Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Nehemia 5

erstellt von Michael Strauch


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1. Einleitende Bemerkungen

2. Kurze Gliederung

3. Exegetische Bemerkungen

1. Einleitende Bemerkungen

Dieses Kapitel sollte man nicht erarbeiten, wenn man nicht willens ist, sich von Gottes Geist ansprechen zu lassen. Denn es gibt in unserer heutigen Gesellschaft ein großes Tabu-Thema, das ist das Thema Geld. "Über Geld spricht man nicht, Geld hat man!" lautet ein deutsches Sprichwort. Ich möchte eher sagen: "das Geld hat uns" und beherrscht viele Menschen! Die Frage nach dem Besitz löst auch und gerade bei Christen entweder Wut, Achselzucken oder ...Ausflüchte aus. "Ich zahle doch Kirchensteuern...!" Oder: "ich geb doch immer was ab...!" Oder: "ich gebe doch meinen Zehnten...!" Im NT finden wir kaum noch die Aufforderung, den Zehnten zu geben. Vielmehr spricht Jesus davon, daß eine arme alte Frau in seiner Gegenwart einmal sprichwörtlich alles gab, also den Hundertsten. Aber das Geld gehört nicht uns. Auch haben wir es nicht "verdient!" Sondern es gehört Gott allein. Geld gibt es auch nicht unbegrenzt. Es ist eine bestimmte Menge im Umlauf. Was der Eine viel zu viel hat, hat der andere viel zu wenig. Die Wohlhabenden, und das ist heute nicht anders als damals, leben auf Kosten der Ärmeren. Wir müssen es wieder lernen, über das Geld zu reden. Oder...haben wir etwas zu verbergen?

2. Kurze Gliederung

3. Exegetische Bemerkungen

"Soziale Spannungen verschärfen sich in Kriegszeiten oder in Zeiten verstärkter Anspannung für eine gemeinsame Sache. Solche Zeiten werden nur durchgestanden, wenn die Gemeinschaft eines Volkes oder einer Gemeinde intakt ist!" (Zitat: Werner Kessler, Gottes Mitarbeiter am Wiederaufbau, Calwer Verlag, S.104) Wir haben in den vorhergehenden Kapiteln gelesen, daß Nehemia keinen Unterschied machte an Ansehen und Person. Jeder mußte zur Kelle fassen, jeder mußte seinen Beitrag leisten, keiner wurde ausgenommen. Selbst die Frauen packten mit an, ja gerade sie arbeiteten am längsten Stück an der Mauer. Die Arbeit geht gut voran, die Anfeindungen von außen scheinen für einen Moment eingestellt. Trotz der gewollten Gleichheit schleicht sich die Gefahr nun von innen an die Gemeinde heran. Die Gier und die Habsucht der Menschen kennt keine Schranken. Es sind Menschen, die voll und ganz im Gemeindealltag eingespannt sind. Sie geben alles, nur eines nicht: ihr Geld. Schlimmer noch: sie fordern noch dazu. Sei es Mutter oder Kind, das Mitleid bleibt an der Münze kleben und erkaltet wie das süße Metall. Die Betroffenen haben nur eine Chance, sich zu wehren: sie schreien (Vers 1). Wir stellen spätestens in Vers 2 fest, daß es sich um Familien handelt. Sie haben "Söhne und Töchter", die unter unmenschlichen Bedingungen mithelfen, um das Überleben der Familie zu sichern. Was müssen wir tun, damit das Geschrei auch in unserem Land gehört wird? Wie leichtfertig werden Argumente abgetan, daß Kinder heute ein potentielles Armutsrisiko bedeuten. Viele Menschen wollen das nicht glauben, weil sie an den Sozialstaat verweisen. In unserem Land müsse niemand hungern. Mag noch so stimmen, aber geht es darum? Während die Einen mehrfach im Jahr Urlaub machen, brechen andere unter der Last der täglichen Finanzsorgen zusammen. Wir stellen bei Nehemia fest, daß eine geistliche Aufbruchbewegung auch und besonders eines ans Licht bringt: die soziale Ungerechtigkeit. Die soziale Ungerechtigkeit, die es schon bei den Aposteln gab (Apg 6,1ff) und die in einer geistlich gesunden Gemeinde gelöst wurde. Die Lösung ist nicht eine finanzielle Gleichmacherei, Nehemia 5 spricht nicht einem christlichen Kommunismus das Wort. Der Herr Jesus hat niemals gesagt, daß es nicht Reiche geben dürfe. Im Gegenteil, es war ein reicher Mann, der Jesus in sein Grab legte. Es geht darum, daß die Wohlhabenden lernen, ein Auge zu bekommen für die Bedürftigen. Daß sie aushelfen, geben - nicht tröpfchenweise, sondern reichlich. Es ist und bleibt nunmal ein Faktum: wer wenig hat, der tut sich unendlich schwer, das Wenige zu vermehren. Genau diese Erfahrungen machten die Gemeindeglieder unter Nehemia. Drei Gruppen melden sich hier zu Wort:

  1. Da sind die kinderreichen Familien. Ihr Wert und Beitrag sind die Kinder. Aber sie können sich dafür nichts kaufen. Stattdessen müssen sie die Kinder in eine Art Sklaverei geben, damit es der Familie reicht, zu überleben. Man würde heute sagen: die Kinder leisten Sozialhilfe für die eigenen Eltern.
  2. Da sind die kleinen Grundbesitzer. Die Bauern, die wenig Land besitzen. In Notzeiten müssen sie auch das Wenige entweder verkaufen oder verpachten.
  3. Die dritte Gruppe sind Menschen u.U. ohne Grundbesitz und Kinder. Sie verdienen einfach verhältnismäßig wenig. Obwohl sie auch ihre Kraft und Zeit einbringen. Aber sie werden mit den gleichen Steuern belastet und drohen, in Schulden zu geraten.

Wie modern sind unsere heutigen gesellschaftlichen Probleme. Und es ist damit nicht abgetan, daß es in der dritten Welt dem Menschen noch viel schlimmer ergeht. Denn Armut ist immer relativ. Armut hat den Reichtum zum Vergleich. Die Menschen leiden besonders unter einem: sie verlieren ihre Würde. Die Töchter (V.5) sind sogar schon vergewaltigt worden, ihr Ruf ist dahin. Der Schrei wird immer dringlicher: "wir können nichts dagegen tun!" und alles gehört immer nun "den andern!" Dieses Schreien geht an die Reichen, Wohlhabenden und Besitzenden. Ich habe persönlich einige Jahre als Seelsorger in einem Werk gearbeitet, wo Alkoholabhängige, Strafentlassene und psychisch kranke Menschen untergebracht wurden. Viele, viele Lebensgeschichten habe ich gehört. Ich habe jedesmal festgestellt, daß ein ungutes Elternhaus, ein schwerer Schicksalsschlag, eine depressive Grundstimmung etc. oft zum Verhängnis für die Menschen wurden. Und nahm das "Karussel des Leidens" erst einmal seinen Lauf, wurde es fast unmöglich, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Lieber Leser, entscheiden Sie selbst, wie sie diese Dinge halten wollen. Nehemia wurde zornig. Sehr zornig angesichts solcher Ignoranz, verkappter Habsucht und Ausbeuterei. Nehemia hielt eine Zornespredigt. Doch die Ratsherren reagierten wie die heutigen Menschen auch: mit Schweigen. Da berief Nehemia mutig eine Großversammlung (V.7). Und seine Argumente müssen doch jedem Christen einleuchten:

Das Wunder geschieht. Die Leute hören auf Nehemia. Doch Nehemia weiß, daß es zwischen dem gesprochenen Wort und der Tat ein langer Weg sein kann. Darum spricht er einen Fluch aus über alle Frommen, die es wagen, sich an Ärmeren unverhältnismäßig zu bereichern. Das Volk erkennt die Ernst der Lage und spricht feierlich ihr großes "Amen". Und "Kein Lob oder Dankesbeifall für Nehemia, der in diesem Fall Gottes mutiges Werkzeug war, sondern die Gemeinde bringt Lob und Dank dem Herrn dar, dessen Herz bei den Armen ist und der Menschen willig macht, für die Bedrängten einzustehen." (ebenda, S.106)

Nehemia, selber aus wohlhabenden Verhältnissen, geht mit gutem Beispiel voran. Er verzichtet auf seinen hohen Lohn. Denn er weiß um das Wirtschaftsgesetz: Geld kommt nicht unendlich aus dem Nichts. Sondern das Geld entstammt aus dem einen begrenzten Topf, aus dem andere sich mehr nehmen, andere weniger. Nehemia verzichtet auf sein hohes Gehalt zugunsten der ärmeren Brüder. Was ist sein Motiv? Er fürchtet Gott! Vielmehr arbeitete Nehemia gleichermaßen an der Mauer, verzichtete auf weiteren Luxus wie den Ankauf von Land und seine Leute mußten ebenfalls mit anpacken. Und von dem geringeren Gehalt gab er noch ab und verköstigte 150 Personen. Ich kann mir gut vorstellen, daß solch ein Vorbild zwar löblich, aber wenig attraktiv erscheint. Und daß Nehemia ein Herz hatte für die Nöte der Menschen (V.18), war nun auch mehr als bekannt. Ich vermute, daß Nehemia den Unmut zu spüren bekam. Lob und Anerkennung, heute würde man sagen: das Verdienstkreuz erster Klasse hat er nicht bekommen. Darum, und ich meine nur aus diesem Grund hören wir Nehemia am Schluß dieses schweren Kapitels wiederum beten. Er richtet sich an ihn, daß Er sein Werk sehe und er von Gott wenigstens Bestätigung seines Weges bekommt. Schon spüren wir etwas von dem Alleinsein eines Menschen, der Gottes Wege gehen will. Es sind nicht die bequemsten Leute.