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Liebe Gemeinde,
vielleicht haben sie das
auch schon einmal erlebt: Sie lesen in einem christlichen Prospekt von einer
tollen Reise nach Israel. Der Preis ernüchtert vielleicht für einen Moment 1300
Euro zuzüglich Zusatzausgaben. Die freiwillige Kurzreise von Elat nach Ägypten
zum Sinai kostet ebenfalls. Aber man begibt sich ins gelobte Land. Und
tatsächlich gibt es viel zu sehen. Und 150 Euro zusätzlich für die Besichtigung
und den Aufstieg zum Horeb zahlt der Israelliebhaber gerne auch...
Und dann ist man da. In der Wüste. Sicher faszinierend. Aber auch ganz schön
heiß, und überhaupt: eigentlich nur Sand. Aber hier hat doch vor einigen
tausend Jahren das Volk Israel gelagert - und hat Gott gelobt? Schon. Aber auch
ganz schön gemeckert. Also wenn ich ehrlich bin, ich kann' s ein bischen
verstehen. Der Reisetrupp erreicht das Katharinenkloster am Horeb. Der Leiter
geht voraus und inspiziert zuversichtlich den Zustand der Unterkünfte. Die sind
aber, wie sich bald herausstellt, schon belegt. Nicht von Touristen, sondern
von allem Getier und Gewürm, was es in der Wüste aushält. In der
Touristengruppe beginnt es langsam unruhig zu werden. Und dafür 150 Euro, und
noch nicht einmal saubere Betten. Man fährt mit dem Bus weiter. Beduinen in der
Wüste haben für die Touristen schwarze Zelte aufgeschlagen. Nicht sauberer,
aber die Tierchen sind nicht zu sehen. Um zwei Uhr nachts Aufstieg zum Horeb.
Stockdunkel. Mit der Geduld vieler ging es merklich zu Ende, spätestens wenn
einige Felsen sprichwörtlich zum „Stein des Anstoßes“ wurden. Man hört Fluchen,
Schimpfen. Nach drei Stunden ist man oben. Doch ach, da liegen und stehen schon
Massen von Menschen. Alle wollen den sagenhaften Sonnenuntergang sehen. Um
sieben Uhr morgens taucht die Sonne auf. Doch sie bleibt versteckt hinter
Wolken. Und dafür 150 Euro bezahlt. So ein Arger. Ich höre schon das hämische
Gelächter all derer, die in Elat zurückgeblieben sind.
Die Geld, Strapazen und Arger gespart haben. Warum bin ich nicht in Elat
geblieben? Das hätte ich mir sparen können. So 'ne Enttäuschung.
Bei dieser Touristengruppe
war ich im Mai 1987 dabei. Und seitdem kann ich das Volk Israel etwas besser
verstehen. Ich denke, es ist gut, noch einmal ihre Situation, in die sie Gott
geführt hat, sich vor Augen zu führen. Die Art und Weise, wie Gott mit seinen
Kindern Lebensgeschichten schreibt, läßt viel erkennen von seiner göttlichen
Pädagogik mit uns Menschen. Ich denke da an die Situation am Schilfmeer:
Mit großer Herrlichkeit,
Pomp und Gloria ist ein großes Volk ausgezogen. Im Rücken, dicht auf den
Versen, der Feind Ägypten. Und dann das Meer. Gott hat uns doch so siegreich
aus der Supermacht herausgeführt, warum geht es plötzlich nicht mehr weiter?
Nach dem großen Eingreifen Gottes kommt die erste Prüfung. Und das Volk
versagt. Dennoch teilt Gott das Meer und zerstört den Feind. Die Schwester
Moses singt darauf einen ewigen Lobgesang. Gott hilft doch, auch wenn man hart
bedrängt wird. Ich vertraue ihm. So mancher Vorsatz. Doch dann kam Mara:
Sie ziehen weiter auf dem
Weg ins gelobte Land. Doch das Wasser wird knapp. Gott wird schon helfen. Man
redet es sich ein. Man versucht zu vertrauen. Siehst du? Beinahe hätte ich schon
gezweifelt. Eine Wasserstelle. Doch ach, das Wasser ist faul. Das gibt es doch
nicht. Soll das ein übler Scherz sein? Mose hat uns
falsch geführt. Er will immer so fromm sein, aber in Sachen Organisation eine
Null. Gott greift ein. Er macht das Wasser süß. Es tut mir leid, daß ich nicht
vertraut habe. Das nächste mal klappt es. Und dort ist
ja schon die Oase Elirn Dort ist es fein. Gott sorgt doch für mich. Ich habe
alles im Überfluß. Christsein ist toll. Doch dann kommt die Wüste Sin:
Es geht weiter. Singe ein
Lied. Mir geht es gut. Manch einem ärgem die langen Märsche. Zelt aufbauen,
Zelt abbauen. Ärger mit dem Nachbarn. Immer auf so engem Raum leben. Und wenn
diese Hitze nicht wäre. Na, und das Essen war in Ägypten schon besser.
"Ihr müßt nur Vertrauen haben!" rufe ich ihnen zu. "Was nützt
mir die Taube auf dem Dach, da habe ich lieber den Spatz in der Hand"
bekomme ich zur Antwort. Das Brot geht zur Neige. Die Leute bekommen Hunger.
Der Magen knurrt. Tag für Tag diese Dauerbelastung. Und ich dachte, wenn man
Christ wird, hätte man ein leichteres Leben. Wenn Sie sich die Geschichte, die
Gott mit seinem Volk nach dem Auszug aus Ägypten gemacht hat, genau ansehen,
werden sie feststellen, daß Gott immer abwechselnd die Zügel anzieht und dann
wieder locker läßt. Nur daß er mit uns vorwärtsgeht, das bleibt konstant. Gott
hat uns als Christen reich beschenkt. In Jesus hat er uns alle Schuld vergeben,
er hat uns durch seinen Sohn mit ihm versöhnt und hat uns ein ewiges Leben
versprochen. Darüber freuen wir uns, dafür lohnt es sich, zu leben und zu
sterben. Wir haben uns entschieden, den langen Weg zum gelobten Land zu gehen,
vergleichbar mit unserem irdischen Leben als Christen. Wir erleben schöne
Momente, wo das Leben gelingt, wo es vorwärts geht. Auch im Gemeindeleben
erfähren wir in unserer Gemeinschaft Höhepunkte. Doch dann gelingt dieses oder
jenes nicht. Man hat einen Pechtag. Nun, den verkraftet man. Kein Grund zur
Unruhe. Nur die Schmerzen machen mir Sorgen. Seit Tagen immer diese
Kopfschmerzen. Es wird doch nichts Schlimmes sein?
Liebe Gemeinde, dann kommen
die Momente, oft schleichend und erdrückend. Sie erscheinen wie eine Ewigkeit.
Die Ungewißheit über eine Krankheit. Die Sorge um die berufliche Zukunft. Und
dann merkt man, wie die Sorgen und Ängste wie eine dicke Schlange sind, wie
eine Anakonda, jene Riesenschlange in den Sümpfen des Amazonas, die ihre Beute
nicht durch Gift tötet, sondern sie langsam umschlingt und stetig erdrückt.
Diese Anakonda, genannt Widersacher Gottes, lauert uns auf. In den Zeiten der
Dürre, wo Schwierigkeiten sich in unserem Leben geradezu stapeln, wartet sie.
Und Sie und ich wollen vertrauen. Doch wir werden zunehmend nervöser. Warum
greift Gott nicht ein? Warum schweigt er? Warum läßt er das zu? Mir geht es
elend. Und keiner ist da, der mir hilft. Keiner, der mir wenigstens mal zuhört.
Dem ich vertrauen kann. Die Schlange wartet!
Lernziel:
Ich weiß nicht, ob es heute abend unter uns Menschen hat, denen es jetzt genauso ergeht.
Die vielleicht eine Wut im Bauch haben oder schlichtweg tieftraurig sind. Die
den Eindruck haben, diesen Belastungen bald nicht mehr gewachsen zu sein und
sich fragen, warum das sein muß. In der Bibel lesen wir als Antwort nur einen
Satz: um uns zu prüfen! Was will Gott prüfen? Ob du ihn bedingungslos liebst!
Wie ist das zu verstehen? Eine Geschichte soll es verdeutlichen:
Ein junges Paar wollte
heiraten. Da fragte der Mann sie plötzlich: Wirst du mich auch lieben, wenn ich
einen Unfall habe? Wenn ich vielleicht im Rollstuhl sitze und für dich nur noch
ein Pflegefall? Wirst Du mich lieben? Sie antworte: das kann ich nicht sagen.
Ich weiß, daß es für mich dann nicht leicht sein wird. Ob ich dich dann so
liebe, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, daß ich es will. Hiob antwortete in
Zeiten der größten Not seiner verzagenden und mit der Not hadernden Frau: Gott
hat mir so viel Gutes gegeben. Sollte ich nun das Schlechte nicht auch aus
seiner Hand nehmen?
Gott gibt gerne. Und gerne
sieht er uns verweilen in der Oase Elim. Und gerne gibt uns Gott ganz bestimmt
immer wieder Oasen zum Aufatmen. Aber wir würden in diesen Oasen auf Dauer nur
fett werden und träge. Das Gebet würde einschlafen. Die Verlorenen in Ägypten
wären uns egal. Warum? Weil wir denselben Überfluß haben wie sie und Gott noch
dazu. Was kann es Bessres geben? Aber in den Zeiten, wo der Glaube im
Wüstensand steckenbleibt, wo wir im heißen Treibsand der Sorgen zu ertrinken
scheinen, wo wir uns beobachtet fühlen von einer Anakonda, das sind die Zeiten,
wo wir uns selbst am besten kennenlernen. Wo manch ein gutes Bild, daß wir über uns haben, verblaßt. Wo manch ein Glaube, der
mir so fest erschien, plötzlich sehr wackelig vorkommt und ich erkenne: In Elim
habe ich zu lange verweilt. Mir ging es so gut, daß ich Gott nicht mehr so
nötig hatte. Die irdischen Güter haben alle meine Zeit beansprucht. Hier wird
Gott eifersüchtig. Und er legt uns ein Kreuz auf. Doch nur mit dem einen Ziel,
daß Sie ihn lieben. Mehr als alles andere auf der Welt. Die Anakonda lauert.
Sie mag lauern. In dem Moment, wo Sie schwach werden und die Schlange zum
tödlichen Würgegriff ausholt, wird ihr grausamer Kopf durch Jesu durchbohrten
Fuß zerschlagen. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Jede
Anfechtung hat einen Sinn. Und jede Last ist genau auf mich abgestimmt.
Schluss
Zum Schluß lese ich Ihnen
noch eine kleine Anekdote. (Kühner Überlebensgeschichten: S.218)
Ein Mann war mit seinem Los
unzufrieden und fand seine Lebenslast zu schwer. Er ging zu Gott und beklagte
sich darüber, daß sein Kreuz nicht zu bewältigen sei. Gott schenkte ihm einen
Traum. Der Mann kam in einen großen Raum, wo die verschiedenen Kreuze
herumlagen. Eine Stimme befahl ihm, er möchte sich das Kreuz aussuchen, daß seiner Meinung nach für ihn passend und ertraglich wäre,
Der Mann ging suchend und prüfend umher. Er versuchte ein Kreuz nach dem
anderen.Einige waren zu schwer, andere zu kantig und unbequem, ein goldenes
leuchtete zwar, war aber untragbar. Er hob dises und probierte jenes Kreuz.
Keines wollte ihm passen. Schließlich untersuchte er noch einmal alle Kreuze
und fand eines, das ihm passend und von allen das
ertraglichste schien. Er nahm es und ging damit zu Gott. Da erkannte er, daß es
genau sein Lebenskreuz war, das er bisher so unzufrieden abgelehnt hatte. - Als
er wieder erwacht war, nahm er dankbar seine seine Lebenslast aufsich und
klagte nie mehr darüber, daß sein Kreuz zu schwer für ihn sein..
- Exegese über 2Mose 16, 1-8 -
Thema: Meckern in der
Gemeinde oder Glaube im Wüstensand
l. Exegese:
1.1. Kontext:
• Das Volk Israel ist durch Gottes Hand grandios durchs Schilfineer
geführt worden. Kap. 14
•
Mirjiam singt in Kapitel 15 das große Siegeslied an Gott!
•Aber schon in Kapitel 15 wird Wasser
(Bild des Sieges) zum Bild der Versuchung. Reaktion: Meckern! Wüste Paran \
In Mara half ihnen
Gott. Bei der nächsten Prüfung geht es nicht so sehr um das Trinken, sondern um
das Essen. Und prompt fällt das Volk wieder ins Meckern.
Kapitel 16
Elim ist offenbar eine kleine Oase
mit viel Wasserreservoires. Dort ging es Ihnen ausschließlich gut. Es ist
bemerkenswert, daß Gott augenscheinlich erst das Gute schenkt um bei
Wegnahme des Guten die Reaktion seiner Kinder zu prüfen.
Geographischer und
temporärer Hinweis
Von
Elim zieht das Volk weiter nach Norden in die Wüste Zin, geradewegs in
Richtung Sinai.
Sie
waren nun genau 11/2 Monate in der Wüste unterwegs.
Die Reaktion des
Volkes auf die äußeren Umstände
Das
Volk meckert. Sehnt sich zurück an die Zeiten, wo es besser ging. Die Wut
richtet sich gegen den Hirten.
Man
braucht einen Sündenbock.
Die Reaktion Gottes auf das Volk Gott hilft. Gott läßt regnen
das Brot in Massen. Gott gibt ihnen Brot im Überfluß - um sie zu prüfen.
Die Reaktion des
Hirten auf das Volk
Mose
weist auf Gott. Er wird aushelfen.
Mose
weist auf Gott. Eure Kritik triffi nicht mich, sondern Gott selbst.
2. Geographie 2.1 Die Wüste Sin
Eine Wüste, wohl nordwestl. des
Sinaimassivs, die die Israeliten auf ihrem Weg vom Sinai nach Elim zogen. Eine
sandige Gegend.
3.
Begrifliichkeiten; meckern, murren
griech:
diegoggüze -hebr.: lun
Im
NT kommt das Verb 7x vor. Lautmalend von „gurren". (Übrigens das
dt. Wort „meckern"
kommt
allein von der Klanglinie vom Laut der Ziege).
Definition
(EWzNT S. 618 Sp. rechts): drückt umgangssprachlich einen (als
unangemessen
W beurteilenden) Anspruch aus, dem vermeintlich keine Genüge getan wird.
In
diesem Sinne in Mt 20,11 und Lk 5,30
In
der LXX ist vergleichbar mit l Kor 10,10.
In
der Wortfamilie goggüsmos heißt es subtantiviert auch murren, heimliche
Rede! Menschen, die mit
Gott und ihrem Schicksal hadern.
4. Pneumatische
Exegese:
4.1. Erarbeitung des Skopus des Textes
4.2. Auflistung der Handlung zur geistigen
Vergegenwärtigung
•
Auszug aus Elim (Oase)
• Ankunft in der
Wüste Sin
Geogr.und temp.Hinweis: Sin zwischen
Elim und Sinai (Oase und Gott) - 11/2 Monate unterwegs
• Das Volk
meckert/murrt gegen ihre Leiter Mose und Aaron
•
Sie beginnen ganz wirtschaftlich zu rechen:
1. Sterben tun wir so oder so. In
Ägypten wären wir durch die Schinderei umgekommen. Nun sterben wir an Hunger.
2. Der Unterschied ist: in Ägypten
hätte es wenigstens bis zum Tod noch ein paar Henkersmahlzeiten gegeben. Hier
in der Wüste ist man beidem beraubt.
3. „Sterben durch des Herrn
Hand..." Ich bin nun Gott nachgefolgt, und habe dringlich das Gefühl, daß
es mir nicht besser geht als vorher. *
Mose läßt eine
gewisse Gesetzesmäßigkeit in der Erziehung Gottes vor Augen erstehen:
Siegreicher Auszug aus Ägypten (dem
alten Leben) - Wüste Mara (erste Ernüchterung) - Oase (Christsein ist
doch toll) - Wüste Sin (geistl. Durststrecke) - Gott hilft durch das Manna
Fazit: Gott will
sehen, ob ich ihm treu bleibe, auch wenn ich vom Glauben enttäuscht
bin. In der Prüfung
geht er immer an einer bestimmten Schmerzgrenze entlang. Noch etwas: Die
Anfechtungen verdeutlichen auch den Charakter: Mose und Aaron blieben Gott
treu, sie meckerten nicht.
Lernziel der Predigt: Gott prüft uns auf unsere
Glaubensbelastbarkeit und formt unseren Charakter durch Eigenerkenntnis und
Gotteserkenntnis.
5. Aufbau einer
Bibelarbeit
·
Gott legt uns
eine Last auf, aber er hilft uns auch.
·
Die Last dient
dazu, Gott zu vertrauen
·
Die Last dient
dazu, mich selber zu erkennen
Schluß: Geschichte von Axel Kühner:
S. 218 Sprachliche Hinweise:
Viel mit dem Begriff „Wüste" arbeiten Die Begriffe
meckern/murren aus der Exegese herleiten.