Bibelarbeiten zu 2. Mose: hier

Bibelarbeit über 2. Mose Kapitel 18

von Michael Strauch


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Einleitende Worte:

 

Ich möchte erneut anhand dieses Kapitels (siehe Kapitel 17) gerne eine Hilfestellung geben, wie man - besonders wenn wenig Zeit ist - an einen solchen Text herangehen kann. Wenn derjenige, der einen Text vorbereitet unter Zeitdruck steht, empfiehlt sich ei ne Methode, die ich auf einem Vorbereitungskurs für Kinderarbeit gelernt habe: den P.O.Z.E.K.-Schlüssel. Die Initialen stehen für P wie Personen, O für Ort, Z für Zeit, E für Ereignisse und K für die Kernaussage. Wir wollen anhand dieses Schlüssels uns an den Text wagen:

 

 

1. Personen

 

Welche Personen kommen in unserem Abschnitt vor?

·         Jithro, Priester in Midian, Moses Schwiegervater

·         Zippora, die Ehefrau des Mose

·         Gershom und Elieser, seine beiden Söhne

·         Aaron (siehe Kapitel 17)

·         Oberste bzw. Häupter

Nun empfiehlt es sich, ein Lexikon zur Bibel zur Hand zu nehmen. Ich empfehle immer noch das sehr handliche und kompetent geschriebene Lexikon zur Bibel von Fritz Rienecker. Über Israel und Mose brauchen wir nicht nachzuschlagen, zu Aaron beachte die Ausfü hrung in Kapitel 17. Eine elementare Rolle in diesem Kapitel spielt Jithro. Was wissen wir über ihn? In Kapitel 18 heißt es, er war der Schwiegervater des Mose. Wir erinnern uns, dass Mose bei seiner Flucht (Mord am Sklaventreiber) diesen Jithro kennenler nte und seine Tochter Zippora heiratete (2Mose 2, 11ff). Weiter hören wir, dass er ein Priester in Midian war und dass er in Kap.2,18 auch mit Reguel angesprochen wird. Er ist äußerst gastfreundlich, hat Mose sofort in sein Herz geschlossen und gab ihm Zip pora zur Frau. Dort wurde Mose Vater seines ersten Sohnes Gerschom. Weiter wissen wir von Kapitel 3,1ff, dass Jithro Schafe züchtete und Mose später diese Schafe hütete. In Kap 4,18 erscheint Jithro noch einmal und erweist sich stets als ein Mann, der Mose unterstützt, nie ihm Steine in den Weg legt. Als Mose seinen Auftrag ernst nehmen will und damit auch seine Arbeit bei Jithro einstellen muss, so willigt der Mann sofort ein: „geh hin in Frieden!“ Und auch in Kapitel 18 wirkt er wie ein Mann, der sich an Gott freut, zunehmend ihn als den großen Gott erkennt und mit Weisheit und Verstand seinen Schwiegersohn unterstützt. Immer wieder erstaunt, wie sehr Mose auf seinen Schwiegervater hört. Wo doch die Frage im Raum steht, von welcher Gottheit Jithro ein Prie ster war? Liegt der Gedanke nicht nahe, dass Jithro (oder Jethro) ein heidnischer Priester war? Nicht unbedingt. Die Midianiter gehen nämlich auf Abraham zurück. Nach dem Tod Saras heiratete Abraham im hohen Alter (1Mose 25,1ff) nochmal. Seine Frau ist Kit tura und eines der Kinder eben Midian. Es kann also gut sein, dass der midianitische Glaube an den Gott Abrahams in seinen Nachkommen lebendig war. Folglich war Jethro ein Priester des Gottes Israels.

Von Moses Ehefrau Zippora wissen wir ebenfalls einiges. Ihr Name meint Vogel. In einer für uns eigenartig wirkenden Situation beschneidet sie ihren Sohn (was ebenfalls auf ein tiefes geistig lebendiges Erbe Abrahams weist) ihren Sohn und rettet Mose vor Go ttes Zorn. Sie macht ihren Mann zum Blutbräutigam (K.4,24ff) und es bilden sich Parallelen zu Christus. Vgl.dazu meine Auslegung zu Kapitel 4. Später hat sie offenbar bei ihrem Vater gelebt, denn in K.18,2 wird darauf hingewiesen, dass Mose seine Frau zu i hrem Vater zurgesandt hatte. Zippora ist eine Frau, die auf ihre Art ihren Mann unterstützt und ihm den Rücken frei hält für die Aufgabe, die ihm der Herr auferlegt hat.

Von den Söhnen des Mose, Gershom und Elieser wissen wir wiederum sehr wenig. Hervorgehoben wird die Praxis, die Kinder nach Situationen zu benennen, die den Eltern wichtig waren. Eine Praxis, wie wir sie schon bei der Neubenennung von Oasen, Landstrichen e tc.schon bemerkt haben. Interessant ist das Detail aus 1Chr 23,14, wo es heißt, dass die beiden Söhne später ebenfalls Priester waren und zu den Leviten gezählt wurden.

Was aber meint das Wort „Oberster“? Allgemein meint ein Oberster oder auch Haupt genannt jemanden, der in einer bestimmten Ordnung an erster Stelle steht. So sind die Stammesfürsten Oberste, die Ältesten nennt man Oberste, später in neutestamentlicher Zeit gab es unter den Theologen ebenfalls Oberste. Das konnten Richter sein oder Männer in politisch einflussreichen Posten. Hier bei Mose werden Menschen nicht aufgrund ihres Standes oder Alters zu Obersten, sondern aufgrund ihres Lebenszeugnisses. Ein sicher ungewohnter und neuer Ansatz.

 

Einschub:

 

Bei der Betonung der Personen (durch öfteres Erwähnen) wird deutlich, dass der Heilige Geist ein Schwergewicht auf Moses und Jethro lenkt. Diese beiden interagieren sehr offensichtlich und es gilt zu lernen, was als Ergebnis ihrer Interaktion hervorgeht.

 

2. Ort und Zeit

 

Bei Ort und Zeit hat sich gegenüber Kapitel 17 nicht viel geändert. In Vers 5 hören wir, dass sie nun nahe dem Sinai sind, direkt am Berg Horeb. Vgl.dazu meine Ausführungen zu Kapitel 17.

 

4. Ereignisse

 

Durch die Beschäftigung mit den Personen, den Orten und der Zeit haben wir schon einen guten Überblick. Nun wird der eigentliche Text nicht mehr so fremd erscheinen. Aber der Text muss nun verstärtk vergegenwärtigt werden.Bei den Ereignissen handelt es sic h um eine Vergegenwärtigung dessen, was im Text steht. Folgende Aufgaben stellt sich der Textausleger:

 

1.       Den Text mehrmals laut und mit Betonung lesen. Allein dadurch erschließt sich manche Nuance und bei mehrmaligem lauten Lesen wird manches deutlich, was man vorher überlesen hat.

2.       Die Bibel zuklappen und mit eigenen Worten wiedergeben, was man gelesen hat. Hierbei empfiehlt es sich, die Geschichte einem imaginären Kind vorzutragen. Albert Einstein hat mal gesagt: wenn man einen komplizierten Sachverhalt einem Kind verständlich erklä ren kann, dann hat man die Sache verstanden.

3.       Stichwortartig die Abläufe notieren.

 

In Kapitel 18 stellen wir zwei ähnliche Erzählstränge fest. Drei interagieren miteinander: Gott, Jithro und Moses. Gott agiert:

·         V.1 (V.4): er hat Moses und das Volk Israel aus Ägypten geführt

·         V.8 Er hat Moses errettet „von all der Mühsal“

·         V.9 Er hat Israel „all das Gute getan“

·         Sehr oft wird erwähnt, dass Gott Israel aus der Hand der Ägypter befreit hat. Grund: weil Pharao vermessen an Israel gehandelt hat (V.11).

·         Die Kunde über Gottes Taten beginnt das Kapitel und schließt mit einem Dankopfer den Abschnitt.

Jithro agiert gegenüber Gott:

·         Er hört alles, was Gott an Israel getan hat (V.1)

·         Er nimmt die Restfamilie des Moses und kommt zum Ort des Geschehens (V.2+5.6)

·         Er freut sich über das Gotteslob durch den Mund des Mose (V.8ff)

·         Er lobt Gott und erkennt Gott als wahren Gott und Herrn (V.10f)

·         Er opfert Gott ein Brand- und Schlachtopfer (übergibt sein Leben ganz dem HERRN).

Jithro agiert gegenüber Moses und der Gemeinde

·         Jithro sieht mit weisem Blick die Arbeit des Mose in der Gemeinde Israel (V.14)

·         Jithro stellt Fragen und sucht zuerst zu verstehen (V.14)

·         Jithro hört, beurteilt und gibt Weisungen zu mehr Effizienz (V.17)

·         Jithro urteilt seelsorgerlich (V.18) im Blick auf Mose und der Gemeinde.

·         Jithro bestätigt zuerst das Tun des Mose und beurteilt es als gut (V.19f)

·         Jithro gibt Rat, wie es effektiver und sinnvoller für alle werden kann.

·         Jithro urteilt geistlich und hat den Willen Gottes im Sinn (V.21)

 

Geradezu passiv wirkt Moses. Was erfahren wir über ihn? Wie reagiert er auf einen Mann, den er lange nicht gesehen hat und der ihm nun Ratschläge erteilt?

 

·         Moses geht hinaus, seinem Schwiegervater entgegen. (V.7), neigt sich vor ihm und küsst ihn.

·         Moses erzählt Jithro von den großen Taten Gottes (V.8)

·         Moses setzt sich zum Volk und spricht Recht (V.13)

·         Moses lehrt das Volk den Willen Gottes (V.16)

·         Moses gehorcht der Stimme seines Schwiegervaters (V.24)

·         Moses erwählt Mitarbeiter und setzt sie ein (zuerst setzt sich Mose ein, dann Mitarbeiter!)

 

5. Kernaussage

 

Siehe zuerst meine Ausführungen zu Kapitel 17. Hier in Kapitel 18 stellen wir ganz deutlich fest, dass der Heilige Geist über drei Dinge mit uns reden will.

1.       Was lernen wir über das Wesen Gottes und wie er mit mir umgeht?

2.       Was lernen wir von Jithro und Mose?

3.       Was lernen wir über „Gemeindepolitik“?

zu 1: Der Schwerpunkt bei den Aussagen über Gott ist eindeutig. Gott ist der Erretter. Derjenige, der Israel befreit hat aus der Hand der Ägypter, dem Sklavenhaus. Von hier aus ziehen wir leicht die Parallele ins NT. Das Sklavenhaus Ägypten ist übertragen das, was Paulus die „Knechtschaft der Sünde“ nennt. Aus dieser Knechtschaft hat Gott den Menschen durch seinen Hohepriester, seinen Sohn Jesus Christus gerettet. Wer „Gottes Stimme gehorcht und seinen Rat befolgt“, nämlich an Christus glaubt und die Vergeb ung erfährt, wird leben. Auch wenn Durst-und Hungerstrecken und „die Fleischtöpfe Ägyptens“ (siehe Galaterbrief, Paulus Ausführungen zum Hang des Fleisches) ein steter Kampf bleiben werden. Auf dem Wege (V.8) begegnet dem Gläubigen Mühsal, aber der Herr ka nn aus alledem erretten. Durch das Opfer wird deutlich, dass Gott möchte, dass ich mein ganzes Leben ihm schenke.

 

Zu 2: Über Jithro lernen wir eine Menge über seinen Umgang mit Gott und den Menschen. Jithro ist ein Mann, der dort sein will, wo Gott handelt. Er kommt nicht allein, er nimmt andere mit. Er hört zuerst auf Gott. Dann hört er auf das, was Menschen über Got t sagen. Er lobt Gott und gibt sein Leben in seinen Hände. Dann sieht er sich erst mal alles an. Er versucht durch Fragen zuerst zu verstehen. Warum tust du, was du tust. Er verurteilt nicht, aber beurteilt. Und wenn er zu dem Schluss kommt, dass etwas, wa s gewachsen ist, dennoch ineffizient und letztlich keinem dient, dann hat er den Mut, dass zu benennen. Jithro ist sagenhaft flexibel.

Von Moses lernen wir primär Demut. Jithro läßt ihn rufen, Moses kommt persönlich. Er verneigt sich vor ihm, nimmt sich Zeit, hört die Ermahnung des Schwiegervaters und gehorcht seiner Stimme.

 

Zu 3: Wir lernen aber auch ein weiteres Gemeindebauprinzip. Gott will nicht das Ein-Mann-System. Gott hält nichts von Predigerstars und jeder Form von Machern, Entertainern und Animatoren. Gott will, dass der Vollamtliche sich auf Wesentliches konzentriert - bei Moses ist es das geistliche Beurteilen und Lehren. Im Grunde tut Moses nichts anderes, als der Gemeinde im Alltag den Willen Gottes zu offenbaren. Moses tut das hauptsächlich. Er kann es auch am Besten. Aber wenn man etwas sehr gut kann, heißt es ni cht, dass ein Segen darauf liegt. Denn wer alles macht, wird müde und macht andere müde. Denn es macht der Gemeinde keine Freude zu sehen, wie der Pastor mit hängender Zunge durch die Gegend hastet. Gott will, dass Mitarbeiter gewonnen werden. Niemand soll soviel leisten wie Mose, aber sie sollen mit Hand anlegen. Moses beruft solche Männer. Kriterium ist, dass sie unbestechlich sind (in Rechtsfragen), ehrlich und wahrhaftig und vor allem den Eindruck tiefer Frömmigkeit haben. Nicht jeder soll lehren, sonde rn derjenige, dessen Leben von einer Gottesfurcht bestimmt wird. Diesen Männern werden im übertragenen Sinne Menschen in Stunden, Menschen in Gottesdiensten, Kindern in Jungscharen und Teenagern in Jugendgruppen anvertraut. Wichtig ist aber, dass sie dies nicht abseits tun, sondern die Arbeit wird als Teil der Arbeit des Mose verstanden.

Welches Verhältnis hast Du zu Gemeinde, Gott und Mitarbeit?