So entstand Israel: der Exodus, 2. Mose

Auszug aus dem Buch: So entstand Israel (Haenssler Verlag)


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Die Unterdrueckung Israels

Den Israeliten geht es am Ende ihrer Aegyptenzeit unglaublich schlecht. Doch erkennen wir auch in diesem Geschehen die Hand Gottes. Er bringt diesem Pharao auf den Thron, um Israel zur Besinnung zu bringen. Das Volk hat naemlich damit begonnen, den Goetzen der Aegypter zu dienen, darum bringt Gott Israel, diesen „Dornbusch“ in den gluehenden Ofen, er will Israel durch Zuechtigung zur Umkehr rufen. Die Wurzeln des Holocaust sind tief. Schon vom ersten Augenblick an, als Israel sich als großes Volk zeigt, versucht man es auszurotten. Und das ist waehrend seiner ganzen Geschichte so geblieben. Gottes auserwaehltes Volk zu sein, bedeutet neben dem Erkennen des Allerhoechsten und dem Erfahren des Segens auch Leiden. Eine Welt, die Gott hasst, verabscheut auch sein Volk. So ist es bis heute geblieben. Pharao war der erste große Antisemit, Hitler einer der letzten.

Die Plagen als Ausdruck der Auseinandersetzung des Gottes Johva mit den Goettern der Aegypter

Die Plagen Aegyptens sind vor allem aber auch ein Streit zwischen Jahwe, dem Gott Israels, und den falschen „Goettern“ Aegyptens, um zu beweisen, dass Jahwe der maechtige und einzige Gott ist:


1. Zuerst wird der Nil betroffen, der ja zum Grab fuer Israels maennliche Saeuglinge geworden war: Der Nil wurde von den Aegyptern verehrt als Hapi, der „Lebensspender“. oder als Osiris, der Fruchtbarkeitsgott.

2. Der Frosch wurde verehrt als ein Symbol von Hekt, einer Gestalt der Goettin Hathor.

3. Die Muecken
4. und die Stechfliegen sind ein Schlag ins Gesicht der Isis, der Frau des Osiris und Hathor, Aegyptens wichtigster Goettin, die als Rind dargestellt wird.

5. Die Viehpest

6. und Geschwuere sind gegen Ptah (oder Apis) gerichtet, den Gott von Memphis, dargestellt als Stier und andere Goetter, die als Rind, Widder, Ziege, usw. dargestellt werden.

7. Die Aegypter sehen hinter jeder Naturerscheinung die eine oder andere Gottheit, demnach auch gewiss hinter diesem seltsamen und dazu noch sehr schweren Hagel. Doch Jahwe ist auch der Gott des Himmels. Kann dieser Hagel ein Meteoritenregen gewesen sein?

8. Die Heuschreckenplage richtete sich gegen den Gott Serapis, dem Beschuetzergott gegen Heuschrecken. Der Schirokko oder Chamsin kann schwarmweise Heuschrecken mit sich fuehren.

9. Die Finsternisplage (die Chamsin, ein blindmachender Sandsturm?) ist ein Schlag ins Gesicht des Sonnengottes Ra, der auch dem Pharao goettliche Herrlichkeit und Autoritaet verleiht. In 2.Mose 11 sehen wir, wie Mose direkt nach der neunten Plage die letzte und schrecklichste Plage angekuendigt:

10. Die Erstgeburt Aegyptens wird um Mitternacht sterben. Auch diese Plage wird an Israel voruebergehen, jedoch nicht ganz selbstverstaendlich: Die Erstgeborenen sind von Natur aus besser als die Erstgeborenen Aegyptens. Nur indem sie sich hinter dem Blut des Passahlammes verbergen, das unschuldig an ihrer Stelle stirbt. werden sie sicher sein, wenn der Engel des Verderbens mit dem Urteil voruebergeht. “Auch unser Passahlamm ist geschlachtet: Christus“; das Passah ist Schatten seiner Opfertat auf Golgatha. Die Einfuehrung des Passahs ist im gewissen Sinne die Geburt einer neuen Nation: Der Neubeginn wird angedeutet, indem man den siebten Monat, in der die Einfuehrung stattfindet, zum ersten Monat erklaert. Waehrend der drei Tage tiefer Finsternis hat Israel Licht in seinen Wohnstaetten und das Passahlamm ist bereits im Hause; in der Nacht nach diesen drei Tagen sterben die Erstgeborenen Aegyptens und Israel schlachtet in jeder Familie das Passahlamm, isst es und bringt das Blut am Tuerpfosten an. In allen Haeusern Aegyptens gibt es ein großes Wehklagen, doch die Israeliten ziehen endlich mit großer Freude und in Eile aus Aegypten weg.

Auszuege aus der antiken Geschichtsschreibung

Die Zeit, die die Soehne Jakobs in Aegypten verbracht haben, errechnet sich - nach dem 2.Buch Mose 12,40ff.- auf den Tag genau auf 430 Jahre. Die Zeit der Unterdrueckung Israels in Aegypten wird in 1.Mose 15,13 mit 400 Jahren angedeutet; vielleicht ist dies gerechnet ab dem Auftreten des Pharaos, „der Joseph nicht gekannt hatte“ (2.Mose 1,8). Galater 3,16ff. scheint auszusagen, dass die Periode von 430 Jahren schon berechnet werden muss seit Abraham und das ist nicht undenkbar. Doch es gibt auch eine andere moegliche Erklaerung. In Galater 3 ist die Rede con den Verheißungen an Abraham und seinem Samen; in 1.Mose 46 wird die Verheißung Jakob gegenueber wiederholt, als er gerade auf dem Weg nach Aegypten ist.
Von der „Verheißung“ bis an „das Gesetz“ ergeben sich auch hier 430 Jahre. Gegruendet auf neue archaeologische Ergebnisse scheint die zweite Auslegung aussagekraeftiger zu sein.
. Seit den Koenigen David und Salomo ist die Chronologie Israels mit praktisch allgemeiner Zustimmung festgehalten. Weil wir aus 1. Koenige 6,1 gleichzeitig wissen, dass der Auszug aus Aegypten 480 Jahre vor dem Beginn des Tempelbaus unter Salomo stattfand, koennen wir die Jahreszahl des Auszugs auf etwa 1445 v. Chr. festsetzen.

Bei dieser neuen Sicht faellt der Auszug mit dem Fall des sogenannten Mittelreichs zusammen! Eine derartige Verschiebung in der Chronologie ist sicherlich deshalb erlaubt, weil die gelaeufige Chronologie auf keiner einzigen greifbaren Tatsache beruht, die revidierte Chronologie dagegen eine Reihe wichtiger Probleme besser klaert.


Der Fall des Mittelsreiches zeigt eine treffende Aehnlichkeit mit den Plagen Aegyptens und dem Auszug aus Aegypten.

• Der Papyrus Ipoewer (in Leiden/Niederlande aufbewahrt) beschreibt die sozialen Folgen der großen Plagen: Verwuestungen, Viehplagen, tiefe Finsternis und Erdbeben; die Flucht eines armen Sklavenvolkes; Untergang des Pharaos unter mysterioesen Umstaenden; Einfall von Pluenderen. Dieser Papyrus muss wahrscheinlich gegen Ende des Mittelreiches, anfangs der Hyksos-Periode datiert werden (die Hyksos sind die dann einfallenden Pluenderer.

• Die Eremitage-Papyrus (in Leningrad aufbewahrt) beschreibt eine Katastrophenzeit in Aegypten, in der das Land, eindringenden Asiaten zum Opfer fallend, unterzugehen droht, die dann ihrerseits von Ameny (= Amenophis, einem der ersten Pharaonen des neuen Reiches?) vertrieben werden.

• Vor mehr als einem Jahrhundert wurde in El-Arisj ein mit Hieroglyphen beschriebener Schrein gefunden (jetzt in Ismailia). Sie berichten, dass zu Zeiten des Pharaos Thom oder Thum große Katastrophen und tiefe Finsternis in der Residenz vorkamen. Der Koenig zieht mit seinem Heer in den Kampf und erreicht Pi-Charot. In der Zwischenzeit kommen Eindringlinge, die Amu, unter der Fuehrung von Apopi ins Land. Der Koenig springt in die Stelle des Mahlstromes. Die Eindringlinge erobern das Land und die Residenz. Bei dieser Geschichte denken wir sofort an Pithom (=Wohnung des Thom) in 2.Mose 1,11, einer von Israeliten errichteten Vorstadt.

Der Exodus

Nach genau 430 Jahren in der Fremde (2.Mose 12,40ff.) zieht Israel aus Aegypten weg; doch Gott fuehrt die nicht auf dem kuerzesten Weg nach Kanaan, „den Weg durch das Land der Philister“ (2.Mose 13,17). Nein, das Volk wird durch das Schilfmeer ziehen muessen, um dadurch erst wirklich radikal von den Aegyptern erloest zu werden. Gott zieht mit ihnen in einer Wolken- und Feuersaeule als Zeichen seiner goettlichen Fuehrung und seines Schutzes. Um die volle Kraft der Erloesung kennenzulernen, muss erst noch die volle Kraft des Feindes losbrechen. Als das Volk merkt, dass es von den Aegyptern verfolgt wird, erschrickt es sehr: Waeren wir doch bloß in Aegypten geblieben! Doch Israel darf jetzt Zeuge davon werden, was „Erloesung durch Jahwe“ heißt: Israel zieht trockenen Fußes durch das Meer, waehrend die Feinde in ihm umkommen (2.Mose 14).
Das Passah lehrt uns, dass durch das Blut Christi das Urteil ueber unsere Suenden abgewendet ist; doch das Schilfmeer lehrt uns, dass wir durch Christi Tod auch radikal erloest sind von der Macht der Welt, der Suende und dem Satan; der Tod kann nicht mehr ueber uns herrschen, wir sind keine Sklaven der Suende mehr (Roemer 6,9 + 16-23). Dieses wird dargestellt in der christlichen Taufe (Roemer 6,3 ff.; vgl. 1.Korinther 10,1 ff.) Wer diese Erloesung miterlebt hat, kann auch von Herzen das Lied der Erloesung singen (2.Mose 15).


Sederabend

Eine weiße Tischdecke, praechtige Kerzenstaender, in der Mitte die Sederschuessel und darauf drei Matsot (duenne, ungesaeuerte Osterbrote), ein Schuesselchen mit Maror (ein bitteres Gemuese) und eines mit etwas Salat und ein paar Flaschen Wein. Nach einigen einleitenden Zeremonien betrachtet die juedische Familie das Matsot und sagt gemeinsam: „Dies ist das harte, schreckliche Brot, das unsre Ahnen in Aegypten gegessen haben. Ein jeder, der hungrig ist, kann kommen und mit uns essen. Ein jeder, der kein Seder (das bedeutet Fest) hat, kann mit uns Passah (Ostern) feiern. Dieses Jahr sind wir hier; naechstes Jahr hoffen wir alle im Lande Israel sein.“ Danach fragt eins der Kinder: „Warum ist heute abend alles so anders als an den anderen Abenden?“ Als Antwort erzaehlt der Vater ausfuehrlich die Geschichte des Auszugs aus Aegypten, den Exodus, und die Kinder duerfen darueber so viele Fragen stellen, wie sie moechten. Sie erinnern einander daran, dass Passah (buchstaeblich: „vorbeigehen“) bedeutet, dass Gott in der Osternacht in Aegypten mit seinem Gericht an den Haeusern der Israeliten „vorbeigegangen“ war und dass man heute gemeinsam Matsot isst, weil die Israeliten das in jener Nacht auch taten. Heute isst die Familie Maror als Erinnerung an die bitteren Leiden der Israeliten in Aegypten; Dankespsalmen werden aufgesagt und damit wird das Festmahl eroeffnet, bei dem jeder vier Becher Wein trinkt. An diesem Tag werden innerhalb der Familien noch viele Handlungen zelebriert mit einem tiefen und sehr alten Inhalt.