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Gliederung:
1. Worterklärung
2. Mazzen
und Erstgeburt – das Erinnerungspaket an die Erlösung Israels (V.1-16)
3. Heim-suchen
(V. 17-22)
Monat Abib (V.3):
Ich will zur
Jahresbestimmung eine kurze Erklärungen
vorausschicken:
·
Die Israeliten teilten ihre Jahre in der Phase
der Wanderung nach dem Mond ein (Mondjahr). Daraus ergibt sich ein Jahr mit 12
Monaten. Jeder Monat hatte entweder 29 oder 30 Tage. Ein Jahr hatte somit 354
Tage.
·
In Kanaan mußte Israel aber aufgrund des
Ackerbaus und der Ernte und der damit verbundenen, von Gott angeordneten Feste
das Sonnenjahr (365 Tage) mit dem Mondjahr in Einklang bringen. Dies geschah
alle 2-3 Jahre und führte dazu, dass man eine Art Schaltmonat (13.Monat)
einführte.
·
Die Monate wurden gezählt nach der Reihenfolge
der Feste. So ist (2.Mose 12,2) der Beginn des Jahres auch der Beginn des
Passahfestes.
·
Dieser erste Monat des Jahres (nach unserer
Zeitrechnung Mitte März/Mitte April) war der Monat Abib (oder Nisan) und
dauerte ca. 30 Tage. Am ersten Tag dieses Monats (wie an jedem anderen Monat
auch) war das Neumondfest (Mondjahr!). Nach der babyl. Gefangenschaft wurde der
Monat Abib durch den Namen Nisan ersetzt.
·
Am 14.Tag dieses Monats feierte man das
Passahfest.
·
Am 15.-21. Tag dieses Monats war das Fest der
ungesäuerten Brote.
·
Am 16.Tag brachte man die Erstlinge der Ernte da
(Erntebeginn).
Philister (V.17)
Die Philister stammten
ursprünglich aus Kreta. Offenbar hat sich ein Teil der antiken, kretischen
Bevölkerung während des Einfalls der Seevölker (12.Jh vor Chr.) im Nildelta
niedergelassen (sie werden in 1Mose 10 erwähnt) und wurden Kasluhiter genannt.
Östlich vom Nildelta gibt es einen Berg, genannt Kasios, wo diese sich
niederließen. Später ist dieses Volk an den Küstenstreifen Palästinas
(Philistäa) gezogen, wo sie weitere, direkt dort ansässige Volksgenossen
antrafen. Wenn das Volk Israel also nicht durch das Gebiet der Philister ziehen
soll, so ist nicht an den Küstenstreifen Israels zu denken, sondern an den
Osten des Nildeltas.
Sukkot und Etham (V.20)
Beides nahe des heutigen Suezkanals. Gerade Etham war ägyptische
Grenzfestung und Knotenpunkt zur Mitte und in den Süden der Sinaihalbinsel.
Beide Orte liegen an Bitterseen. Israel bewegt sich also von
nordöstlichen Teil des Nildeltas in den Nordwesten der Sinaihalbinsel
und bewegt sich dann weiter Richtung „Suezkanal“ (Süden).
Gott gibt durch die Predigt
des Mose zweierlei Anweisung für die Feste. Sie dienen
in besonderer Weise zur Erinnerung. Denn das Israel die guten Taten Gottes
allzu schnell vergass, füllt die Bibel mit manigfaltigen Beispielen.
1. Das
Fest der ungesäuerten Brote (15.-21.Tag des ersten Monats Abib) (Verse 3-10).
Dieses Essen des Mazzen soll Israel daran erinnern, dass Israel „aus Ägypten
ausgezogen ist, aus dem Sklavenhaus!“ (V.3). Es erinnert, dass Gott das Volk
ausgeführt hat. Und das mit „starker Hand“. Die Parallele zu uns ist der
Karfreitag. So wie der Herr zu Beginn des Passahfestes gekreuzigt wurde, so
soll der Karfreitag, der ja bewußt in den März/April fällt uns daran erinnern,
dass Gott uns mit starker Hand erlöst hat aus dem Sklavenhaus der Sünde in die
Gemeinschaft Gottes. Gott hat uns zu Kindern gemacht und die davor übliche
Fastenzeit soll erinnern, dass wir unterwegs sind. In Eile haben die Israeliten
das Brot gegessen, Zeichen dafür, dass sie Pilger sind. Allen Sauerteig sollten
sie aus dem Hause kehren soll daran erinnern, dass wir von der Sünde lassen
sollen und uns Gott stets neu anbefehlen sollen. Eigentlich müßte nach den
Kar-und Ostertage der Buß-und Bettag stehen.
2. Die
Gabe der Erstgeburt (am 16.Tag des ersten Monats) (V.11-16)
Dieser Tag erinnert uns daran, wie der Herr seinem
einzig geborenen Sohn „das Genick brach“ (V.13). Es erinnert daran, dass alles
durch dieses Opfer am Kreuz eingelöst werden muss, durch dieses fehlerlose
Lamm. Wer nicht bereit ist, dieses Lamm anzunehmen und sich „einlösen“ zu
lassen, ist dem Gericht anheim gestellt, wie Gott Gericht geübt hat über
Ägypten. Ich verweise dazu auf meine Auslegung zu Exodus 12.
Was Mose immer wieder
betont ist die „Erinnerung“:
·
Vers 3: Gedenkt dieses Tages....
·
Vers 9: ...Gedenkzeichen zwischen deinen
Augen...
·
Vers 16:...Merkzeichen....
Die Erinnerung soll
weiter gefördert werden durch:
·
mündliche Weitergabe an kommenden Generationen
(Vers 8)
·
durch jährlich sich wiederholende Festtage (Vers
10)
Ein wichtiger Vers ist
V.9:
Und es sei dir ein Zeichen
auf deiner Hand und ein Gedenkzeichen zwischen deinen Augen,
damit das Gesetz Jahwes in deinem Mund sei.
·
Hand: Hände sind Ausdruck des Handelns,
des Umsetzens. Gott will, dass ich einen tätigen Glauben ausübe, nicht einen
Glauben für den Kopf allein. Ein Glaube, der nur aus Richtigkeiten besteht, ist
ein einseitiger Glaube, halb und damit halblebig.
·
Augen: Die Augen sind die „Fenster der
Seele“. Was ich mir anschaue, hat nicht selten Einfluss auf meine Hand. Darum
soll das Auge sich Gott zuwenden. Mit dem Auge soll ich lesen, was Gottes Wille
ist, mit dem Auge sehen, was Gott tut. Mit dem inneren Auge Gott schauen im
Gebet.
·
Mund: Der Mund soll Gott rühmen und
loben. Der Mund soll weitererzählen, was Gott getan hat. Der Mund soll
schweigen und reden zu richtigen Zeit. Er soll trösten
und aufrichten, lehren und unterweisen.
Augen und Mund sind
Bestandteile des Kopfes. Damit verbunden sind Hören und Verstehen (Gehirn).
Intelektuell soll Gottes Gebot einem stets „vor Augen“ stehen. Vom Kopf her
geht`s zur Hand, zum Tun, zum Handeln des Willens Gottes. Das alles ist
eingebettet – nicht in ein christliches Müssen, nicht in ein geistliches
Korsett, nicht in freudloser Stimmung – sondern in ein FEST!
Diese Anweisung Gottes ist
eine gute Anweisung für unsere Gemeinschaftsstunden, für Gottesdienste und
ähnlichen Veranstaltungen. Sie alle haben ihren Hauptsinn nicht in Action,
nicht in Theater und sonstigem, sondern in der Erinnerung.
Diese Erinnerung geschieht
heute durch das Auslegen der Bibel (Mund). Auch die Gemeinde soll beteiligt
sein in Lob und Anbetung (Mund).
Diese Erinnerung soll
„augenscheinlich“ sein. Sie soll praktisch sein und den Menschen etwas vor
Augen stellen. Darum dürfen Sketche, Diapräsentation etc. sein, wenn es dazu
dient, dass die Grundaussage des Textes dem Zuhörer vor Augen steht!
Diese Erinnerung soll „zur
Hand“ gehen. Dieses ist das schwerste Stück. Dass eine Veranstaltung Gott so
dem Zuhörer vor Augen stellt, dass er danach umsetzt, was ihm deutlich „vor
Augen“ steht.
Nicht zuletzt sollen Alte
und Junge zusammen sein. Familien mit ihren Kindern sollen im Gottesdienst sich
wohlfühlen und es soll ihnen „erklärt“ werden, um was es sich bei alledem
handelt. Für die Kleinen ist der Festcharakter besonders wichtig. Eine
Veranstaltung, die nur das Ohr anspricht, weder Auge und Hand ist tödlich. Ein
Mund, der nur öde und teilnahmslos, schlecht vorbereitet und im Grunde sich
selber predigt, ist geradezu lästerlich.
Diese ganzen Veranstaltungen
dienen der Erinnerung an die Taten Gottes. Sie sollen nicht erinnern, wie toll
oder wie mies ich bin, sondern Gott verherlichen. Wo dies im Mittelpunkt steht,
dürfte es keine Probleme geben zwischen Alt und Jung. Das es doch diese
Probleme gibt weist darauf hin, dass nicht an Gott erinnert werden soll,
sondern an sich selbst.
Das Volk Israel zieht vom Nildelta aus. Der kürseste Weg wäre direkt
ostwärts. Dort siedeln aber philistäisch entstammende Volksgruppen. Gott läßt
Israel also einen Umweg machen in Richtung Etham. Ein großer Umweg, der schnell
zu Unverständnis führen kann, wenn man den Grund nicht kennt. Gott handelt aber
weise. Auch dann, wenn er sein Volk oft genug nicht den scheinbar direkten Weg
führt, sondern mühevolle Umwege. Gott weiss, dass das Hindurchziehen Israels
durch das Gebiet der Philister als bedrohlich wirken kann und es zum Krieg
gekommen wäre. Diese militärische Zwischenfall aber
hätte Israel moralisch in die Arme Ägyptens getrieben. Dieser Weg geht Gott
nicht selten mit jung bekehrten Christen. Ich selbst bekam nach meiner
Bekehrung viel Segen, eine gute Gemeinde, viele christliche Freunde. Das war der Segen und die Schonzeit Gottes für meinen jungen
Glauben. Doch bald stellte sich heraus, dass das Lesen der Bibel auch Kraft und
Disziplin erfordert und das Christsein kein Sonnenweg immer nur ist. Gott
bereitet einen Gläubigen langsam vor auf die Proben und Läuterungen. Er
verschont und fordert in dem Maß, wie es das Kind verkraftet. Nie verschont er
aber ausschließlich, sondern sobald man ein Gotteskind geworden ist, steht man
auch in der Schule Gottes.
Was aber stärkt ihren jungen Glauben? Der alte, bewährte, von Mühsal zum
Sieg durchgedrungene Glaube Josephs. Joseph hatte sie nach Ägypten geführt, mit
ihm wollten sie Ägypten verlassen. Seine Mumie wird als Siegespanier
mitgeführt. Sein Leichnam ist etwas „für die Augen“. Eine sichtbare Erinnerung
an vergangene Taten Gottes. Nun spürt das Volk, dass
sie selbst Teil sind eines neuen Abschnittes in der Geschichte Israels. Wie
sehr doch der Glaube unserer Vorfahren uns Kraft schenken kann. Darum hat Gott
in der Bibel diese Vorbilder uns erhalten. Doch das Vorbild des Glaubens
vergangener „Glaubenshelden“ reicht hier nicht aus. Gott selbst wird „sichtbar“
als der gute Hirte, der seine Gemeinde vorausgeht und zugleich ihren Zug
beschließt. Da der Mensch sündig ist, würde er Gottes Aussehen nicht ertragen.
Darum umhüllt Gott sich in einer Wolke am Tage und in Feuer des Nachts. Wolke
wie Feuer leiten das Volk. Gott steht ihnen sprichwörtlich „vor Augen“.
Die junge Gemeinde bricht auf. Ihr Weg geht durch die Wüste ins gelobte Land. Das erinnert an die junge Gemeinde in Jersualem. Sie haben ihren erhöhten Herrn im Herzen, sichtbar an Pfingsten sehen und erleben sie Gottes Geist – ein Offenbaren Gottes für Auge, Mund und Hand – und ungleich wichtig für die ersten Schritte des Glaubens. Denn auch in Israel wird es gewesen sein wie bei den Jüngern bei Jesu Himmelfahrt, wenn es heißt, dass einige zweifelten. Und es geht wie damals in Jerusalem durch Verfolgung und Leid hinaus in die lange Geschichte Gottes mit seinem Volk.