Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Psalm 118
erstellt von Michael Strauch
home |
Eine Auslegung " Tipp: lege den Psalm auf Christus aus“
I. Einleitungsfragen
Wusstet ihr, dass:
Psalm 118 in der Kirche bald als Osterpsalm Verwendung fand, weil die Elemente der Auferstehung in den Worten "Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Taten des Herrn verkündigen" beredten Ausdruck finden.
2. Schwierig zu verstehen ist:
a. wer der Dichter war. Ein Name ist nicht angegeben (V.5;21;28). So wird der Psalm zum Sprachroher für jeden Gläubigen.
b. wo der Psalm seinen Sitz im Leben hatte. Er hat wohl liturgischen Charakter, damit wurde er wohl im Wechsel von Priestern, Chor und der Gottesdienstgemeinde gesprochen.
c. von welchen Kämpfen im Psalm die Rede ist. Wäre es der König, möchte man fragen, wann er gegen alle Völker gekämpft hat und wann er sie zermalmt hat (V.10). Und wie kommt es, dass er dann als Held doch "verworfen" wird (V.22)?
3. Tatsache ist:
a. dass der Beter in großer Bedrängnis war
b. dass er in der großen Not Gottes Hilfe erfahren hat
c. dass er dafür Gott loben möchte immerzu
II. Fragen zum Aufbau des Psalms
Verse 26-29: Der Empfang des Segens
III. Zur Exegese
Zu 1:
Die versammelte Gottesdienstgemeinde " also alle gläubigen Juden, das priesterliche Geschlecht Aarons und alle, die den Herrn fürchten (Proselyten) sollen Gottes Güte preisen. Vielleicht wurden alle drei Gruppen gesondert dazu aufgerufen. Der Herr ist König, der Herr ist gütig. Von seiner Güte leben wir jeden Tag. Wer mit Gott lebt, wer sich auf ihn einlässt, die Rettung und Hilfe von ihm erwartet, der wird am Schluss sagen: Ja, der Herr ist gütig.
Zu 2:
Wie und wann erfahre ich die Hilfe Gottes? Die Hilfe Gottes kann ich nur erfahren, wenn ich in Not bin. Denn ohne Not sieht der Mensch kaum ein, wozu er Hilfe braucht. Stichworte wie "Bedrängnis" zeugen davon. Wer bedrängt den Gläubigen allermeist? Die Menschen. Sie machen dem Christen das Leben schwer. Sie bedrängen ihn, machen sein Lebensradius klein, wollen ihm die Luft zum atmen und Wirken nehmen. Dies erfährt jeder, der sich auf Gott einlässt: "Je klarer sich der einzelne zum Herrn bekennt, umso stürmischer wird er dies erfahren!" (Helmut Lamparter).
Aber: Gott erhört unsere Gebete, er befreit. Er ist mit uns, er ist unser Helfer. Es ist gut, sich ganz auf Gott zu verlassen.
Wenn wir bedenken, was unserem Herrn widerfuhr, dann werden die letzten Stunden der Passion Jesu zur Verkörperung des Psalms. Was können uns Menschen tun? Sie können uns wehtun, anspucken, treten, kreuzigen. Und doch sind sie machtlos. Denn wer an den Herrn glaubt, ist fest seiner Hand. Er wird leben, wenn er auch den Tod erleiden muss.
Zu 3:
Doch die Feinde mögen mächtig erscheinen. In großer Übermacht, nicht zu greifen, nicht zu fassen wie ein entfesselter Bienenschwarm, heiß und zerstörend wie eine Feuersbrunst, aus der man lebend nicht zu entrinnen vermag, übermächtig groß, wie wenn eine ganze Menschheit gegen sich hat, dennoch ist der Herr größer. Keine Not ist zu groß, als dass der Herr nicht über ihr stünde. Keine Gewalt zu mächtig, als dass der Herr nicht alle zermalmen könnte. Der Christ hat all jenen nichts entgegenzusetzen als dieses Wort Luthers vor der Übermacht des Kaisers und des Klerus: Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen. Es ist ein trotziger Glaube, der an Gott festhält, weil er weiß, dass er " auch inmitten des Leidens " doch alles zum Guten führen wird.
Zu 4:
Das ist die Osterbotschaft. Inmitten von Desinteresse, Argwohn und Feindschaft den Sieg Christi zu proklamieren. Der Psalm sollte an jedem Begräbnis eines verstorbenen Christen gesungen werden. Der Christ behält den Sieg. Mitten im Kampfgetümmel hört er schon den Jubel der Gerechten. Der Glaubende sieht den Sieg Christi! Ich werde nicht sterben, sondern leben. Christus ist gestorben, aber wieder auferweckt zum Leben. So ist es mit dem Christen. Wenn es Gott gefällt, schenkt er in tödlicher Bedrängnis das irdische Leben wieder. Doch durch den Tod müssen wir hindurch. Danach aber ist nicht das Ende, sondern das Leben. Allein für diese Verheißung lohnt es sich, Christ zu sein. Es gilt, Glauben zu halten. Und wenn ich den Glauben behalte, so ist auch das nicht mein Verdienst, sondern ein Wunder. Am Schluss werde ich erkennen, dass gerade die Zeiten der Not mich dem Herrn näher gebracht haben.
Zu 5:
Darin liegt Gottes Weisheit begründet, dass er die Menschen " sich und ihrer Wut überlassen " den eigenen Ast absägen. Wer den Christen verfolgt, ihn schmäht und misshandelt, auf seine Worte nicht hört, verschmäht auch seinen Herrn. Der Herr aber ist der Eckstein, das tragende Element allen Seins. Zieht man diesen von der Stelle, bricht alles zusammen (Apg 2,36). Dieses Wunder muss im Glauben ergriffen und erfasst werden.
Zu 6:
Wenn einst die Pilger zum Tempel Gottes kamen, wurde ihnen ein Segenswort zugesprochen oder gesungen. Man stelle sich eine tanzende, lebendige, Weidenzweige schwingende Menge vor. Sie bilden einen großen Strom vom Eingangstor bis hin zu den Eckhörnern des Altars. Sie alle schwingen die Zeichen des Sieges. Ihnen allen ist der Herr gnädiger Gott. Er ist ihr Gott, aber er ist auch mein Gott ganz persönlich. Dich, Gott, kann ich erfahren.
Der Psalm schließt mit der Aufforderung, Gott zu danken.