Apostelgeschichte 16, 25-40 Bibelarbeiten, Andachten von

 

http://www.life-is-more.at/life/predigten/bibel_ap.php

 

Apg 16,25 A.Christlieb Paulus im Kerker zu Philippi.

1. Die Apostel beten im Gefängnis und singen Loblieder. Apostelgeschichte 16, 25; (Lukas 6, 22. 23; Jakobus 5, 13).

Wenn wir uns in die Lage des Paulus und Silas im Gefängnis zu Philippi hineinversetzen, so müssen wir sagen, daß ihnen Gedanken der Verzagtheit und Bitterkeit, Ausdrücke des Zornes und Unwillens menschlich viel näher lagen als freudige Loblieder.

Ein Betrachten ihrer Lage und der Entstehung derselben hätte einen dreifachen Groll in ihren Herzen erwecken können:

1. gegen die geldgierigen, verleumderischen Besitzer der Magd, welche durch ihre boshafte Anklage alles Elend verursacht hatten,

2. gegen die oberflächlichen, ungerechten Richter, welche statt sorgfältiger Untersuchung so schnell und leichtfertig ihr Urteil gesprochen hatten,

3. gegen den diensteifrigen Kerkermeister, der, um Anerkennung bei seinen Vorgesetzten zu finden, die Qualen der armen Gefangenen durch das Einspannen der Füße noch erhöht hatte.

Wer kennt nicht die Macht der grimmigen Gedanken, womit Satan unser Herz in solchen Zeiten erfüllen und unglücklich machen will! Statt zu grollen und zu hadern fangen Paulus und Silas an zu beten und stimmen einen Lobgesang an. Sie sehen ihr Leiden nicht als bittere Notwendigkeit, sondern als ein Vorrecht an. Sie wissen, daß solche Mißhandlung um Jesu willen keine Schande, sondern eine Ehre ist.

Das war viel Gnade, die ihren Eindruck auf andere nicht verfehlen konnte. Dieser Lobgesang in der Nacht der Trübsal war eine bessere Empfehlung des Evangeliums als viele Zeugnisse in der Freiheit (Hiob 35, 10). Denn wenn die Welt Menschen sieht, die im Leiden fröhlich sind, so sucht sie nach einem Grund solcher Freude und wird dadurch empfänglich für die Botschaft von dem, der allein solche Freude geben kann.

 

Apg 16,27 A.Christlieb 2. Eine falsche und eine richtige Weise, um aus dem Elend herauszukommen. Apostelgeschichte 16, 25. 27.

Wer möchte nicht gern aus schwierigen Lagen, aus Not und Jammer herauskommen! Unser Text zeigt uns einen falschen und einen richtigen Weg, dieses Ziel zu erreichen.

Die falsche Weise sehen wir bei dem Kerkermeister. Sie besteht in einem Selbstmordversuch. Als der Kerkermeister die Türen des Gefängnisses offen sah und dachte, die Gefangenen seien entflohen, zog er das Schwert und wollte sich selbst erwürgen.

Dies Mittel, aus dem Elend zu entfliehen, wird immer moderner. Die Zahl der Selbstmorde bis zur Jugend hinab nimmt stets zu. Und in der Tat, was soll ein Mensch ohne Gott anders machen, wenn ihn nichts als Schwierigkeiten und Jammer umgeben, woraus er nirgends entfliehen kann? Ahitophel, Saul und Judas wußten auch nichts Besseres! (2. Samuel 17, 23; 1. Samuel 31, 4; Matthäus 27, 5).

Hört dagegen Pauli Weg. Auch er war im Elendstiegel, von Menschenungerechtigkeit gequält, ohne Aussicht auf Recht und Gerechtigkeit. Aber - er betet und singt mit Silas ein Loblied. Dies ist der rechte Weg! Ihn sind Tausende gegangen, die aus Erfahrung bezeugen können, daß man so aus dem Elend herauskommt, auch wenn es manchmal zu warten gilt.

Als David einst, von einem Kriegszug heimgekehrt, seinen Wohnort Ziklag mit Feuer verbrannt und alle Familienglieder von sich und seinen Männern fortgeschleppt fand, hätte er sich wohl auch verzweifelt das Leben nehmen können. Stattdessen ,,stärkte er sich in dem Herrn" und wurde von Gott aus allem Jammer wieder herausgeführt (1. Samuel 30, 1 - 6).

Wohl dem, der diesen Weg aus dem Elend heraus kennt und darauf wandelt, anstatt dem ersten Irrweg anheimzufallen.

 

Apg 16,28 A.Christlieb 3. Eine falsche und eine richtige Art, seine Feinde zu behandeln. Apostelgeschichte 16, 19 - 21. 28; (Matthäus 5, 43 - 47).

Wie wichtig ist es, unseren Feinden gegenüber die richtige Stellung einzunehmen. Die Geschichte von Pauli Einkerkerung in Philippi zeigt uns eine falsche und eine richtige Stellung zum Feind.

Die falsche sehen wir bei den Anklägern Pauli. Sie haben durch die Tätigkeit Pauli einen äußeren Verlust erlitten, deshalb sehen sie Paulus als ihren Feind an. Gegen diesen lassen sie nun ihrem Haß freien Lauf und ruhen nicht, bis sie den gehaßten Mann in den tiefsten Kerker gebracht haben. So möchten viele am liebsten ihren Feind auch behandeln.

Einen besseren Weg zeigt uns auch hierin der Apostel. Er ist vom Kerkermeister gequält worden, indem dieser seine Füße in den Block einspannte, was er nicht unbedingt hätte tun müssen. Als nun der Kerkermeister durch das Erdbeben und das Zerspringen der Fesseln in große Verlegenheit geriet, hätte Paulus schadenfroh werden können. Stattdessen ruft er ihm freundlich zu: ,,Tue dir nichts Übles, wir sind alle hier!"

Das ist der biblische Weg, den Feind zu behandeln. So besiegte ihn Paulus, daß er nach dem Evangelium verlangte und in einen Freund umgewandelt wurde.

Als einst Elisa das feindliche Syrerheer, das ihn in Dotan gefangennehmen wollte, mit Blindheit geschlagen, nach Samaria geführt und in die Gewalt des israelitischen Königs gebracht hatte, da wies er den König Israels an, diese Feinde gastfrei zu bewirten (2. Könige 6, 21 - 23).

So werden die feurigen Kohlen gesammelt, die am besten wirken (Sprüche 25, 22; Römer 10, 20. 21). Laßt uns nie wie die Verkläger Pauli zu unseren Feinden Stellung nehmen, sondern so wie Elisa und Paulus es taten.

 

Apg 16,29 A.Christlieb Paulus und der Kerkermeister.

1. Eine falsche und eine richtige Weise, die Seligkeit zu erlangen. Apostelgeschichte 16, 29 - 31; Römer 1, 16. 17.

Köstlich und wichtig ist die Frage des Kerkermeisters: ,,Was soll ich tun, daß ich selig werde?" Aber doch läßt diese Frage einen gewissen Irrtum erkennen, der Tausende von suchenden Seelen oft lange Zeit gefangen hält. Seine Frage klingt so, als ob durch sein Tun die Seligkeit erlangt werden könne. Das ist die unrichtige Weise, die Seligkeit zu bekommen. Luther und unzählige andere haben sich damit vergeblich bemüht. Die rechte Art lautet: ,,Glaube an den Herrn Jesus Christus!" Nicht, als ob menschliches Tun verächtlich hinweggetan werden sollte, es wird nur auf das richtige Fundament gestellt.

Wo kein Glaube an Christus ist, da bringt uns alles Tun keine Rettung. Erst als der Kerkermeister Jesus im Glauben annahm, konnte er von selbst das Richtige tun. Da wusch er die Striemen ab, bekannte sich durch Annahme der Taufe frei und offen zu dem Glauben an Christus und speiste die Apostel.

Diesen richtigen Weg zu zeigen, war Pauli Lebensaufgabe. Seit er selbst einmal zu Damaskus ähnlich wie der Kerkermeister am Boden gelegen und nach diesem Weg gefragt und ihn gefunden hatte, wurde er nicht müde, ihn anderen zu weisen.

 

Apg 16,30 A.Christlieb 2. Wie kam der Kerkermeister zu seiner Frage? Apostelgeschichte 16, 26 - 30; 5. Mose 8, 2 - 5.

Was und wie Gott im Verborgenen am Herzen des Kerkermeisters gearbeitet hat, weiß niemand. Zwei Dinge aber wissen wir:

1. In dem Erdbeben empfing er einen Eindruck von der furchtbaren Macht Gottes, die in einem Augenblick alle menschlichen Pläne vernichten kann.

2. In der Freundlichkeit Pauli leuchtete ihm ein Strahl der göttlichen Liebe entgegen.

Beides zusammen ist wohl geeignet, ein hartes Herz zu schmelzen. Ob er Paulus vorher predigen hörte, wissen wir nicht, gewiß aber ist, daß er die Behandlung, welche die Apostel erfuhren, und die Art, wie sie die Behandlung ertrugen, mit seinen Augen geschaut hat. Diese Predigt des Wandels hat er sicherlich beobachtet, selbst wenn er sich um die bisherige Missionstätigkeit dieser Männer nie bekümmert haben sollte. Als nun das Erdbeben die Bande löste und die Türen öffnete, da wird er eine höhere Hand gemerkt haben, die schützend für diese Männer eingriff. Dies alles wirkte nicht vergeblich auf das Herz dieses Mannes ein. Ihn ergriff das Verlangen, innerlich das zu besitzen, was er an den beiden Gefangenen beobachtet hatte. So kam er dazu, daß er zitternd vor Schrecken und innerer Bewegung ihnen zu Füßen fiel und nach dem Weg zur Seligkeit fragte.

Gott hat gar verschiedene Weisen, um Menschen zum Fragen nach der Seligkeit zu bringen. Doch pflegt er in seinem Wort und in seiner Führung die beiden Mittel des Ernstes und der Liebe zu gebrauchen, die er bei dem Kerkermeister anwandte (Römer 11, 22; 2. Mose 19, 4).

 

Apg 16,31 A.Christlieb 3. Der Kerkermeister kommt mit ganz schlichter Erkenntnis zur vollen Heilsgewißheit. Apostelgeschichte 16, 31 - 34; (Matthäus 11, 25).

Der zum Glauben gekommene Kerkermeister zeigt uns, daß gewisse Dinge zur Erlangung der Heilsgewißheit nicht nötig sind, die von manchen irrtümlich für notwendig gehalten werden.

Zuerst hatte er keine vollständige, allseitige christliche Erkenntnis. Wenn wir die Kürze seines Unterrichts erwähnen, so müssen wir sagen: Seine Einführung in die christlichen Heilswahrheiten war noch sehr einfach. Er wußte nur zweierlei:

1. Seine Frage beweist, daß er die Notwendigkeit seiner Errettung erkannt hatte. (,,Was muß ich tun, daß ich gerettet werde?", wörtlich). Also sein verlorener Zustand war ihm klar geworden. Diese Erkenntnis war für das Himmelreich mehr wert als alle Schriftgelehrsamkeit der stolzen Pharisäer.

2. Sodann war ihm aus Pauli Zeugnis Jesus der Retter und Heiland für solchen verlorenen Zustand bekannt geworden.

Diese einfache Erkenntnis genügte, um zur klaren Heilsfreude zu gelangen.

Dieses Beispiel kann solchen Seelen Mut machen, die in ihrem Mangel an christlicher Erkenntnis und gründlicher biblischer Lehre ein Hindernis für Erlangung des vollen inneren Friedens sehen. Die schlichteste Kenntnis genügt, wenn der heilige Geist sie lebendig macht.

 

Apg 16,33 C.H.Spurgeon Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen ab; und er ließ sich taufen und alle die Seinen alsobald. Apostelg. 16, 33.

Diesem Mann war es durchaus Ernst, und darum wollte er seine Taufe nicht hinausschieben. Er hatte sich in Christi Armee eintragen lassen, und er wollte alsbald Christi Uniform anlegen. Ich wünschte, daß etliche, die da bekennen, sie seien bekehrt, es so ernst nehmen möchten, wie dieser Kerkermeister es tat. ,,Aber," sagt jemand, ,,verfahren Sie doch nicht gar zu streng mit uns; ich hoffe, daß ich auch ein Christ bin, obgleich ich Christus bisher noch nie bekannt habe." Warum bekennst du Christus nicht, wenn du Ihm angehörst? So ähnlich sprach ich zu einem Mann, der seiner eigenen Angabe nach schon seit zwanzig Jahren ein Christ war. Er hatte sich der Gemeinde nie angeschlossen und nie ein offenes Bekenntnis abgelegt, und als ich zu ihm sprach, was meint ihr, was er mir antwortete? Er sagte: ,,Wer glaubt, der eilt nicht." ,,Nun," erwiderte ich, ,,wenn Sie morgen getauft und in die Gemeinde aufgenommen würden, so könnte man nicht gerade sagen, daß Sie große Eile haben, zumal Sie schon seit zwanzig Jahren gläubig sind; aber ein viel passenderer Text für Sie wäre doch das Wort des Psalmisten: >>Ich eile, und säume mich nicht, auf daß ich Deine Gebote halte.<<"

,,Aber," sagt ein anderer, ,,ich habe es nur kurze Zeit hinausgeschoben, und - " ,,Kurze Zeit! " Erlaubst du es deinem Jungen, so zu dir zu sprechen? Du sagst zu ihm: ,,Johannes, gehe hinauf zur Stadt, um dort eine Sache für mich zu erledigen." Etwa eine Stunde später siehst du ihn noch daheim, und du fragst ihn, warum er deinen Befehl nicht ausgeführt habe, und er sagt: ,,Vater, ich habe es kurze Zeit hinausgeschoben." Ich halte es für wahrscheinlich, daß du ihm einen Denkzettel geben wirst, so daß er die Entschuldigung nicht wiederholt. Aber wenn du ihn eine Stunde nach der anderen noch immer zu Hause sehen solltest und ihn sagen hörtest, daß er durchaus nicht ungehorsam sei, sondern daß er nur einige kleine eigene Dinge zuerst wahrnehmen wolle, so bilde ich mir ein, daß du ihn lehren würdest, was die Pflicht eines Sohnes sei. Ein Knecht dieser Art würde sich wahrscheinlich sehr bald einen anderen Dienst suchen müssen, und nennst du dich einen Knecht Christi, wenn du das dir befohlene Bekenntnis durch die Taufe hinausgeschoben und wieder hinausgeschoben und noch einmal hinausgeschoben hast, bis du, soweit ich sehen kann, von dem Gehorsam gegen deines Herrn Gebote soweit entfernt bist, wie du es nur je gewesen bist? Dieser Kerkermeister legte ,,in derselben Stunde der Nacht" ein Bekenntnis seines Glaubens ab ,,und ließ sich taufen und alle die Seinen alsbald", und alsbald waren alle mit Paulus und Silas zu einem Liebesmahl vereinigt und hatten selige Gemeinschaft miteinander. Lieber Freund, wenn du bekehrt bist, so schiebe das Bekenntnis von Christus nicht hinaus. Du beraubst deinen Prediger seines Soldes, denn es ist sein Lohn, zu hören, daß Gott deine Seele gesegnet hat. Du beraubst auch die Gemeinde. Wenn du ein Recht hast, draußen zu bleiben und Christus nicht zu bekennen, so hat jeder andere dasselbe Recht, und wo gäbe es dann überhaupt noch irgendwelches Bekenntnis von Christus, oder irgendwelche sichtbare Gemeinde Christi, oder irgendwelche Verordnungen Christi, oder auch nur Diener Christi? Wenn du ein Recht hast, dich nicht taufen zu lassen und ein Recht hast, das Abendmahl in der Gemeinde zu vernachlässigen, so hat auch jeder andere Christ das Recht, diese Dinge zu vernachlässigen. Wozu wären aber dann diese Anordnungen überhaupt getroffen worden? Was ist Christus in Seinem Hause? Ist Er der Hausherr, oder bist du es, und nimmst du dir die Freiheit, zu tun oder nicht zu tun, gerade was und wie es dir gefällt? Kommt und laßt diesen Text von euch allen wahr werden, die ihr glaubt: Er ließ sich taufen und alle die Seinen alsbald.





P.Wurster Und der Kerkermeister nahm Paulus und Silas zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen ab; und er ließ sich taufen und alle die Seinen alsobald, und führte sie in sein Haus und setzte ihnen einen Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, daß er an Gott gläubig geworden war. Apostelg. 16, 33.34

Das war eine denkwürdige Nacht im Kerker zu Philippi und im Haus des Kerkermeisters. Diese Nacht bildet einen Einschnitt in der Geschichte seines Hauses, ja der Stadt Philippi, Mazedoniens und ganz Europas. Denn damals ist, soviel wir wissen, die erste christliche Familie auf europäischem Boden begründet worden. Das alles durch die Bekehrung des Mannes, der zwei Gefangene zu hüten hatte. Es war eine stürmisch verlaufende Bekehrung ; ein Erdbeben und ein Selbstmordversuch spielt darin eine Rolle. Sie war vorbereitet durch das Gebet des Paulus und Silas ; sie haben Gott gelobt die ganze Nacht, und vielleicht hat schon mit dem Eindruck, den das auf den Kerkermeister machte, das Werk des heiligen Geistes an ihm begonnen. Jedenfalls hat er dem Zug des Geistes nachgegeben, als nachher der Apostel zu ihm redete. Da kam's zu der entscheidenden Frage: was muß ich tun, daß ich selig werde? und zu dem folgenschweren Entschluß: ich lasse mich taufen. Es war viel gewagt für einen Mann in seiner Stellung, aber auch viel gewonnen. Nun behandelt er die Gefangenen auf einmal wie Brüder, pflegt und bewirtet sie, und wie bald hat sich das Wort erfüllt: du und dein Haus wirst selig. Es war ein Geist seliger Freude eingekehrt in sein Haus. Ist es bei uns auch so? Sind das die Früchte unserer Bekehrung, daß wir den Brüdern dienen und den Herrn mit der Tat bekennen ohne Rücksicht darauf, was die Menschen sagen? Und spürt man es auch in unserem Hause, an dem Geist, der darin lebt: da sind Seelen selig geworden, die sich dem Herrn Jesus anvertraut haben?



Ch.Spurgeon "Und er nahm sie in jener Stunde der Nacht zu sich und wusch ihnen die Striemen ab und ließ sich auf der Stelle taufen, er samt den Seinigen." Apostelgeschichte 16,33

Gestattet mir heute, euch daran zu erinnern, daß hinausgeschobene Pflichten Sünden sind. Wollt ihr das mit nach Hause nehmen, die ihr seit Jahren gläubig und noch nicht getauft seid? Gestattet mir, euch auch daran zu erinnern, daß hinausgeschobene Vorrechte Verluste sind.

"Warum denn soviel über die Taufe sprechen?" sagt jemand. Viel über die Taufe? Ich könnte mit viel größerem Recht getadelt werden, daß ich so wenig darüber sage. Ich rufe euch alle als Zeugen dafür auf, daß ich, wenn mir die Taufe nicht in der Schrift in den Weg kommt, nie von meinem Text abweiche, um sie heranzuziehen. Ich bin kein Parteigänger. Ich habe die Taufe nie zu meiner Hauptlehre gemacht. Gott verhüte, daß ich es jemals tue. Aber ich werde mich nicht daran hindern lassen, die ganze Wahrheit zu predigen. Hier hat der Heilige Geist die Taufe verzeichnet. Wollt ihr gering von dem denken, was er zu berichten für gut befindet? Paulus und Silas, der Apostel und sein Gefährte, wagten es nicht, Gottes Anordnung zu vernachlässigen. Wie dürft ihr es wagen, sie zu verachten?

Es war mitten in der Nacht; es war in einem Gefängnis. Wenn sie jemals außer acht gelassen werden konnte, so hätte es sicherlich dort geschehen können. Es war kein rühmlicher Ort, die Taufe zu vollziehen. Es war auch keine besonders geeignete Stunde; aber sie hielten es für so wichtig, daß sie da und dann die Taufe an dem ganzen Haus vollzogen. Wenn dies Gottes Befehl ist - ich glaube allen Ernstes, daß es so ist -, dann verachtet ihn nicht!

Der Kerkermeister und sein Haus ließen sich sofort taufen. In jenen Tagen hatte niemand irgendwelchen Skrupel oder Einwürfe gegen den Gehorsam zu machen; alle waren dem göttlichen Willen gehorsam. Keiner schrak vor der Taufe zurück aus Furcht, daß das Wasser seiner Gesundheit schaden oder ihm irgendwelches Unbehagen bereiten könne; sondern er und die Seinen erfüllten den einfachen Wunsch des Herrn und ließen sich auf der Stelle taufen.

 

Apg 16,35 A.Christlieb Pauli Entlassung aus dem Gefängnis. Apostelgeschichte 16, 35 - 40.

Wie freundlich sorgt doch Gott für seine Knechte! Während Paulus im Gefängnis sich mit Gebet und Seelenrettung beschäftigt, sorgte Gott für seine Freilassung. Er brauchte selber nichts zu tun, um frei zu werden. Die Hauptleute sandten ohne menschliche Anregung am frühen Morgen den Befehl zur Freilassung der Apostel.

Laßt uns daraus lernen, daß niemand Gottesknechte länger plagen darf, als Gott es zuläßt.

Wie kamen die Hauptleute dazu, ihre Meinung zu ändern? Gestern glaubten sie ja noch, man müsse diese Menschen aufs schärfste züchtigen und aufs strengste verwahren. Heute sind sie der Ansicht, man müsse sie freilassen. Sind sie durch eine Beschwerdeschrift Pauli dazu gekommen? Hat Lydia ihnen Bescheid gesagt? Nein. Aber das starke Erdbeben der Nacht hat ihnen einige heilsame Gedanken gebracht. Die großmächtigen Herren hatten in der Nacht etwas von einer höheren Gewalt vernommen. Schon der erste Erdstoß hatte lähmendes Entsetzen geweckt. Die Angst vor Wiederholung ließ sie nicht mehr ruhen. Der nächste Stoß konnte sie das Leben kosten! Sie kamen, wie eine Lesart sagt, auf dem Markt zusammen, um wegen des Erdbebens zu beraten.

Nun wußten sie ja nicht, daß sie einen Boten des allmächtigen Gottes angetastet hatten, aber gewiß wußten sie soviel, daß sie wehrlose Fremdlinge sehr roh behandelt und ohne regelrechtes Verhör verurteilt hatten.

Angesichts der Ewigkeit mag der Entschluß schnell in ihnen gereift sein: Wir wollen wieder gutmachen, was wir gestern durch übergroße Schärfe vertan haben.

Nun, das war nicht verkehrt. Aber die Erschütterung dieser Herren ging doch nicht tief genug. O, wieviel oberflächliche Erschütterung gibt es besonders bei schreckhaften Geschehnissen. Laßt uns nicht bei oberflächlichem ,,Wiedergutmachen" stehenbleiben wie diese Beamten! Ginge es doch bei uns wie bei dem Kerkermeister durch eine ganz tiefe Erschütterung und dann durch eine völlige Erneuerung.

Der Kerkermeister hat auch Großes erlebt. Er schaute Gottes treue Fürsorge für seinen Apostel. Der Stockmeister durfte selber Paulus freilassen! Nachdem Paulus ihm die ewige Freiheit in Christo gebracht hatte, durfte er seinem geistlichen Vater die zeitliche Freiheit künden! Er erlebte, wie Gott sich um die Seinen kümmert, und wie Er auch mächtigen Menschen das Herz lenken kann.

Solche Erfahrungen gaben ihm Kraft für die kommende Zeit, wo er ohne Paulus weiter glauben mußte!

Paulus lehnte indessen die heimliche Ausstoßung ab und erbat öffentliches Geleit durch die Beamten! Weshalb? War es gekränkter Stolz oder Eigenliebe? Dann hätte Paulus oft vielerlei Geleit erbitten müssen! Ach nein! Er sah darauf, was für die Hauptleute, und vor allem für die junge Christenschar gut war. Ein guter Ruf, auch vor der Welt, macht dem Worte Gottes Bahn.

Nicht als fliehender Verbrecher, sondern als tröstender Vater sollte Paulus die erste Station in Europa verlassen. Wohl uns, wenn wir solche Spuren an den Orten unserer Wirksamkeit zurücklassen.