Bibelarbeit über Apostelgeschichte 13

von Michael Strauch

 

 

Gliederung:

1.       Klärung von Begriffen - Versuch einer Übersicht

2.       Themenbehandlung:

2.1. Strategie

2.2. Prophetie

2.3. Heiliger Geist

3.       Punktuelle Gedanke - Predigtaufbau und Widerstand

 

zu 1: Klärung von Begriffen - Versuch einer Übersicht

1.     Städte

 

·         Antiochia:

Es gibt im Altertum 16 Städte dieses Namens. Zwei sind von der Bibel sehr bekannt, das Antiochia in Pisidien, d.h. Im Herzen der heutigen Türkei und das Antochia östlich von Zypern, in Syrien. Zu diesen Städten gäbe es vieles zu sagen, ich greife nur einiges heraus: Das Antochia in Pisidien, einer der ersten Missionsziele war ein Handelszentrum, wo die Herstellung von Leder florierte. Dazu lag sie geographisch sehr günstig an einer großen Handelsstraße. Dort wo der Handel floriert, findet man viele Menschen, militärische Einrichtungen und auch religiöses Leben, so auch jüdische Synagogen. Interessant ist, dass in dieser Stadt eine rege Messiaserwartung herrschte. Man glaubte, dass der Kaiser Augustus der hiesige Gott Men verkörpere und war drastisch enttäuscht, wie der römische Weltherrscher das Zeitliche segnete. Paulus und Silas waren in dieser Stadt ca. 48.n.Chr.Paulus greift ganz bewußt die enttäuschte Messiaserwartung auf und füllt sie mit Jesus Christus, und das mit Erfolg.

Das Antochia in Syrien liegt zwischen dem heutigen Libanon und dem Taurusgebirge. Antochia war ebenfalls römische Provinzhauptstadt mit einem römischen Statthalter. Antiochia lag am Orontesfluss und nahe am Meer. Durch den vorgelagerten Seehafen, seine geographisch Verbindungsslage und auch durch seinen sagenhaften, wirtschaftlichen Aufstieg wurde die hellenistisch geprägte Stadt sehr bald zur drittwichtigsten Stadt des römischen Weltreichs. Zur Zeit des Paulus dürfte es bis nahezu 200 000 Menschen gegeben haben. Wo Reichtum blüht, gibt es kulturelle Angebote wie den Daphne-Tempel, Vergnügungsorte künstlerischer und lasterhafter Natur. Es gab Straßenbeleuchtungen und Rotlichtviertel, Stätten des Wissens und Stätten der Gewalt. Kurz: ein Abglanz Roms. Dort (nachzulesen in Apostelgeschichte 11,19ff) trafen nach der Verfolgung in Jerusalem Christen (dort nannten sie sich das erstemal so!) auf und gründeten eine Gemeinde. Von Jerusalem wurde zuerst Barnabas hingesandt, dieser holte Paulus. Sehr bald gesellten sich Prophetiebegabte Männer dazu. Die Gemeinde wuchs und war ein idealer Ausgangspunkt für die Missionsreisen der ersten Evangelisten.

·         Seleuzia

Eine Stadt in Syrien, eben die Hafenstadt von Antiochia. Von dort fuhr Paulus und Barnabas nach Zypern.

·         Zypern

Große Insel im östlichen Teil des Mittelmeeres. Sehr fruchtbar und reich an Erzvorkommen. Zypern war die Heimat von Barnabas(!), von dort wirkten Christen und gründeten die Gemeinde in Antiochia. Zypern war also durch Barnabas bekannt und christlich vorgeprägt. Verständlich, dass diese Insel zuerst angelaufen wird.

·         Salamis und Paphos

Salamis war eine Stadt an der Ostküste Zyperns. Hier verkündigte Paulus das Evangelium. Paphos lag an der Südwestküste Zyperns. Hier war der Sitz des römischen Prokonsuls.

·         Perge und Ikonion

Perge war die Hauptstadt von Pamphylien. Pamphylien wiederum war ein Landstrich nordwestlich von Zypern in der Küstenregion, westlich von Kilikien. In Perge wurde die Göttin der Jagd - Artemis/Diana - verehrt. Geht man nun von Perge nochöstlich ins Landesinnere folgt der nächste Landstrich Lykaonien mit der Hauptstadt Ikonion, berühmt für seine Herstellung und Verarbeitung von Wolle.

 

 

2.Themen

2.1: Strategie

 

Wir sehen ohne große Mühe, dass Paulus auf seiner ersten Missionreise dort beginnt, wo der Herr offensichtlich schon am Wirken war. So verwundert es nicht, dass zuerst die Heimatstadt von Barnabas - Zypern - angeschifft wird und später das heutige türkische Gebiet, dass Paulus aus seiner Kindheit gekannt haben dürfte (Apg 21,39). Weiter besucht er bewußt Hauptstädte und davon bewußt Städte mit Handelsbeziehungen. Der Grund liegt aufder Hand: wo Handel floriert, sind Menschen aus der verschiedensten Orten der damaligen Welt. Paulus arbeitet - wenn ich es so ausdrücken darf - wie der Aufbau eines Internets. Er baut Knotenpunkte auf, wo Information aus allen Richtung zusammenfließen und wiederum ausgehen. Dabei greift er auf Bestehendes zurück und versucht herauszufinden, wo der Geist Gottes wirken will und gewirkt hat. Das macht wiederum deutlich, dass es Orte und Zeiten gibt, wo der Geist Gottes wirken kann und woanders nicht. Es hängt darum nicht so sehr an einer Person, wenn eine Erweckung aufbricht, sondern auch um die Personen, die dort leben und die Gottes Geist vorbereitet hat.

Als Drittes arbeitet Paulus zuerst in den Synagogen. Diese Praxis hat Jesus verfolgt, Paulus ebenfalls. Auch sein Wort, dass er sich den Heiden zuwenden will, ändert nichts an dieser Strategie.

 

Für die heutige Arbeit ergibt sich wichtige Überlegungen. Es muss nicht darum gehen, dass Paulus ein "Missionselixier" gefunden hat, das in allen Zeiten immer greift und vielversprechend ist. Gerade in Städten geht das geistliche Leben eher zurück, gerade in deutschen Handels-und Hafenstädten ist es geistlich aus meiner Sicht eher schlecht bestellt. Viele Erweckungen fanden und finden in ländlichen Gegenden statt. Was aber deutlich wird, dass keine geistliche Bewegung, keine Kirche, ja nicht einmal die kleinste geistliche Zelle - weder Gebetskreis noch Hauskreis - ohne eine Strategie arbeiten sollte. Wichtig und allgemein verbindlich erwächst daraus:

1.       Die erste Kirche versammelte sich und organisierte sich in verschiedenen Orten. Dort gab es eine Art Gemeindezusammengehörigkeit zur örtlichen "Kirche".

2.       Die erste Kirche war sich ihres Missionsauftrages bewußt und hat von Gottes Geist berufene und begabte Menschen ausgesandt - als Gemeinde!

3.       Die ersten Missionare hatten eine Strategie, wie sie die Menschen erreichen können. Ein wichtiger Bestandteil dieser Strategie war: wo hat der Herr schon zuvor gewirkt! Wo kann ich ansetzen! Es gilt, etwas Bestehendes zu nutzen und es als Plattform für das Neue zu gebrauchen.

Weiter: Wo sind Möglichkeiten geographisch, politisch und soziologisch gegeben, dass der Same Christi ein möglichst breites Sprektrum abdecken kann.

2.      Prophetie

Die Prophetie fällt mehrmals in Kapitel 13 auf:

·         Vers 1: es waren aber in Antiochia in der Gemeinde Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Luzies...und Manaen...

·         Vers 6: Als sie aber die ganze Insel ...durchzogen hatten, trafen sie einen Zauberer und falschen Propheten...der hieß Bar-Jesus (Sohn des Jesus).

·         Vers 15: Nach der Lesung des Gesetzes und der Propheten...

 

Und in Kapitel 11,27: "In diesen Tagen kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochia..." Da Barnabas auch als Prophet bezeichnet wird, verwundert es nicht, dass er von Jerusalem sofort in die neu gegründete Gemeinde gesandt wird.

 

Was aber ist der Dienst des Propheten? Auch dazu müßte ausführlich referiert werden, ich beschränke mich aber auf Kapitel 13 und etwas auf Kapitel 11. Beide geben ausführlich Auskunft über diese - wie wir von Paulus wissen - Geistesgabe Gottes.

 

1.       Die Gabe der Prophetie ist zuallerst eine Gabe des Heiligen Geistes. Aus dem Propheten Joel 3,1 wissen wir, dass der Geist Gottes im Neuen Bund diese Gabe auf alle ausgießen wird. Dennoch wirkt dieses Charisma in einigen Personen besonders stark. So werden Propheten in Kapitel 13 explizit mit Namen erwähnt, auch die "falschen Propheten!"

Halten wir fest: Eine Gemeinde sollte stets und zuallerst bedacht sein, Propheten zu erkennen und bewußt einzusetzen! Ihr Wort will gehört, aber auch geprüft werden.

2.       Wie wirkt nun die Prophetie. Der Heilige Geist schenkt Einsichten in der Vergangenheit (siehe die Rede des Paulus ab Vers 16, der besonders Einsicht in die großen heilsgeschichtlichen Zusammenhänge hatte), in der Gegenwart (Stichwort Lehre und Ermahnung, Sendung und Strategie) und in die Zukunft (Vision, Gesichte etc.)

Einen Blick in die Zukunft tat in Kap 11,28 ein Mann namens Agabus, der eine Hungersnot voraussagte.

3.       Prophetie ist aber auch Einsicht in das menschliche Herz, soweit der Heilige Geist es gewährt. So entlarvt Paulus den falschen Propheten Bar-Jesus mit den Worten: "Du Sohn des Teufels, voll List und aller Bosheit..." Nicht jeden Menschen, der Paulus widerstand, hat Paulus auch so getadelt. Gottes Geist gab im eine Einsicht in das Herz des Anderen.

4.       Prophetie ist aber auch und vielleicht hauptsächlich Einblick in das Wort Gottes und - die Erkenntnis, was zu tun ist. Jetzt und heute. Wie ist das Wort Gottes anwendbar auf mein und unser Leben. Darum verwundert es nicht, dass Prophetie und Lehre so nah beieinander liegen. So kann man das Wort Gottes wie ein Stück Literatur erklären, aber es so auszulegen, dass der Zuhörer den Eindruck gewinnt, nicht der Redner, sondern der Herr selbst bedient sich der Rede, dann wirkt Gottes Geist.

5.       Gottes Geist wirkt in der Lehre besonders auch im Punkte der richtigen Theologie! Wir erkennen sehr früh beide Stränge: 1. Die Verbreitung des Evangeliums unter die Menschen, was keine theologischen Dispute nach sich zieht. 2. Das Ringen um die richtige Auslegung steht aber direkt daneben. Mutig, wie Paulus in der Synagoge das AT auslegt auf Christus zu, auf Kreuz, Auferstehung und Himmelfahrt. Und bei Bar-Jesus sagt Paulus, er solle aufhören, die geraden Wege des Herrn krumm zu machen. Ich verweise hier auf meine Auslegung zu Kapitel 9, wo ich darauf hinwies, dass "der Weg des Herrn" ein Synonym für die richtige Lehre ist und Saulus nicht umsonst in einer Herberge wohnte, dessen Straße die "Die Gerade" hieß.

6.       Theologisch kann man sagen, das die Geist-gewirkte Theologie daran zu erkennen ist, dass sie die großen Heilslinien des AT und des NT bewußt und klar auf Christus bezieht , insbesondere auf das Heilswerk Christi und auslegt. Alle andere Verkündigung ist ein bewußtes Verkrümmen der geraden Lehre.

7.       Halten wir fest: Die gerade und richtige Lehre basiert nicht auf Meinungsverschiedenheiten in theologischen Fragen wie Groß-oder Kindertaufe, dem Abendmahlsstreit und ähnlichen Dingen. Wichtig und entscheidend ist, was im apostolischen Bekenntnis zusammengefaßt ist und das die gesamte Heilige Schrift auf Christus zu beziehen ist. Nicht in jedem winzigen Detail, sondern in großen Heilsgeschichtlichen Linien. Paulus gibt uns in seiner Predigt ein Beispiel dafür.

Jeder Christ hat den Geist der Prophetie, aber nicht in jedem Christen wirkt dieser gleich stark. Jeder Christ soll die Heilige Schrift auslegen, aber nicht jeder Christ ist zum Lehrer berufen. Die Lehrer in der Gemeinde sollen geachtet werden, ihre Lehre geprüft.

8.       In Apg 11,26 steht nun:

"Und als er (Barnabas) ihn (Paulus) fand, brachte er ihn nach Antiochia. Und sie blieben ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und lehrten viele!"

Vom Statthalter Sergius Paulus heißt es in Kap 13,7 heißt es: "...und begehrte, das Wort Gottes zu hören!"

In der Synagoge heißt es in Vers 15: "...Nach der Lesung des Gesetzes und der Propheten aber schickten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließen ihnen sagen: Liebe Brüder, wollt ihr etwas reden und die Brüder ermahnen, so sagt es!"

In Vers 44 lesen wir: "Am folgenden Sabbat aber kam fast die ganze Stadt zusammen, das Wort Gottes zu hören!"

Die Prophetie meint also auch, dass ein Wort Gottes vorgelesen und von Menschen ausgelegt werden darf. Die Worte dürfen vom Menschen geordnet, ausgesucht und ausgesprochen werden. Der Geist Gottes macht es, dass die Worte ins Herz treffen. Das Wort, vom Geist gewirkt, bewirkt Glauben (V.8).

Die Prophetie liest und führt die Heilslinien im Wortes Gottes aus, sondern sie "ermahnt" zu allen Zeiten. Das meint, dass die Prophetie das Wort Gottes gezielt ins praktische Leben umsetzt. Wo der praktische Bezug fehlt, wo die "Ermahung" fehlt - gemeint ist nicht ein Tadeln, sondern ein Ermuntern, Gottes Wort zu hören und zu tun - wirkt die Verkündigung vielleicht intelligent, aber nicht geistreich. Denn der Geist will, dass der Mensch das Wort liest, hört, glaubt und tut. Wobei die Praxis nicht immer ein Tun meinerseits verlangt, sondern deutlich macht, dass Gott auch an mir etwas tun will! Siehe Vers 38: So sei euch nun kundgetan, dass euch durch ihn Vergebung der Sünden verkündigt wird.

 

2.3 Heiliger Geist

Der Heilige Geist wird sehr stark erwähnt. Sein Wirken ist Voraussetzung und Garant für Gemeindebau, Mission und rechter Lehre. Was erfahren wir in Kapitel 13 vom Heiligen Geist und was bedeutet das für uns heute?

 

·         Vers: 2: "Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe."

Vers: 4: "Nachdem sie nun ausgesandt waren vom Heiligen Geist..."

Der Heilige Geist handelt nicht als eine Kraft, als eine Energie (wie es die Zeugen Jehovas behaupten), sondern als eigenständige Person. Wir erfahren, dass der Geist Gottes eine eigenständige Person der Dreieinigkeit ist.

Der Geist Gottes beruft. Jeder Christ ist ein Evangelist. Aber nicht jeder Christ ist berufen für ein größeres "Werk". Darin liegt auch eine Entlastung, ein Trost. Namentlich beruft der Heilige Geist zwei Männer. Die Gemeinde aber ist ebenfalls berufen. Nämlich durch Gebet hinter den Beiden zu stehen und durch Handauflegung ihnen den Segen zu erteilen.

Der Heilige Geist kann Menschen für bestimmte Aufgaben zu bestimmten Zeiten berufen. Die Gemeinde soll diese Menschen mitsenden, umbeten und segnen.

Praxis: Jede Stunde, jeder Hauskreis, jede Gemeinde sollte mindestens einen Missionar haben, den sie bewußt senden und unterstützen.

·         Vers 9: "Saulus aber, voll heiligen Geistes, sah ihn an..." Siehe dazu meine Ausführung zu Prophetie.

·         Vers 52: "Die Jünger aber wurden erfüllt von Freude und heiligem Geist!"

zu 3: Punktuelle Gedanke - Predigtaufbau und Widerstand

Ich will abschließend nur kurz versuchen zu verstehen, wie Paulus seine Predigt aufgebaut hat. Ich sehe folgenden Liniengang (Verse 16ff):

 

Die Predigt teilt sich in drei Teile, die jeweils unterbrochen sind mit einer Anrede der Zuhörer. Im ersten Teil heißte es:

Vers 16: "Ihr Männer von Israel und ihr Gottesfürchtigen, hört zu!"

Im zweiten Teil heißt es:

Vers 26: "Ihr Männer, liebe Brüder, ihr Söhne aus dem Geschlecht Abrahams und ihr Gottesfürchtigen, uns ist das Wort des Heils gesandt."

Im dritten Teil heißt es:

Vers 38: "So sei es euch nun kundgetan, liebe Brüder"

 

Im ersten Teil sind folgende Punkte gesetzt:

1.       Beginn: Ägypten. Sklaverei. Befreiung Israels. Gott hat Israel groß und stark gemacht.

Saulus knüpft demnach an die einleitenden Worte des ersten Gebotes an: "Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe!"(2Mose 20,1). Geschickt macht Paulus deutlich, dass er "ein frommer und gottesfürchtiger Jude ist". Paulus beginnt also mit dem jüdischen Bekenntnis! Ein Gewicht legt Paulus allerdings darauf, dass Israel erwählt ist! Erwählung ist Ehre, aber auch Berufung! Berufen zu was? Das läßt Paulus noch offen.

Als erstes steht also die Erwählung Israels durch Gott

2.       Nur mit einem Satz erwähnt Paulus die Wüstenwanderung. Das Wort "ertrug er (Gott) sie" macht deutlich, dass es in der Beziehung zwischen Gott und dem erwählten Volk von Anbeginn Konflikte gab. Paulus führt es nicht weiter aus. Noch nicht.

3.       Dann spricht Paulus das verheißene Land ein. Es ist "das Erbe!"Vom Volk Israel geht Paulus nun über zum Land und damit zur Staatsbildung. Interessanterweise erwähnt Paulus den Moses nicht, wohl aber die Richter und Samuel und ausführlich König Saul! Wiederum klingt durch die Erwähnung der Richter und König Sauls Israels schmerzhafte, eigensinnige Vergangenheit an.

 

Einschub: Spätetens hier wird die Absicht des Paulus erkennbar. Er stellt Gottes Handeln dem Handeln Israels gegenüber. Gott hat Israel aus der Knechtschaft geführt. Israel aber machte sich einen eigenen Gott, war mürrisch etc. Gott gab dem Volk Israel ein Land und vertrieb seine Feinde. Isael aber machte sich eigenen Götter, sodass die Feinde wiederüberhandnahmen. Gott sandte Israel Befreier in Form von Richtern - denn Israel war eine Theokratie. Israel aber wollte einen König haben wie ihn alle anderen Völker auch haben und wählte Saul. Saul aber führte Israel an den Rand des Abgrunds, Gott aber ging selbst auf das Königsansinnen ein und gab ihnen den König David.

Das alles führt Paulus nicht aus, er erwähnt es nur geschickt. Bei David macht Paulus ein prophetisches Wort fest.

 

4.       Im zweiten Teil geht um Jesus und seine Beziehung zum AT und NT. Von König David aus macht Paulus einen großen Sprung zu Jesus. Er macht deutlich, dass Jesus aus dem Geschlecht Davids ist und bindet nun die Verheißung aus 1Samuel 13,14 auf beide: "einen Mann nach Gottes Herzen" - ein Mann, der "Gottes ganzen Willen tut". Bei Jesus heißt es nun, dass er der Messias ist.

Das ist nun eine Aussage, die die Juden nicht ohne weiteres schlucken können. Wie kommt Paulus darauf? Paulus schließt seinen ersten alttestamentlichen Bogen ab, indem er den letzten großen Propheten des AT zitiert: Johannes der Täufer, von ganz Israel weitgehend akzeptiert und anerkannt. Paulus erwähnt, dass Johannes den Weg Jesu vorbereitet hat, indem er Israel zur Buße aufrief. Auch ist Johannes nicht der Messias - er starb durch die Hand des Herodes - sondern Jesus ist es, von Johannes selbst bezeugt. Diese Aussagen von Johannes sind bezeugt, wer kann etwas dagegen sagen? Paulus hat seine Predigt gut abgesichert. Doch nun kommt der praktische Bezug in einem zweiten Teil.

5.       Jetzt verstehen wir, warum Paulus die Zuhörer nocheinmal und erweitert anspricht. Der erste Praxisbezug ist ein Wort des Gerichts! Paulus macht deutlich, dass jede Predigt, jedes Lesen der Schrift ohne Wirkung auf mein Leben Gericht nach sich zieht! Das heißt nicht, dass ich verbissen jede Predigt umsetzen muss, es heißt aber auch nicht, dass ich die Gottesdienste einfach "absitzen kann". Geschickt führt Paulus an, wie das damalige und heutige Israel sich gleichen. Wie sie Gott, nachdem er sich in Jesus offenbart hat, abgesetzt haben, getötet haben und doch waren sie Werkzeuge des Willens Gottes. Paulus macht deutlich: das haben die Menschen getan. Nun kommt das wieder, was Gott getan hat: "Aber Gott hat ihn auferweckt von den Toten!"

6.       Nun steht Paulus an einem Punkt, den er nicht allein biblisch, sondern auch praktisch untermauern muss. Die Auferweckung Jesu ist bezeugt (V.31). Und Paulus deckt es theologisch ab: Der Glaube, David kehre wieder, ist ein Irrtum. David ist gestorben. Jesus auch. Aber Jesus verweste nicht. Er lebt und ist die Erfüllung der Verheißung an David.

 

Einschub:

Im ersten Teil vollzieht Paulus also einen gekonnten Überblick über die Geschichte Israels im Bezug auf Gott. Was tut Gottes Volk, was tut Gott. Im stellt Paulus Israel in Beziehung zu Jesus. Und im dritten Teil führt Paulus die praktische Konsequenz aus.

 

 

Im dritten Teil geht Paulus nun ganz konkret darauf ein, was das praktisch für mich bedeutet. Zuerst hat Paulus vom Gericht gesprochen, nun aber ist die praktische Konsequenz aus allem Gnade. Wie Gott einst Israel aus Ägypten führte, so befreit Gott heute von der Sünde. Wie einst Israel Gott durch Werke nicht gerecht wurde, so wird Israel gleich Abraham Gerechtigkeit zugesprochen durch den Glauben an Jesus.

Doch Paulus läßt nicht unerwähnt, auch durch Zitat aus dem AT, dass eine Ablehnung Jesu erneute Ablehnung Gottes bedeutet und damit endgültiges Gericht.

 

 

Wer so wie Paulus das Wort Gottes auslegt, der muss mit Widerstand rechnen. Und dieser kommt reichlich. Durch die dämonische Welt in Gestalt des Bar-Jesus, durch Menschen in Form von Hetze, übler Nachrede, Verleumdung und schließlich Verfolgung.