Bibelarbeit über Apostelgeschichte 14, 1-20
von Michael Strauch
Ikonion, Lystra, Derbe
Zeus, Hermes
Ikonion: Hauptstadt von Lykaonien, nördlich von Zypern in gerader Linie ins Landesinnere von Kleinasien, Türkei.
Lystra und Derbe: gehören ebenfalls zum kleinasiatischen Raum „Lykaonien“. Lykaonien ist Teil der römischen Provinz Galatien. Ein großer Landesbereich war Steppe und Salzwüste. Kaisr Klaudius versuchte durch Gründung römischer Siedlungen, die kriminellen Energien der vielen Räuberbanden in den Griff zu bekommen. In den Bergen gibt es viele Höhlen und somit Schlupflöcher. Die Reisen des Paulus müßten allein von diesem Aspekt sehr abenteuerlich gewesen sein. Nur in den großen Städten verstand man übrigens griechisch, im Rest des Landes wurde der Bergdialekt lykaonisch gesprochen.
In Lystra ist Timotheus geboren! Sie lag etwa 30 km von Ikonion entfernt und man kann heute noch die Ruinen aufsuchen. In der Nähe liegt Derbe.
Zeus und Hermes: Zeus war der „Göttervater“ der griechischen Mythologie, der auf einem Berg, dem Olymp seinen Wohnsitz hatte. Der oberste der Götter wie der römische Jupiter, der germanische Wotan, Baal, Osiris etc. Hermes ist gleich dem römischen Merkurion ein griechischer Gott, oft dargestellt mit Flügeln am Helm oder an den Fersen. Götterbote, nicht im Sinne eines Briefträgers sondern eines Herolds.
Bei solchen Texten empfiehlt es sich, den Inhalt mit eigenen Worten wiederzugeben.Etwa so.
Paulus und Barnabas in Ikonion. Sie halten dort eine Evangelisation ab. Viele Menschen kommen zum Glauben an Jesus. Juden und Griechen.
Die Juden, die nicht gläubig wurden, hetzen nur ihrerseits griechische Heiden auf gegen Paulus und Barnabas. Doch ohne ersten Erfolg.
Gott segnet die Verkündigung. Ja, er unterstützt die gepredigte Botschaft mit Zeichen und Wunder durch die Hände der beiden Evangelisten.
Die Spaltung der an Jesus gläubig gewordenen Juden und Griechen samt Paulus und Barnabas und die am alten Glauben festhaltenden Juden und die Heiden.
Es kommt zum „Sturm“. Offenbar einen Aufruhr in der Stadt. Die „Oberen“ der Stadt greifen ein.
Es kommt zu körperlichen Übergriffen. Gesundheit und Leben der beiden Verkündiger ist in großer Gefahr. Sie müssen fliehen in die nächste Umgebung. Sie predigen auch dort das Evangelium.
In der Stadt Lystra heilt Paulus einen gelähmten Mann.
Das Volk reagiert hier ebenfalls, nur anders. Sie glauben, dass die Götter Menschengestalt angenommen haben und verehren die beiden als Zeus und Hermes.
Schon bringt der Heidenpriester Stiere Paulus und Barnabas haben alle Mühe, sie abzuhalten.
Paulus hält eine evangelistische Ansprache
Doch die Juden von Ikonion haben Wind bekommen und verführen die Heiden auch hier. Ihr Augenmerk gilt besonders dem Juden und ehemaligen Theologen Paulus.
Sie steinigen ihn. Bewußtlos schleift man ihn aus der Stadt und wirft ihn hinaus. Die Jünger Jesu eilen zum „Leichnam“, müssen aber feststellen, dass Paulus nicht tot ist. Er steht auf und kehrt geradewegs in die Stadt zurück.
Hier kann es hilfreich sein, dass wir schildern, was uns als erstes in Gedanken kommt. Ein Gedanke, der mir kommt sind zwei Fragen oder zwei Themen:
Evangelisation – wie wichtig ist mir die Evangelisation? Die Arbeit der Missionare? Die Menschen, die Jesus nicht kennen?
Leiden – was bin ich bereit, auf mich zu nehmen, um des Evangeliums willen?
Halten wir fest: Paulus und Barnabas sind zwei Missionare, die vom Heiligen Geist und ganz bewußt von einer christlichen Gemeinde unter Handauflegung gesendet wurden. Sie werden von dieser Gemeinde unterstützt. Von dieser Gemeinde gehen sie aus und zu ihr kehren sie wieder zurück. Die Gemeinde steht hinter ihnen und erhält Informationen. Paulus und Barnabas haben auf ihrer ersten Missionsreise ein erklärtes Ziel. Sie wollen dort, wo Gott schon etwas angefangen hat (Barnabas kommt aus Zypern, Paulus aus Kilikien, die Gründer von der Gemeinde in Antiochia kamen aus Zypern, Paulus ging in Städte, wo es Juden und damit Synagogen gab), Menschen – Heiden wie Juden – für den Glauben an Jesus gewinnen, Gemeinden gründen und wieder zurückkehren. Es geht den Christen in der zurückgebliebenen Gemeinde nicht um Evangelisation in der nächsten Umgebung, das tun sie selbst. Sondern es geht ganz spezifisch um Weltevangelisation.
Fragen:
Hängt bei mir eine Weltkarte, die mich an die verlorenen Menschen erinnert? (Bitte nicht als Gesetz verstehen)?
Unterstützen wir als Hauskreis, als Stunde, als Gemeinde einen oder mehrere Missionare, die das Evangelium in die diese Welt tragen? Kurz: sind wir verbunden mit der weltweiten Evangelisation? Ist uns bewußt, dass alle Welt Christus braucht?
Es gibt in diesem Text zwei Formen von Leiden:
Das Leiden unter den Menschen, die das Evangelium bewußt be-und verhindern wollen.
Das Leiden darunter, dass der Mensch in den Mittelpunkt gestellt wird und nicht Gott.
Zum ersten Leiden:
Ich möchte betonen, dass es nicht die Heiden waren, die mit dem Aufruhr angefangen haben, sondern die Menschen, die an sich gläubig sind, aber den Totalitätsanspruch Jesu nicht wahrhaben wollen. Vielleicht spielt auch der Neid eine Rolle, wenn Missionare oder Evangelisten wie Paulus und Barnabas auch zahlenmäßig Erfolg haben und Menschen gewinnen. Heute wird die Evangelisation in den meisten Fällen von Christen behindert, die die Notwendigkeit – wie es Paulus ausdrückt, dass man sich bekehren solle – nicht sehen wollen. Viele Christen leiden darunter, dass andere Christen mit anderen Ansichten sie behindern, oft auch verhindern und das Evangelium so gestoppt wird.
Paulus und Barnabas ließen sich das nicht bieten. Sie stifteten allerdings ihrerseits keinen Aufruhr an, sondern sie wichen aus und verkündigten dort das Evangelium, wo es ging. Auf jeden Fall stand die Verkündigung der frohen Botschaft an oberster Stelle.
Ich möchte uns heute ausdrücklich Mut machen, dass wir die Verkündigung der frohen Botschaft ausüben und alles unterstützen, was in diese Richtung geht. Wer uns daran hindern will, den wollen wir nicht bekämpfen, aber auch nicht gewähren lassen.
Zum zweiten Leiden:
Wo der Satan uns über Gleichgültigkeit oder Widerstand nicht packen kann, weil uns die Verkündigung wichtig ist und wir es uns nicht nehmen lassen wollen, so wendet er eine andere Taktik an. Er macht uns selbst zu „Göttern“, zu „Zeus und Hermes“. Das heißt für mich praktisch: er versucht, uns an der Ehrsucht zu packen. Wenn heute Christen sagen, dass sie sehr „engagiert“ seien, dass sie unbedingt „missionarisch“ sein wollen, aber zugleich lieblos und theologisch sehr leichtfertig mit vielem umgehen, da frage ich mich, der ich das auch von mir selber kenne: was ist mein Motiv? In der evangelikalen Szene ist man eben „in“, wenn man missionarisch ist. „In“ ist, wer evangelistische Gespräche führt. Gesegnet, ja besonders gesegnet und auserkoren der Mann, bei dem die Gemeinde wächst und viele „Ungläubige“ sich aufhalten. Nebenbei, Gott ist so groß, dass er jeden Christen nutzen kann, gleich welche Motive er haben mag. Aber grundsätzlich möchte ich mich fragen: liebe ich den Nicht-Christen zuallererst um seiner selbst willen? Ist er mich wichtig als potentielles Missionsobjekt und lebendiger Orden meiner Missionsbemühung? Oder bin ich mir einfach bewußt, dass diesen geliebten Menschen sprichwörtlich die Hölle erwartet, ohne Jesus? Oder habe ich wiederum soviel scheinbare Achtung vor dem Mitmenschen, dass ich lieber Gott angreife und anklage, bevor ich diesem Menschen sage, dass er ohne Jesus verloren geht? Paulus und Barnabas waren einerseits beseelt von der Liebe zu den Menschen, zugleich aber erfüllt mit Ehrfurcht von der Heiligkeit Gottes, dem alle Ehre gebührt. Niemanden will ich verurteilen, doch will ich Mut machen, sich zu prüfen. Je ehrlicher wir werden in unseren Motiven, umso besser und glaubwürdiger können wir Jesus verkündigen.
Was auch immer uns betrifft: wer evangelisiert, der kann „was erleben!“ Die Mission ist das Herzblut der Christenheit. Wer sie unterläßt, gräbt seinem Körper den Sauerstoff ab.