Apostelgeschichte 16, 25-40 Bibelarbeiten, Andachten von
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Apg
16,25 A.Christlieb Paulus im
Kerker zu Philippi.
1. Die Apostel beten im Gefängnis und singen Loblieder. Apostelgeschichte 16,
25; (Lukas 6, 22. 23; Jakobus 5, 13).
Wenn wir uns in die Lage des Paulus und Silas im
Gefängnis zu Philippi hineinversetzen, so müssen wir
sagen, daß ihnen Gedanken der Verzagtheit und
Bitterkeit, Ausdrücke des Zornes und Unwillens menschlich viel näher lagen als
freudige Loblieder.
Ein Betrachten ihrer Lage und der Entstehung derselben hätte einen dreifachen
Groll in ihren Herzen erwecken können:
1. gegen die geldgierigen, verleumderischen Besitzer der Magd, welche durch
ihre boshafte Anklage alles Elend verursacht hatten,
2. gegen die oberflächlichen, ungerechten Richter, welche statt sorgfältiger
Untersuchung so schnell und leichtfertig ihr Urteil gesprochen hatten,
3. gegen den diensteifrigen Kerkermeister, der, um Anerkennung bei seinen
Vorgesetzten zu finden, die Qualen der armen Gefangenen durch das Einspannen
der Füße noch erhöht hatte.
Wer kennt nicht die Macht der grimmigen Gedanken, womit Satan unser Herz in
solchen Zeiten erfüllen und unglücklich machen will! Statt zu grollen und zu
hadern fangen Paulus und Silas an zu beten und
stimmen einen Lobgesang an. Sie sehen ihr Leiden nicht als bittere
Notwendigkeit, sondern als ein Vorrecht an. Sie wissen, daß
solche Mißhandlung um Jesu willen keine Schande,
sondern eine Ehre ist.
Das war viel Gnade, die ihren Eindruck auf andere nicht verfehlen konnte.
Dieser Lobgesang in der Nacht der Trübsal war eine bessere Empfehlung des
Evangeliums als viele Zeugnisse in der Freiheit (Hiob 35, 10). Denn wenn die
Welt Menschen sieht, die im Leiden fröhlich sind, so sucht sie nach einem Grund
solcher Freude und wird dadurch empfänglich für die Botschaft von dem, der
allein solche Freude geben kann.
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16,27 A.Christlieb 2. Eine
falsche und eine richtige Weise, um aus dem Elend herauszukommen.
Apostelgeschichte 16, 25. 27.
Wer möchte nicht gern aus schwierigen Lagen, aus Not und Jammer herauskommen!
Unser Text zeigt uns einen falschen und einen richtigen Weg, dieses Ziel zu
erreichen.
Die falsche Weise sehen wir bei dem Kerkermeister. Sie besteht in einem
Selbstmordversuch. Als der Kerkermeister die Türen des Gefängnisses offen sah
und dachte, die Gefangenen seien entflohen, zog er das Schwert und wollte sich
selbst erwürgen.
Dies Mittel, aus dem Elend zu entfliehen, wird immer moderner. Die Zahl der
Selbstmorde bis zur Jugend hinab nimmt stets zu. Und in der Tat, was soll ein
Mensch ohne Gott anders machen, wenn ihn nichts als Schwierigkeiten und Jammer
umgeben, woraus er nirgends entfliehen kann? Ahitophel,
Saul und Judas wußten auch nichts Besseres! (2.
Samuel 17, 23; 1. Samuel 31, 4; Matthäus 27, 5).
Hört dagegen Pauli Weg. Auch er war im Elendstiegel, von
Menschenungerechtigkeit gequält, ohne Aussicht auf Recht und Gerechtigkeit.
Aber - er betet und singt mit Silas ein Loblied. Dies
ist der rechte Weg! Ihn sind Tausende gegangen, die aus Erfahrung bezeugen
können, daß man so aus dem Elend herauskommt, auch
wenn es manchmal zu warten gilt.
Als David einst, von einem Kriegszug heimgekehrt, seinen Wohnort Ziklag mit Feuer verbrannt und alle Familienglieder von
sich und seinen Männern fortgeschleppt fand, hätte er sich wohl auch
verzweifelt das Leben nehmen können. Stattdessen ,,stärkte er sich in dem
Herrn" und wurde von Gott aus allem Jammer wieder herausgeführt (1. Samuel
30, 1 - 6).
Wohl dem, der diesen Weg aus dem Elend heraus kennt und darauf wandelt, anstatt
dem ersten Irrweg anheimzufallen.
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16,28 A.Christlieb 3. Eine
falsche und eine richtige Art, seine Feinde zu behandeln. Apostelgeschichte 16,
19 - 21. 28; (Matthäus 5, 43 - 47).
Wie wichtig ist es, unseren Feinden gegenüber die richtige Stellung
einzunehmen. Die Geschichte von Pauli Einkerkerung in Philippi
zeigt uns eine falsche und eine richtige Stellung zum Feind.
Die falsche sehen wir bei den Anklägern Pauli. Sie haben durch die Tätigkeit
Pauli einen äußeren Verlust erlitten, deshalb sehen sie Paulus als ihren Feind
an. Gegen diesen lassen sie nun ihrem Haß freien Lauf
und ruhen nicht, bis sie den gehaßten Mann in den
tiefsten Kerker gebracht haben. So möchten viele am liebsten ihren Feind auch
behandeln.
Einen besseren Weg zeigt uns auch hierin der Apostel. Er ist vom Kerkermeister
gequält worden, indem dieser seine Füße in den Block einspannte, was er nicht
unbedingt hätte tun müssen. Als nun der Kerkermeister durch das Erdbeben und
das Zerspringen der Fesseln in große Verlegenheit geriet, hätte Paulus
schadenfroh werden können. Stattdessen ruft er ihm freundlich zu: ,,Tue dir
nichts Übles, wir sind alle hier!"
Das ist der biblische Weg, den Feind zu behandeln. So besiegte ihn Paulus, daß er nach dem Evangelium verlangte und in einen Freund
umgewandelt wurde.
Als einst Elisa das feindliche Syrerheer, das ihn in Dotan
gefangennehmen wollte, mit Blindheit geschlagen, nach
Samaria geführt und in die Gewalt des israelitischen
Königs gebracht hatte, da wies er den König Israels an, diese Feinde gastfrei
zu bewirten (2. Könige 6, 21 - 23).
So werden die feurigen Kohlen gesammelt, die am besten wirken (Sprüche 25, 22;
Römer 10, 20. 21). Laßt uns nie wie die Verkläger Pauli zu unseren Feinden Stellung nehmen, sondern
so wie Elisa und Paulus es taten.
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16,29 A.Christlieb Paulus und
der Kerkermeister.
1. Eine falsche und eine richtige Weise, die Seligkeit zu erlangen.
Apostelgeschichte 16, 29 - 31; Römer 1, 16. 17.
Köstlich und wichtig ist die Frage des Kerkermeisters: ,,Was soll ich tun, daß ich selig werde?" Aber doch läßt
diese Frage einen gewissen Irrtum erkennen, der Tausende von suchenden Seelen
oft lange Zeit gefangen hält. Seine Frage klingt so, als ob durch sein Tun die
Seligkeit erlangt werden könne. Das ist die unrichtige Weise, die Seligkeit zu
bekommen. Luther und unzählige andere haben sich damit vergeblich bemüht. Die
rechte Art lautet: ,,Glaube an den Herrn Jesus Christus!" Nicht, als ob
menschliches Tun verächtlich hinweggetan werden
sollte, es wird nur auf das richtige Fundament gestellt.
Wo kein Glaube an Christus ist, da bringt uns alles Tun keine Rettung. Erst als
der Kerkermeister Jesus im Glauben annahm, konnte er von selbst das Richtige
tun. Da wusch er die Striemen ab, bekannte sich durch Annahme der Taufe frei
und offen zu dem Glauben an Christus und speiste die Apostel.
Diesen richtigen Weg zu zeigen, war Pauli Lebensaufgabe. Seit er selbst einmal
zu Damaskus ähnlich wie der Kerkermeister am Boden gelegen und nach diesem Weg
gefragt und ihn gefunden hatte, wurde er nicht müde, ihn anderen zu weisen.
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16,30 A.Christlieb 2. Wie kam
der Kerkermeister zu seiner Frage? Apostelgeschichte 16, 26 - 30; 5. Mose 8, 2 - 5.
Was und wie Gott im Verborgenen am Herzen des Kerkermeisters gearbeitet hat,
weiß niemand. Zwei Dinge aber wissen wir:
1. In dem Erdbeben empfing er einen Eindruck von der furchtbaren Macht Gottes,
die in einem Augenblick alle menschlichen Pläne vernichten kann.
2. In der Freundlichkeit Pauli leuchtete ihm ein Strahl der göttlichen Liebe
entgegen.
Beides zusammen ist wohl geeignet, ein hartes Herz zu schmelzen. Ob er Paulus
vorher predigen hörte, wissen wir nicht, gewiß aber
ist, daß er die Behandlung, welche die Apostel
erfuhren, und die Art, wie sie die Behandlung ertrugen, mit seinen Augen
geschaut hat. Diese Predigt des Wandels hat er sicherlich beobachtet, selbst
wenn er sich um die bisherige Missionstätigkeit dieser Männer nie bekümmert
haben sollte. Als nun das Erdbeben die Bande löste und die Türen öffnete, da
wird er eine höhere Hand gemerkt haben, die schützend für diese Männer
eingriff. Dies alles wirkte nicht vergeblich auf das Herz dieses Mannes ein.
Ihn ergriff das Verlangen, innerlich das zu besitzen, was er an den beiden
Gefangenen beobachtet hatte. So kam er dazu, daß er
zitternd vor Schrecken und innerer Bewegung ihnen zu Füßen fiel und nach dem
Weg zur Seligkeit fragte.
Gott hat gar verschiedene Weisen, um Menschen zum Fragen nach der Seligkeit zu
bringen. Doch pflegt er in seinem Wort und in seiner Führung die beiden Mittel
des Ernstes und der Liebe zu gebrauchen, die er bei dem Kerkermeister anwandte
(Römer 11, 22; 2. Mose 19, 4).
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16,31 A.Christlieb 3. Der
Kerkermeister kommt mit ganz schlichter Erkenntnis zur vollen Heilsgewißheit. Apostelgeschichte 16, 31 - 34; (Matthäus 11,
25).
Der zum Glauben gekommene Kerkermeister zeigt uns, daß
gewisse Dinge zur Erlangung der Heilsgewißheit nicht
nötig sind, die von manchen irrtümlich für notwendig gehalten werden.
Zuerst hatte er keine vollständige, allseitige christliche Erkenntnis. Wenn wir
die Kürze seines Unterrichts erwähnen, so müssen wir sagen: Seine Einführung in
die christlichen Heilswahrheiten war noch sehr einfach. Er wußte
nur zweierlei:
1. Seine Frage beweist, daß er die Notwendigkeit
seiner Errettung erkannt hatte. (,,Was muß ich tun, daß ich gerettet werde?", wörtlich). Also sein
verlorener Zustand war ihm klar geworden. Diese Erkenntnis war für das
Himmelreich mehr wert als alle Schriftgelehrsamkeit der stolzen Pharisäer.
2. Sodann war ihm aus Pauli Zeugnis Jesus der Retter und Heiland für solchen
verlorenen Zustand bekannt geworden.
Diese einfache Erkenntnis genügte, um zur klaren Heilsfreude zu gelangen.
Dieses Beispiel kann solchen Seelen Mut machen, die in ihrem Mangel an
christlicher Erkenntnis und gründlicher biblischer Lehre ein Hindernis für
Erlangung des vollen inneren Friedens sehen. Die schlichteste Kenntnis genügt,
wenn der heilige Geist sie lebendig macht.
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16,33 C.H.Spurgeon Und er nahm
sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen ab; und
er ließ sich taufen und alle die Seinen alsobald. Apostelg. 16, 33.
Diesem Mann war es durchaus Ernst, und darum wollte er seine Taufe nicht
hinausschieben. Er hatte sich in Christi Armee eintragen lassen, und er wollte
alsbald Christi Uniform anlegen. Ich wünschte, daß
etliche, die da bekennen, sie seien bekehrt, es so ernst nehmen möchten, wie
dieser Kerkermeister es tat. ,,Aber," sagt
jemand, ,,verfahren Sie doch nicht gar zu streng mit uns; ich hoffe, daß ich auch ein Christ bin, obgleich ich Christus bisher
noch nie bekannt habe." Warum bekennst du Christus nicht, wenn du Ihm angehörst?
So ähnlich sprach ich zu einem Mann, der seiner eigenen Angabe nach schon seit
zwanzig Jahren ein Christ war. Er hatte sich der Gemeinde nie angeschlossen und
nie ein offenes Bekenntnis abgelegt, und als ich zu ihm sprach, was meint ihr,
was er mir antwortete? Er sagte: ,,Wer glaubt, der eilt nicht."
,,Nun," erwiderte ich, ,,wenn Sie morgen getauft und in die Gemeinde
aufgenommen würden, so könnte man nicht gerade sagen, daß
Sie große Eile haben, zumal Sie schon seit zwanzig Jahren gläubig sind; aber
ein viel passenderer Text für Sie wäre doch das Wort
des Psalmisten: >>Ich eile, und säume mich nicht, auf daß
ich Deine Gebote halte.<<"
,,Aber," sagt ein anderer, ,,ich habe es nur kurze Zeit hinausgeschoben,
und - " ,,Kurze Zeit! " Erlaubst du es deinem Jungen, so zu dir zu
sprechen? Du sagst zu ihm: ,,Johannes, gehe hinauf zur Stadt, um dort eine
Sache für mich zu erledigen." Etwa eine Stunde später siehst du ihn noch
daheim, und du fragst ihn, warum er deinen Befehl nicht ausgeführt habe, und er
sagt: ,,Vater, ich habe es kurze Zeit hinausgeschoben." Ich halte es für
wahrscheinlich, daß du ihm einen Denkzettel geben
wirst, so daß er die Entschuldigung nicht wiederholt.
Aber wenn du ihn eine Stunde nach der anderen noch immer zu Hause sehen solltest
und ihn sagen hörtest, daß er durchaus nicht
ungehorsam sei, sondern daß er nur einige kleine
eigene Dinge zuerst wahrnehmen wolle, so bilde ich mir ein, daß
du ihn lehren würdest, was die Pflicht eines Sohnes sei. Ein Knecht dieser Art
würde sich wahrscheinlich sehr bald einen anderen Dienst suchen müssen, und
nennst du dich einen Knecht Christi, wenn du das dir befohlene Bekenntnis durch
die Taufe hinausgeschoben und wieder hinausgeschoben und noch einmal
hinausgeschoben hast, bis du, soweit ich sehen kann, von dem Gehorsam gegen
deines Herrn Gebote soweit entfernt bist, wie du es nur je gewesen bist? Dieser
Kerkermeister legte ,,in derselben Stunde der Nacht" ein Bekenntnis seines
Glaubens ab ,,und ließ sich taufen und alle die Seinen alsbald", und alsbald
waren alle mit Paulus und Silas zu einem Liebesmahl
vereinigt und hatten selige Gemeinschaft miteinander. Lieber Freund, wenn du
bekehrt bist, so schiebe das Bekenntnis von Christus nicht hinaus. Du beraubst
deinen Prediger seines Soldes, denn es ist sein Lohn, zu hören, daß Gott deine Seele gesegnet hat. Du beraubst auch die
Gemeinde. Wenn du ein Recht hast, draußen zu bleiben und Christus nicht zu
bekennen, so hat jeder andere dasselbe Recht, und wo gäbe es dann überhaupt
noch irgendwelches Bekenntnis von Christus, oder irgendwelche sichtbare
Gemeinde Christi, oder irgendwelche Verordnungen Christi, oder auch nur Diener
Christi? Wenn du ein Recht hast, dich nicht taufen zu lassen und ein Recht
hast, das Abendmahl in der Gemeinde zu vernachlässigen, so hat auch jeder
andere Christ das Recht, diese Dinge zu vernachlässigen. Wozu wären aber dann
diese Anordnungen überhaupt getroffen worden? Was ist Christus in Seinem Hause?
Ist Er der Hausherr, oder bist du es, und nimmst du dir die Freiheit, zu tun
oder nicht zu tun, gerade was und wie es dir gefällt? Kommt und laßt diesen Text von euch allen wahr werden, die ihr
glaubt: Er ließ sich taufen und alle die Seinen alsbald.
P.Wurster Und der Kerkermeister nahm Paulus und Silas zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen
die Striemen ab; und er ließ sich taufen und alle die Seinen alsobald, und führte sie in sein Haus und setzte ihnen
einen Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, daß
er an Gott gläubig geworden war. Apostelg. 16, 33.34
Das war eine denkwürdige Nacht im Kerker zu Philippi
und im Haus des Kerkermeisters. Diese Nacht bildet einen Einschnitt in der
Geschichte seines Hauses, ja der Stadt Philippi,
Mazedoniens und ganz Europas. Denn damals ist, soviel wir wissen, die erste
christliche Familie auf europäischem Boden begründet worden. Das alles durch
die Bekehrung des Mannes, der zwei Gefangene zu hüten hatte. Es war eine
stürmisch verlaufende Bekehrung ; ein Erdbeben und ein
Selbstmordversuch spielt darin eine Rolle. Sie war vorbereitet durch das Gebet
des Paulus und Silas ; sie haben Gott gelobt die ganze Nacht, und vielleicht hat
schon mit dem Eindruck, den das auf den Kerkermeister machte, das Werk des
heiligen Geistes an ihm begonnen. Jedenfalls hat er dem Zug des Geistes nachgegeben,
als nachher der Apostel zu ihm redete. Da kam's zu
der entscheidenden Frage: was muß ich tun, daß ich selig werde? und zu dem folgenschweren Entschluß: ich lasse mich taufen. Es war viel gewagt für
einen Mann in seiner Stellung, aber auch viel gewonnen. Nun behandelt er die
Gefangenen auf einmal wie Brüder, pflegt und bewirtet sie, und wie bald hat
sich das Wort erfüllt: du und dein Haus wirst selig. Es war ein Geist seliger
Freude eingekehrt in sein Haus. Ist es bei uns auch so? Sind das die Früchte
unserer Bekehrung, daß wir den Brüdern dienen und den
Herrn mit der Tat bekennen ohne Rücksicht darauf, was die Menschen sagen? Und
spürt man es auch in unserem Hause, an dem Geist, der darin lebt: da sind
Seelen selig geworden, die sich dem Herrn Jesus anvertraut haben?
Ch.Spurgeon "Und er nahm sie in jener Stunde der
Nacht zu sich und wusch ihnen die Striemen ab und ließ sich auf der Stelle
taufen, er samt den Seinigen." Apostelgeschichte 16,33
Gestattet mir heute, euch daran zu erinnern, daß hinausgeschobene
Pflichten Sünden sind. Wollt ihr das mit nach Hause
nehmen, die ihr seit Jahren gläubig und noch nicht getauft seid? Gestattet mir,
euch auch daran zu erinnern, daß hinausgeschobene
Vorrechte Verluste sind.
"Warum denn soviel über die Taufe sprechen?" sagt jemand. Viel über
die Taufe? Ich könnte mit viel größerem Recht getadelt werden, daß ich so wenig darüber sage. Ich rufe euch alle als
Zeugen dafür auf, daß ich, wenn mir die Taufe nicht
in der Schrift in den Weg kommt, nie von meinem Text abweiche, um sie
heranzuziehen. Ich bin kein Parteigänger. Ich habe die Taufe nie zu meiner
Hauptlehre gemacht. Gott verhüte, daß ich es jemals
tue. Aber ich werde mich nicht daran hindern lassen, die ganze Wahrheit zu
predigen. Hier hat der Heilige Geist die Taufe verzeichnet. Wollt ihr gering
von dem denken, was er zu berichten für gut befindet? Paulus und Silas, der Apostel und sein Gefährte, wagten es nicht,
Gottes Anordnung zu vernachlässigen. Wie dürft ihr es wagen, sie zu verachten?
Es war mitten in der Nacht; es war in einem Gefängnis. Wenn sie jemals außer acht gelassen werden konnte, so hätte es sicherlich dort
geschehen können. Es war kein rühmlicher Ort, die Taufe zu vollziehen. Es war
auch keine besonders geeignete Stunde; aber sie hielten es für so wichtig, daß sie da und dann die Taufe an dem ganzen Haus vollzogen.
Wenn dies Gottes Befehl ist - ich glaube allen Ernstes, daß
es so ist -, dann verachtet ihn nicht!
Der Kerkermeister und sein Haus ließen sich sofort taufen. In jenen Tagen hatte
niemand irgendwelchen Skrupel oder Einwürfe gegen den Gehorsam zu machen; alle
waren dem göttlichen Willen gehorsam. Keiner schrak vor der Taufe zurück aus
Furcht, daß das Wasser seiner Gesundheit schaden oder
ihm irgendwelches Unbehagen bereiten könne; sondern er und die Seinen erfüllten
den einfachen Wunsch des Herrn und ließen sich auf der Stelle taufen.
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16,35 A.Christlieb Pauli
Entlassung aus dem Gefängnis. Apostelgeschichte 16, 35 - 40.
Wie freundlich sorgt doch Gott für seine Knechte! Während Paulus im Gefängnis
sich mit Gebet und Seelenrettung beschäftigt, sorgte Gott für seine
Freilassung. Er brauchte selber nichts zu tun, um frei zu werden. Die
Hauptleute sandten ohne menschliche Anregung am frühen Morgen den Befehl zur
Freilassung der Apostel.
Laßt uns daraus lernen, daß
niemand Gottesknechte länger plagen darf, als Gott es zuläßt.
Wie kamen die Hauptleute dazu, ihre Meinung zu ändern? Gestern glaubten sie ja
noch, man müsse diese Menschen aufs schärfste züchtigen und aufs strengste verwahren.
Heute sind sie der Ansicht, man müsse sie freilassen. Sind sie durch eine
Beschwerdeschrift Pauli dazu gekommen? Hat Lydia ihnen Bescheid gesagt? Nein.
Aber das starke Erdbeben der Nacht hat ihnen einige heilsame Gedanken gebracht.
Die großmächtigen Herren hatten in der Nacht etwas von einer höheren Gewalt
vernommen. Schon der erste Erdstoß hatte lähmendes Entsetzen geweckt. Die Angst
vor Wiederholung ließ sie nicht mehr ruhen. Der nächste Stoß konnte sie das
Leben kosten! Sie kamen, wie eine Lesart sagt, auf dem Markt zusammen, um wegen
des Erdbebens zu beraten.
Nun wußten sie ja nicht, daß
sie einen Boten des allmächtigen Gottes angetastet hatten, aber gewiß wußten sie soviel, daß sie wehrlose Fremdlinge sehr roh behandelt und ohne
regelrechtes Verhör verurteilt hatten.
Angesichts der Ewigkeit mag der Entschluß schnell in
ihnen gereift sein: Wir wollen wieder gutmachen, was wir gestern durch
übergroße Schärfe vertan haben.
Nun, das war nicht verkehrt. Aber die Erschütterung dieser Herren ging doch
nicht tief genug. O, wieviel oberflächliche
Erschütterung gibt es besonders bei schreckhaften Geschehnissen. Laßt uns nicht bei oberflächlichem ,,Wiedergutmachen" stehenbleiben wie diese Beamten! Ginge es doch bei uns wie
bei dem Kerkermeister durch eine ganz tiefe Erschütterung und dann durch eine
völlige Erneuerung.
Der Kerkermeister hat auch Großes erlebt. Er schaute Gottes treue Fürsorge für
seinen Apostel. Der Stockmeister durfte selber Paulus freilassen! Nachdem
Paulus ihm die ewige Freiheit in Christo gebracht hatte, durfte er seinem
geistlichen Vater die zeitliche Freiheit künden! Er erlebte, wie Gott sich um
die Seinen kümmert, und wie Er auch mächtigen Menschen das Herz lenken kann.
Solche Erfahrungen gaben ihm Kraft für die kommende Zeit, wo er ohne Paulus
weiter glauben mußte!
Paulus lehnte indessen die heimliche Ausstoßung ab und erbat öffentliches
Geleit durch die Beamten! Weshalb? War es gekränkter Stolz oder Eigenliebe?
Dann hätte Paulus oft vielerlei Geleit erbitten müssen! Ach nein! Er sah
darauf, was für die Hauptleute, und vor allem für die junge Christenschar gut
war. Ein guter Ruf, auch vor der Welt, macht dem Worte Gottes Bahn.
Nicht als fliehender Verbrecher, sondern als tröstender Vater sollte Paulus die
erste Station in Europa verlassen. Wohl uns, wenn wir solche Spuren an den
Orten unserer Wirksamkeit zurücklassen.