Predigt über Johannes 1, 15-18
gehalten am 6.Januar im GD Lindenfirst/Schwäbisch Gmünd
Der Herr schenke Einsicht und Gnade
Text:
Johannes gibt Zeugnis von ihm und ruft: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich.
Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.
Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
Predigt:
Einleitung:
Ihr Lieben,
in diesen drei Versen läuten drei Worte wie helle Glockenschläge an unser Ohr: 1.Gekommen 2. Genommen 3. Gegeben. In diesen drei Worten ist wesentliches über Jesus ausgesagt.
Wir alle haben eines gemeinsam: unser Geburtsdatum. Wir alle haben irgendwann das Licht des Lebens erblickt. Wir alle sind irgendwann in dieses Leben gekommen. Und wenn wir weiterdenken, so kommen viele gute und vielleicht auch wehmütige Gefühle und Erinnerungen in uns hoch. In welche Familie bist du gekommen, in welchen Beruf, in welche Stadt und in welches Haus? Und mehr noch: wer ist in dein Leben gekommen, welches Kind, welcher Lebenspartner, welcher Freund? Und in welche Geschichte bist du gesandt worden und wo bist du zum rechten Zeitpunkt gekommen? Wie oft standest Du am Bahnhof oder am Haus, um die zu begrüßen, die zu Dir gekommen waren und auch alle wieder gingen? Und wo bist du nicht gekommen? Wo hast du es verpasst, zu einem Menschen zu kommen, der gerade Dich so nötig gebraucht hätte? Wo bist du gegangen, wo du hättest bleiben sollen? Das ganze Leben, so sagte ein griechischer Philosoph, ist einem Fluss vergleichbar. Alles kommt, und alles geht. Ja, alles, was irdisch ist und was unter dem Gesetz der Sünde steht. Jesus aber ist ewig. Von ihm heißt es: er ist gekommen. Wir Menschen hatten bei unserer Geburt kein Mitspracherecht. Wir wurden nicht gefragt, ob wir kommen wollen oder nicht. Wir kamen quasi aus dem Nichts. Aber Jesus kam aus einer unvorstellbaren Herrlichkeit. Jesus kommt vom Vater, vom Himmel, vom Inbegriff der Glückseligkeit in unser und dein Leben.
Als Kind sahen wir die Welt mit anderen Augen. Viele Schrecken und Enttäuschungen waren uns nicht bewußt. Jesus wußte darum. Für ihn ist diese Welt ein Desaster. Wir trauern zu Recht um die schrecklichen Todesopfer bei der Flutkatastrophe in Thailand und Umgebung. Doch Jesus sieht eine noch viel größere Flut, die Flut der Sünde, die ebenfalls kein Alter, kein Geschlecht und keine Nationalität kennt. Die Flut der Schuld, die und mich ertränkt, wäre nicht ER gekommen. Jesus hätte sich sagen können wie einige der deutschen Urlauber: „wir haben schlimmes gesehen, nun wollen wir wieder leben!“ Jesus hat das Unheil gesehen in unserer Welt. Dennoch ist er gekommen, damit Du nicht umkommst.
Die Rettungsteams in den Katastrophengebieten sind bemüht, den Notleidenden Nahrung, Kleidung und sonstige Güter zu bringen. Die Menschen sehnen sich danach. Sie alle dürfen nehmen. Auch wir haben in unserem Leben – und damit sind wir beim zweiten Begriff – viel genommen. Genommen, was andere uns gaben. Geld, Kleidung, Nahrung, Bildung, Liebe, Freundschaft, ein gutes Wort, eine helfende Geste, Ehre und Anerkennung.
Auch bei Jesus heißt es, dass er gekommen ist, damit wir unendlich viel geschenkt bekommen. Wir haben von ihm das Leben. Das jeder noch hier sitzt, haben wir ihm zu verdanken und wie schnell das Leben auch sehr junger Menschen enden kann, hören wir gerade in den Nachrichten. Wir haben von Jesus genommen: das Leben, sein Wort, die Ewigkeit, die Gemeinde, Mitchristen, Gottesdiens-te, Liedgut, Predigten und vieles mehr. Wir haben genommen die Vergebung unserer Sünde und die Liebe Gottes.
In den Katastrophengebieten können nur die etwas nehmen, die nichts haben und die etwas geben, die die Fülle haben. Aber, so heißt es jüngst, manche der Hilfsgüter kommen nicht an, und gerade die Ärmsten gehen leer aus. Wieviel hast du von Gottes Hand genommen? Und wieviel hast Du dem Bedürftigen gegeben? Wieviel kam beim Notleidenden nicht an, weil Du es für dich behalten hast?
Die erste Frau, die den Mount Everest bestiegen hat, macht heute kleinere Bergtouren mit behinderten, Leukämiekranken und Krebskranken Kindern. Menschen, die sich nichts mehr zutrauen. Sie sagte: als sie die Berge bezwingen wollte, da hat sie immer nur sich selbst etwas beweisen wollen. Jetzt, wo sie für andere lebt, will sie, das andere es sich beweisen, dass sie nicht wertlos sind. Sie sagt, das sei die größte Herausforderung für sie, größer, als die Bezwingung des höchsten Bergs der Erde. Aber das glückliche Lachen der Kinder ist ihr größter Lohn. Wir haben genommen, ein Leben lang, wann wollen wir etwas geben? Ein kleines Wort, ein helfender Arm, ein Besuch, ein Anruf, sovieles könnten wir geben.
Und ganz leise landen wir beim dritten Begriff: Gegeben. Jesus Christus hat nicht nur Güter gegeben, sondern sich als Mensch und Gott. Er hat sich selbst in den Tod gegeben, damit wir nehmen können aus seiner Fülle und dass wir im Hafen der Ewigkeit auch ankommen. Und Gott hat Dir seinen Heiligen Geist gegeben, der in dir wohnt und zum Vater betet mit unausprechlichem Seufzen.
Gekommen, Genommen und Gegeben. Jesus ist für dich gekommen, von ihm hast Du genommen und für dich ist er in den Tod gegeben und auferstanden. Nun darfst Du kommen zu dem, der dich braucht. Nun darfst du es zulassen, dass man von dir etwas nimmt, was dem anderen so dringend fehlt und nun darfst du dich wieder neu hingeben in die lieben Vaterhände Gottes. Er macht alles gut. Amen.