1.
Klärung
von Begriffen - Versuch einer Übersicht
2.
Themenbehandlung:
2.1. Strategie
2.2. Prophetie
2.3. Heiliger Geist
3.
Punktuelle
Gedanke - Predigtaufbau und Widerstand
·
Antiochia:
Es gibt im Altertum 16 Städte dieses
Namens. Zwei sind von der Bibel sehr bekannt, das Antiochia in Pisidien, d.h.
Im Herzen der heutigen Türkei und das Antochia östlich von Zypern, in Syrien.
Zu diesen Städten gäbe es vieles zu sagen, ich greife nur einiges heraus: Das Antochia
in Pisidien, einer der ersten Missionsziele war ein Handelszentrum, wo
die Herstellung von Leder florierte. Dazu lag sie geographisch sehr günstig an
einer großen Handelsstraße. Dort wo der Handel floriert, findet man viele
Menschen, militärische Einrichtungen und auch religiöses Leben, so auch
jüdische Synagogen. Interessant ist, dass in dieser Stadt eine rege
Messiaserwartung herrschte. Man glaubte, dass der Kaiser Augustus der hiesige
Gott Men verkörpere und war drastisch enttäuscht, wie der römische
Weltherrscher das Zeitliche segnete. Paulus und Silas waren in dieser Stadt ca.
48.n.Chr.Paulus greift ganz bewußt die enttäuschte Messiaserwartung auf und
füllt sie mit Jesus Christus, und das mit Erfolg.
Das Antochia in Syrien liegt
zwischen dem heutigen Libanon und dem Taurusgebirge. Antochia war ebenfalls
römische Provinzhauptstadt mit einem römischen Statthalter. Antiochia lag am
Orontesfluss und nahe am Meer. Durch den vorgelagerten Seehafen, seine
geographisch Verbindungsslage und auch durch seinen sagenhaften,
wirtschaftlichen Aufstieg wurde die hellenistisch geprägte Stadt sehr bald zur
drittwichtigsten Stadt des römischen Weltreichs. Zur Zeit des Paulus dürfte es
bis nahezu 200 000 Menschen gegeben haben. Wo Reichtum blüht, gibt es
kulturelle Angebote wie den Daphne-Tempel, Vergnügungsorte künstlerischer und
lasterhafter Natur. Es gab Straßenbeleuchtungen und Rotlichtviertel, Stätten
des Wissens und Stätten der Gewalt. Kurz: ein Abglanz Roms. Dort (nachzulesen
in Apostelgeschichte 11,19ff) trafen nach der Verfolgung in Jerusalem Christen
(dort nannten sie sich das erstemal so!) auf und gründeten eine Gemeinde. Von
Jerusalem wurde zuerst Barnabas hingesandt, dieser holte Paulus. Sehr bald
gesellten sich Prophetiebegabte Männer dazu. Die Gemeinde wuchs und war ein
idealer Ausgangspunkt für die Missionsreisen der ersten Evangelisten.
·
Seleuzia
Eine Stadt in Syrien, eben die
Hafenstadt von Antiochia. Von dort fuhr Paulus und Barnabas nach Zypern.
·
Zypern
Große Insel im östlichen Teil des
Mittelmeeres. Sehr fruchtbar und reich an Erzvorkommen. Zypern war die Heimat
von Barnabas(!), von dort wirkten Christen und gründeten die Gemeinde in
Antiochia. Zypern war also durch Barnabas bekannt und christlich vorgeprägt.
Verständlich, dass diese Insel zuerst angelaufen wird.
·
Salamis
und Paphos
Salamis war eine Stadt an der
Ostküste Zyperns. Hier verkündigte Paulus das Evangelium. Paphos lag an der
Südwestküste Zyperns. Hier war der Sitz des römischen Prokonsuls.
·
Perge
und Ikonion
Perge war die Hauptstadt von
Pamphylien. Pamphylien wiederum war ein Landstrich nordwestlich von Zypern in
der Küstenregion, westlich von Kilikien. In Perge wurde die Göttin der Jagd -
Artemis/Diana - verehrt. Geht man nun von Perge nochöstlich ins Landesinnere
folgt der nächste Landstrich Lykaonien mit der Hauptstadt Ikonion, berühmt für
seine Herstellung und Verarbeitung von Wolle.
Wir sehen ohne große Mühe, dass Paulus auf seiner ersten
Missionreise dort beginnt, wo der Herr offensichtlich schon am Wirken war.
So verwundert es nicht, dass zuerst die Heimatstadt von Barnabas - Zypern -
angeschifft wird und später das heutige türkische Gebiet, dass Paulus aus
seiner Kindheit gekannt haben dürfte (Apg 21,39). Weiter besucht er bewußt Hauptstädte
und davon bewußt Städte mit Handelsbeziehungen. Der Grund liegt aufder
Hand: wo Handel floriert, sind Menschen aus der verschiedensten Orten der
damaligen Welt. Paulus arbeitet - wenn ich es so ausdrücken darf - wie der
Aufbau eines Internets. Er baut Knotenpunkte auf, wo Information aus allen
Richtung zusammenfließen und wiederum ausgehen. Dabei greift er auf Bestehendes
zurück und versucht herauszufinden, wo der Geist Gottes wirken will und gewirkt
hat. Das macht wiederum deutlich, dass es Orte und Zeiten gibt, wo der Geist
Gottes wirken kann und woanders nicht. Es hängt darum nicht so sehr an
einer Person, wenn eine Erweckung aufbricht, sondern auch um die Personen, die
dort leben und die Gottes Geist vorbereitet hat.
Als Drittes arbeitet Paulus zuerst in den Synagogen.
Diese Praxis hat Jesus verfolgt, Paulus ebenfalls. Auch sein Wort, dass er sich
den Heiden zuwenden will, ändert nichts an dieser Strategie.
Für die heutige Arbeit ergibt sich wichtige Überlegungen. Es
muss nicht darum gehen, dass Paulus ein "Missionselixier" gefunden
hat, das in allen Zeiten immer greift und vielversprechend ist. Gerade in
Städten geht das geistliche Leben eher zurück, gerade in deutschen Handels-und
Hafenstädten ist es geistlich aus meiner Sicht eher schlecht bestellt. Viele
Erweckungen fanden und finden in ländlichen Gegenden statt. Was aber deutlich
wird, dass keine geistliche Bewegung, keine Kirche, ja nicht einmal die
kleinste geistliche Zelle - weder Gebetskreis noch Hauskreis - ohne eine
Strategie arbeiten sollte. Wichtig und allgemein verbindlich erwächst daraus:
1.
Die
erste Kirche versammelte sich und organisierte sich in verschiedenen Orten.
Dort gab es eine Art Gemeindezusammengehörigkeit zur örtlichen
"Kirche".
2.
Die
erste Kirche war sich ihres Missionsauftrages bewußt und hat von Gottes Geist
berufene und begabte Menschen ausgesandt - als Gemeinde!
3.
Die
ersten Missionare hatten eine Strategie, wie sie die Menschen erreichen können.
Ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie war: wo hat der Herr schon zuvor
gewirkt! Wo kann ich ansetzen! Es gilt, etwas Bestehendes zu nutzen und es als
Plattform für das Neue zu gebrauchen.
Weiter: Wo sind Möglichkeiten
geographisch, politisch und soziologisch gegeben, dass der Same Christi ein
möglichst breites Sprektrum abdecken kann.
Die Prophetie fällt mehrmals in Kapitel 13 auf:
·
Vers
1: es waren aber in Antiochia in der Gemeinde Propheten und Lehrer,
nämlich Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Luzies...und Manaen...
·
Vers
6: Als sie aber die ganze Insel ...durchzogen hatten, trafen sie einen Zauberer
und falschen Propheten...der hieß Bar-Jesus (Sohn des Jesus).
·
Vers
15: Nach der Lesung des Gesetzes und der Propheten...
Und in Kapitel 11,27: "In diesen Tagen kamen Propheten
von Jerusalem nach Antiochia..." Da Barnabas auch als Prophet bezeichnet
wird, verwundert es nicht, dass er von Jerusalem sofort in die neu gegründete
Gemeinde gesandt wird.
Was aber ist der Dienst des Propheten? Auch dazu müßte
ausführlich referiert werden, ich beschränke mich aber auf Kapitel 13 und etwas
auf Kapitel 11. Beide geben ausführlich Auskunft über diese - wie wir von
Paulus wissen - Geistesgabe Gottes.
1.
Die
Gabe der Prophetie ist zuallerst eine Gabe des Heiligen Geistes. Aus dem
Propheten Joel 3,1 wissen wir, dass der Geist Gottes im Neuen Bund diese Gabe
auf alle ausgießen wird. Dennoch wirkt dieses Charisma in einigen Personen
besonders stark. So werden Propheten in Kapitel 13 explizit mit Namen erwähnt,
auch die "falschen Propheten!"
Halten wir fest: Eine Gemeinde sollte stets und
zuallerst bedacht sein, Propheten zu erkennen und bewußt einzusetzen! Ihr Wort
will gehört, aber auch geprüft werden.
2.
Wie
wirkt nun die Prophetie. Der Heilige Geist schenkt Einsichten in der Vergangenheit
(siehe die Rede des Paulus ab Vers 16, der besonders Einsicht in die großen
heilsgeschichtlichen Zusammenhänge hatte), in der Gegenwart (Stichwort Lehre
und Ermahnung, Sendung und Strategie) und in die Zukunft (Vision, Gesichte
etc.)
Einen Blick in die Zukunft tat in
Kap 11,28 ein Mann namens Agabus, der eine Hungersnot voraussagte.
3.
Prophetie
ist aber auch Einsicht in das menschliche Herz, soweit der Heilige Geist
es gewährt. So entlarvt Paulus den falschen Propheten Bar-Jesus mit den Worten:
"Du Sohn des Teufels, voll List und aller Bosheit..." Nicht jeden
Menschen, der Paulus widerstand, hat Paulus auch so getadelt. Gottes Geist gab
im eine Einsicht in das Herz des Anderen.
4.
Prophetie
ist aber auch und vielleicht hauptsächlich Einblick in das Wort Gottes und
- die Erkenntnis, was zu tun ist. Jetzt und heute. Wie ist das Wort Gottes
anwendbar auf mein und unser Leben. Darum verwundert es nicht, dass Prophetie
und Lehre so nah beieinander liegen. So kann man das Wort Gottes wie ein
Stück Literatur erklären, aber es so auszulegen, dass der Zuhörer den Eindruck
gewinnt, nicht der Redner, sondern der Herr selbst bedient sich der Rede, dann
wirkt Gottes Geist.
5.
Gottes
Geist wirkt in der Lehre besonders auch im Punkte der richtigen Theologie!
Wir erkennen sehr früh beide Stränge: 1. Die Verbreitung des Evangeliums unter
die Menschen, was keine theologischen Dispute nach sich zieht. 2. Das Ringen um
die richtige Auslegung steht aber direkt daneben. Mutig, wie Paulus in der
Synagoge das AT auslegt auf Christus zu, auf Kreuz, Auferstehung und
Himmelfahrt. Und bei Bar-Jesus sagt Paulus, er solle aufhören, die geraden
Wege des Herrn krumm zu machen. Ich verweise hier auf meine Auslegung zu
Kapitel 9, wo ich darauf hinwies, dass "der Weg des Herrn" ein
Synonym für die richtige Lehre ist und Saulus nicht umsonst in einer Herberge
wohnte, dessen Straße die "Die Gerade" hieß.
6.
Theologisch
kann man sagen, das die Geist-gewirkte Theologie daran zu erkennen ist,
dass sie die großen Heilslinien des AT und des NT bewußt und klar auf
Christus bezieht , insbesondere auf das Heilswerk Christi und auslegt. Alle
andere Verkündigung ist ein bewußtes Verkrümmen der geraden Lehre.
7.
Halten
wir fest: Die
gerade und richtige Lehre basiert nicht auf Meinungsverschiedenheiten in theologischen
Fragen wie Groß-oder Kindertaufe, dem Abendmahlsstreit und ähnlichen Dingen.
Wichtig und entscheidend ist, was im apostolischen Bekenntnis zusammengefaßt
ist und das die gesamte Heilige Schrift auf Christus zu beziehen ist. Nicht in
jedem winzigen Detail, sondern in großen Heilsgeschichtlichen Linien. Paulus
gibt uns in seiner Predigt ein Beispiel dafür.
Jeder Christ hat den Geist der
Prophetie, aber nicht in jedem Christen wirkt dieser gleich stark. Jeder Christ
soll die Heilige Schrift auslegen, aber nicht jeder Christ ist zum Lehrer
berufen. Die Lehrer in der Gemeinde sollen geachtet werden, ihre Lehre geprüft.
8.
In Apg
11,26 steht nun:
"Und als er (Barnabas) ihn
(Paulus) fand, brachte er ihn nach Antiochia. Und sie blieben ein ganzes Jahr
bei der Gemeinde und lehrten viele!"
Vom Statthalter Sergius Paulus heißt
es in Kap 13,7 heißt es: "...und begehrte, das Wort Gottes zu
hören!"
In der Synagoge heißt es in Vers 15:
"...Nach der Lesung des Gesetzes und der Propheten aber schickten
die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließen ihnen sagen: Liebe Brüder, wollt
ihr etwas reden und die Brüder ermahnen, so sagt es!"
In Vers 44 lesen wir: "Am
folgenden Sabbat aber kam fast die ganze Stadt zusammen, das Wort Gottes zu
hören!"
Die Prophetie meint also auch, dass
ein Wort Gottes vorgelesen und von Menschen ausgelegt werden darf. Die Worte
dürfen vom Menschen geordnet, ausgesucht und ausgesprochen werden. Der Geist
Gottes macht es, dass die Worte ins Herz treffen. Das Wort, vom Geist gewirkt,
bewirkt Glauben (V.8).
Die Prophetie liest und führt die
Heilslinien im Wortes Gottes aus, sondern sie "ermahnt" zu allen
Zeiten. Das meint, dass die Prophetie das Wort Gottes gezielt ins
praktische Leben umsetzt. Wo der praktische Bezug fehlt, wo die
"Ermahung" fehlt - gemeint ist nicht ein Tadeln, sondern ein
Ermuntern, Gottes Wort zu hören und zu tun - wirkt die Verkündigung vielleicht
intelligent, aber nicht geistreich. Denn der Geist will, dass der Mensch das
Wort liest, hört, glaubt und tut. Wobei die Praxis nicht immer ein Tun
meinerseits verlangt, sondern deutlich macht, dass Gott auch an mir etwas tun
will! Siehe Vers 38: So sei euch nun kundgetan, dass euch durch ihn
Vergebung der Sünden verkündigt wird.
Der Heilige Geist wird sehr stark erwähnt. Sein Wirken ist
Voraussetzung und Garant für Gemeindebau, Mission und rechter Lehre. Was
erfahren wir in Kapitel 13 vom Heiligen Geist und was bedeutet das für uns
heute?
·
Vers:
2: "Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist:
Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich
sie berufen habe."
Vers: 4: "Nachdem sie nun ausgesandt
waren vom Heiligen Geist..."
Der Heilige Geist handelt nicht als
eine Kraft, als eine Energie (wie es die Zeugen Jehovas behaupten), sondern als
eigenständige Person. Wir erfahren, dass der Geist Gottes eine eigenständige
Person der Dreieinigkeit ist.
Der Geist Gottes beruft. Jeder
Christ ist ein Evangelist. Aber nicht jeder Christ ist berufen für ein größeres
"Werk". Darin liegt auch eine Entlastung, ein Trost. Namentlich
beruft der Heilige Geist zwei Männer. Die Gemeinde aber ist ebenfalls berufen.
Nämlich durch Gebet hinter den Beiden zu stehen und durch Handauflegung ihnen
den Segen zu erteilen.
Der Heilige Geist kann Menschen für bestimmte
Aufgaben zu bestimmten Zeiten berufen. Die Gemeinde soll diese Menschen
mitsenden, umbeten und segnen.
Praxis: Jede Stunde, jeder Hauskreis, jede
Gemeinde sollte mindestens einen Missionar haben, den sie bewußt senden und
unterstützen.
·
Vers
9: "Saulus aber, voll heiligen Geistes, sah ihn an..." Siehe dazu
meine Ausführung zu Prophetie.
·
Vers
52: "Die Jünger aber wurden erfüllt von Freude und heiligem Geist!"
Ich will abschließend nur kurz versuchen zu verstehen, wie
Paulus seine Predigt aufgebaut hat. Ich sehe folgenden Liniengang (Verse 16ff):
Die Predigt teilt sich in drei Teile, die
jeweils unterbrochen sind mit einer Anrede der Zuhörer. Im ersten Teil heißte
es:
Vers 16: "Ihr Männer von Israel und ihr
Gottesfürchtigen, hört zu!"
Im zweiten Teil heißt es:
Vers 26: "Ihr Männer, liebe Brüder, ihr Söhne aus dem
Geschlecht Abrahams und ihr Gottesfürchtigen, uns ist das Wort des Heils
gesandt."
Im dritten Teil heißt es:
Vers 38: "So sei es euch nun kundgetan, liebe
Brüder"
Im ersten Teil sind folgende Punkte gesetzt:
1.
Beginn:
Ägypten. Sklaverei. Befreiung Israels. Gott hat Israel groß und stark gemacht.
Saulus knüpft demnach an die
einleitenden Worte des ersten Gebotes an: "Ich bin der Herr, dein Gott,
der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe!"(2Mose
20,1). Geschickt macht Paulus deutlich, dass er "ein frommer und
gottesfürchtiger Jude ist". Paulus beginnt also mit dem jüdischen
Bekenntnis! Ein Gewicht legt Paulus allerdings darauf, dass Israel erwählt
ist! Erwählung ist Ehre, aber auch Berufung! Berufen zu was? Das läßt Paulus
noch offen.
Als erstes steht also die Erwählung
Israels durch Gott
2.
Nur
mit einem Satz erwähnt Paulus die Wüstenwanderung. Das Wort "ertrug
er (Gott) sie" macht deutlich, dass es in der Beziehung zwischen Gott und
dem erwählten Volk von Anbeginn Konflikte gab. Paulus führt es nicht weiter
aus. Noch nicht.
3.
Dann
spricht Paulus das verheißene Land ein. Es ist "das Erbe!"Vom
Volk Israel geht Paulus nun über zum Land und damit zur Staatsbildung.
Interessanterweise erwähnt Paulus den Moses nicht, wohl aber die Richter und
Samuel und ausführlich König Saul! Wiederum klingt durch die Erwähnung der
Richter und König Sauls Israels schmerzhafte, eigensinnige Vergangenheit an.
Einschub: Spätetens hier wird die Absicht des Paulus erkennbar. Er stellt Gottes
Handeln dem Handeln Israels gegenüber. Gott hat Israel aus der Knechtschaft
geführt. Israel aber machte sich einen eigenen Gott, war mürrisch etc. Gott gab
dem Volk Israel ein Land und vertrieb seine Feinde. Isael aber machte sich
eigenen Götter, sodass die Feinde wiederüberhandnahmen. Gott sandte Israel
Befreier in Form von Richtern - denn Israel war eine Theokratie. Israel aber
wollte einen König haben wie ihn alle anderen Völker auch haben und wählte
Saul. Saul aber führte Israel an den Rand des Abgrunds, Gott aber ging selbst
auf das Königsansinnen ein und gab ihnen den König David.
Das alles führt Paulus nicht aus, er erwähnt es nur
geschickt. Bei David macht Paulus ein prophetisches Wort fest.
4.
Im
zweiten Teil geht um Jesus und seine Beziehung zum AT und NT. Von König David aus macht Paulus
einen großen Sprung zu Jesus. Er macht deutlich, dass Jesus aus dem
Geschlecht Davids ist und bindet nun die Verheißung aus 1Samuel 13,14 auf
beide: "einen Mann nach Gottes Herzen" - ein Mann, der "Gottes
ganzen Willen tut". Bei Jesus heißt es nun, dass er der Messias ist.
Das ist nun eine Aussage, die die
Juden nicht ohne weiteres schlucken können. Wie kommt Paulus darauf? Paulus
schließt seinen ersten alttestamentlichen Bogen ab, indem er den letzten großen
Propheten des AT zitiert: Johannes der Täufer, von ganz Israel
weitgehend akzeptiert und anerkannt. Paulus erwähnt, dass Johannes den Weg Jesu
vorbereitet hat, indem er Israel zur Buße aufrief. Auch ist Johannes nicht der
Messias - er starb durch die Hand des Herodes - sondern Jesus ist es, von
Johannes selbst bezeugt. Diese Aussagen von Johannes sind bezeugt, wer kann
etwas dagegen sagen? Paulus hat seine Predigt gut abgesichert. Doch nun kommt
der praktische Bezug in einem zweiten Teil.
5.
Jetzt
verstehen wir, warum Paulus die Zuhörer nocheinmal und erweitert anspricht. Der
erste Praxisbezug ist ein Wort des Gerichts! Paulus macht deutlich, dass
jede Predigt, jedes Lesen der Schrift ohne Wirkung auf mein Leben Gericht
nach sich zieht! Das heißt nicht, dass ich verbissen jede Predigt umsetzen
muss, es heißt aber auch nicht, dass ich die Gottesdienste einfach
"absitzen kann". Geschickt führt Paulus an, wie das damalige und
heutige Israel sich gleichen. Wie sie Gott, nachdem er sich in Jesus offenbart
hat, abgesetzt haben, getötet haben und doch waren sie Werkzeuge des Willens
Gottes. Paulus macht deutlich: das haben die Menschen getan. Nun kommt das
wieder, was Gott getan hat: "Aber Gott hat ihn auferweckt von den
Toten!"
6.
Nun
steht Paulus an einem Punkt, den er nicht allein biblisch, sondern auch
praktisch untermauern muss. Die Auferweckung Jesu ist bezeugt (V.31). Und
Paulus deckt es theologisch ab: Der Glaube, David kehre wieder, ist ein Irrtum.
David ist gestorben. Jesus auch. Aber Jesus verweste nicht. Er lebt und ist die
Erfüllung der Verheißung an David.
Einschub:
Im ersten Teil vollzieht Paulus also einen gekonnten
Überblick über die Geschichte Israels im Bezug auf Gott. Was tut Gottes Volk,
was tut Gott. Im stellt Paulus Israel in Beziehung zu Jesus. Und im dritten
Teil führt Paulus die praktische Konsequenz aus.
Im dritten Teil geht Paulus nun ganz konkret darauf ein, was
das praktisch für mich bedeutet. Zuerst hat Paulus vom Gericht gesprochen, nun
aber ist die praktische Konsequenz aus allem Gnade. Wie Gott einst
Israel aus Ägypten führte, so befreit Gott heute von der Sünde. Wie einst
Israel Gott durch Werke nicht gerecht wurde, so wird Israel gleich Abraham
Gerechtigkeit zugesprochen durch den Glauben an Jesus.
Doch Paulus läßt nicht unerwähnt, auch durch Zitat aus dem
AT, dass eine Ablehnung Jesu erneute Ablehnung Gottes bedeutet und damit
endgültiges Gericht.
Wer so wie Paulus das Wort Gottes auslegt, der muss mit
Widerstand rechnen. Und dieser kommt reichlich. Durch die dämonische Welt in
Gestalt des Bar-Jesus, durch Menschen in Form von Hetze, übler Nachrede,
Verleumdung und schließlich Verfolgung.