte 17, 1 - 9.
Wenn wir die Wirksamkeit des Paulus in Thessalonich
überblicken und unser Auge auf das Treiben der Feinde richten, die ihn bei der
Stadtbehörde anklagten und seine Abreise verursachten, so könnte wohl der
Gedanke in uns aufsteigen: Wir hätten niemals so gehandelt wie jene Leute, die
sich mit ,,boshaftigen Männern aus dem
Pöbelvolk" vereinigten, ,,eine Rotte machten und einen Aufruhr
anrichteten", um Paulus zu vertreiben. Laßt uns
solchen Pharisäergedanken keinen Raum geben. Laßt uns
nicht im Herzen sprechen: ,,Ich danke dir, Gott, daß
ich nicht bin wie jene Ankläger des Paulus in Thessalonich"
(Lukas 18, 11). Viel besser ist es, wenn wir jene Feinde des Paulus als einen
Spiegel benutzen und in ihren Sünden und Fehlern unsere eigenen wiedererkennen, um Reinigung davon zu suchen.
Drei Fehler sind es vor allen Dingen, die uns beim Anblick jener Gegner des
Paulus entgegentreten.
Die erste Sünde der Feinde: Der Neid.
,,Die halsstarrigen Juden neideten", d. h. sie mißgönnten
dem Paulus den großen Erfolg, den seine Evangeliumsverkündigung hatte. Sie
selbst hatten niemals solchen Anklang finden, niemals ähnliche Begeisterung
hervorrufen können. Nun gönnten sie auch diesen Fremden solches nicht.
Der Neid, den die Schrift zu den Werken des Fleisches zählt (Galater 5, 20) und als Eiter in den Beinen bezeichnet
(Sprüche 14, 30), sucht auch in unsere Herzen einzudringen. Wenn wir bei
unserem Nächsten irgendeinen besonderen Segen etwa im geschäftlichen Leben oder
in der Erlangung einer einflußreichen Stellung
bemerken, so ist er nahe und will sich bei uns einschleichen. Hüten wir uns vor
diesem Schlangengift, damit wir jenen Widersachern des Paulus nicht ähnlich
werden (2. Korinther 12, 20).
Die zweite Sünde der Feinde: Verleumdung.
Bei den Widersachern des Paulus in Thessalonich blieb
es nicht nur bei neidischen Gedanken, sondern es kam auch zu Zungensünden. Sie
verleumdeten Paulus vor den Stadtobersten, indem sie ihn als einen
Unruhestifter und politisch gefährlichen Menschen hinstellten.
Beides war natürlich unwahr. Wohl war bei mancher Arbeit des Paulus Unruhe
entstanden, aber nicht durch seine, sondern seiner Feinde Schuld, wie man dies
gerade hier in Thessalonich deutlich erkennen kann.
Wohl lehrte er von einem Königreich Jesu, aber nicht in dem politischen Sinn
der Anklage. Die Worte, welche der Neid ihnen eingab, waren also boshafte
Entstellung und gehässige Unwahrheit. Laßt uns nie in
die Fußstapfen dieser Verleumder treten.
Die Schrift warnt vielfach vor der Sünde der Verleumdung. Sie sagt: ,,Du sollst
kein Verleumder sein unter deinem Volk" (3. Mose
19, 16). ,,Redet nicht Übles übereinander, liebe Brüder" (Jakobus 4, 11).
,,Ein böser Mund wird kein Glück haben auf Erden" (Psalm 140, 12). (Vergleiche
2. Mose 20, 16; Epheser 4, 25; Römer 1, 30).
In Davids Umgebung durfte niemand sein, ,,der seinen Nächsten heimlich
verleumdet" (Psalm 101, 5).
Der himmlische Davidssohn wird solche noch weniger in seiner Gemeinde dulden.
Bei seinem Volk bleiben zuletzt keine Doegszungen,
die mit Lügen schneiden wie mit einem scharfen Schermesser (Psalm 52, 4), auch
keine Nachfolger des Diotrephes, der mit bösen Worten
wider Johannes plauderte (3. Johannes 10). Nur ,,wer mit seiner Zunge nicht
verleumdet", wird nach Psalm 15, 3 Heimatrecht auf dem heiligen Berge der
bleibenden Gottesgemeinschaft behalten.
Die dritte Sünde der Feinde: Andauernder Haß.
Die neidischen Verleumder in Thessalonich brachten es
fertig, daß Paulus von Thessalonich
weichen mußte. Er reiste nach Beröa.
Man hätte denken können, daß sie sich nun beruhigt
und Paulus für die Zukunft nicht mehr belästigt hätten. Aber das war nicht der
Fall. Ihre Wut gegen diesen Zeugen schlief auch nach dessen Abreise nicht ein.
Als sie von der Verkündigung des Evangeliums in Beröa
hörten, eilten sie auch dorthin, um die Arbeit des Paulus zu hindern. Aus
dieser ihrer Reise nach Beröa können wir die
Nachhaltigkeit ihres Hasses gegen Paulus erkennen. Wie tief hatte sich doch der
Groll gegen ihn in ihrem Herzen festgesetzt!
Auch dieser Anblick weist uns auf eine Sünde hin, vor der sich niemand sicher
wähnen soll. Welchen Schaden hat doch ein tief im Herzen wurzelnder Haß schon angerichtet, auch wenn es äußerlich nicht zu
solchen Ausbrüchen gekommen ist wie bei jenen Widersachern von Thessalonich. Wie gefährlich ist die bittere Wurzel
(Hebräer 12, 15), die oft durch eine Kleinigkeit im Herzen entstehen kann! Es
gibt nur einen Haß, der erlaubt ist, ja sogar geboten
ist. ,,Die ihr den Herrn liebet, hasset das Arge" (Psalm 97, 10; Römer 12,
9). Hassen wollen wir alle falschen Wege (Psalm 119, 104. 128). Hassen wollen
wir den vom Fleisch befleckten Rock (Judas 23), aber niemals einen Mitmenschen,
auch wenn er eine ganz andere Überzeugung hat als wir (3. Mose
19, 17; Psalm 34, 22).
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17,5 A.Christlieb Was haben
Neid, Verleumdung und Haß bei Paulus ausgerichtet?
(1. Petrus 3, 13).
Wenn jemand in damaliger Zeit den Neid, die Verleumdungen und den anhaltenden Haß der Widersacher des Paulus beobachtet hätte, so könnte
ihm wohl angst und bange werden um den Apostel. Auch heute noch neigt manches
Jüngerherz zur Verzagtheit im Blick auf den Haß und
die Feindschaft der Welt gegen die kleine Herde.
Demgegenüber ist es erquickend und glaubenstärkend zu
sehen, was denn eigentlich jene Feinde von Paulus fertiggebracht
haben. Gewiß haben sie ihn von Thessalonich
vertrieben und später auch seine Abreise von Beröa veranlaßt.
Aber was bedeutet denn seine Flucht von Thessalonich
nach Beröa? Sie bedeutete eine große Segensvermehrung
für Paulus. Er kam an einen Ort, wo er ganz besonders liebliche Erfahrungen
machte (V. 11 und 12) und reiche Frucht für Gott bringen durfte. Der Haß der Feinde wurde von Gott zum Mittel benutzt, um seine
Knechte zu größeren Segnungen und neuen Erquickungen zu führen! Die
zurückbleibende Gemeinde vermochten die Gegner nicht zu vernichten. Diese
göttliche Pflanzung faßte unter den
Verfolgungsstürmen nur noch tiefere Wurzeln, wie die Thessalonicherbriefe
beweisen. Und dem Apostel konnten sie erst recht nicht schaden. Wohl konnten
sie seinem Fleisch manche harte Stunde bereiten. Aber dieses achtete Paulus
kaum (Römer 8, 18). Wohl konnten sie ihm manchen Seufzer auspressen, aber diese
Seufzer verbanden ihn nur inniger mit dem Herrn, zu dem sie aufstiegen. Wohl
konnten sie ihn in der Geduld üben, aber die Geduld brachte ihm nur Bewährung
(Römer 5, 4; wörtlich). Trotz ihrer Scheinerfolge mußten
die Feinde den göttlichen Sieg durch Paulus nur vermehren helfen. Ebenso war es
mit seiner Vertreibung von Beröa nach Athen, die nur
zur Gewinnung anderer Seelen, sogar eines hochgestellten Ratsherrn (V. 34)
führte. Wahrlich, sie haben dem Apostel nicht schaden dürfen.
Auch heute noch gilt allen Nachfolgern Jesu das obige Petruswort: ,,Wer ist,
der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nachkommt" (Vergleiche Römer
8, 28)
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17,6 C.H.Spurgeon Diese, die den
ganzen Weltkreis erregen (oder englische Übersetzung: die die ganze Welt
umkehren), sind auch hergekommen. Apostelgesch. 17,
6.
Wir wissen, daß unser göttlicher und
anbetungswürdiger Meister vor Zeiten damit beschuldigt wurde, daß er ein Unruhestifter sei, wiewohl er sich doch
weigerte, König zu werden, als seine Anhänger kamen und ihn mit Gewalt dazu
machen wollten, denn er sprach: "Mein Reich ist nicht von dieser
Welt;" und doch wurde er auf die beiden falschen Anklagen des Aufruhrs und
der Gotteslästerung hin gekreuzigt. Ebenso ging es den Aposteln. Wohin sie auch
kamen und das Evangelium predigten, da suchten die Juden, die ihnen zuwider
waren, die Hefe des Volks wider sie zu erregen, um dadurch ihrer Botschaft
Einhalt zu tun. So auch hier. Erst brachten die Juden selber einen großen
Tumult zustande; sie nahmen etliche boshafte Männer des Pöbelvolks zu sich,
machten eine Rotte, regten die ganze Stadt auf, bestürmten das Haus Jasons und
suchten die Apostel unter das gemeine Volk zu führen; und dann schoben sie die
Schuld des Aufruhrs auf die Apostel.
Wir glauben, daß das, was diese Juden von den
Aposteln sagten, nichts weiter war als eine böswillige, absichtliche Lüge. Sie wußten es besser. Und doch, meine Brüder, im Scherz liegt
oft eine tiefe Wahrheit und auch in Bosheit wird oft manch wahres Wort
gesprochen. Die Juden sagten, die Apostel kehrten die Welt um: Sie meinten
damit, daß sie Friedensstörer wären. Aber damit
sprachen sie auch eine große Wahrheit aus; denn das Evangelium kehrt die Welt
in der Tat um. Oder noch richtiger: Die Welt hat alles so verkehrt, daß das Evangelium, um die Dinge in ihre wahre Stellung zu
bringen, sie noch einmal umkehren muß.
Apg
17,10 A.Christlieb Paulus in Beröa.
Dreierlei Personen in Beröa. Apostelgeschichte 17, 10
- 13.
Laßt uns bei dem Aufenthalt des Paulus in Beröa auf die Evangeliumsboten, die Evangeliumsempfänger
und die Evangeliumsfeinde achten. Von jeder dieser drei Klassen können wir für
unseren praktischen Christenwandel etwas lernen.
1. Die Evangeliumsboten.
Paulus und Silas hatten soeben in der Synagoge zu Thessalonich recht böse Erfahrungen gemacht. Die
halsstarrigen Juden hatten sie aus Neid und Haß
vertrieben. Manchem wäre nach solchen Erlebnissen die Lust vergangen, an einem
anderen Ort wieder in die Synagoge zu gehen. Trotzdem heißt das erste Wort über
die Arbeit in Beröa: ,,Als sie dahin kamen, gingen
sie in die Judenschule (Synagoge)". Wie tief beschämt uns doch jedesmal diese Liebe des Paulus zu seinen Landsleuten! Er wußte, wie fest diese an der Synagoge hielten, und wie er
an diesem Ort die günstigste Gelegenheit hatte, sie alle mit dem Evangelium zu
erreichen. So trieb ihn das Erbarmen mit seinem Volke immer wieder gerade
dorthin. Wie Gott einst mit ihm Geduld gehabt hatte, so zeigte er jetzt
wiederum Geduld andern gegenüber. Er bewies die Liebe, ,,die sich nicht
erbittern läßt" (1. Korinther 13, 5).
2. Die Evangeliumsempfänger.
Bei den Evangeliumsempfängern wollen wir auf einen doppelten Vorzug achten:
a. Diese standen zunächst in einem wohltuenden Gegensatz zu den Hörern in Thessalonich. Letztere hatten sich sehr roh und unanständig
gegen Paulus benommen, indem sie seine Arbeit mit Hilfe des Pöbels von der
Gasse zu unterdrücken suchten. Ein solches Verhalten war ungebildet.
Demgegenüber zeigten sich die Leute von Beröa vornehm
und anständig (Luther ,,edel"), indem sie das Wort ruhig anhörten. Solches
Benehmen zeugte von Takt und Anstand.
b. Dabei waren sie in gutem Sinne selbständige Leute. Bei allem Wohlwollen
prüften sie doch die ihnen bisher unbekannte Lehre des fremden Predigers erst
nach der Schrift, bevor sie dieselbe annahmen. Solche Selbständigkeit, die das
Gehörte genau mit dem ganzen Wort Gottes vergleicht, tut in unserer Zeit
dringend not, wo immer mehr allerlei Irrtümer in die
Kreise der ernsten Christen hineingetragen werden (1. Thessalonicher 5, 21; 1.
Johannes 4, 1). Die Leute von Beröa können uns in
ihrer Verbindung von Freundlichkeit und Vorsicht zum Vorbild dienen.
3. Die Evangeliumsfeinde.
Endlich wollen wir auch von den Evangeliumsfeinden etwas lernen. Ihre Feindschaft
müssen wir zwar verurteilen. Aber ihr Eifer für den falschen Weg kann unsern
Eifer für den guten beschämen. Wie zäh verfolgten sie ihr Ziel, das Evangelium
zu hindern! Wie leicht lassen wir nach in dem Bemühen, es zu fördern! Sie waren
sofort zur Stelle, als es galt, den Sieg des Wortes aufzuhalten.
Laßt uns wie jene gleich am Platz sein, wo es gilt,
diesen Sieg weiter zu tragen. Sie waren glühend im Hassen. So laßt uns brennend werden im Lieben. Sie waren ganze Leute
für ihre falsche Überzeugung. So laßt uns ganze Leute
werden für unsere richtige.
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17,11 A.Christlieb Die Benutzung
der Bibel in Beröa. Apostelgeschichte 17, 11. 12; (5.
Mose 6, 6 - 9).
Die vorliegenden Betrachtungen sollen Anleitung geben zu rechtem Gebrauch der
Schrift. Zur Erreichung dieses Zieles kann uns gerade der Anblick der Christen
in Beröa recht behilflich sein. Laßt
uns beachten: wann, wie und mit welchem Erfolg sie ihre Bibel brauchten.
1. Wann die Leute in Beröa ihre Bibel benutzten.
W a n n nahmen sie das Wort Gottes zur Hand? Nicht
etwa nur am Sabbat oder an besonderen Feiertagen, sondern auch außerhalb dieser
Zeit. Jeden Tag sah man sie in diesem Buch lesen.
So wollen auch wir uns nicht auf die Sonntage, auf die Gottesdienste und
Versammlungen beschränken, sondern auch außerhalb derselben in der heiligen
Schrift lesen. Wollte doch Gott schon im Alten Testament, daß
man das Gesetzbuch Moses bei jeder Gelegenheit daheim und auf den Reisen, bei
Tag und Nacht, benutze (5. Mose 6, 6 - 9; Psalm 1;
Psalm 119, 97. 148). Vielmehr gilt dies von dem Evangelium, das im ganzen Wort
Gottes enthalten ist. Wie könnten einst die Leute von Beröa
gegen die Christen der heutigen Zeit auftreten, weil sie ihr Altes Testament so
treu gebrauchten, während heute so viele über dem Lesen weltlicher und
christlicher Blätter ihr bestes Buch verstauben lassen.
2. Wie die Leute zu Beröa ihre Bibel benutzten.
(Johannes 5, 39)
W i e soll man seine Bibel gebrauchen?
Diese Frage ist von größter Wichtigkeit. Die Leute von Beröa
können es uns zeigen. ,,Sie f o r s c h t e n im Wort". Sie lasen nicht
nur einen biblischen Abschnitt, um eine religiöse Pflicht erfüllt zu haben. Sie
suchten etwas im Wort. Sie wollten wissen ob die Botschaft von Christus im
Alten Testament bezeugt sei, wie Paulus es gesagt hatte. Sie überließen diese
Frage nicht den gelehrten Theologen. Sie wollten selbst im Wort Gottes Klarheit
und Gewißheit hierüber erlangen. Die göttlichen
Zeugnisse im Worte waren in Wahrheit ihre ,,Ratsleute" (Psalm 119, 24),
mit denen sie sich über die wichtigste Frage des rechten Weges zur Seligkeit
berieten. Und weil ihnen Paulus den Heiland als einzigen Weg zum Himmel bezeugt
hatte, so suchten sie im Wort nach diesem Jesus, den der Apostel gepredigt
hatte.
Das ist der rechte Gebrauch des Bibelbuches auch für uns. Es gilt für jeden,
den richtigen Weg zur Seligkeit in demselben zu suchen und den Heiland darin
finden zu wollen, wie jene es taten. Wer also täglich im Worte forscht, dem
wird der Segen nicht fehlen.
3. Mit welchem Erfolg die Leute zu Beröa ihre Bibel
benutzten.
Der Segen des treuen Forschens im Wort Gottes bestand für die Leute in Beröa darin, daß sie zum Glauben
geführt wurden. Sie wurden von der Richtigkeit der Predigt des Paulus
überzeugt. Sie erkannten den von ihm gepredigten Jesus als wahren Messias, den
auch sie als ihren Retter und Heiland annehmen durften und annahmen. Sie waren
auch klar darüber, daß sie damit nicht etwa die
Religion der Väter verleugneten, sondern sich im Gegenteil auf dem Weg
befanden, den Gott schon dem Abraham und anderen Gottesmännern gewiesen hatte.
Wenn man sie etwa von ungläubiger Seite aus der Sektiererei beschuldigte, so wußten sie: Nicht wir sind eine Sekte, vielmehr trennen
diejenigen sich von der großen Gottesgemeinde auf Erden, welche diesen Weg des
Glaubens an Jesus ablehnen, obwohl er klar und deutlich in der Schrift bezeugt
ist.
Auch für uns besteht die Segenswirkung eines rechten Bibelgebrauches darin, daß wir zum Glauben geführt und immer tiefer in demselben
gegründet werden. Jeder Lichtstrahl, der durch den Geist Gottes aus der Bibel
in unser Herz dringt, bringt uns Glaubenslicht und führt uns auf den
Glaubensweg.
Wohl uns, wenn wir zu der Zeit, auf die Art und mit dem Erfolg jener Leute
unser Bibelbuch brauchen.
A.Christlieb Eine wichtige Voraussetzung zu
gesegnetem Schriftgebrauch. (Psalm 19, 8 - 12; 119, 96 - 105).
Wenn wir jene Zuhörer des Paulus in Beröa in ihrem
Schriftgebrauch beobachten und damit vergleichen, wie heute viele Christen ihre
Bibel zur Hand nehmen, so fällt uns ein Unterschied auf, der uns mit tiefer
Wehmut erfüllt. Wir meinen diesen: Den Zuhörern des Paulus in Beröa war es eine selbstverständliche Sache, daß die Schrift ausschlaggebend sei, weil Gott in ihr
seinen heiligen Willen kundgetan und sich darin geoffenbart
hatte. Leider können wir diesen richtigen Standpunkt jener Leute heutigen Tages
nicht bei jedem Christen voraussetzen. Das Schlangengift einer hochmütigen
Kritik hat viele verdorben. Statt diesem Wort Gottes untertan zu sein, stellen
viele ihre eigene Vernunft und Meinung über dasselbe.
Über diesen Hochmut und Mangel an Gottesfurcht gilt es Buße zu tun, wenn das
Wort Gottes seine ganze Segenskraft bei uns entfalten soll. Die Leute zu Beröa kamen mit ihrer kindlichen und demütigen Stellung zur
Bibel unendlich weiter in göttlicher Erkenntnis als viele Weise nach dem
Fleisch (1. Korinther 1, 26), denen dies fehlt. Es ist besser, mit dem
Psalmisten nach Luthers Übersetzung zu flehen: ,,Laß
deinen Knecht dein Gebot fest für dein Wort halten, daß
ich dich fürchte" (Psalm 119, 38), statt dem Versucher unser Ohr zu
leihen, wenn er seine Zweifelsfrage ,,Sollte Gott gesagt haben?" in unser
Herz werfen will.
Wollen wir die Gotteskraft, die im Wort liegt, am eigenen Herzen erfahren, so
müssen wir auch um die Stellung zur Bibel beten, die nach Gottes Willen die
richtige ist.
C.Eichhorn Das unablässige Forschen in der Schrift
Die Beröenser nahmen das Wort auf ganz willig und
forschten täglich in der Schrift, ob sich's also verhielte. Apg.
17, 11
Bibelchristen sind leider dünn gesät. Man wird ein solcher nicht über Nacht. Es
gilt im Wort lesen, forschen, sinnen. Dazu müssen wir uns Zeit nehmen. Die
Entschuldigung "Ich habe keine Zeit" ist eine faule Ausrede. Wir
müssen die Zeit auskaufen. Wer seine Taschenbibel bei sich trägt, findet stets
Augenblicke, hineinzuschauen. Ein Weltmensch hängt seinen weltlichen Gedanken
nach. Gotteskinder sollten sich mit den Angelegenheiten und mit den Gedanken
ihres Vaters im Himmel beschäftigen. So war Jesus schon mit zwölf Jahren in
"die Sachen seines Vaters" vertieft. In unserer Zeit des Autos und
der Flugzeuge muß alles schnell gehen. Für stilles
Ausreifen, Werden und Wachsen ist wenig Verständnis. Kaum bekehrt, fangen viele
eine Arbeit für den Herrn an. Sie maßen sich an, über Gottes Wort zu reden, ehe
sie in Gottes Wort eingedrungen sind. Der Herr Jesus hat bis zu seinem
dreißigsten Jahre in der Stille geforscht und das Bibelwort in sich
aufgenommen. Er war in das Alte Testament eingedrungen. Wer ein Geschäft
ausübt, ohne es gründlich gelernt zu haben, ist ein Pfuscher. Und wer über
Gottes Wort redet, ohne in die Bibel eingedrungen zu sein, ist ein Schwätzer.
"Ein jeder Mensch sei schnell, zu hören, langsam aber, zu reden!" Zum
Hören gehört auch das Lesen. Bibelforscher bekommen mit der Zeit einen Blick
für die Gedanken und Wege Gottes und geraten nicht in Einseitigkeiten.
Bibelchristen bleiben auch vor einem oberflächlichen und schnell verrauschenden
Gefühlswesen bewahrt. Gefühle sind wie Funken. Die Erkenntnis aber, die der
Heilige Geist aus dem Wort schenkt, ist wie ein stetig scheinendes Licht.
Gründliche Bibelchristen können dann aus dem Schatz ihrer Erkenntnis und
Weisheit auch andern etwas bieten. Weil sie einnehmen, können sie ausgeben. Wie
nötig sind in unseren Tagen gediegene, in der biblischen Wahrheit fest
gegründete Christen, die nicht von jeder neu auftauchenden Erscheinung sich
blenden und hinreißen lassen, die imstande sind, zu prüfen, und nur das behalten,
was in den Linien der ganzen Bibelwahrheit liegt! Wir haben viele schnell
fertige Leute, die viel scheinen und wenig sind. Sie treten schnell heraus,
verschwinden aber oft auch bald wieder. - Ein Schustergeselle bat im Anfang
seiner Erweckung um eine nachdenkende Seele. Gott erhörte dieses Gebet. Er faßte das Wort tief in sich. So konnte er auch anderen
etwas geben. Wenn er in einer Erbauungsstunde sprach, blieben gewöhnlich
etliche zurück, die noch unter vier Augen mit ihm sprechen wollten. Der Heiland
liebt feine, gute Herzen, die das Wort in sich bewegen und bewahren und dann
auch Frucht bringen in Geduld.
J.MacArthur "Diese [die Beröer]
aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen
mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und untersuchten täglich in der
Schrift, ob dies sich so verhielte" (Apg.
17,11).
Gott ehrt geistliche Einsicht.
Auf seiner zweiten Missionsreise predigte Paulus in Begleitung des Silas den Thessalonichern das Evangelium von Jesus
Christus. Es dauerte nicht lange und das Evangelium schlug Wurzeln und viele
bekehrten sich von ihrem Götzendienst, um "dem lebendigen und wahren Gott
zu dienen" (1.Thess. 1,9). In 1. Thessalonicher 2,13 sagt Paulus:
"Darum danken auch wir Gott unablässig, dass, als ihr von uns das Wort der
Kunde von Gott empfingt, ihr es nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern, wie
es wahrhaftig ist, als Gottes Wort." Ihre klare Antwort auf das Wort
Gottes machte sie zu einem Vorbild für alle Gläubigen in jener Gegend (1. Thess. 1,7).
Aber so beispielhaft die Thessalonicher auch waren, ihre Glaubensgenossen in Beröa waren es noch mehr. Gott nennt sie "edel" (Apg. 17,11). Sie brannten darauf, zu hören, was Paulus und Silas zu sagen hatten, doch prüften sie alles an Gottes
früherer Offenbarung im Alten Testament, bevor sie das Neue als Gottes Wort
annahmen. Sie hatten gelernt, alles zu prüfen und das Gute festzuhalten (1. Thess. 5,21).
Die Kirche unserer Tage weist einen eklatanten Mangel an dieser Art Einsicht
auf. Viele Hörer lassen sich durch neuartige Lehren oder gar regelrechte
Ketzereien betrügen. Sie werden "hin- und hergeworfen
und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre" (Eph. 4,14). Wir brauchen höchst nötig ein neues Geschlecht
von Beröern, die das Banner gesunder Lehre hochhalten
und keine Kompromisse eingehen.
Mit diesem Ziel vor Augen werden wir diesen Monat das Wesen und den Segen des
göttlichen Wortes betrachten. Da wirst du sehen, dass es die Quelle geistlichen
Wachstums und Dienstes ist und dass es Segen, Sieg, Wahrheit und Erkenntnis
bringt. Auch wirst du erkennen, wie unfehlbar, irrtumslos,
autoritativ, inspiriert und allgenugsam es ist.
Ich bete dafür, dass du am Ende dieses Monats mit mehr Hingabe das Wort
untersuchst, dass biblische Grundsätze dir mehr denn je bedeuten und dass du so
ein edler Beröer von heute wirst.
Apg
17,14 A.Christlieb Christliche
Liebe. Apostelgeschichte 17, 14. 15.
Die Reise des Paulus von Beröa nach Athen war nach
mancher Seite hin eine traurige. Eines der schönsten Arbeitsfelder, auf dem er
besondere Freude erlebt hatte, mußte er gar so bald
und schnell verlassen! Wie gerne wäre er gewiß gerade
bei diesen Bibelforschern noch länger geblieben! Aber der Haß
der Feinde zwang ihn zur Flucht. Trotzdem hatte diese Reise ihre besondere
Lieblichkeit. Dreimal können wir die christliche Liebe bei dieser Reise
beobachten.
1. Die Liebe der Beröachristen zu Paulus.
Die Liebe der jungen Christen zu Beröa zeigt sich
darin, daß sie ,,alsbald", wo sein Leben in
Gefahr stand, ihn in Sicherheit brachten und ihn bis nach Athen begleiteten.
Sie fragten nicht danach, welchen Ausfall an Lohn und Verdienst diese
Begleitung mit sich brachte. Sie trachteten nicht nach äußerlichem Gewinn und
nach Entschädigung für diesen weiten Weg. Sie suchten nur das teure Leben
dessen, der ihnen das Evangelium gebracht hatte, vor dem Haß
der Feinde zu schützen. Die Liebe verband sie mit dem, der das Werkzeug ihrer
Bekehrung geworden war, und diese Liebe bewies sich durch das Leben und durch
die Tat.
Wohl uns, wenn solche dankbare Liebe gegen alle diejenigen, die uns einen
inneren Segen vermittelt haben, unser Herz erfüllt. (Philipper 4, 14 - 16; 3.
Johannes 5 - 8)
2. Die Liebe des Apostels zu den Christen in Beröa.
Neben der Liebe der neugewonnenen Beröachristen
zum Apostel tritt uns auch die des Paulus zu jenen jung bekehrten Seelen
entgegen. Sie zeigt sich darin, daß er seine liebsten
und besten Mitarbeiter, Silas und Timotheus,
zurückließ. Dies bedeutete für den Apostel einen Verzicht. Sie wären ihm eine
Stärkung und Erquickung bei dieser Flucht gewesen. Aber die kleine
Christengemeinde zu Beröa war noch ein gar so junges
und zartes Pflänzchen, das der Pflege und Mithilfe solcher treuen Zeugen
bedurfte, wie Silas und Timotheus waren. So wollte
Paulus lieber die Gesellschaft jener Gefährten entbehren, damit die Christen zu
Beröa noch länger von ihnen Gewinn haben könnten. Der
Fortgang des Reiches Gottes, die Befestigung der bekehrten Seelen, lag Paulus
tausendmal mehr am Herzen als seine eigene Annehmlichkeit. Er, der später das
Wort schrieb: ,,Die Liebe sucht nicht das Ihre" (1. Korinther 13, 5),
bewies auch bei dieser Abreise von Beröa, daß er nicht sein, sondern seiner Kinder Bestes suchte.
Laßt uns auch nach der Liebe trachten, die um der
Brüder willen bereit ist, auf das zu verzichten, was wir lieber genießen
würden. (Vergleiche Philipper 2, 25; 2. Korinther 5, 14).
3. Die Liebe der Knechte Gottes untereinander.
Bei dem Abschluß der Reise nach Athen schauen wir
auch die Liebe des Paulus zu seinen Mitarbeitern. Sein Abschiedswort an die
Begleiter enthält die dringende Aufforderung an Silas
und Timotheus, gleich zu ihm zu kommen. Das zeugt von einem Verlangen des
Paulus nach seinen Gehilfen. Ein solches Verlangen konnte nur vorhanden sein,
weil das Verhältnis der arbeitenden Brüder untereinander ein richtiges und
liebevolles war. Wo solches nicht besteht, da ist einem die Ankunft eines
Mitarbeiters oft gleichgültig oder gar unerwünscht. Paulus fühlte sich mit Silas und Timotheus so verbunden, daß
er dringend ihre Gesellschaft begehrte. Er konnte es in der heidnischen
Stickluft zu Athen besser aushalten, wenn er diese Brüder und Mitbeter bei sich
hatte. Er wollte nicht allein ohne seine treuen Mitstreiter den Kampf gegen das
Heidentum jener Stadt aufnehmen.
Wie wichtig ist es doch für die Arbeit im göttlichen Weinberg, daß die am Wort dienenden Brüder untereinander in Liebe
verbunden sind, so daß einer die Gesellschaft des
anderen wünscht und sucht. Nur da kann ungetrübter Segen auf ein Arbeitsfeld
ausgehen.
All diese Liebe machte die an sich betrübende Reise von Beröa
nach Athen zu einem herrlichen, erquickenden Weg. Wer den Himmel auf Erden
haben will, der trachte danach, daß er sich auch in
dieser Liebeskette befinde, besonders in solchen Zeiten, wo in vielen die Liebe
erkaltet. (Matthäus 24, 12, vergleiche Epheser 4, 2. 3; Johannes 13, 35; 1.
Petrus 1, 22; 4, 8).