erstellt von Michael Strauch
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1. Kurze Gliederung
2. Exegetische Bemerkungen
1. Kurze Gliederung
Israels Gebet und Ermutigung (V.36-38)
2. Exegetische Bemerkungen (Verse 1-32) Beim ersten Lesen von Kapitel 3 wird man nahezu "erschlagen" mit Namen, Berufen, fremden Ortsbezeichnungen. Darum erscheint es mir hilfreich, die Personengruppen nach Beruf und Ort zu gliedern. Ein Versuch: Beruf oder/und Herkunft: Herkunft:
Der Torhüter des Osttores (V.29)
Baulichkeiten:
Der Bogen schließt mit Vers 32 wieder mit dem Schaftor.
Wenn ich es recht verstehe, hat Nehemia viele kleine Trupps zusammen gestellt. Nehemia hat dabei Berufsgruppen und Männer aus bestimmten Orten nicht auseinander gerissen, sondern sie miteinander an einem Teilstück der Mauer arbeiten lassen. Zum Teil geben hier sehr praktische Überlegungen den Ton an wie z.B. in den Versen 23.28-30. Die Bauleute wohnten in Mauernähe und bauten einen abgesteckten Abschnitt. Folgendes fällt auf:
Planmäßig wurde die Ringmauer um Jerusalem wieder aufgebaut, die Namen "verewigt", besonders hervorgehoben (V.12) in positiver (V.12) wie in negativer Weise (V.5).
Fazit: Ich bekomme den Eindruck, daß Nehemia sehr klug und planmäßig vorgegangen ist. Eine sinnvolle Einteilung von Kräften und das Umgehen unnötiger Spannungen war bestimmt sein Ziel. Es spart Zeit und Kraft, wenn Leute einen Abschnitt zugeteilt bekommen, der direkt vor ihrer Haustür liegt. Es ist klug, wenn die zusammengestellten Gruppen an einem Bauabschnitt arbeiten und die Leute nach Berufen und Orten nicht auseinander gerissen werden. Was gäbe das für ein Theater, wenn ein Kaufmann und ein Bauarbeiter an der Mauer werkeln? Und es ist ein großer Ansporn, daß die Namen verewigt sind und die "Hohepriester, Priester und Leviten" ebenfalls den "Talar" hochkrempeln müssen um mitzuarbeiten. Noch ein paar Sätze zu den Örtlichkeiten: Der Bau der Mauer beginnt im nördlichen Teil der Stadt. Angrenzend am Tempel das Misttor, von dort horizontal nach Westen die beiden erwähnten Türme. In gleicher Richtung Fischtor und Altes Tor. Dort wird die Mauer nach Süden gebaut. Südöstlich biegt an der Stellte des Ephraimtors eine "breite Mauer innerhalb der Stadt - vom Ofenturm unterbrochen - durch. Folgt man der nach Südosten gebogenen breiten Mauer inmitten der Stadt, so folgte das Taltor (nahe dem östlichen Kidrontal). Von dort wird die Mauer bis zum südlichsten Teil der Stadt weitergearbeitet und schließt mit dem Misttor. Wir befinden uns in der Nähe des Siloahteiches. Die Mauer verläuft dann vom Süden - die Stadt nach außen abgrenzend in den Osten. Vorbei an der Gihonquelle, dem Kidrontal nach Norden folgend. In der Nähe des Quell-oder Brunnentores lag ursprünglich ein Teich. Östlich, quasi als Innentor zum Tempel befindet sich dann das Roßtor und der Mauerbau schließt mit dem Misttor. Es wurde also am Tempel angefangen und man baute gegen den Uhrzeigersinn in Etappen rund um die Stadt. Die Nord-Südausdehnung betrug damals ungefähr ein guten Kilometer, die Ost-Westausdehnung ca. 600m, so daß wir eine Mauerlänge von ca. 3 km haben. Ein Abschnitt betrug ca. 70-80 m. Der Bereich des "Alten Tores" war besonders zerstört, da dort vom "Bauen" gesprochen wird, wo sonst von "ausbessern" gesprochen wird. Die Einwohner Jerusalems standen tatsächlich von einer gewaltigen Aufgabe. So ist es verständlich, daß Menschen aus den umliegenden Gebieten herangezogen wurden. Verse 33- 38: Der Abschnitt hat zwei thematische Einheiten: 1. Die Lästerungen der Feinde (V.33-35) 2. Das Gebet und die Zuversicht der Bauleute (V.36-38) Der große erste Abschnitt von Kapitel 3 wird eingeleitet von einer Feststellung, die wir von Kap 2,19 her kennen. Im genannten Kapitel ist es noch Spott und Hohn. Gleichsam ein paar Schüsse in die Luft geschossen. Nun wird der Bau unter fachkun- diger Hand Wirklichkeit. Der Spott (V.33) ist geblieben, nur mit seiner Ruhe ist es nun endgültig vorbei. Zum Spott und Hohn folgen Zorn und Entrüstung. Je mehr der Eifer der Juden steigt, die Mauer zu bauen, desto spiegelbildlich negativer wird die Wut Sanballats und seiner Genossen. Auch er sammelt nun seine Leute um sich. Aber er vermag nichts anderes als Reden zu schwingen und wiegt sich in trügerischer Sicherheit angesichts der Größe der Aufgabe. Sein ammonitischer Kollege läßt sogar Sprüche los, die man u.U. noch heute hören könnte. Interessant: die Feinde Israels bedrängen (noch) die Juden mit Worten. Mit Spott, beißendem Hohn und demagogischen Reden. Die Juden bedrängen Gott, den Herrn, mit ihren Gebeten und überlassen Gott dem Herrn, diese Menschen zu richten. Das Wunder geschieht. Die Mauer wird halb fertig, die Leute gewinnen neuen Mut. Der Statthalter der ostjordanischen Provinz hat mit dem Fuchs gespottet. Ob darin wohl auch eine leise Drohung liegt? Ob er solch ein "Fuchs" sein möchte, der die Mauer einreißt? Gedanken: Gottes Arbeit geht voran. Aber mehr Nehemia "hört" auf das Reden Gottes und je mehr er in seiner Weisheit das Werk voran treibt, desto mehr "hören" die Feinde und spotten und lästern. Daraus ist sicher kein Gesetz abzuleiten. Aber je zielgerichteter ein Christ seinen Weg geht, desto interessanter wird er für den Satan. Und dann gibt es tatsächlich Phasen, wo man sich fragt: Herr, ich möchte Deinen Willen tun, aber ich erlebe nur Nachteile. Ich folge Dir nach, aber erfahre nur Anfeindung. Hier bedient sich Nehemia seiner bewährten "Waffe": des Gebets. Nehemia leidet unter dem Spott, dem Hinterfragen der politischen Kollegen. Und er läßt seinem Kummer Raum und Luft und stellt die Rache Gott anheim. Und Gott schenkt immer wieder Wege aus der Dürre, schenkt Sabbathmomente, bevor es ins nächste Tal geht. Doch auch in diesen Tälern gilt: "...dein Stecken und Stab trösten mich!"