Bibelarbeit über 1Samuel 17 für Stunde und Hauskreis
von Michael Strauch
Einleitende Worte
Das Kapitel besteht aus 58 Versen und ist für eine Stunde und einen Hauskreis – trotz dem Bekanntheitsgrad der Geschichte – nicht sinnvoll, alles zu behandeln. Doch um eine Auswahl zu treffen, brauchen erst wir einen Überblick. Es ist hilfreich, wenn wir thematisch vorgehen. Eine Möglichkeit ist eine Tabelle, wo wir beim Lesen jeweils einzelne Begriffe eintragen und sie später klären. Das könnte so aussehen:
Orte |
Socho in Juda, Aseka bei Efes-Dammim, Eichgrund, zwei Berge und ein Tal, Gat, Bethlehem in Juda, Ekron, Schaarajim |
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Personen |
Philister, Saul, Israel, Goliath, David, Isai und seine 8 Söhne, Eliab-Abinadab und Schamma – Davids Brüder, Hauptmann Abner |
Handlungsabschnitte |
1.Zwei Heere stehen sich gegenüber (V.1-3) 2.Goliath tritt vor und fordert einen Zweikampf. Seine Rede (V.4-11) 3.David wird von Isai zu seinen Brüdern gesandt (V.12-20) 4.Das Angebot Sauls für den Sieg über Goliath. Davids Fragen (V.21-30) 5. David vor Saul. Davids mutige Rede vor Saul (V.31-37) 6.Davids minimale Ausrüstung – Schleuder und Gottvertrauen (V.38-40) 7.Der ungleiche Kampf - Goliaths Hohnrede (V.41-44) 8.Der ungleiche Kampf – Davids Glaubensrede (V.45-47) 9.David tötet Goliath, Israel vernichtet die Philister (V.48-54) 10. David weckt Sauls Interesse, Abner forscht nach (V.55-58) |
Gewichte |
Lot, Elle, Handbreit |
Zentrale Verse |
Vers 32: „Seinetwegen lasse lasse keiner den Mut sinken; dein Knecht wird hingehen und mit diesem Philister kämpfen.“ Vers 37: „Der Herr, der mich vor den Löwen und Bären errettet hat, der wird mich auch erretten von diesem Philister.“ Vers 47: „damit diese ganze Gemeinde inne werde, dass der Herr nicht durch Schwert oder Spieß hilft!“ |
Wir müssen nicht bekannte Figuren nachschlagen. Fangen wir mit den Orten an, damit wir ungefähr eine geographische Vorstellung haben, die manchmal auch geistlich – also im übertragenen Sinne – etwas zum Ausdruck bringen kann. Dazu empfiehlt sich Rieneckers Lexikon zur Bibel:
Socho in Juda: Ort in der judäischen Sephela (heutige Westjordanland), ca. 21 km westsüdwestl. Von Bethlehem.
Aseka bei Efes-Dammim: Stadt 27 km nordwestl.von Hebron (Hebron liegt westlich-ca.mittig vom toten Meer.
Eichgrund: Auch Tal der Terebinthen genannt. Fruchtbares, mit vielen Bäumen bewachsenes Tal und das einzig offene Tal an der Westgrenze Judas, daher Einfallstor für Philister.
Gat: Einer der 5 Philisterstädte, in der auch ein Rest der Enakiter lebte (Jos 11,22). Die Philisterstädte lagen alle an der Meeresküste Israels. Gat die östlichst gelegene Stadt.
Bethlehem in Juda: fruchtbarer Ort im Gegensatz zur Wüste. Bethlehem liegt südlich von Jerusalem und westlich von der Nordspitze des Toten Meeres.
Ekron: Ekron liegt wie Gat etwas östlich vom Mittelmeer, auf der Höhe von Jerusalem. Eine der 5 Philisterstädte.
Wenn man diese Orte auf der Karte verfolgt, so finden wir das Gebirge Juda, dass sich parallel zum Toten Meer im Westen hinzieht und der Eichgrund muss etwas westlich dieses Gebirges, westlich vom oberen Drittel des Toten Meeres, stattgefunden haben. Bethlehem, Gat, Ekron etc. liegen alle ungefähr auf gleicher Höhe und stehen sich bedrohlich gegenüber.
Gedanke:
Die Philister waren vermutlich interessiert an der furchtbaren Gegend des Eichgrunds. Beide Heere haben sich auf jeweils ein Bergmassiv verschanzt. Dazwischen ein Graben, eine Kluft, ein Riss. Wie die Schlacht um Verdun gewinnt keiner der beiden Heere einen cm Boden. Das Tal wird zur Arena. Zum Gladiatorenschauplatz. Die Philister schicken ihren besten Mann ins Rennen. Ein Enakiter. Ein „Monster“ aus der Zeit, wo „die Söhne Gottes“ mit Frauen Geschlechtsverkehr hatten und dafür bestraft wurden. Die Bibel nennt sie die „Riesen“. Eine lebendige „Lästerung“ an Gott. Wer tritt in den Riss? Es tritt der Mann aus Bethlehem in den Riss. Der Schwächste, der Jüngste, der in der Kriegskunst unerfahrenste tritt in den Riss. Kein Soldat, ein Hirte. Kein Speer, eine Hirtenstab. Kein Schwert, eine Schleuder. Kein Eisen, ein Kieselstein. Kein Schildträger, der Herr ist sein Schild.
Nun kommen wir zu den Personen. Sie geben uns Auskunft über die Zeit, in der das Ganze spielt. König Saul war der erste König Israels. Wir wissen von ihm, dass der geographische Graben auch geistlich bei ihm zu finden ist. Auf der einen Seite will er Gott dienen, auf der anderen Seite handelt er eigenmächtig. Das Auftreten des Hirtenjungen Davids ist im Grunde genommen der Beginn des Untergangs Sauls. Diese ungute Pattsituation kommt auch im Krieg zu zutage. Es braucht einen Mann des Glaubens. Sauls Stern aber ist schon am Sinken. Ein neuer Stern geht auf.
Die Philister sind seit Urzeiten die Feinde Israels. Sie kommen vermutlich aus Kreta. Sie besiedeln das Gebiet, was dem Volk Israel immer unheimlich war: die Küste mit dem tosenden Meer. Die Philister waren auch stets eine Geißel Gottes (siehe Richterbuch) für Israel. Isai war ein Sohn Obeds und entstammt einer Segenslinie, den er war ein Enkel von Boas und Ruth (siehe Buch Ruth und Geschlechtsregister Jesu). Sein jüngster Sohn war David, ein Hirte und späterer König Israels. In David spiegeln sich viele Parallelen zum Messias (Bethlehem, Hirte, König etc.). Besondere Betonung hat, das er der Jüngste war (siehe Josef) und Bethlehem als klein und unbedeutend galt. In der Auswahl Davids spiegelt sich Gottes Art wieder, der das Kleine, das Unscheinbare erwählt und dieses reifen läßt zu seinem Lob. Die Brüder Davids sind auf ihn ebensowenig zu zu sprechen wie die Stammväter Israels auf Josef. Überhaupt ist die Parallele bezeichnend, denn auch Josef wurde damals von seinem Vater zu seinen Brüdern geschickt! So ist diese Situation immer auch ein Bild für Israel, das gerne auf Größe und Stärke setzte, anstatt Gott zu vertrauen. Man wird später David verjagen, wie man Josef verjagte und man Gott wird David zum mächtigen Mann machen wie seinerzeit mit Josef. Bei beiden gilt, was Saul sagt in Vers 37: Der Herr ist mit ihm!
Der Feldhauptmann Abner, Sohn Ners und ein Vetter Sauls, wird nach dem Tod Sauls ebenfalls zur tragischen Figur. Als David König wird in Juda, bestimmt Abner seinen Sohn Nahanaim zum König über Israel (Nordreich). Es kommt zum Bürgerkrieg, zu vielen Streitpunkten und letztendlich verläßt Abner seinen Sohn und wechselt die Partei zu David. Abner wird später ermordet.
Wäre nun noch zu klären, was ein Lot. Nach archäologischen Funden entspricht ein Lot ca. 11,2-12,2 Gramm. Das würde bedeuten, dass der Panzer ca. 60 KG wog. Die Spitze des Speeres wog demnach 7 Kg. Eine Handbreit war ca. 8 cm, eine Elle 46 cm. Das würde bedeuten, dass Goliath 2,84m groß war. Für die in der Antike eher klein gewachsenen Menschen eine ungeheure Größe.
Ablauf eines Bibelabends:
Zu Beginn würde ich den Text nicht lesen, sondern erst eine Art „Brain-storming“ machen. Das könnte so aussehen, dass man Fragen stellt zu den Orten und man die Leute suchen läßt, wo der Kampf stattgefunden hat. Danach kann man kurz die eigenen Erkenntnisse hinzufügen.
Dann würde ich Zettel verteilen mit jeweiligen Namen: Philister, Isai, David etc. Und jeder bekommt etwas Zeit darüber nachzudenken, was ihm dazu einfällt. Zusammentragen und eigene Erkenntnisse jeweils hinzufügen.
Dann könnte man Abschnittsweise den Text sich erarbeiten. Zum Beispiel beginnen mit den Versen 12-20. Lesen lassen und wieder Nachdenken: wo sehe ich Parallelen zu den Brüdern Jakobs und Josef, Israel, Davids Brüder und David.
Danach die geistliche Grabensituation: Lesen Vers 1-3+21-30. Inwiefern ist der Zustand Israels ein Spiegelbild für das Verhältnis zu Gott? Welche Rolle spielt Saul? Welche Rolle später Abner? Welches Verhältnis habe momentan ich zu Gott? Wie ist mein zeitliches Kräfteverhältnis zwischen dem, was mir wichtig ist und Gott?
Nun kann man von David lernen. Hier wären seine Reden zu lesen. Die Rede zu Saul (V.38-40) und die Rede zu Goliath (V.45-47). Wie drückt sich der Glaube aus in der Art der Gegensätze von z.B. der Rüstung Sauls und der Rüstung Goliaths und dem wenigen von David? Wie erlebe ich Davids Beziehung zu Gott? Was ist seine Motivation? Wofür brennt sein Herz?
Am Schluss eine Zeit der Stille. Bin ich im „Zwispalt“ mit Gott? Suche ich im Grunde genommen meine Ehre? Verlasse ich mich auf Schild und Speer? Wir haben einen großen Gott. Man könnte auf Kärtchen jedem einer der Kernverse nach Hause mitgeben!