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Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu 1. Timotheus 4 , 1-16

erstellt von Michael Strauch

1. Abschnitt: Religiosität - nein danke (V.1-5)

Ich sitze inmitten von ca. 300 jungen Moslems in einem Hörsaal. Es spricht ein deutscher, ehemaliger Diplomat, der zum Islam konvertiert ist. Seine Kernaussage: das 21.Jh wird zutiefst religiös sein, nur das Christentum werde dabei keine Rolle spielen. Denn die Vertreter des christlichen Glaubens würden alles tolerieren, auch wenn die Bibel sich ausdrücklich dagegen ausspräche. Sehr ernst könne es die Christen dann wohl nicht meinen. Ich dachte bei mir: wenn hier nun ein Christ sitzt, der in einer Krise steckt und viele schlechte Erlebnisse mit der Kirche gemacht hat, der könnte diesem Mann auf den Leim gehen. Es besteht für Paulus kein Zweifel, daß solchen Menschen Christen auf den Leim gehen. Das hat ihm Gottes Geist schon vor ca. 2000 Jahren offenbart (V.1). Die Religiosität wird im Christentum eine dämonische Anziehungskraft ausüben. Sie hat ihren Ursprung beim Teufel, er wiederum bedient sich begabter Demagogen, die unter dem Deckmantel eines ernsten und radikalen Glaubenslebens den Christen vom wahren Glauben abbringen. Kennzeichen dieser Radikalität ist eine extreme Leibfeindlichkeit mit dem Ziel, sich selbst zu erlösen. Das Bekenntnis: der Körper ist schlecht, fleischlich und verderbt. Durch übermäßiges Fasten und jeglicher Abkehr von fleischlichen Genüssen muß der Leib gepeinigt werden, damit die ihm innewohnende Seele für die Erlösung befreit wird. So wie man durch ständiges Hämmern eine Nuss zerschlägt, um ans Innere zu kommen, so muß der Leib gezüchtigt werden. Ehepartner, Kindergeschrei und Essen stören dabei nur den Akt der Selbsterlösung. Und wo die Bibel nicht dafür spricht, werden Zusätze erfunden, pseudochristliche Literaturen, die diese menschlichen Gedanken Nahrung und Legitimation verleihen. Leib- und Ehefeindlichkeit sind aber dem Schöpfer, der in den ersten Tagen der Welt die Schaffung des Menschen als Krönung bezeichnet und die Ehe stiftet, ein Greuel. Die Schöpfung ist gut. Darum macht es auch keinen Sinn, die Schöpfung zu mißachten. Seien die Argumente auch noch so religiös. Die Erlösung ist auf diesem Wege nicht zu erlangen. Es ist die uralte Lüge: werde durch asketische Übungen dein eigener Meister und werde wie Gott. Hier gilt es nur: diese "Altweiberfabeln" abzuweisen, die asketischen Übungen nicht überbewerten. Wie ist es aber richtig zu verstehen?

2. Abschnitt: Gottesfurcht - ja bitte (V.6-10)

Dabei ist Paulus dem geistlichen Sport gar nicht abgeneigt, wenn er vom "üben in der Gottseligkeit" spricht. Die "Eusebeia (griech.) kann auch mit Gottesfurcht übersetzt werden und ist eigentlich ein zutiefst pietistisches Anliegen. Wie kann mein Leben Gott ehren? Das sind die Fragen, die Paulus stellt. Alles, so Paulus, ist dazu da, daß es Gott ehrt.

Das geht soweit, daß die Speise, für die ich mich bei Gott bedanke, durch das Gebet geheiligt wird. Das bedeutet, daß alles, was mir zum Anlass wird, Gott zu loben, alles, was mich Gott näher bringt und den Schöpfer preist, all das ist gut und Gottes Wille. Gott weiß, daß ich mich nicht selbst erlösen kann. Das hat der Herr Jesus Christus für mich am Kreuz vollbracht. Durch ihn bin ich mit Gott und seiner Schöpfung versöhnt und darf dankbar nutzen, was er mir schenkt. Doch Christus hat mich nicht von meiner Schuld frei gemacht, damit ich tuen und lassen kann, was ich will. Sondern Christus hat mich erlöst, damit mein Leben ihn ehrt. Und damit ich mich und alles, was mich umgibt und mir anvertraut ist, zu ihm in Beziehung setze. Darin liegt eine große Freiheit und zugleich ein Kampf. Denn Gaben können zu Göttern werden und Irrlehrer sind in der Nähe. Darum: übe dich in der Gottesfurcht. Dazu stehen uns Gottes Wort und das Gebet als wichtige Mittel zur Seite.

3. Abschnitt: Bleib dabei... (V.11-16)

Wie diese "Übung in der Gottesfurcht" noch aussehen kann, wird in diesem Abschnitt deutlich: Gottes Wort lesen, es weitergeben, es umsetzen. Ziel: zu wachsen im Glauben, in der Liebe, und in der Enthaltsamkeit. Daran arbeiten, daß meine geistlichen Worte und meine Taten nicht eine große Diskrepanz ergeben. Die Betonung liegt dabei nicht darauf, daß der Christ zunehmend mehr die Leiter der Vollkommenheit erklimmt, sondern es liegt auf dem "üben!" Wir dürfen üben, ein Leben lang. Wichtig ist nur, daß wir nicht still stehen. Denn wer als Christ meint, alles erreicht zu haben, der hat verloren. Die Beziehung zu Gott ist eine lebendige Sache. An guten Beziehungen muß man arbeiten, sie pflegen. Dann hat man auch Gewinn davon. Mit der Beziehung zu Gott verhält es sich nicht anders.

Wie schön, daß Paulus noch den Begriff des "Vorbilds" geprägt hat (V.12). Wir brauchen heute Vorbilder, mehr denn je. Wir brauchen keine vollkommenen Vorbilder, aber ehrliche. Wir brauchen keine strengen Mahner, aber Väter und Mütter des Glaubens, die weniger auf die Fehler, als vielmehr auf Berufung und Begabung verweisen (V.14). Wir brauchen keine Hungermönche, aber Menschen, die frei sind von Besitzgier. Wir brauchen Beter!

Vorschlag für das Gespräch:

  1. Persönliche Heiligung - wie finde ich die Mitte zwischen laschem Glaubensleben und radikaler Gesetzlichkeit?
  2. Wie kann ich/für wen kann ich/ warum sollte ich ein Vorbild im Glauben sein?
  3. Liedvorschlag: GL 345 (Es klingt ein Lied...) und 549 (Wir wollen uns gerne wagen...)