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2. Mose 4
zusammengetragen von stefanie oberkirsch
Andacht von C.H.Spurgeon
"So gehe nun hin: Ich will mit deinem Munde sein und dich
lehren, was du sagen sollst." 2Mo 4, 12.
Mancher wahre Diener Gottes hat eine schwere Sprache, und wenn er berufen wird, für seinen Herrn zu sprechen, ist er in großer Verwirrung aus Furcht, eine gute Sache durch seine schlechte Vertretung zu verderben. In solchem Fall ist es gut, sich daran zu erinnern, dass der Herr die Zunge gemacht hat, die so schwer ist, und dass wir uns hüten müssen, unseren Schöpfer zu tadeln. Es mag sein, dass ein schwere Zunge kein so großes Übel ist, wie eine schnelle, und wenige Worte mögen mehr Segen mit sich führen als ein großer Wortschwall. Es ist auch ganz gewiss, dass wahrhaft errettende Macht nicht in menschlicher Rhetorik mit ihren Tropen und hübschen Phrasen und hohen Worten liegt. Mangel an Geläufigkeit im Reden ist kein so großer Mangel, wie es aussieht.
Wenn Gott mit unserem Mund ist und mit unserem Geist, so werden wir etwas Besseres haben als das tönende Erz der Rhetorik oder die klingende Schelle der Überredungskunst. Gottes Belehrung ist Weisheit, seine Gegenwart ist Macht. Pharao hatte mehr Grund, sich vor dem stotternden Mose zu fürchten als vor dem geläufigsten Schwätzer in Ägypten; denn in dem, was er sagte, war Macht; er sprach von Plagen und Tod. Wenn der Herr mit uns ist in unserer natürlichen Schwachheit, so werden wir mit übernatürlicher Kraft umgürtet sein. Deshalb lasst uns kühn für Jesus sprechen, so wie wir sprechen sollten.
Predigt aus einer Bibelwoche 2002 in Hasslau
- Buch Exodus: Thema: Gott ist Bewegung
Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und
kam an den Berg Gottes, den Horeb. (2)Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im
Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. (3)Da sprach er: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht
verbrennt. (4)Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
(5)Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! (6)Und er sprach weiter: Ich bin der
Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
(7)Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt.
(8)Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein
Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. (9)Weil denn nun das Geschrei der
Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen,
(10)so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. (11)Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich
zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? (12)Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe:
Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge.
(13)Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt! und sie mir sagen
werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? (14)Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den
Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.
(15)Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott
Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht. (16)Darum geh hin und
versammle die Ältesten von Israel und sprich zu ihnen: Der HERR, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott
Jakobs, und hat gesagt: Ich habe mich euer angenommen und gesehen, was euch in Ägypten widerfahren ist,(17)und habe gesagt: Ich will euch aus dem Elend
Ägyptens führen in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in das Land, darin Milch und Honig fließt.
Gott führt ins Leben - so heißt das Gesamtthema der diesjährigen Bibelwoche, die sich mit dem großen Thema des Exodus, dem zweiten Buch Mose,
beschäftigt. Exodus heißt zu Deutsch: Auszug. Es geht um die Befreiung aus Knechtschaft, weg in die Freiheit. Wer möchte nicht gern frei sein. Die
Evangelische Kirche wirbt mit dem Slogan: Ich bin evangelisch - Ich bin so frei. Sind wir es wirklich? Das werden wir heute und den nächsten Abenden
herausfinden müssen. Heute geht es zunächst um die Berufungsgeschichte des Mose und die Offenbarung des Gottesnamens. -
Vielleicht kennen Sie die Klosterkirche der Zisterzienser in Bad Doberan. Inmitten der Kirche steht der Lettneraltar. Hier haben die Mönche im Mittelalter
versucht, den Analphabeten die biblischen Geschichten anschaulich zu machen. Daher auch der Name Lettner, der sich vom lat. Wort littera, Buchstabe,
ableitet. Auf dem doppelseitigen Altar aus dem 14. Jahrhundert werden Szenen aus dem AT dem NT gegenübergestellt. Dabei versuchten die Mönche die
gesamte theologische Heilsgeschichte des alten und neuen Bundes darzustellen.
Auf der Kreuzesseite wird der Sündenfall von Adam und Eva dem Kreuzestod Jesu gegenübergestellt; wie die Sünde in die Welt kam und von Jesus auf sich
genommen wurde. Auf der Marienseite findet sich unsere Geschichte aus dem zweiten Mosebuch. Gott spricht aus dem brennenden Dornenbusch zu Mose,
der sein Gesicht bedeckt und seine Sandalen auszieht. Im Hintergrund sind die Schafe zu sehen, die Mose weidet. Diese Geschichte wird der Geburt Jesu
zugeordnet.
Wie mit Mose der alte Bund zwischen Gott und dem Volk Israel geschlossen wurde, so gilt mit Jesus der neue Bund Gottes für alle, die an ihn glauben.
Beim Betrachten dieses Lettneraltars in Bad Doberan wurde mir erst richtig bewusst, welche zentrale Bedeutung die Szene am brennenden Dornenbusch für
das gesamte Alte Testament besitzt. Wie das Weihnachtsfest mit der Geburt Jesu ein grundlegendes Ereignis für den christlichen Glauben ist, so ist es für den
jüdischen Glauben Moses Berufung und Auftrag. Weil unser Glaube auf dem jüdischen Glauben aufbaut und wir dieselben heiligen Schriften haben, ist dieser
Predigttext auch für uns Christen von großer Bedeutung. Gott offenbart sich dem Mose und gleichzeitig auch uns Christen. Denn der Gott des ATs ist derselbe
Gott, zu dem Jesus gebetet hat und der unser aller Vater sein will.
Der Text redet in dreifacher Weise von Gott:
1. Von der Erscheinung Gottes 2. Vom Wirken Gottes 3. Vom Wesen Gottes.
1. Wo ist Gott anzutreffen?
Zur Vorgeschichte unseres Textes gehört, dass Mose gerade nach Midian, jenseits des Roten Meeres, geflohen war. In Ägypten hatte er einen Aufseher
getötet, weil dieser einen Hebräer geschlagen hatte. Nach christlichem Denken ist Mose dadurch vorbelastet. Er hat sich unklug verhalten. Nun ist Mose in
Midian und heiratet die Tochter eines Priesters. Er arbeitet bei seinem Schwiegervater und hütet die Schafe.
Es ist erstaunlich, dass auch Mose ein Hirte war, bevor er von Gott zu großen Taten beauftragt wird. Später wird es bei David, dem großen jüdischen König,
ebenso sein.
Auch bei der Geburt Jesu sind es die Hirten, denen zuerst der Engel des Herrn erscheint und sie auffordert, nach Bethlehem zu gehen. Gott gebraucht also
nicht die Mächtigen dieser Welt, sondern die einfachen, ganz gewöhnlichen Menschen.
Das kann jeden von uns Mut machen, sich selbst rufen zu lassen. Es muss sich keiner zu klein oder zu unbedeutend vorkommen. Jeder wird in dieser
Gemeinde gebraucht.
Mose war gerade wieder beim Schafe hüten, als etwas Eigenartiges passiert. Er sieht einen brennenden Dornenbusch, der zwar brennt, sich aber nicht
verzehrt. Neugier ist die Mutter aller Erkenntnis, manchmal auch der Gotteserkenntnis, sagte der Berliner Bischof Wolfgang Huber. Gott zwingt Mose nicht
zu dieser Erkenntnis, sondern lockt ihn mit etwas Außergewöhnlichem. Diesem Wunder will Mose auf die Spur kommen und er nähert sich dem
Dornenbusch. Da hört er plötzlich eine Stimme, die seinen Namen ruft.
Mose ist verständlicherweise erstaunt, weil sein Name fällt. Das löst Betroffenheit aus. Er merkt, hier kennt mich einer ganz genau. Es hat keinen Sinn, sich zu
verstecken. Einige hundert Jahre später spricht der Prophet Jesaja tröstend zu den Weggeführten in Babylon: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!" (43,1)
Der gerufene Name löst bei Mose eine solche Betroffenheit aus, dass er nur antworten kann: Hier bin ich. Herr, du siehst mich genau. Ich stehe zu Diensten.
Dann wird Mose aufgefordert, seine Sandalen auszuziehen, da er sich an einem heiligen Ort befindet. Später verdeckt Mose sein Gesicht, weil er sich
fürchtet, Gott anzuschauen. Mit diesen Zeichen wird die Bedeutung des Geschehens unterstrichen.
Wie gehen wir mit Heiligen Dingen um? Haben wir Protestanten überhaupt noch einen heiligen Raum? Wir kennen ja den Ausspruch: Denen ist nichts mehr
heilig.
Es ist ein Armutszeugnis für eine Gemeinde, wenn sie keine heiligen Dinge hat.
Die Konfirmanden lernen bei mir die Bedeutung der Sakramente als heilige Dinge. Es sind bei uns Evangelischen nur zwei, deshalb wollen wir sie umso mehr
in Ehren halten: Das Abendmahl und die Taufe. So feiern wir auch im Gotteshaus, sprich in der Kirche das Abendmahl und die Taufe, die beiden
Sakramente unserer Kirche. Es ist wahr, dass dieser Gottesdienstraum als solcher nicht heilig ist; aber er umschließt das Heilige und dient ihm. Es wäre fatal,
wenn wir alles Heilige auflösen wollten in Worte und Begründungen. Und Sonntag für Sonntag singen wir eine Liturgie, die einen gewissen heiligen Rahmen
diesen Gottesdiensten geben will. Vor allem aber will uns Gott im Gottesdienst begegnen. Überall, wo uns Gott begegnet passiert etwas Heiliges. Das ist
vergleichbar mit dem Erlebnis, das Mose am brennenden Dornenbusch hatte. Aus diesem Dornenbusch sprach Gott zu Mose. Die Theologen haben sich
gefragt, warum das gerade an einem dürren Strauch passiert ist. Vielleicht wollte man damals erklären, warum der Gottesberg Sinai heißt. Denn das
hebräische Wort für Dornenbusch heißt hasenäh. Neben bei bemerkt ist es bis heute nicht erwiesen, welcher Berg hier in der Sinaihalbwüste gemeint ist.
Dieses ist auch nicht wichtig, denn wir wissen, dass Gott nicht an Dingen, Bergen oder Tempeln festzumachen ist. Gott ist dort, wo ich ihn erfahre und wo ich
ihm begegne. Er ist für uns in Jesus Mensch geworden.
2. Wie ist Gott an uns interessiert?
Gott offenbart sich dem Mose als der Gott seiner Väter, der das Elend seines Volkes angesehen und sein Geschrei gehört hat. Nun will er es aus den Händen
der Ägypter befreien. Zunächst aber zweifelt Mose, ob er das überhaupt schafft.
Gott verspricht, ihn zu begleiten. Das Zeichen für sein Gesandt-Sein ist folgendes: Das Volk wird in der Wüste stehen und Gott dienen. Dort, wo Mose immer
die Schafe gehütet hat, werden also auch die Söhne Israels Gott finden. Übertragen könnte dies sagen, dass Gott dort ist, wo wir im Alltag beschäftigt sind. Er
ist nicht nur sonntags im Gottesdienst zu finden, sondern gerade in unserem Alltag, im ganz Gewöhnlichen. Er ist dort, wo auch wir sind.
Die Befreiung aus der Hand der Ägypter ist die Wende im Schicksal des Volkes Israels. Diese Tat Gottes ist das zentrale Glaubensbekenntnis der Juden bis
heute. Die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte AT. Auf diese Tat baut sich die ganze Hoffnung des
jüdischen Volkes.
Nun liegt das Wirken Gottes am Volk Israel schon sehr lange zurück. Können wir noch an das Wirken Gottes glauben, wenn wir täglich von Mord- und
Totschlag in Israel und anderswo Bilder sehen? Wann wird endlich Gott diesem sinnlosen Morden Einhalt gebieten? Wie großartig wäre es, wenn Gott wie
damals bei dem Volk Israel herniederfahren und in den sinnlosen Krieg eingreifen würde? Wie ist das mit dem Wirken Gottes?
Zu dieser Frage habe ich ein interessantes Bild von Hans Scholl gehört. Sophie Scholl erzählt kurz vor ihrer Hinrichtung ihrer Mitgefangenen Else von einem
Gespräch mit Hans: "Es war an einem trüben wolkenverhangenen Tag, als sie mit ihrem Bruder spazieren ging. Plötzlich sagte Hans: Ich weiß einen ganz
einfachen Beweis für die Existenz und das Wirken Gottes auch in der Gegenwart. Die Menschen brauchen doch so viel Luft zum Atmen und mit der Zeit
müsste doch der ganze Himmel verschmutzt sein von dem verbrauchten Atem der Menschen. Aber um den Menschen die Nahrung für ihr Blut nicht ausgehen
zu lassen, haucht Gott von Zeit zu Zeit einen mundvoll seines Atems in unsere Welt. Und der durchzieht die ganze verbrauchte Luft und erneuert sie. So
macht er das. Und da hebt Hans sein Gesicht in den dunklen trüben Himmel. Er holt tief Atem und stößt die ganze Luft zu seinem geöffneten Mund heraus."
Dieses Bild hat mich fasziniert. Ein junger Mann mitten im schrecklichsten Krieg, der je stattgefunden hat, findet solche Worte. Ich deute das Bild heute so: Es
ist ein Wunder, dass trotz der Verdreckung der Herzen vieler Menschen und unserer Umwelt es immer wieder genug Luft zur Erneuerung gibt. Es muss also
doch ein Wirken Gottes auch heute noch geben, weil es mit dieser Welt immer wieder weitergeht. Wir können darauf hoffen, dass Gottes Geschichte mit uns
nicht am Ende ist.
3. Wie lässt sich Gott von uns rufen?
Mose möchte gern genau erfahren, mit wem er es zu tun hat. Wie ist dein Name, fragt er Gott. Gott antwortet: "Ich bin, der ich bin." Durch die Übersetzung
ins Griechische ist dieser Name oft falsch als ein ruhendes Sein verstanden worden.
Das hebräische Wort muss vielmehr als ein Wirksam-Sein verstanden werden. Gott sagt: "Ich werde mich als der erweisen, der ich bin." Oder wie das
Thema für die Bibelwoche heißt: Gott ist Bewegung. Gottes Wesen ist also ein Wirksamwerden in der Geschichte. Gott ist spürbar in der Geschichte. Sein
Name ist Programm. Es ist ein Versprechen auf Zukunft hin. Unser Schicksal ist ihm nicht egal, wie damals auch das Volk Israel bei den Ägyptern ihm nicht
gleichgültig war.
Wissen wir nun genau, wer oder was Gott ist? Leider nein, denn diese Erklärung des Namens Gottes muss in enger Verbindung mit dem Bilderverbot
gesehen werden. Gott bleibt letztlich ein Geheimnis, was nicht definierbar oder berechenbar ist. Aber er ist erfahrbar, damals und heute. Wir Christen wissen,
dass Gott noch einen anderen Namen angenommen hat. Es ist "der Namen über alle Namen", wie Paulus im Philipperbrief (2,9) schreibt: Jesus Christus.
Durch Jesus wird eine weitere Wende vollzogen. Wir haben in der zweiten Lesung von der Versuchung Jesu in der Wüste gehört. Der Teufel bietet Jesus alle
Schätze der Welt an, wenn er ihn nur anbetet. Jesus kann dem Teufel widerstehen.
Dieser Kampf findet wie bei Moses Berufung in der Wüste, d.h. in der Stille statt. Es sind also beides Erfahrungen mit Gott, die in völliger Ruhe und
Abgeschiedenheit passiert sind. Gerade die Ruhe ist es, die der Mensch braucht, um Gott zu erfahren.
Ich habe einmal gehört, dass viele Menschen so uneins mit sich selbst und ihrer Umwelt sind, weil sie es nicht mehr aushalten, nur eine halbe Stunde allein zu
sein, allein zu sein mit ihren Gedanken und Gefühlen.
Deshalb müssen viele Menschen ständig in Bewegung sein. Diese Stille kann natürlich auch schmerzhaft sein. Vieles wird einem bewusst, was man verdrängt
hatte. Es kommen alte Leiden hoch.
In der Bibel ist die Wüste ein Ort der Versuchung. Wer diese Versuchung aushält, kann wunderbare Erfahrungen machen. Wer sich die Zeit und die Kraft
nimmt, für eine halbe Stunde für sich allein zur Ruhe zu kommen, der kann sich neu über Gott klar werden. Mose und Jesus haben diese Ruhe, den Ort der
Stille ausgehalten.
Sie haben sich ganz in Gottes Dienst gestellt. Ein Theologe meint sogar, dass auf diesen beiden Geschichten die gesamte Welt ruht.
In dieser Passionszeit möchte ich Ihnen Mut machen, Ruhe für sich zu finden, um den eigenen Standort neu zu bestimmen. Wo bin ich eigentlich? Was erwarte
ich von Gott? Es kann eine Wende für sich persönlich werden. Vielleicht hilft es, nur mal zur Ruhe zu kommen. Möge Gott jedem von uns diese Ruhe und Stille
schenken, die täglich neu für die Umkehr zu Christus nötig ist. Amen.
Predigtlied: EG 165 Strophen 1,2,5,8 Gott ist gegenwärtig
Ein Exodus-Gedicht von Martin Gutl
Wenn Gott uns heimbringt
aus den engen Räumen,
das wird ein Fest sein!
Was uns gequält hat, ist ohne Bedeutung,
Druck und Angst sind Vergangenheit.
Wenn Gott uns heimbringt
aus den schlaflosen Nächten,
aus den fruchtlosen Reden,
aus den verlorenen Stunden,
aus der Jagd nach dem Geld,
aus der Angst vor dem Tod -
dann wird er lösen
die Finger der Faust,
die Fesseln, mit denen
wir uns der Freiheit beraubten.
Dann ist vergessen,
was uns heute bedrückt.
Wenn Gott uns heimbringt,
das wird ein Fest sein.
Er macht die Nacht zum hellen Tag,
er lässt die Wüste blühen!
Den Raum unseres Lebens wird er weiten
in alle Höhen und Tiefen,
in alle Längen und Breiten
seines unermesslichen Hauses.
Keine Grenzen zieht er uns mehr.
Wer liebt, wird ewig lieben!
Wenn Gott uns heimführt,
das wird ein Fest sein!
Den Verirrten werden die Binden
von den Augen genommen.
Sie werden sehen.
Die Suchenden finden endlich ihr Du.
Niemand quält sich mehr
mit der Frage "warum".
Wir werden schauen,
ohne je an ein Ende zu kommen.
Wenn Gott uns heimbringt,
aus den Tagen der Wanderschaft,
das wird ein Fest sein,
ein Fest ohne Ende.
Martin Gutl: Der tanzende Hiob
Parallelen zum NT
Gott will sein Volk retten, Jesus Christus ist unser Retter. Mose erhält die Zusage Gottes: Ich will mit dir sein. Jesus sagt in Mt. 28: "Ich bin bei euch alle Tage ..."