Bibelarbeiten: hier
Bibelarbeit über 2.Mose 13

von Michael Strauch


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Gliederung:

 

1.      Worterklärung

2.      Mazzen und Erstgeburt – das Erinnerungspaket an die Erlösung Israels (V.1-16)

3.      Heim-suchen (V. 17-22)

 

zu 1: Worterklärungen

 

Monat Abib (V.3):

 

Ich will zur Jahresbestimmung eine kurze Erklärungen vorausschicken:

·         Die Israeliten teilten ihre Jahre in der Phase der Wanderung nach dem Mond ein (Mondjahr). Daraus ergibt sich ein Jahr mit 12 Monaten. Jeder Monat hatte entweder 29 oder 30 Tage. Ein Jahr hatte somit 354 Tage.

·         In Kanaan mußte Israel aber aufgrund des Ackerbaus und der Ernte und der damit verbundenen, von Gott angeordneten Feste das Sonnenjahr (365 Tage) mit dem Mondjahr in Einklang bringen. Dies geschah alle 2-3 Jahre und führte dazu, dass man eine Art Schaltmonat (13.Monat) einführte.

·         Die Monate wurden gezählt nach der Reihenfolge der Feste. So ist (2.Mose 12,2) der Beginn des Jahres auch der Beginn des Passahfestes.

·         Dieser erste Monat des Jahres (nach unserer Zeitrechnung Mitte März/Mitte April) war der Monat Abib (oder Nisan) und dauerte ca. 30 Tage. Am ersten Tag dieses Monats (wie an jedem anderen Monat auch) war das Neumondfest (Mondjahr!). Nach der babyl. Gefangenschaft wurde der Monat Abib durch den Namen Nisan ersetzt.

·         Am 14.Tag dieses Monats feierte man das Passahfest.

·         Am 15.-21. Tag dieses Monats war das Fest der ungesäuerten Brote.

·         Am 16.Tag brachte man die Erstlinge der Ernte da (Erntebeginn).

 

Philister (V.17)

 

Die Philister stammten ursprünglich aus Kreta. Offenbar hat sich ein Teil der antiken, kretischen Bevölkerung während des Einfalls der Seevölker (12.Jh vor Chr.) im Nildelta niedergelassen (sie werden in 1Mose 10 erwähnt) und wurden Kasluhiter genannt. Östlich vom Nildelta gibt es einen Berg, genannt Kasios, wo diese sich niederließen. Später ist dieses Volk an den Küstenstreifen Palästinas (Philistäa) gezogen, wo sie weitere, direkt dort ansässige Volksgenossen antrafen. Wenn das Volk Israel also nicht durch das Gebiet der Philister ziehen soll, so ist nicht an den Küstenstreifen Israels zu denken, sondern an den Osten des Nildeltas.

 

Sukkot und Etham (V.20)

 

Beides nahe des heutigen Suezkanals. Gerade Etham war ägyptische Grenzfestung und Knotenpunkt zur Mitte und in den Süden der Sinaihalbinsel. Beide Orte liegen an Bitterseen. Israel bewegt sich also von nordöstlichen Teil des Nildeltas in den Nordwesten der Sinaihalbinsel und bewegt sich dann weiter Richtung „Suezkanal“ (Süden).

 

Zu 2 : Mazzen und Erstgeburt – das Erinnerungspaket an die Erlösung Israels (V.1-16)

Gott gibt durch die Predigt des Mose zweierlei Anweisung für die Feste. Sie dienen in besonderer Weise zur Erinnerung. Denn das Israel die guten Taten Gottes allzu schnell vergass, füllt die Bibel mit manigfaltigen Beispielen.

1.      Das Fest der ungesäuerten Brote (15.-21.Tag des ersten Monats Abib) (Verse 3-10). Dieses Essen des Mazzen soll Israel daran erinnern, dass Israel „aus Ägypten ausgezogen ist, aus dem Sklavenhaus!“ (V.3). Es erinnert, dass Gott das Volk ausgeführt hat. Und das mit „starker Hand“. Die Parallele zu uns ist der Karfreitag. So wie der Herr zu Beginn des Passahfestes gekreuzigt wurde, so soll der Karfreitag, der ja bewußt in den März/April fällt uns daran erinnern, dass Gott uns mit starker Hand erlöst hat aus dem Sklavenhaus der Sünde in die Gemeinschaft Gottes. Gott hat uns zu Kindern gemacht und die davor übliche Fastenzeit soll erinnern, dass wir unterwegs sind. In Eile haben die Israeliten das Brot gegessen, Zeichen dafür, dass sie Pilger sind. Allen Sauerteig sollten sie aus dem Hause kehren soll daran erinnern, dass wir von der Sünde lassen sollen und uns Gott stets neu anbefehlen sollen. Eigentlich müßte nach den Kar-und Ostertage der Buß-und Bettag stehen.

2.      Die Gabe der Erstgeburt (am 16.Tag des ersten Monats) (V.11-16)

Dieser Tag erinnert uns daran, wie der Herr seinem einzig geborenen Sohn „das Genick brach“ (V.13). Es erinnert daran, dass alles durch dieses Opfer am Kreuz eingelöst werden muss, durch dieses fehlerlose Lamm. Wer nicht bereit ist, dieses Lamm anzunehmen und sich „einlösen“ zu lassen, ist dem Gericht anheim gestellt, wie Gott Gericht geübt hat über Ägypten. Ich verweise dazu auf meine Auslegung zu Exodus 12.

 

Was Mose immer wieder betont ist die „Erinnerung“:

·         Vers 3: Gedenkt dieses Tages....

·         Vers 9: ...Gedenkzeichen zwischen deinen Augen...

·         Vers 16:...Merkzeichen....

 

Die Erinnerung soll weiter gefördert werden durch:

·         mündliche Weitergabe an kommenden Generationen (Vers 8)

·         durch jährlich sich wiederholende Festtage (Vers 10)

 

Ein wichtiger Vers ist V.9:

Und es sei dir ein Zeichen auf deiner Hand und ein Gedenkzeichen zwischen deinen Augen, damit das Gesetz Jahwes in deinem Mund sei.

 

·         Hand: Hände sind Ausdruck des Handelns, des Umsetzens. Gott will, dass ich einen tätigen Glauben ausübe, nicht einen Glauben für den Kopf allein. Ein Glaube, der nur aus Richtigkeiten besteht, ist ein einseitiger Glaube, halb und damit halblebig.

·         Augen: Die Augen sind die „Fenster der Seele“. Was ich mir anschaue, hat nicht selten Einfluss auf meine Hand. Darum soll das Auge sich Gott zuwenden. Mit dem Auge soll ich lesen, was Gottes Wille ist, mit dem Auge sehen, was Gott tut. Mit dem inneren Auge Gott schauen im Gebet.

·         Mund: Der Mund soll Gott rühmen und loben. Der Mund soll weitererzählen, was Gott getan hat. Der Mund soll schweigen und reden zu richtigen Zeit. Er soll trösten und aufrichten, lehren und unterweisen.

 

Augen und Mund sind Bestandteile des Kopfes. Damit verbunden sind Hören und Verstehen (Gehirn). Intelektuell soll Gottes Gebot einem stets „vor Augen“ stehen. Vom Kopf her geht`s zur Hand, zum Tun, zum Handeln des Willens Gottes. Das alles ist eingebettet – nicht in ein christliches Müssen, nicht in ein geistliches Korsett, nicht in freudloser Stimmung – sondern in ein FEST!

 

Diese Anweisung Gottes ist eine gute Anweisung für unsere Gemeinschaftsstunden, für Gottesdienste und ähnlichen Veranstaltungen. Sie alle haben ihren Hauptsinn nicht in Action, nicht in Theater und sonstigem, sondern in der Erinnerung.

 

Diese Erinnerung geschieht heute durch das Auslegen der Bibel (Mund). Auch die Gemeinde soll beteiligt sein in Lob und Anbetung (Mund).

Diese Erinnerung soll „augenscheinlich“ sein. Sie soll praktisch sein und den Menschen etwas vor Augen stellen. Darum dürfen Sketche, Diapräsentation etc. sein, wenn es dazu dient, dass die Grundaussage des Textes dem Zuhörer vor Augen steht!

Diese Erinnerung soll „zur Hand“ gehen. Dieses ist das schwerste Stück. Dass eine Veranstaltung Gott so dem Zuhörer vor Augen stellt, dass er danach umsetzt, was ihm deutlich „vor Augen“ steht.

 

Nicht zuletzt sollen Alte und Junge zusammen sein. Familien mit ihren Kindern sollen im Gottesdienst sich wohlfühlen und es soll ihnen „erklärt“ werden, um was es sich bei alledem handelt. Für die Kleinen ist der Festcharakter besonders wichtig. Eine Veranstaltung, die nur das Ohr anspricht, weder Auge und Hand ist tödlich. Ein Mund, der nur öde und teilnahmslos, schlecht vorbereitet und im Grunde sich selber predigt, ist geradezu lästerlich.

 

Diese ganzen Veranstaltungen dienen der Erinnerung an die Taten Gottes. Sie sollen nicht erinnern, wie toll oder wie mies ich bin, sondern Gott verherlichen. Wo dies im Mittelpunkt steht, dürfte es keine Probleme geben zwischen Alt und Jung. Das es doch diese Probleme gibt weist darauf hin, dass nicht an Gott erinnert werden soll, sondern an sich selbst.

 

Zu 3: Heim-suchen (V. 17-22)

Das Volk Israel zieht vom Nildelta aus. Der kürseste Weg wäre direkt ostwärts. Dort siedeln aber philistäisch entstammende Volksgruppen. Gott läßt Israel also einen Umweg machen in Richtung Etham. Ein großer Umweg, der schnell zu Unverständnis führen kann, wenn man den Grund nicht kennt. Gott handelt aber weise. Auch dann, wenn er sein Volk oft genug nicht den scheinbar direkten Weg führt, sondern mühevolle Umwege. Gott weiss, dass das Hindurchziehen Israels durch das Gebiet der Philister als bedrohlich wirken kann und es zum Krieg gekommen wäre. Diese militärische Zwischenfall aber hätte Israel moralisch in die Arme Ägyptens getrieben. Dieser Weg geht Gott nicht selten mit jung bekehrten Christen. Ich selbst bekam nach meiner Bekehrung viel Segen, eine gute Gemeinde, viele christliche Freunde. Das war der Segen und die Schonzeit Gottes für meinen jungen Glauben. Doch bald stellte sich heraus, dass das Lesen der Bibel auch Kraft und Disziplin erfordert und das Christsein kein Sonnenweg immer nur ist. Gott bereitet einen Gläubigen langsam vor auf die Proben und Läuterungen. Er verschont und fordert in dem Maß, wie es das Kind verkraftet. Nie verschont er aber ausschließlich, sondern sobald man ein Gotteskind geworden ist, steht man auch in der Schule Gottes.

Was aber stärkt ihren jungen Glauben? Der alte, bewährte, von Mühsal zum Sieg durchgedrungene Glaube Josephs. Joseph hatte sie nach Ägypten geführt, mit ihm wollten sie Ägypten verlassen. Seine Mumie wird als Siegespanier mitgeführt. Sein Leichnam ist etwas „für die Augen“. Eine sichtbare Erinnerung an vergangene Taten Gottes. Nun spürt das Volk, dass sie selbst Teil sind eines neuen Abschnittes in der Geschichte Israels. Wie sehr doch der Glaube unserer Vorfahren uns Kraft schenken kann. Darum hat Gott in der Bibel diese Vorbilder uns erhalten. Doch das Vorbild des Glaubens vergangener „Glaubenshelden“ reicht hier nicht aus. Gott selbst wird „sichtbar“ als der gute Hirte, der seine Gemeinde vorausgeht und zugleich ihren Zug beschließt. Da der Mensch sündig ist, würde er Gottes Aussehen nicht ertragen. Darum umhüllt Gott sich in einer Wolke am Tage und in Feuer des Nachts. Wolke wie Feuer leiten das Volk. Gott steht ihnen sprichwörtlich „vor Augen“.

Die junge Gemeinde bricht auf. Ihr Weg geht durch die Wüste ins gelobte Land. Das erinnert an die junge Gemeinde in Jersualem. Sie haben ihren erhöhten Herrn im Herzen, sichtbar an Pfingsten sehen und erleben sie Gottes Geist – ein Offenbaren Gottes für Auge, Mund und Hand – und ungleich wichtig für die ersten Schritte des Glaubens. Denn auch in Israel wird es gewesen sein wie bei den Jüngern bei Jesu Himmelfahrt, wenn es heißt, dass einige zweifelten. Und es geht wie damals in Jerusalem durch Verfolgung und Leid hinaus in die lange Geschichte Gottes mit seinem Volk.