Bibelarbeiten: hier
Bibelarbeit zu 2. Mose 16
von Michael Strauch
home |
1. Kontext
Kapitel 14: Gott hat Israel auf herrliche Weise von den Ägyptern
errettet und sie heil durch die tödlichen Fluten geführt.
Kapitel 15: Mirjiam, die Schwester Moses, singt ein Victoria Lied zur
Ehre Gottes. Doch schon in diesem Kapitel wird das Element, dass
die Feinde zerstört und Israel bewahrt hat, zur Versuchung Israels. Ihnen fehlt
es an Trinkwasser. Reaktion: erste Unzufriedenheit. Meckern. Gott erbarmt sich
über sie und führt sie eine furchtbare Oase.
Kapitel 16: Bei der nächsten Prüfung geht es nicht um den Durst,
sondern um den Hunger. Die Reaktion auf die immer weniger werden Essvorräte ist
wiederum gleich: murren.
2. Geographischer und temporärer Aspekt
Israel zieht an der Westkante des Sinai vom westlich
gelegenen Mara über Elim weiter südwestlich und dann wieder etwas nördlich in
die Wüste Zin, genau in der Mitte zwischen Elim und dem weiter südlich
gelegenen Sinai. Sie befanden sich nun seit 11/2 Monaten in der Wüste.
3. Markante Begriffe
3.1. Meckern, murren
Dieses Wort lautet im hebräischen "lun", im
griechischen "diegongüze", im engl.murmur.
Das hebr.Wort meint eigentlich "über Nacht abrupt
stoppen". Also anhalten, feststehen, nicht weitergehen. Das Wort hier
meint von der grammatikalischen Form her aber "meckern, murren". Was
aber meint dieses Wort genau? Ist darunter das zu verstehen, was wir als
"motzen" kennen? Und kommt das Wort im NT vor?
Diegongüze kommt von gongüze und erscheint im NT 7x, davon
6x in den Evangelien. Zum einen steht für dieses Wort ein Bildgedanke: das
klagende Gurren einer Taube. Dieses lang anhaltende, unermüdliche, klagende
Laut der Tauben steht Pate für das Wort murren. Und tatsächlich geht diesem
Murren in der Bibel eine Zeit der Drangsal, der physischen und psychischen
Belastung voraus. Es ist also nicht ein kindisches motzen, sondern es geht in
Richtung "hadern".
Weiter drückt dieses "meckern" aus, dass ein
Mensch für sich einen Anspruch zu haben glaubt, dem nicht Genüge geleistet
wird. Das kann verschiedentlich situativ aussehen: Anspruch auf
Anerkennung, Anspruch auf Rechtsbeistand, Anspruch auf Geldzuwendungen,
Anspruch auf Liebe und Hilfestellung etc. Ein Mensch stellt diesen Anspruch,
diesem wird nicht genügend stattgegeben und daraus resultiert oft dieses
"murren". Ein beredtes Beispiel ist Mt 20. Die Arbeiter im Weinberg,
die den ganzen Tag geschuftet haben, bekommen das Gleiche wie diejenigen, die
nur kurz vorher erschienen. Sie glauben, einen Anspruch auf mehr zu haben und
dann kommt in Vers 11 dieses Wort "murren". Vertreter dieser
murrenden Menschen sind auch die Pharisäer und Schriftgelehrten in Lk 5,30, die
Juden in Joh 6, 41-43, die wankelmütige Menge in Jo 7,32 und nicht zuletzt auch
die Jünger in Joh 6,61. Repräsentativ greift Paulus in 1Kor 10, besonders Vers
10 dieses "murren" auf. Wir sollen nicht murren.
Zweitens kann man bei den Beispielen erkennen, gegen wen
dieses Murren immer geht:
Mt 20,11: gegen den Hausvater (damit gegen Gott) aufgrund
seiner Güte
Lk 5, 30: gegen die Jünger, weil sie mit Zöllnern essen und
Jesu Willen tun.
Joh 6,41: gegen Jesus, weil er sich als das Brot vom Himmel
bezeichnet.
1kor.10,10: gegen Gott
Fazit:
1. Wer murrt? In allen Fällen Gläubige, Christen, Fromme.
2. Warum? Weil sie meinen, einen Anspruch zu haben auf
etwas, und es nicht bekommen.
3. Gegen wen? Gegen Gott, gegen Jesus, gegen die Jünger, die
ihm folgen.
4. Warum? In den meisten Fällen tun, sagen und verlangen sie
etwas, was "neu" ist.
Dieses Murren ist eine feindselige Haltung und Handlung, die
sich oft gegen geistliche Leiter richtet und oft dann, wenn sie etwas tun, was
der Murrende nicht einsieht. Es besteht oft auch ein hoher Anspruch, dem nicht
Genüge getan wird. Was ist die Folge?
1. Unzufriedenheit, Rückzug und Spaltung (siehe Witwenproblem Apg 6,1).
2. Reden hintenrum und schlechtmachen.
Was können wir tun? Dazu sind zwei Dinge verlangt:
1. die innere geistliche Haltung muss sich ändern.
2. die veränderte Haltung muss in Taten gefestigt werden.
3. Bestes Beispiel ist Jesus in der Wüste (Mt 4)
Jesus in der Wüste:
Jesus ist bewußt in der Wüste, wie einst die Kinder Israel.
Er war zwar nicht 40 Jahre in der Wüste, dafür 40 Tage am Stück ohne Essen und
wenig Trinken. Er erlitt diesselbe physische und psychische Belastung wie einst
die Kinder Israel. Auch bei ihm heißt es: es hungerte ihn. In dieser Zeit
äußerster Belastung wird er versucht, nicht von Gott sondern vom Satan. Was ist
nun die richtige Reaktion Jesu? Er beschönigt nicht seinen Zustand. Er bricht
nicht in Jubel aus und tut als ob. Aber er bleibt gefaßt und ruhig. Er
vertraut auf Gott, seinem Vater und auf seine Verheißung. Er lehnt sich
nicht gegen Gott auf, meckert nicht. Er hätte einen Anspruch, den er
verwirklichen, leicht einlösen könnte und verzichtet darauf. Er vertraut Gott,
dass er sich um alles kümmert. Eine innere, geistliche Gelassenheit und das
Vertrauen, dass Gott über diesem Zustand wacht.
Aus dieser Haltung entsteht Freigebigkeit. Das beste Mittel
gegen innere Unzufriedenheit ist, anderen etwas Gutes zu tun. Statt seinen
Anspruch einzuklagen und einzufordern sogar zu geben. Immer im Vertrauen, dass
der Herr sorgt, auch wenn oft und lang genug das Gegenteil vorläufig eintritt.
1.Pt 4,9: Seid gastfrei ohne murren.
Phil 2,14: tut alles ohne murren.
3.2. Prüfen (V.4)
Das hebr. Wort "nasah" meint hier: prüfen, auf die Probe
stellen, ferner versuchen. Was meint dieses Wort eigentlich?
Ein Beispiel für dieses "prüfen" ist die Königin von Saba in
1Kön 10,1. Sie kommt an den Hof von Salomo, um mit Rätselfragen "zu prüfen
(nasah)", was es mit seiner Weisheit auf sich hat. Das Wort meint also,
durch gezieltes Hinversetzen in eine bestimmte Situation die Echtheit einer
Sache herauszubekommen. In diesem Fall durch Fragen.
Im griech.steht peirazo (peirasmos=Prüfung).
Dieses peirazo wird unterschiedlich gehandhabt, je nachdem, wer der
Prüfer ist!
So gibt es ein Prüfen mit lauterer Absicht, wie es Gott tut. Er prüft,
um herauszustellen, was geistlich im Menschen steckt und was nicht. Und was
nicht in ihm steckt, kann ihn herausfordern, dass er es sich zu eigen macht. Eine Prüfung Gottes bietet mir die Möglichkeit,
mir auch über mich selbst klar zu werden und mich zu fragen: wo müssen Dinge
sich ändern. Wo hat sich eine Haltung eingeschlichen, die Gott verärgert und
die ich nicht mehr so recht an mir wahrnehme.
Peirazo wird aber auch auf die Pharisäer und Schriftgelehrten angewandt,
nicht zuletzt beim Satan. Zuerst ist es noch ein kritisches Hinterfragen,
später bewußt mehr und mehr eine Art des Fallen stellens. Dafür haben wir den
deutschen Begriff der Versuchung.
Gott stellt sich uns schon in den ersten Kapiteln der Bibel als ein
Prüfer vor. Schon im Paradies prüfte Gott anhand eines Verbotes und eines
Baumes den Gehorsam seiner Kinder. Gott pflanzt seinen Kindern den Gehorsam
nicht ein, sondern er soll sich selbst entwickeln durch das siegreich
Widerstehen gegen die Versuchung. Adam und Eva meinten, einen Anspruch zu haben
auf das Wissen, was Gut und Böse ist. Gott hat sich aber gewünscht, dass Beide
ihm vertrauen und auf diese Forderung verzichten.
Abraham wurde geprüft, als er in Ägypten war und Angst vor Pharao hatte
wegen seiner Frau. Später wurde er geprüft, ob er der Verheißung Gottes
vertraut und oft genug hat er der Prüfung nicht standgehalten.
Hiob wurde geprüft und viele, viele andere.
Das Prüfen Gottes stellt in eine Entscheidungssituation. Man hat die
Möglichkeit, etwas anderes zu tun oder sich zu nehmen, und verzichtet darauf.
Oft verlangt Gott nur, dass man auf etwas verzichtet: auf Geld, auf das Recht,
auf alles, was einem Sicherheit bietet und allein ihm vertraut. Verzichten auch
auf Rache. Denn schlecht reden über den anderen ist nichts anderes, als Rache
einzufordern.
Wie gehen wir mit der Prüfung am besten um?
1.
In dem Buch
Sirach 2,1 heißt es (es wird dieses Wort gebraucht, dass
ein Mensch, der sich ganz auf Gott einläßt, mit Prüfungen rechnen muss. Das
erste ist, die Prüfung aus Gottes Hand zu nehmen. Wer die Prüfung in der
zerstörenden Art Satans sieht, wird an Gottes Pädagogik sich schwer tun. Also:
wenn Gott prüft, dann will er den Glauben fördern.
2.
Was kann ich
tun? Das was Jesus tat: beten. Betet, sagt der Herr, auf dass ihr nicht in
Anfechtung fallt. Es ist derselbe Sinn wie das Vater uns: und führe uns nicht
in Versuchung. Gemeint ist nicht, dass wir nie in Versuchung geraten, gemeint
ist, dass wir standhaft bleiben. Das geht aber nur über das Gebet.
3.
Bewußter
Verzicht auf Rache, auf üble Nachrede und auf das, was ich meine, dass mir
zusteht. Siehe Bergpredigt.
4. Manhu - das Himmelbrot/oder Engelsbrot
In Ps 73,24 wird das Manna als das Brot vom Himmel bezeichnet. Es war
die Nahrung, die die Kinder Israel in der ganzen Zeit der Wüstenwanderung zu sich
nahmen.
Es fiel "wie Tau" immer dann vom Himmel, wenn das Volk sich
lagerte. Das Volk sollte einen Gomer sammeln, das ist
ca. 2,2 kg. Es fiel nicht herab am Sabbath. In der Hitze schmolz es, aber man
konnte es zermahlen zu Mehl und hinterher backen. Es schmeckte wie
Honigsemmeln. Es waren kleine Körner (Koriandersamen). Man hat versucht, das
Manhu (was ist das? Hebr.) in der süßen Ausscheidung einer in Sinai sesshaften Schildlaus zu entdecken, aber vieles der
Beschreibungen ist darauf nicht anwendbar.
Das Manhu sowie das Fleisch (Wachteln) kommen auf Geheiß Gottes. Gott
beweist, dass er auch in der Wüste für sein hungriges Volk sorgen kann. Aber
zugleich verbindet er mit seiner Hilfe auch die Prüfung.
1.
Nur soviel
sammeln, wie für das Essen nötig (V.16). Es geschah sogar ein
"Gewichtswunder" (V.18), denn jeder hatte, obwohl unterschiedlich
gesammelt, gleich viel. Auf dem "jeder hatte gleich viel" wird
Betonung gelegt. Es erinnert an die erste Gemeinde in Jerusalem.
2.
Sie sollten
nichts aufheben. Wer es doch tat, dem war die Speise voller Würmer. Die
Israeliten sollten glauben, dass der Herr sie täglich versorgt. Das erinnert an
Jesus, wie er die Jünger los schickt ohne Beutel.
3.
Sie sollten am
Morgen sammeln, nicht über den Tag verteilt. Stichwort: Ordnung. Morgens
losgehen und Gott begegnen und von ihm empfangen, was er schenken will. Gott
will Ordnung in das Leben Israels bringen (V.21)
4.
Nur vom dem
Sabbath sollten sie doppelt soviel sammeln und aufheben. Dann wurde es nicht
wurmstichig. Gott will, dass Israel den Sabbath hält und darauf vertraut, dass
Gott sie auch an diesem Tag versorgt.
Fazit:
Gott prüft sein Volk. Sein
Ziel ist ein geistliches, heiliges Leben. Er will, dass Israel ihm vertraut und
alles unterläßt, was aus eigener Kraft geschieht, um seine Existenz zu
begründen. Vgl. Dazu Jakobus 1, 1-12: Ziel der Anfechtung ist die Festigung und
Läuterung des Glaubens.